8. SS-Kavallerie-Division „Florian Geyer“ – Wikipedia
SS-Kavallerie-Division | |
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Truppenkennzeichen | |
Aktiv | 9. September 1942 bis 12. Februar 1945 |
Staat | Deutsches Reich |
Streitkräfte | Waffen-SS |
Truppengattung | Kavallerie |
Typ | Division |
Gliederung | Siehe Gliederung |
Schlachten | Deutsch-Sowjetischer Krieg Besetzung Ungarns |
Führung | |
Liste der | Kommandeure |
Die 8. SS-Kavallerie-Division „Florian Geyer“ war eine Kavallerie-Division der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg, die zu großen Teilen aus Volksdeutschen aufgestellt wurde.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bereits im November 1939 wurde aus Angehörigen der Reiter-SS eine SS-Kavallerie-Einheit, die SS-Reiterstandarte „Totenkopf“, unter Hermann Fegelein gebildet. Diese unterstand dem Chef der Ordnungspolizei Kurt Daluege und wurde zur „Sicherung“ des polnischen Hinterlandes nach dem Überfall auf Polen eingesetzt. De facto bedeutete dies die Terrorisierung der polnischen Bevölkerung und die Ermordung jüdischer Einwohner.[1] Im Mai 1940 wurde die Standarte geteilt in die SS-Totenkopf-Reiter-Standarten 1 und 2, die im Februar 1941 in SS-Kavallerie-Regimenter umbenannt wurden. Wenig später wurden sie dem im Vorfeld des Überfalls auf die Sowjetunion gebildeten Kommandostab RFSS unterstellt.
Als solche waren sie nach dem Beginn der Kampfhandlungen an der Ostfront mit der „Säuberung“ des rückwärtigen Gebiets der Heeresgruppe Mitte beauftragt. Diese „Säuberungen“ waren nichts anderes als die gezielte Ermordung der jüdischen Einwohner sowie anderer „verdächtiger Elemente“, insbesondere versprengter Rotarmisten, kommunistischer Funktionäre und sogenannter „Banditen“.[1] Im September des gleichen Jahres wurden beide Regimenter in der SS-Kavallerie-Brigade zusammengefasst, die durch Unterstützungseinheiten ergänzt wurde. Ab Dezember 1941 wurde die Brigade bei der Schlacht um Moskau im Raum Rschew eingesetzt, wo sie erstmals ernsthafte Verluste erlitt. Bis Frühjahr 1942 war die Brigade auf eine Kampfgruppe von etwa 700 Mann geschrumpft, die zur Auffrischung in das Generalgouvernement verlegt wurde.[1]
Unter Hinzufügung eines dritten Regiments, wofür zahlreiche rumänische Volksdeutsche rekrutiert wurden, wurde zwischen Juni und September 1942 auf dem Truppenübungsplatz Debica bei Krakau die SS-Kavallerie-Division aufgestellt. Sie wurde zunächst der Heeresgruppe Mitte zugeteilt und bis April 1943 bei Rschew und Orjol eingesetzt, bevor sie zur Auffrischung abkommandiert wurde. Zwischen Juni und August wurde die Division zur Partisanenbekämpfung eingesetzt, danach an den Dnepr verlegt.[1] Am 22. Oktober 1943 erfolgte die Umbenennung in 8. SS-Kavallerie-Division.[2] Während der weiteren Kämpfe im Rahmen der Schlacht am Dnepr wurde die Division schwer in Mitleidenschaft gezogen und im Dezember aus der Front genommen. Es folgte die Verlegung in den Raum Osijek in Kroatien, wo die Division aufgefrischt und auf eine neue Verwendung vorbereitet wurde. Dabei wurde ihr auch das neuaufgestellte SS-Kavallerie-Regiment 18 unterstellt, während das SS-Kavallerie-Regiment 17 Anfang 1944 zur Aufstellung der 22. SS-Freiwilligen-Kavallerie-Division abgegeben wurde.
Im März 1944 nahm die Division an der Besetzung Ungarns teil und erhielt am 17. März 1944 den Ehrennamen „Florian Geyer“, nach dem Heerführer aus den Bauernkriegen.[1] Im September wurde sie wieder an die mittlerweile in Siebenbürgen verlaufende Front verlegt, wo sie der 6. Armee der Heeresgruppe Südukraine unterstellt wurde. Ab Oktober musste sie sich mit dieser nach Ungarn zurückziehen und erreichte im November Budapest, wo sie im Dezember zusammen mit weiteren deutschen und ungarischen Einheiten im Zuge der Schlacht um Budapest eingeschlossen wurde.[1]
Nach der Vernichtung des Großteils der Division beim Fall von Budapest am 12. Februar 1945 wurden die außerhalb des Kessels befindlichen Divisionsteile zur Aufstellung der 37. SS-Freiwilligen-Kavallerie-Division „Lützow“ eingesetzt.[1]
Einsatz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- vor September 1942: als SS-Kavallerie-Brigade zur „Bandenbekämpfung“ eingesetzt
- Oktober 1942 bis März 1943: bei Heeresgruppe Mitte
- März bis Juni 1943: Auffrischung und Partisanenbekämpfung
- Juni bis Dezember 1943: bei Heeresgruppe Süd
- Dezember 1943 bis März 1944: Neuaufstellung in Kroatien
- März 1944: Beteiligung an der Besetzung Ungarns
- September 1944: bei Heeresgruppe Südukraine
- Oktober 1944 bis Januar 1945: bei Heeresgruppe Süd
- Januar 1945: bei der Schlacht um Budapest wurde die Division vernichtet.
Kriegsverbrechen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Insbesondere während des Einsatzes zur „Bandenbekämpfung“ im besetzten Osteuropa werden den Einheiten der SS-Kavallerie-Division zahlreiche Kriegsverbrechen zugeschrieben. So hat eine Abteilung der (damals) SS-Kavallerie-Brigade zwischen dem 1. und 12. August 1941 beim Einsatz in den Prypjatsümpfen über 14.000 Juden ermordet. Am 7. August 1941 meldete die Brigade 7819 ermordete Juden in der Gegend von Minsk.
Zusammensetzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Division bestand zu 40 Prozent aus Volksdeutschen, was sich in der Beurteilung ihrer Zuverlässigkeit negativ niederschlug.[3]
Gliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]SS-Kavallerie-Division (1942) | 8. SS-Kavallerie-Division (22. Oktober 1943) |
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Kommandeure
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1. September 1941 bis Mai 1942: SS-Standartenführer Hermann Fegelein
- Mai 1942 bis 15. Februar 1943: SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS Wilhelm Bittrich
- 15. Februar bis 19. April 1943: SS-Standartenführer Fritz Freitag
- 19. April bis 14. Mai 1943: SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS Hermann Fegelein
- 13. September bis 22. Oktober 1943: SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS und Polizei Bruno Streckenbach
- 22. Oktober 1943 bis 1. Dezember 1944: SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS Hermann Fegelein
- 10. Januar bis 1. April 1944: SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS und Polizei Bruno Streckenbach
- 1. April 1944 bis 11. Februar 1945: SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS Joachim Rumohr
Bekannte Divisionsangehörige
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Alfred Driemel (1907–1947), war im KZ Buchenwald, im KZ Sachsenhausen sowie im KZ Stutthof in leitenden Funktionen eingesetzt
- Gerhard Fischer (1908–1994), war ein NSDAP-Kommunalpolitiker und Landrat von Oldenburg in Holstein
- Edwin Jung (1907–1966), war Mediziner und diente als SS-Arzt im Konzentrationslager Dachau
- Eberhard von Künsberg (1909–1945), war ein Jurist und Diplomat
- Wilhelm Landig (1909–1997), war Buchautor eine Romantrilogie über den Thule-Mythos
- Gustav Lombard (1895–1992), war ein verurteilter Kriegsverbrecher
- Bruno Streckenbach (1902–1977), war ein verurteilter Kriegsverbrecher
- Karl-Heinz Teuber (1907–1961), war Leiter der Zahnstation im KZ Dachau und im KZ Auschwitz
- Antoine Touseul (1921–1991), war ein verurteilter Kriegsverbrecher
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Martin Cüppers: Wegbereiter der Shoah. Die Waffen-SS, der Kommandostab Reichsführer SS und die Judenvernichtung 1939–1945, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005, ISBN 978-3-89678-758-3.
- Rolf Michaelis: Die Kavallerie-Divisionen der Waffen-SS. 2. Auflage. Michaelis-Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-930849-17-8.
- Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. 2. Auflage. Band 3: Die Landstreitkräfte 6–14. Biblio-Verlag, Bissendorf 1974, ISBN 3-7648-0942-6.
- Gordon Williamson: The Waffen-SS. Band 2: 6. to 10. Divisions. Osprey, Oxford 2004, ISBN 1-84176-590-2 (Men-at-arms 404).
- LG Braunschweig, 20. April 1964. In: Justiz und NS-Verbrechen. Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Tötungsverbrechen 1945–1966, Bd. XX, bearbeitet von Irene Sagel-Grande, H. H. Fuchs, C. F. Rüter. Amsterdam: University Press, 1979, Nr. 570, S. 23–105 Verfahrensgegenstand: Massenerschiessung tausender Juden im Pripjetgebiet, darunter mindestens 4500 Juden aus dem Ghetto Pinsk
- Henning Pieper: Aber vor der Geschichte muß die Wahrheit siegen. Die Legende der Waffen-SS am Beispiel der SS-Kavallerie, in: Jens Westemeier (Hg.): So war der deutsche Landser.... Das populäre Bild der Wehrmacht, S. 287–307, Paderborn (Ferdinand Schöningh) 2019. ISBN 3-506-78770-5
- Henning Pieper: Fegelein's horsemen and genocidal warfare. The SS Cavalry Brigade in the Soviet Union, Basingstoke (Palgrave Macmillan) 2015. ISBN 978-1-137-45631-1
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f g Gordon Williamson: The Waffen-SS. Band 2: 6. to 10. Divisions. Osprey, Oxford 2004, ISBN 1-84176-590-2, S. 17–20: 8. SS-Kavallerie-Division Florian Geyer.
- ↑ Elfriede Frischmuth: 8. SS-Kavallerie-Division Florian Geyer, RS 3-8, 1941-1943. Bundesarchiv Koblenz, Mai 2008, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 12. April 2011; abgerufen am 1. August 2011.
- ↑ George H. Stein: The Waffen-SS. Hitler's Elite Guard at War 1939–1945. Cornell University Press, Ithaka NY u. a. 1966, ISBN 0-8014-9275-0.