Bölsdorf – Wikipedia
Bölsdorf Stadt Tangermünde | ||
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Koordinaten: | 52° 31′ N, 11° 56′ O | |
Höhe: | 33 m ü. NHN | |
Fläche: | 10,38 km² | |
Einwohner: | 226 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 22 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. Januar 2010 | |
Postleitzahl: | 39590 | |
Vorwahl: | 039322 | |
Lage von Bölsdorf in Sachsen-Anhalt | ||
Kirche zu Bölsdorf (Oktober 2018) |
Bölsdorf ist eine Ortschaft und ein Ortsteil der Stadt Tangermünde im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.[2]
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bölsdorf, ein Straßendorf mit Kirche,[3] liegt 5 Kilometer südwestlich von Tangermünde zwischen der Elbe und dem Tanger, der wenige Kilometer nordöstlich in die Elbe mündet. Die Gemarkung Bölsdorf befindet sich im Überflutungsgebiet dieser beiden Flüsse, der Tangerniederung, und ist daher gut zur Hälfte von einem Deich umgeben. Die Stadt Stendal ist rund 15 Kilometer von Bölsdorf entfernt.[4]
Nachbarorte sind Demker und Elversdorf im Westen, Grobleben im Nordwesten, Tangermünde im Nordosten, Buch im Südosten und Köckte im Südwesten.[4]
Schutzgebiete
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Östlich des Dorfes beginnen das Biosphärenreservat Mittelelbe und das EU-Vogelschutzgebiet „Elbaue Jerichow“. Dazu gehört das Naturschutzgebiet Bucher Brack–Bölsdorfer Haken, das einen Altarm der Elbe einschließt. Südlich des Dorfes liegt das Naturschutzgebiet „Elsholzwiesen“.[4]
Ortschaftsgliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zur Ortschaft Bölsdorf gehören die Ortsteile Bölsdorf und Köckte.[2]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mittelalter bis Neuzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die erste Erwähnung des Dorfes stammt aus dem Jahre 1375 als Bolkstorppe im Landbuch der Mark Brandenburg.[5] Es umfasste 22 Hufen, davon zwei Pfarrhufen, der Schulze hatte auch zwei Hufen. Es gab einen Krug.[3] Weitere Nennungen zwischen 1429 bis 1440 waren Belkstorff, Bolkerstorff und Bolstorff,[6] 1687 Bölstorff[3] und 1804 gab es das Dorf Bölsdorf oder Böllsdorf mit einem Krug und einer Wassermühle am Tanger.[7]
Zum Bau der steinernen Tangerbrücken an der 1806 fertiggestellten Chaussee nach Tangermünde verwendete man die Reste einer Klause und einer schon 1375 im Landbuch genannten Kapelle.[8]
Der Pfarrer August Wilhelm Pohlmann berichtete 1829 über das Hochwasser im Jahre 1820: „Bei Grieben zerriß der Deich in Folge einer Stopfung des Eises und die ganze Elbe ging nun über Buch und Bölsdorf nach dem Tanger. Die Wasserhöhe betrug 109 Zoll.“[8] Das sind 2,77 Meter.[6]
Ersterwähnung 1335
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Historiker Peter P. Rohrlach weist darauf hin,[3] dass die Angabe von Paul Kupka Bölsdorf sei 1335 als Palestorp erstmals erwähnt[9] nicht zutrifft. Er führt aus, dass sich aus den Erwähnungen für Palestorp in Riedels Codex ergibt: 1335 werden Gorne vnd palestorp vom Markgrafen verpfändet.[10] Erst die Belehnung von 1503 stellt mit der Angabe vnnd die Dorpe Hohengarne vndt Paltorff im Lannde zu Jerichow[11] klar, dass beide Orte gar nicht zur Altmark gehören.
Herkunft des Ortsnamens
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Heinrich Sültmann meint, die Namen 1438 bolkerstorf, 1540 bolstorpe, weisen auf einen deutschen Eigennamen und die altsächsische Endung „torp“ für Dorf hin.[12][13]
Eingemeindungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ursprünglich gehörte das Gut Bölsdorf zum Tangermündeschen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1813 lag es im Kanton Grieben auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen gehörte das Gut ab 1816 zum Kreis Stendal, dem späteren Landkreis Stendal.[3]
Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Köckte mit der Landgemeinde Bölsdorf vereinigt.[14] Ab 25. Juli 1952 gehörte die Gemeinde Bölsdorf mit dem Ortsteil Köckte zum Kreis Tangerhütte. Nach dessen Auflösung wurde sie am 1. Januar 1988 dem Kreis Stendal zugeordnet. Schließlich kam sie am 1. Juli 1994 zum Landkreis Stendal.[15]
Bis zum 31. Dezember 2009 war Bölsdorf eine selbständige Gemeinde mit dem Ortsteil Köckte und gehörte der jetzt aufgelösten Verwaltungsgemeinschaft Tangermünde an.
Durch einen Gebietsänderungsvertrag beschloss der Gemeinderat der Gemeinde Bölsdorf am 9. Juni 2009, dass die Gemeinde Bölsdorf in die Stadt Tangermünde eingemeindet wird. Dieser Vertrag wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und trat am 1. Januar 2010 in Kraft.[16]
Für die Ortschaft wurde die Ortschaftsverfassung nach den §§ 86 ff. der Gemeindeordnung Sachsen-Anhalt eingeführt und ein Ortschaftsrat mit anfangs neun Mitgliedern einschließlich Ortsbürgermeister gebildet.
Heute hat der Ortschaftsrat 8 Mitglieder.[2]
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | 1734 | 1772 | 1790 | 1798 | 1801 | 1818 | 1840 | 1864 | 1871 | 1885 | 1892 | 1895 | 1900 | 1905 |
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Bölsdorf | 96 | 60 | 139 | 141 | 145 | 140 | 172 | 209 | 207 | 176 | 212[17] | 179 | 219[17] | 162 |
Am Tanger | 7 | 3 | ||||||||||||
In den Tannen | 9 | 3 | 12 | |||||||||||
Kohlhofsberg | 32 | 32 | 27 |
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Quelle, wenn nicht angegeben bis 2006:[3] zusammen mit Köckte: 2000 bis 2015, ab 2022
Religion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die evangelische Kirchengemeinde Bölsdorf gehörte früher zur Pfarrei Buch.[21] Sie wird heute betreut vom Pfarrbereich Lüderitz im Kirchenkreis Stendal im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[22]
Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Bölsdorf stammen aus dem Jahre 1833, ältere Einträge sind bei Buch zu finden.[23] Das Kirchenarchiv in Buch ist jedoch zum größten Teil 1836 verbrannt.[12]
Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Elisabeth in Tangermünde im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[24]
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ortsbürgermeister
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der erste Ortsbürgermeister seit der Eingemeindung war Dieter Melzer. Ihm folgte als Ortsbürgermeister Arno Kesemeyer.[25]
Ortschaftsrat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei der Ortschaftsratswahl am 9. Juni 2024 stellte sich die „Wählergemeinschaft Bölsdorf“ zur Wahl. Sie erreichte alle 8 möglichen Sitze. Gewählt wurden zwei Frauen und 6 Männer. Von 200 Wahlberechtigten hatten 174 ihre Stimme abgegeben, die Wahlbeteiligung betrug damit 87,0 Prozent.[26]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die evangelische Dorfkirche Bölsdorf, ein klassizistischer Bau mit einer Orgel vom Ende des 19. Jahrhunderts, wurde in den Jahren 1836–38 errichtet.[27]
- Die Kirche steht auf dem Ortsfriedhof.
- In der Dorfstraße steht ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges, das Kriegerdenkmal Bölsdorf, eine abgestufte Stele mit angebrachter Namenstafel verziert mit einem eisernen Kreuz.[28]
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gemeinde Bölsdorf liegt an der Landstraße zwischen den Städten Tangermünde und Tangerhütte. In Tangermünde besteht Bahnanschluss nach Stendal, im zwölf Kilometer entfernten Tangerhütte Anschlüsse nach Magdeburg und Stendal.
Es verkehren Linienbusse und Rufbusse von stendalbus.[29]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 275–280, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 90 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
- J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 291, 15. Bölsdorf (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bölsdorf auf tangermuende.de
- Bölsdorf im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Anke Hoffmeister: Noch weniger Geburten. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker (E-Paper). 4. Januar 2024, DNB 1002381223, S. 18.
- ↑ a b c Stadt Tangermünde: Hauptsatzung der Stadt Tangermünde. 1. November 2023, §15 Ortschaftsverfassung (tangermuende.de [PDF; 416 kB; abgerufen am 6. Juli 2024]).
- ↑ a b c d e f Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 275–280, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- ↑ a b c Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
- ↑ Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 368.
- ↑ a b Stadt Tangermünde: Informationen für Bürger und Gäste. 17. März 2016, S. 5 (Online [PDF]).
- ↑ Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 274 ([Digitalisat Online]).
- ↑ a b August Wilhelm Pohlmann: Geschichte der Stadt Tangermünde und August Stöpel: Topographisch-statistische Beschreibung, Stendal 1829, S. 7, 32 Digitalisat
- ↑ nach Rohrlach: Paul Kupka: Zur Geschichte des Kreises Stendal. Teil 1: Die alte Grafschaft Grieben. Stendal 1935, DNB 366500643, S. 153.
- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 17. Berlin 1859, S. 486 (Digitalisat).
- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 2. Berlin 1842, S. 339 (Digitalisat).
- ↑ a b Friedrich Hoßfeld, Ernst Haetge: Der Kreis Stendal Land (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 3). Hopfer, 1933, DNB 362544441, S. 34–35.
- ↑ nach Friedrich Hoßfeld: Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Stendal. In: Altmärkische Tageszeitung. Juli 1932, ZDB-ID 2511766-X, Beilage „Die Altmärkische Heimat“.
- ↑ Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 209.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 342, 347 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder).
- ↑ Landkreis Stendal: Gebietsänderungsvertrag zwischen Stadt Tangermünde und der Gemeinde Bölsdorf. In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr. 19, 9. September 2009, ZDB-ID 2665593-7, S. 242–244 (Online [PDF; 1,4 MB; abgerufen am 18. Dezember 2020]).
- ↑ a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 90 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
- ↑ a b c Anke Hoffmeister: Entwicklung der Einwohnerzahlen in der Stadt Tangermünde. In: Stendaler Volksstimme. 14. Januar 2016, S. 19.
- ↑ Anke Hoffmeister: Stadt registriert ein Plus von 36. In: Stendaler Volksstimme. 11. Januar 2020, S. 20.
- ↑ Yulian Ide: Hurra! Wir wachsen wieder! In: Stendaler Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 21. Januar 2023, DNB 1047269554, S. 19–20.
- ↑ Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 114 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- ↑ Pfarrbereich Lüderitz. Abgerufen am 8. April 2023.
- ↑ Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 17 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- ↑ Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 19. Dezember 2020.
- ↑ Anke Hoffmeister: Kleinster Ort mit größtem Rat. In: Stendaler Volksstimme. 29. Mai 2019, S. 21.
- ↑ Ortschaftsratswahl Bölsdorf, 9. Juni 2024. Amtliches Endergebnis. Stadt Tangermünde, 2. Juli 2024, abgerufen am 6. Juli 2024.
- ↑ Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 60.
- ↑ Bölsdorf, Stadt Tangermünde. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 1. Oktober 2019, abgerufen am 1. Oktober 2022.
- ↑ Strecken und Fahrpläne. In: stendalbus.de. Abgerufen am 14. Oktober 2022.