Beechcraft Model 50 – Wikipedia

Beechcraft Model 50 Twin Bonanza

Twin Bonanza im Technik-Museum Speyer, bis 1989 A-711 der Schweizer Luftwaffe
Typ Mehrzweckflugzeug
Entwurfsland

Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten

Hersteller Beech Aircraft Corporation
Erstflug 15. November 1949[1]
Produktionszeit

1952 bis 1961

Stückzahl 975

Die Beechcraft Model 50 Twin Bonanza (oder auch Beech 50 Twin Bonanza) ist ein zweimotoriges Transport- und Geschäftsreiseflugzeug des US-amerikanischen Herstellers Beechcraft. Sie wurde aus der einmotorigen Bonanza entwickelt.

Die Bonanza von 1945 ist eines der erfolgreichsten Zivilflugzeuge der Welt. Dies zeichnete sich bereits früh ab und veranlasste Beechcraft, eine daraus entwickelte zweimotorige Maschine auf den Markt zu bringen. Die gewählte Bezeichnung Twin Bonanza ist dabei aus heutiger Sicht jedoch leicht irreführend, denn es handelt sich bei der deutlich größeren Maschine nicht, wie man annehmen könnte, um eine zweimotorige Version der Bonanza. Diese wurde erst später unter dem Namen Travel Air eingeführt. Die Twin Bonanza war vielmehr der direkte Vorgänger der Queen Air und der King Air. Alle drei Flugzeuge weisen fast identische Tragflächen, Fahrgestelle und andere Bauteile auf. Die Queen Air besitzt eine größere Kabine, die King Air erhielt erstmals Turboprop-Triebwerke.

Die erste von sechs Beechcraft L-23E (später U-8E, USAF/Army-Seriennr. 56-4039) der US-Streitkräfte

Der Erstflug der Model 50 fand am 15. November 1949 statt,[2] die Musterzulassung erfolgte am 25. Mai 1951.[3] Daraufhin wurde auch die Transportversion L-23 für die US Army gebaut. Die anschließend angebotene Variante für den Geschäftsverkehr war das erste Flugzeug seiner Klasse auf dem Markt. Bis zum Produktionsende 1961 wurden 975 Exemplare gebaut, ein kleinerer Teil davon für das Militär. Die US Army nutzte das Modell bis 1992.

Technische Ausführung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Tragwerk bestand aus einem freitragenden Tragflügel an dem auch die Motorgondeln befestigt waren. Als Profil wurde an der Flügelwurzel ein NACA 23014.1, an der Flügelspitze ein NACA 23012 verwendet. Die Streckung betrug 7,51 bei einer Flügeltiefe von 1,99 m. Der Einstellwinkel an der Flügelwurzel betrug 5,8°, an der Spitze 1°. Die V-Stellung betrug 7°. Die Tragflügel waren mit einem zweiteiligen Flügelkasten aus Metall ausgeführt und trugen auch die NACA-Spaltklappen und die Querruder. In den Flächen befanden sich auch die Tanks mit 2×166 und 2×87 Liter Fassungsvermögen. Das Leitwerk war freitragend aus Aluminium gefertigt und konventionell angeordnet. Höhen und Seitenruder waren mit Magnesiumblech beplankt. Der Rumpf war in Halbschalenbauweise in Metall mit Senknieten ausgeführt. Das Hauptfahrwerk wurde nach vorne in die Motorgondeln eingezogen, wobei die Räder teilweise im Luftstrom verblieben. Bug- und Hauptfahrwerk wurden elektrisch betätigt. Es wurden Einscheibenbremsen verwendet mit hydraulischer Betätigung. Das Bugrad war lenkbar. Die Kabine bot Platz für 5-6 Personen und zwei Gepäckräume. Die Kabine war beheizt, belüftet und geräuschgedämmt.

Die genannten Stückzahlen wurden der bislang genauesten und am präzisesten belegten Produktionsaufstellung entnommen, die 2016 von Air-Britain veröffentlicht wurde.[4]

Insgesamt wurden 780 Zivilflugzeuge produziert.

Model 50
Ursprungsversion mit zwei Lycoming GO-435-C2-Motoren, 11 Exemplare
Model B50
höheres Startgewicht, zusätzliche Fenster und verbesserte Heizung, 99 Exemplare
Model C50
B50 mit Lycoming GO-480-F1A6-Motoren, 155 Exemplare
Model D50
C50 mit Lycoming GO-480-G2C6-Motoren, 146 Exemplare
Model D50A
D50 mit GO-480-G2D6-Motoren, 44 Exemplare
Model D50B
D50A mit verbessertem Ausstieg und Gepäckabteil, 38 Exemplare
Model D50C
D50B mit neuen Türen, drei Sitzen pro Reihe, verbesserter Klimaanlage und größerem Gepäckbereich, 64 Exemplare
Model D50E
D50C mit zusätzlichen Fenstern, neuem Bug und Lycoming GO-480-G2F6-Motoren, 47 Exemplare
Model E50
D50 mit höherem Startgewicht und GSO-480-B1B6-Motoren, 70 Exemplare
Model F50
D50A mit GSO-480-B1B6-Motoren, 25 Exemplare
Model G50
D50B mit IGSO-480-A1A6-Motoren, größeren Tanks und höherem Startgewicht, 24 Exemplare
Model H50
D50C mit höherem Startgewicht und IGSO-480-A1A6-Motoren, 30 Exemplare
Model J50
D50E mit IGSO-480-A1B6-Motoren und erhöhtem Startgewicht, 27 Exemplare

Militärflugzeuge

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Insgesamt wurden 195 Militärflugzeuge produziert.[5]

L-23A Seminole
55 Model 50 der United States Army
L-23B Seminole
40 Model B50 für US Army
L-23D Seminole
100 Model E50 der US Army
YL-23 Seminole
4 Model D50B-Aufklärer der US Army (gezählt als 50)
RL-23D Seminole
6 L-23D mit zusätzlichem Radar (umgebaute L-23D)[6]
L-23E Seminole
6 Model D50, 1962 in U-8E umbenannt (gezählt als D50)
XL-23C Seminole
1 Aufklärer der US Air Force (gezählt als C50)
U-8D Seminole
ehemalige L-23D
RU-8D Seminole
ehemalige RL-23D
U-8E Seminole
ehemalige L-23E
U-8G Seminole
unterschiedliche Versionen, auf GO-480-CSC6-Motoren umgerüstet und mit Kabinen für sechs Personen

Militärische Nutzer

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Technische Daten (Model E50)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kenngröße Daten
Spannweite 13,78 m
Länge 9,61 m
Höhe 3,51 m
Flügelfläche 25,7 m²
Leergewicht 2.270 kg
Startgewicht 3.311 kg
Besatzung 1–2
Passagiere 5
Dienstgipfelhöhe 9.144 m
Reichweite 1.600 km
Triebwerke Lycoming GSO-480-B1B6 mit je 253 kW
Twin Bonanza Jojo von Jacques Brel

Der belgische Chansonnier Jacques Brel besaß eine Twin Bonanza, Modell D50, mit der er in der Südsee von Insel zu Insel flog. Seine Grabstätte befindet sich auf der Insel Hiva Oa, wo auch sein Flugzeug, nachdem es restauriert wurde, zusammen mit Fotos und anderen Dokumenten in einem 2003 errichteten Hangar in Atuona ausgestellt ist.

  • Alain J. Pelletier: Beech Aircraft and their Predecessors, Putnam Aeronautical Books, 1995, ISBN 0-85177-863-1, S. 105–110
  • Edward H. Phillips: Beechcraft - Pursuit of Perfection, A History of Beechcraft Airplanes. Flying Books, 1992, ISBN 0-911139-11-7, S. 46–48
Commons: Beechcraft Twin Bonanza – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Pelletier, 1995, S. 105
  2. Flight International, 15. Dezember 1949 (englisch), abgerufen am 14. August 2017.
  3. Air-Britain Aviation World (englisch), Juni 2016, S. 63.
  4. Air-Britain Aviation World (englisch), Juni 2016, S. 64.
  5. Air-Britain Aviation World (englisch), Juni 2016, S. 65.
  6. Air-Britain Aviation World (englisch), Juni 2016, S. 66.