Adlerpult – Wikipedia
Das Adlerpult war im Mittelalter eine bevorzugte Variante des Lesepultes im Altarraum christlicher Gotteshäuser. Es erfuhr als Träger des Evangelienbuches, des Lektionars oder des Antiphonales eine seinem hohen liturgischen Rang entsprechend aufwändige Gestaltung.
Die ausgebreiteten Schwingen des Adlers waren formal und funktional als Unterlage der aufgeschlagenen Folianten geeignet. An frühen Kanzeln und Lettnern war, wie Beispiele in Italien zeigen, der Adler noch Teil der steinernen Brüstung. Gelegentlich stand er in einer Folge von Evangelistensymbolen; als Attribut des Evangelisten Johannes verselbständigte er sich aber später.
Im 14. und 15. Jahrhundert fand das Adlerpult als freistehendes Einzelmöbel weite Verbreitung. Zahlreiche herausragende Beispiele wurden in den maasländischen Produktionszentren aus Gelbguss gegossen und finden sich noch im Rheinland und den Niederlanden. Dem Adlerpult verwandt sind vereinzelt als Pelikan oder Greif ausgebildete Lesepulte.
Beispiele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hildesheimer Dom: Pult aus Bronze, um 1240
- Aachener Dom: Pult aus Messing, um 1450
- Berner Münster: Pult aus Messing, um 1446
- Dom zu Halberstadt: Pult aus Bronze, 16. Jahrhundert (Domschatz Halberstadt)
- Doberaner Münster: Lektorienpult, Ende 19. Jahrhundert
- Maxkirche (Düsseldorf): Pult aus Bronze[?], 1449, siehe Hauptartikel Adlerpult (Maxkirche)
- St. Lambertus (Erkelenz): Pult aus Messing, 1. Hälfte[1] oder Mitte[2] des 15. Jh.
- Marienkirche (Dortmund): Pult aus Messing auf steinernem Sockel, 15. Jahrhundert
- St. Reinoldi (Dortmund): Pult aus Messing, um 1450
- St. Martin in Hal (Belgien): Pult aus Messing, 1450
- St. Walburga (Veurne) (Belgien)
- Herforder Münster: Pult aus Kupfer, geschmiedet, 1969 von Ulrich Conrad
Einige Adlerpulte befinden sich heute in Museen.
- Adlerpult im Skizzenbuch des Villard de Honnecourt, Paris, Bibl. Nat., um 1230
- Adlerpult mit Fledermaus in der Chorhalle des Aachener Doms, um 1450
- Adler vom Pult in St. Reinoldi, Dortmund, um 1450
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Heinrich G. Lempertz: Adlerpult. In: Otto Schmitt (Hrsg.): Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte. Band 1. J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1937, DNB 457890258, Sp. 187–195 (rdklabor.de).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Bedeutende Bau- und Kunstwerke in Erkelenz 10: Adlerpult in St. Lambertus. (PDF; 251 KB) Stadt Erkelenz, 2004, abgerufen am 2. Januar 2024.
- ↑ Claudia Euskirchen, Olaf Gisbertz, Ulrich Schäfer u. a. (Bearbeiter): Nordrhein-Westfalen I: Rheinland (= Georg Dehio [Begründer], Dehio-Vereinigung [Hrsg.]: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler). Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2005, ISBN 3-422-03093-X, S. 352.