Ayyubiden – Wikipedia

Flagge der Ayyubiden

Die Ayyubiden (kurdisch دەوڵەتی ئەییووبی Dewleta Eyûbiyan; arabisch بنو أيوب, DMG Banū Ayyūb oder الأيوبيون Aiyūbiyūn) waren eine sunnitisch-muslimische Dynastie kurdischer[1] Herkunft, die von 1171 bis 1254 in Ägypten herrschte. Seitenlinien der Ayyubiden herrschten in Teilen Syriens bis 1341. Benannt ist die Dynastie nach Nadschmuddin Ayyub, dem Vater Saladins.

Das Reich der Ayyubiden (1171–1246) in seiner größten Ausdehnung
Im Namen des Ayyubiden al-Adil geprägte Münze

Mit dem Niedergang der Fatimiden in Ägypten begannen verstärkte Angriffe der Kreuzfahrer des Königreichs Jerusalem. Gegen diese riefen die Fatimiden die Zengiden zur Hilfe, die Syrien beherrschten. Diese entsandten Truppen unter Schirkuh nach Ägypten, der sich zum Wesir ernennen ließ. Nach seinem Tod wurde sein Neffe Saladin 1169 Wesir. Er beseitigte 1171 die Dynastie der ismailitischen Fatimiden-Kalifen und begründete die Dynastie der Ayyubiden.

Unter Saladin (1171–1193) wurde Ägypten reorganisiert und die Wirtschaft durch die Förderung von Landwirtschaft und Handel weiter gestärkt, um die Kreuzfahrer aus Jerusalem und Palästina vertreiben zu können. Bis 1181 wurde die Herrschaft über Syrien, Obermesopotamien, den Jemen und Nubien ausgedehnt, sodass Saladin den Großteil des arabischen Kernlandes regierte. Nach Festigung der Herrschaft besiegte er die Kreuzfahrer am 4. Juli 1187 in der Schlacht bei Hattin nahe Tiberias entscheidend und eroberte Jerusalem. Im nun folgenden Dritten Kreuzzug konnten die Kreuzfahrer zwar einige Küstenstädte (darunter Akkon) zurückerobern, doch die Wiedereinnahme Jerusalems gelang ihnen zunächst nicht.

Da Saladin vor seinem Tod das Reich geteilt hatte, kam es unter seinen Nachfolgern zunächst zu Machtkämpfen, bei denen sich al-Adil I. (1200–1218) gegen al-Mansur (1198–1200), den minderjährigen Sohn al-Aziz’ (1193–1198), durchsetzen konnte. Zwar teilte auch al-Adil das Reich vor seinem Tod, doch konnte sein Nachfolger al-Kamil (1218–1238) den Kreuzzug von Damiette (1217–1221) in Ägypten abwehren und den Kreuzzug Friedrichs II. (1228–1229) durch Verhandlungen mit dem Kaiser beenden, bei denen das unbefestigte Jerusalem abgetreten wurde. Kurz vor seinem Tod konnte sich al-Kamil auch in Syrien durchsetzen.

Nach dem Ausbruch dynastischer Machtkämpfe gelang es as-Salih (1240–1249), weite Teile des Ayyubidenreichs wieder zu vereinigen, auch wenn Nordsyrien, Obermesopotamien und der Jemen endgültig verloren gingen. Ebenso konnte er 1244 Jerusalem endgültig von den Kreuzfahrern erobern.

Unmittelbar nach der Abwehr des Sechsten Kreuzzugs (1249–1254), der auf Ägypten abgezielt hatte, fiel der letzte Ayyubide Turan Schah einer Verschwörung der türkischen Mamluken im Heer zum Opfer, als er deren Einfluss einschränken wollte. Bis 1257 führte nun dessen Stiefmutter Schadschar ad-Dur als Regentin die Regierung, wobei sie den Mamlukenführer Aybak heiratete. Dieser erhob sich als al-Malik al-Muizz 1252 zum Sultan, beendete die Dynastie der Ayyubiden in Ägypten und begründete das Mamlukenreich (1252–1517).

Seitenlinien der Ayyubiden herrschten in Damaskus und Aleppo noch bis 1260, in Homs bis 1262 und in Hama bis 1341. Daneben gab es auch noch ayyubidische Herrscher in Hasankeyf (Hisn Keyfa), die dort bis in das 15. Jahrhundert ansässig blieben und erst von den Aq Qoyunlu beseitigt wurden.

Im Gegensatz zu den Fatimiden und den folgenden Mamluken regierten die Ayyubiden keinen Zentralstaat. Vielmehr wurden die Söhne des Herrschers und andere Seitenzweige der Dynastie an der Verwaltung des Reiches beteiligt. Dies führte allerdings nach dem Tod eines Herrschers immer wieder zu Kämpfen um die Einheit des Gesamtreichs.

Der Al-Azhar-Park in Kairo (Ayyubidische Architektur)

Die Architektur der Ayyubidenzeit ist geprägt von alten regionalen künstlerischen Traditionen, vermischt mit Stilelementen iranischen Ursprungs und den weitreichenden Erfahrungen, die man der Kreuzfahrer-Architektur entlehnt hat.

Die letztgenannte Komponente spiegelt sich eindrücklich in der militärischen Zwecken dienenden Baukunst, wie dem hervorragendsten Werk, der Zitadelle von Aleppo. Die besondere Baukunst äußert sich durch einen großen, nackten und scharfkantigen – in den Hang zurückgesetzten – Baukörper, durch welchen ein mächtiger Torbogen Zugang zur Zitadelle bietet. Über eine Brücke findet dieses Monument Anschluss an den Haupteingang, einen Vorbau mit Treppe.

Bedeutend ist auch die – durch die orthodox religiöse Einstellung des Saladin – vorangetriebene Errichtung zahlreicher religiöser Stiftungen, wie Medresen, verteilt auf Städte wie Aleppo, Damaskus und das ägyptische Kairo. Beispiele sind die al-Zahiriyya-, die Firdaus- und die al-Salihiyya-Medresen.

Die ayyubidische Architektur konzentrierte sich außerdem auf Außengestaltungen, wie Toranlagen (Portale) und Außendekorationen (Nischen als Gliederungselemente, Stalaktitenmotive (Muqarnas) und polychrome Steinkompositionen).[2]

Herrscher der Ayyubiden

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Herrscher in Ägypten

Herrscher in Damaskus

Emire in Aleppo

Emire in Hama

Emire in Homs

Emire in Karak

Emire in Jemen siehe dazu: Ayyubiden (Jemen)

Emire in al-Dschazira siehe dazu: Ortoqiden

Emire in Hisn Keyfa

(nicht komplett)

Stammbaum (Auszug)

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Als Sultane von Ägypten amtierende Personen sind fett unterlegt.

 
 
 
 
 
 
Schadhi bin Marwan
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Schirkuh
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Nadschmuddin Ayyub
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Muhammad
 
 
 
an-Nasir Yusuf (Saladin)
 
 
 
al-Muʿazzam Turan Schah
 
 
 
al-Adil Abu Bakr I. (Saphadin)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
al-Mudschahid Schirkuh
 
al-Aziz Uthman
 
az-Zahir Ghazi
 
al-Kamil Muhammad I.
 
al-Muʿazzam ʿĪsā
 
al-Aschraf Musa
 
as-Salih Ismail
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
al-Mansur Ibrahim
 
al-Mansur Muhammad I.
 
al-Aziz Muhammad
 
al-Mas'ud Yusuf
 
al-Adil Abu Bakr II.
 
as-Salih Ayyub
 
Schadschar ad-Durr
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
al-Aschraf Musa
 
 
 
 
 
an-Nasir Yusuf
 
Yusuf
 
al-Mughīth ʿUmar
 
al-Muʿazzam Turan Schah
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
al-Aschraf Musa
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Die in der Türkei lebenden Ayyubiden tragen heute den Familiennamen Eyüboğlu (Ayyubs Sohn).

  • Ulrich Haarmann: Geschichte der Arabischen Welt. Herausgegeben von Heinz Halm. 5. Auflage. C. H. Beck, München 2004, ISBN 3-406-47486-1 (Beck’s historische Bibliothek).
  • Peter Malcolm Holt: The age of the Crusades. The Near East from the eleventh century to 1517. 7. Auflage. Longman, London u. a. 1996, ISBN 0-582-49303-X (History of the Near East).
  • Richard Stephen Humphreys: From Saladin to the Mongols. The Ayyubids of Damascus, 1193–1260. State University of New York Press, Albany, 1977, ISBN 0-87395-263-4.
  • Giuseppe Ligato: La croce in catene. Prigionieri e ostaggi cristiani nelle guerre di Saladino. 1169–1193. Fondazione Centro Italiano di Studi sull’Alto Medioevo, Spoleto 2005, ISBN 88-7988-092-6 (Istituzioni e società 5).
  • Henri Massé: ʿImâd ad-Dîn al-Iṣfahânî (519–597 / 1125–1201). Conquête de la Syrie et de la Palestine par Saladin (al-Fatḥ al-qussî fî l-fatḥ al-Qudsî). Paul Geuthner, Paris 1972 (Documents relatifs à l’Histoire des Croisades publiés par l’Académie des Inscriptions et Belles-Lettres 10, ZDB-ID 764458-9).
  • Umberto Scerrato: Islam – Monumente Großer Kulturen. 1972 (Lizenzausgabe).
  • Kenneth M. Setton (Hrsg.): A History of the Crusades. Band 2: The later Crusades, 1189–1311. Kapitel 20: The Aiyubids. University of Wisconsin Press, Madison 1969, S. 693–714 (digicoll.library.wisc.edu).
Commons: Ayyubiden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Richard Stephen Humphreys: Ayyubids. In: Encyclopædia Iranica. Band 3, 18. August 2011, S. 164–167, abgerufen am 18. Oktober 2019 (englisch).
    V. Minorsky: Studies in Caucasian History: I. New Light on the Shaddadids of Ganja II. The Shaddadids of Ani III. Prehistory of Saladin In: Cambridge Oriental Series, Band 6 (CUP Archive, 1953)
  2. Umberto Scerrato: Islam – Monumente Großer Kulturen, S. 86–89.