Anleitung zum Unglücklichsein – Wikipedia

Anleitung zum Unglücklichsein ist ein Sachbuch, das der österreichische Psychologe Paul Watzlawick im Jahr 1983 veröffentlichte.

Watzlawick entwarf mit diesem Buch ein radikales Gegenstück zu der – vor allem in den USA – weit verbreiteten Ratgeberliteratur und zeigt auf, wie man sein Leben unerträglich gestalten kann. Hintergrund des Buchs sind die Erkenntnisse der Palo-Alto-Schule, zu deren Mitbegründern Watzlawick gehörte.

Der Piper-Verlag schreibt in seiner Vorbemerkung zu diesem Buch:

„Jeder Leser dürfte etwas von sich selbst in diesem Buch wiederfinden — nämlich seine eigene Art und Weise, den Alltag unerträglich und das Triviale enorm zu machen.“

An den Anfang seines Buchs stellt Watzlawick ein Zitat aus den Aufzeichnungen aus dem Kellerloch von Fjodor Michailowitsch Dostojewski, das aufzeigt, worum es ihm geht:

„Was kann man nun von einem Menschen […] erwarten? Überschütten Sie ihn mit allen Erdengütern, versenken Sie ihn in Glück bis über die Ohren, bis über den Kopf, so daß an die Oberfläche des Glücks wie zum Wasserspiegel nur noch Bläschen aufsteigen, geben Sie ihm ein pekuniäres Auskommen, daß ihm nichts anderes zu tun übrigbleibt, als zu schlafen, Lebkuchen zu vertilgen und für den Fortbestand der Menschheit zu sorgen – so wird er doch, dieser selbe Mensch, Ihnen auf der Stelle aus purer Undankbarkeit, einzig aus Schmähsucht einen Streich spielen. Er wird sogar die Lebkuchen aufs Spiel setzen und sich vielleicht den verderblichsten Unsinn wünschen, den allerunökonomischsten Blödsinn, einzig um in diese ganze positive Vernünftigkeit sein eigenes unheilbringendes phantastisches Element beizumischen. Gerade seine phantastischen Einfälle, seine banale Dummheit wird er behalten wollen …“

Fjodor Michailowitsch Dostojewski: in: Aufzeichnungen aus dem Kellerloch

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt die Volksweisheit, wenn sie behauptet, nichts sei schwerer zu ertragen als eine Reihe von guten Tagen. Doch die Frage, was Glück eigentlich ist, bleibt unbeantwortet. Terentius Varro zählte nicht weniger als 289 Ansichten darüber, was Glück sei. Die großen Schöpfungen der Weltliteratur bestehen aus Unglück und Tragödien. In Dantes Göttlicher Komödie sei das Inferno genialer als sein Paradiso; „Faust I rührt zu Tränen, Faust II zum Gähnen“.

Aber auch den Tieren geht es nicht besser: Im Zoo sind sie vor Hunger, Gefahr und Krankheit geschützt und werden zu Neurotikern.

Es folgen einige Anekdoten und Zitate von Aphorismen und Gedanken teils berühmter Persönlichkeiten, darunter Margaret Mead, George Bernard Shaw, Groucho Marx und Alan Watts.

Watzlawicks Buch, dessen Titel wie eine Parodie auf die Ratgeberliteratur wirkte, entwickelte sich zum Kultbuch, allein in Deutschland wurden mehr als eine Million Exemplare verkauft. Das Buch erschien 1983 auf Englisch.[1] Es erschien auch auf Italienisch,[2] auf Französisch[3] und Spanisch.[4]

Paradoxerweise kann sich der „Anti-Ratgeber“ auch als echter Ratgeber erweisen: Denn wenn ein Leser sich ernsthaft bemüht, die im Buch aufgeführten Fehler zu vermeiden, kann es ihm durchaus gelingen, ein weniger unglückliches Leben zu führen.

  • Ben-Alexander Bohnke: Machen wir uns selbst unglücklich? Warum Unglücklichsein keine Schuld ist – eine Alternative zu Watzlawick. Fachbuchhandlung für Psychologie, Eschborn bei Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-88074-167-0.

Einzelnachweise

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  1. The situation is hopeless, but not serious: (the pursuit of unhappiness). WW Norton, New York 1983, ISBN 0-393-31021-3.
  2. Istruzioni per rendersi infelici Feltrinelli, Milano 1998, ISBN 88-07-81452-8.
  3. Faites vous-même votre malheur. Éd. du Seuil, Paris 2009, ISBN 978-2-7578-1574-8.
  4. El Arte de amargarse la vida. Herder, Barcelona 2003, ISBN 84-254-2330-9.