Andreas Radbruch – Wikipedia

Andreas Radbruch (* 3. November 1952 in Celle[1]) ist ein deutscher Immunologe. Er leitete von 1996 bis 2023 das Deutsche Rheuma-Forschungszentrum Berlin (DRFZ) und hatte bis zu seiner Emeritierung 2021 eine Professur für Experimentelle Rheumatologie an der Charité-Universitätsmedizin Berlin inne, wo er weiterhin als Seniorprofessor eine Arbeitsgruppe leitet.

Andreas Radbruch erwarb 1976 an der Universität Bonn das Diplom im Studienfach Biologie, 1980 promovierte er an der Universität zu Köln. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter beziehungsweise Hochschulassistent arbeitete er – unterbrochen von einem Forschungsaufenthalt an der University of Alabama at Birmingham 1987 – bis zu seiner Habilitation 1988 am Institut für Genetik der Uni Köln. Hier blieb er auch zunächst als Dozent, bevor er 1990 an der Uni Köln eine Professur für Genetik und Immunologie erhielt.

Radbruch war von 1996 bis 2023 Wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums (DRFZ) in Berlin. An der Humboldt-Universität zu Berlin hatte er von 1998 bis 2021 eine Professur für experimentelle Rheumatologie inne. Er blieb nach seiner Emeritierung als Seniorprofessor an der Charité und leitet weiterhin (Stand 2023) die Arbeitsgruppe Zellbiologie.[2]

2007/2008 war Radbruch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, 2009/2010 der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Von 2016 bis 2021 war Radbruch Präsident der European Federation of Immunological Societies (EFIS).[3]

Schwerpunkte von Radbruchs Forschungen sind Autoimmunität, Entzündung und Immunpathologie, die Biologie von T- und B-Lymphozyten und Plasmazellen und die Entwicklung und molekulare Prägung des immunologischen Gedächtnisses. Besondere Verdienste hat er sich um die Entwicklung von Zytometrie und Zellsortierung erworben, insbesondere auch mit Magnetpartikeln (siehe Magnetic Cell Separation). Er konnte außerdem die molekularen Grundlagen des Antikörper-Klassenwechsels in B-Lymphozyten aufklären. Radbruch entdeckte, dass langlebige Gedächtniszellen (insbesondere Antikörper-produzierende Plasmazellen aber auch T-Helferzellen, aus denen sich die T-Gedächtniszellen entwickeln) in speziellen Nischen im Knochenmark überleben, von wo aus sie sowohl die verstärkte Immunantwort bei einer erneuten Infektion leisten können, als auch krankhafte Entzündungserscheinungen wie bei Rheuma oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen aufrechterhalten.

Am DRFZ förderte Radbruch die interdisziplinäre Zusammenarbeit und die Kooperation mit klinischen Institutionen wie der Charité. Unter seiner Ägide entstanden erfolgreiche kommerzielle Ausgliederungen des DRFZ wie Miltenyi Biotec oder Amaxa (später von der Lonza Group aufgekauft).

Im Rahmen der COVID-19-Pandemie äußerte er sich kritisch zur Wirksamkeit von Boosterimpfungen und zu einer Impfpflicht gegen COVID-19:[4]

Wiederholtes „Boostern“ sättigt das Immunsystem. ... Eine Impfpflicht wird es erschweren, bei künftigen Infektionswellen angepasst impfend zu reagieren.[5]

Auszeichnungen (Auswahl)

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Einzelnachweise

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  1. Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie. In: dgrh.de. Abgerufen am 9. Juni 2023.
  2. Zellbiologie - Prof. Dr. rer. nat. Andreas Radbruch. DRFZ, abgerufen am 2. Mai 2023.
  3. EFIS – European Federation of Immunological Societies: Board. Abgerufen am 2. Mai 2023.
  4. Janina Lionello: Debatte um Impfpflicht: „Das Risiko-Nutzen-Profil verschiebt sich in eine ungünstige Richtung“, Interview mit Andreas Radbruch, Cicero, 30. März 2022
  5. Andreas Radbruch: Stellungnahme Prof. Dr. Andreas Radbruch, Eiinzelsachverständiger:. (PDF) In: Deutscher Bundestag. 21. März 2022, abgerufen am 23. März 2022.
  6. Preisträger (1994) der Karl Heinz Beckurts-Stiftung (beckurts-stiftung.de); abgerufen am 1. November 2014.
  7. Verleihung des Aronsonpreises im UKBF an zwei herausragende Wissenschaftler. Pressemitteilung vom 18. Februar 2000 beim Informationsdienst Wissenschaft (idw-online.de).
  8. Mitgliedseintrag von Andreas Radbruch bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 1. November 2014.
  9. Bundesverdienstkreuz für Andreas Radbruch. (Memento vom 3. März 2016 im Internet Archive) (PDF, 47 kB) Pressemeldung vom 12. März 2008 bei der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (dgrh.de).
  10. Andreas Radbruch. In: bbaw.de. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 4. März 2023.
  11. Deutscher Immunologie-Preis. In: dgfi.org. Deutsche Gesellschaft für Immunologie, abgerufen am 4. März 2023.
  12. Deutsche Gesellschaft für Immunologie verleiht Avery-Landsteiner-Preis für Immunologie. Pressemitteilung vom 18. September 2014 beim Informationsdienst Wissenschaft (idw-online.de); abgerufen am 1. November 2014.
  13. Eintrag auf der Internetseite der Academia Europaea