Bauernsee (Grünheide) – Wikipedia
Bauernsee | ||
---|---|---|
Der See im Mai 2012, Blick vom Süd- auf das Nordufer | ||
Geographische Lage | Deutschland, Brandenburg | |
Zuflüsse | Lichtenower Mühlenfließ | |
Abfluss | Lichtenower Mühlenfließ mit Liebenberger See → Löcknitz → Spree | |
Orte am Ufer | Kagel | |
Daten | ||
Koordinaten | 52° 27′ 38″ N, 13° 55′ 28″ O | |
| ||
Höhe über Meeresspiegel | 38,6 m ü. NHN | |
Fläche | 41 ha[1] | |
Länge | 2300 m[2] | |
Breite | 820 m[2] | |
Maximale Tiefe | 3,5 m[3] | |
Mittlere Tiefe | 2,5 m[3] |
Der Bauernsee ist ein 41 Hektar umfassendes Gewässer östlich von Kagel, einem Ortsteil der brandenburgischen Gemeinde Grünheide im Landkreis Oder-Spree.
Der von Südwest nach Nordost langgestreckte See ist Teil einer vierteiligen Seenkette, die vom Lichtenower Mühlenfließ durchströmt, über die Löcknitz in die Spree entwässert. Wie die gesamte Seenkette, war der Bauernsee im Mittelalter im Besitz des Klosters Zinna. Sein Name weist darauf hin, dass das Gewässer im Gegensatz zu den übrigen Seen von Bauern frei genutzt werden durfte.
Lage und Geomorphologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gewässer ist Teil der Seenkette (von Südwest nach Nordost) Elsensee → Baberowsee → Bauernsee → Liebenberger See, die über ihr nördlichstes Glied, den Liebenberger See, in die Löcknitz entwässert. Die Löcknitz fließt östlich parallel zu den Seen und mündet im Berliner Urstromtal in die Spree. Die Löcknitz entspringt nordöstlich der Seenkette in einem Tümpel bei Forsthaus Bienenwerder und durchströmt dann den Maxsee.[4] Die Seenkette gehört zu der Buckower Rinne (auch: Löcknitz-Stobber-Rinne), einer glazialen Schmelzwasserrinne, die sich in den letzten beiden Phasen der Weichsel-Eiszeit zwischen dem von Toteis gefüllten Oderbruch und dem Berliner Urstromtal (heutiges Spreetal) herausgebildet hat und die Barnimplatte von der Lebuser Platte trennt. Diese rund 30 Kilometer lange und zwei bis sechs Kilometer breite Rinne entwässert vom Niedermoor- und Quellgebiet Rotes Luch über den Stöbber nach Nordosten zur Oder und über Stöbberbach/Löcknitz nach Südwesten zur Spree.[5][6] Südlich schließt sich die Grünheider Seenkette aus Möllensee, Peetzsee und Werlsee an, die der Neuen Löcknitz (Löcknitzkanal) zufließt.
Der Bauernsee liegt wie die benachbarten Seen auf einer Höhe von 38,6 Metern über Normalhöhennull.[7] Seine Fläche beträgt 41 Hektar. Die mittlere Tiefe beträgt 2,5 Meter, die maximale Tiefe 3,5 Meter.[8] Das Gewässer hat eine Länge von rund 2300 und eine Breite von rund 820 Metern.
Flora und Fauna
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In weiten Teilen umzieht das Gewässer ein dichter Schilfgürtel. In dem Gebiet kommen die nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) in Deutschland besonders geschützten Leberblümchen vor. Unter den Sumpf- und Wasserpflanzen stechen mehrjährige und krautige Pfeilkräuter hervor. Auf moorigem Grund findet sich vereinzelt die Blume des Jahres 1992, der Rundblättrige Sonnentau[9], den die Rote Liste Brandenburgs als gefährdet einstuft.[10] Der See ist Jagdrevier des Eisvogels, zweimal Vogel des Jahres in Deutschland und 2006 Vogel des Jahres in der Schweiz. Der Vogel ist gemäß § 10 Abs. 2 Nr. 5 und Nr. 11 BNatSchG eine in Deutschland streng geschützte Art. Auch Graureiher finden am Bauernsee ihren passenden Lebensraum mit Flachwasserzonen und Wiesenflächen.
In den 1990er-Jahren wurde am Abfluss des benachbarten und unmittelbar mit dem Bauernsee verbundenen Liebenberger Sees eine Fischtreppe errichtet, um den Zugang zu der Seenkette für wandernde Fischarten wieder passierbar zu machen.[11] Diese Treppe am Bundesleistungszentrum Kienbaum wurde 2010 durch den Wasser- und Landschaftspflegeverband neu gebaut. Die neue Anlage verfügt teilweise über Sohlgleiten und je dreizehn Wasserbecken und Stufen, an denen die Fische je zehn Zentimeter überwinden. Während der Bauzeit sollen die Fische im Tosbecken gewissermaßen „Schlange gestanden“ haben, um in die Seen zu gelangen.[12] In den Seen kommen die laut Roter Liste in Brandenburg zurückgehenden Aale, Zander und Welse vor.[13] Im Jahr 2006 wurden am Fischaufstieg zum Liebenberger See zudem folgende Fischarten nachgewiesen: Plötze, Blei, Hasel, Schleie, Kaulbarsch, Ukelei, Hecht, Güster, Döbel und Giebel.[14]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der See steht heute vollständig unter der Verwaltung der BVVG Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH, ein Unternehmen der Bundesrepublik Deutschland für die Verwaltung, Verpachtung und den Verkauf von land- und forstwirtschaftlichen Flächen auf dem Gebiet der neuen Bundesländer.[1]
Ersterwähnungen und Namensgebung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der See wurde, soweit bekannt, erstmals 1471 im Landbuch des Zisterzienser Klosters Zinna mit dem Eintrag auf der pauren sehe schriftlich erwähnt. 1574 war er im Erbregister von Rüdersdorf als Der Bursehe verzeichnet. Während der benachbarte Baberowsee seinen Namen aus der slawischen Siedlungszeit bewahrt hat, ist der slawische Name des Bauernsees nicht bekannt. Die deutsche Namensgebung Bauernsee weist laut Brandenburgischem Namenbuch auf Besitz oder Nutzung von Bauern hin im Unterschied zu herrschaftlichem Besitz.[15]
Klosterbesitz und Kageler Seenpass
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wie sämtliche Grünheider Seen und Gebiete war auch der Bauernsee von der Mitte des 13. Jahrhunderts bis zur Säkularisation im Besitz des bei Jüterbog gelegenen Klosters Zinna. Kagel machten die Zisterziensermönche zu einer Art Stützpunkt und bauten am Ufer des Baberowsees ein sogenanntes Feldkloster.[16] Mit ihren großräumigen wasserwirtschaftlichen und wasserbaulichen Maßnahmen, die den Bau zahlreicher Wassermühlen an den Fließen und Seeabläufen einschlossen, trugen die Mönche erheblich zur Entwicklung und Aufsiedlung der Mark während der Deutschen Ostsiedlung bei.[17] Über den sogenannten Kageler „Seenpass“ zwischen dem Baberow- und Bauernsee und über den „Löcknitzpass“ in Liebenberg verlief die Handelsstraße von Berlin nach Lebus und Frankfurt/Oder.
Jagdschloss Kahlbaum und heutige Umgebung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am Bauernsee erbaute der Chemiefabrikant und Kommerzienrat Johannes Kahlbaum 1902 ein Jagdschloss für sich und seine Familie. Kahlbaum (* 24. Juli 1851 in Berlin, † 15. August 1909 in Adlershof) war Inhaber der Berliner Chemischen Fabrik C.A.F. Kahlbaum[18], die 1859 aus der von Carl August Ferdinand Kahlbaum gegründeten Spritreinigungsanstalt und Likörfabrik und späteren Spritreinigungsanstalt C.A.F. Kahlbaum GmbH hervorgegangen war und 1927 mit Schering fusionierte.[19] Bei dem Bau sollen die letzten riesigen Feldsteine des Kageler Klosters ihren Platz in einer künstlichen Grotte im Park des Schlosses gefunden haben. Nach dem Ersten Weltkrieg verkauften die Kahlbaum-Erben das Schloss an den Großhändler Heinrichs. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss zum Abriss freigegeben. Nur das Wirtschaftsgebäude blieb stehen und wurde in der DDR-Zeit vom VEB Messelektronik Berlin (1990 Neugründung als MEB Messelektronik Berlin GmbH) als Kinderferienlager genutzt. Nach der Wende 1990 blieb das Gebäude ungenutzt und wurde durch Vandalismus beschädigt.[16]
Der See ist nahezu unbebaut, lediglich am Südwestende reicht eine Siedlung Kagels bis fast an das Ufer heran. Am Südwestufer befinden sich einige Datschen und ein kleiner Badestrand. Ansonsten ist der See von Offengelände, im nordwestlichen Bereich von einem kleinen Waldsaum und zum Teil von landwirtschaftlichen Nutzflächen der Kranichsberger Agrargesellschaft umgeben. Die in Kagel ansässige Gesellschaft hat am Nordwestufer ein ausgedehntes Gelände und betreibt vornehmlich Rinder- und Milchviehhaltung.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Brandenburgisches Namenbuch. Teil 10. Die Gewässernamen Brandenburgs. Begründet von Gerhard Schlimpert, bearbeitet von Reinhard E. Fischer. Herausgegeben von K. Gutschmidt, H. Schmidt, T. Witkowski. Berliner Beiträge zur Namenforschung im Auftrag des Geisteswissenschaftlichen Zentrums Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas e.V. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1996 ISBN 3-7400-1001-0
- Eva Driescher: Die Löcknitz und ihr Einzugsgebiet – Lage, Morphologie, Geo- und Hydrogeologie sowie Hydrologie des Flußgebietes. (PDF; 4,4 MB) In: Gewässerökologie Norddeutschlands, Heft 3, 1996, S. 7–14.
- Eva Driescher: Siedlungsgeschichte und anthropogene Veränderungen an den Gewässern im Einzugsgebiet der Löcknitz. (PDF; 4,5 MB) In: Gewässerökologie Norddeutschlands. Heft 3, 1996
- Jörg Gelbrecht, Gerhard Ziebarth: Das NSG „Löcknitztal“. (PDF; 104 kB) Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, Interessengemeinschaft Löcknitztal e.V., ohne Datierung.
- Topographische Freizeitkarte 1:25.000 Märkische Schweiz. Hrsg.: Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg, Potsdam Ausgabe 2009 ISBN 978-3-7490-4070-4.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Landtag Brandenburg, Drucksache 5/3497 (PDF; 371 kB) 5. Wahlperiode. Antwort der Landesregierung auf die Große Anfrage Nr. 10 der Fraktion der FDP, Drucksache 5/2832, Fischerei und Fischzucht in Brandenburg. Juli 2011.
- ↑ a b Badeseen in Deutschland: Bauernsee.
- ↑ a b Eva Driescher: Die Löcknitz und ihr Einzugsgebiet […]. S. 13.
- ↑ Eva Driescher: Die Löcknitz und ihr Einzugsgebiet […]. S. 7, 12.
- ↑ Claus Dalchow, Joachim Kiesel: Die Oder greift ins Elbegebiet – Spannungsverhältnisse und Sollbruchstellen zwischen zwei Flussgebieten ( des vom 11. Juni 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 2,9 MB). In: Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge, Hrsg.: Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg, Kleinmachnow Heft 1/2 2005, S. 81, ISSN 0947-1995.
- ↑ LAG Märkische Schweiz e. V.: Naturraum Märkische Schweiz.
- ↑ Brandenburg-Viewer, Digitale Topographische Karten 1:10.000 (Menu anklicken)
- ↑ Eva Driescher: Die Löcknitz und ihr Einzugsgebiet […]. S. 13.
- ↑ Wohnen am Bauernsee in Kagel bei Berlin: der Ort Kagel.
- ↑ Rüdiger Prasse, Michael Ristow: Liste der wildwachsenden Gefäßpflanzen des Landes Berlin mit Roter Liste. (PDF; 10,2 MB) Der Landesbeauftragte für Naturschutz und Landschaftspflege / Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (Hrsg.). Kulturbuch-Verlag, Berlin 2001, S. 19 ISBN 3-88961-137-0. Hinweis: Die Liste Berlins enthält auch die Einstufungen in Brandenburg.
- ↑ Jörg Gelbrecht, Gerhard Ziebarth: Das NSG „Löcknitztal“. …
- ↑ Manja Wilde: Fische steigen jetzt Treppen. In: Märkische Oderzeitung. 13. Oktober 2010 (moz.de).
- ↑ Gesamtartenliste und Rote Liste der Fische und Neunaugen (Pisces et Cyclostomata) von Berlin: S. 87–S. 91 in Fische in Berlin - Bilanz der Artenvielfalt", herausgegeben vom Fischereiamt Berlin
- ↑ Frank Friedrich: Fischfauna und ökologische Durchgängigkeit in kleinen Fließgewässern. Lebus, April 2011. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 5,7 MB)
- ↑ Brandenburgisches Namenbuch. Teil 10. Die Gewässernamen Brandenburgs. …, 1996, S. 27.
- ↑ a b Gemeinde Grünheide: Kagel ( des vom 1. März 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Deutsche Wasserhistorische Gesellschaft e. V., Mitteilungen Nr. 15, September 2010, S. 38f (PDF; 9,9 MB)
- ↑ Märkische Landsitze des Berliner Bürgertums. Lexikon. Siehe Eintrag unter „K“.
- ↑ Regine Zott: Die Umwandlung traditioneller Gewerbe in wissenschaftsbasierte Industriezweige: das Beispiel chemische Industrie – das Beispiel Schering. In: Wissenschaftsforschung. Jahrbuch 1996–97. Siegfried Greif, Hubert Laitko, Heinrich Parthey (Hrsg.). Gesellschaft für Wissenschaftsforschung, Berlin 2010 (Sonderdruck), S. 80, 82. ISBN 978-3-934682-54-2