Bildunterschrift – Wikipedia

Bildunterschrift „Der Dorn im Auge der Schwarzen.“ unter Karikatur von Otto von Bismarck im Kladderadatsch (1872)

Eine Bildunterschrift (auch Bildlegende, Legende, Bildbeschriftung, Bilderläuterung, Bildtext, Bilduntertitel, engl. caption, lat. subscriptio) ist ein kurzer erklärender Text bei einem Bild, also einer (Presse-)Fotografie, Grafik oder Illustration. Die Bildunterschrift kann mit dem Bild- oder Werktitel identisch sein.

Der Germanist Wolfgang Preisendanz unterscheidet zwischen einem denotativen und einem signifikativen Bildtext.[1] In Geschichte und Theorie der Fotografie sowie in der Intermedialitätsforschung spielt das Verhältnis von Bild und Bildbeschriftung eine wichtige Rolle. Theoretiker wie Walter Benjamin, Roland Barthes und Susan Sontag haben die Bedeutung der Beschriftung für die Fotografie behandelt.[2]

Bildlegende zur Illustration der Fasciola hepatica aus der Encyclopaedia Britannica (1911)
  • Beim dreiteiligen Emblem aus Überschrift (inscriptio), Bild und Unterschrift (subscriptio) kann die Bildunterschrift ein Epigramm oder Sonett sein.[3]
  • Im Journalismus zählt die Bildunterschrift neben Überschrift und Vorspann oder Teaser zu den Kurztexten, die die Aufmerksamkeit der Leser zuerst erhalten. Am Ende dieser Texte stand früher häufig ein Punkt, heute nicht mehr.[4] Zur Nennung von auf einem Foto abgebildeten Personen wird die Abkürzung v. l. n. r. (von links nach rechts) verwendet. Neben der Bildunterschrift findet sich typografisch abgesetzt ein Bildnachweis. Klaffen Bild und Unterschrift auseinander, spricht man von einer Text-Bild-Schere.
  • In Buchgestaltung und -illustration kann eine Abbildung, die eine ganze Doppelseite füllt, mit einer Bildunterschrift auf der darauffolgenden Seite erläutert werden. Bildunterschriften können in Listenform (ähnlich einer Kartenlegende) unter einer Abbildung zusammengefasst werden, damit die Seite nicht überfrachtet wirkt; sie können auch auf der Abbildung selbst platziert werden.[5]
  • In wissenschaftlichen Publikationen ist die Bildunterschrift als Titel der Abbildung in der Regel kurz gefasst. Zusammen mit der Abbildung versetzt sie den Leser in die Lage, Aussage und Bedeutung der Abbildung auch unabhängig vom Text zu verstehen. Zur kurzen Bildunterschrift kommen häufig Bilderläuterungen (Legenden im engeren Sinn). Sie erläutern inhaltliche und technische Details der Abbildung.[6]
  • In der technischen Dokumentation sind Regeln zur Formatierung von Bildunterschriften festgelegt, die im Abbildungsverzeichnis mit nummerierten Abbildungen angegeben werden.[7][8]
  • In sozialen Medien, insbesondere bei Instagram enthalten Bildunterschriften (captions) häufig Hashtags. Sie haben einen Einfluss auf die Reichweite von Bildern[9] und werden in Ratgebern für Online-Journalismus[10] und Social Media Marketing[11] behandelt.
  • Nancy Newhall: „The Caption: The Mutual Relation of Words / Photographs“, in: Aperture 1/1 (1952), S. 17–29. Digitalisat
  • Wolfgang Preisendanz: „Verordnete Wahrnehmung. Vom Verhältnis von Photo und Begleittext“. In: Sprache im technischen Zeitalter, Nr. 37 (1971), S. 1–8.
  • Edzard Krückeberg: „,Spiegel‘-Embleme. Die Illustration einer Story“, in: Arntzen, Helmut / Nolting, Winfried (Hrsg.): Der Spiegel 28 (1972) – Analyse, Interpretation, Kritik, München 1977, S. 96–104.
  • Clive Scott: The Spoken Image: Photography and Language. Reaktion Books, 1999, ISBN 978-1-86189-032-0.
  • Sabine Hackl-Rößler: Textstruktur und Textdesign: textlinguistische Untersuchungen zur sprachlichen und optischen Gestaltung weicher Zeitungsnachrichten. Gunter Narr Verlag, 2006, ISBN 978-3-8233-6218-0
  • Markus Reiter: Überschrift, Vorspann, Bildunterschrift. Köln: Bernhard von Halem 2019, ISBN 978-3-7445-0147-7

Einzelnachweise

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  1. Preisendanz 1971
  2. Susanne Blazejewski: Bild und Text - Photographie in autobiographischer Literatur: Marguerite Duras' "L'amant" und Michael Ondaatjes "Running in the Family". Königshausen & Neumann, 2002, ISBN 978-3-8260-2308-8, S. 137 (google.de [abgerufen am 22. August 2022]).
  3. Kristin Felsner, Holger Helbig, Therese Manz: Arbeitsbuch Lyrik. Walter de Gruyter, 2012, ISBN 978-3-05-005912-9, S. 203 (google.de [abgerufen am 22. August 2022]).
  4. Klaus Mackowiak: Die 101 häufigsten Fehler im Deutschen und wie man sie vermeidet. C.H.Beck, 2008, ISBN 978-3-406-57380-4, S. 94 (google.de [abgerufen am 22. August 2022]).
  5. Andrew Haslam: Handbuch des Buches. Stiebner, 2007, ISBN 978-3-8307-1330-2, S. 105–107 (google.de [abgerufen am 22. August 2022]).
  6. Hans F. Ebel, Claus Bliefert, Walter Greulich: Schreiben und Publizieren in den Naturwissenschaften. John Wiley & Sons, 2012, ISBN 978-3-527-66027-8 (google.de [abgerufen am 21. August 2022]).
  7. Christoph Prevezanos: Technisches Schreiben: Für Informatiker, Akademiker, Techniker und den Berufsalltag. Carl Hanser Verlag GmbH & Company KG, 2013, ISBN 978-3-446-43759-3, S. 178 (google.de [abgerufen am 22. August 2022]).
  8. Heike Hering: Technische Berichte: Verständlich gliedern, gut gestalten, überzeugend vortragen. Springer-Verlag, 2019, ISBN 978-3-658-23484-3, S. 73–76 (google.de [abgerufen am 22. August 2022]).
  9. Rüdiger Maas: Cyberpsychologie in der Arbeitswelt: Was Führungskräfte über die Auswirkungen des Internetkonsums wissen müssen. Carl Hanser Verlag GmbH & Company KG, 2021, ISBN 978-3-446-46807-8, S. 190 (google.de [abgerufen am 23. August 2022]).
  10. Selina Bettendorf: Instagram-Journalismus: Ein Leitfaden für Redaktionen und freie Journalisten. Springer-Verlag, 2019, ISBN 978-3-658-25853-5, S. 6 (google.de [abgerufen am 23. August 2022]).
  11. Annika Schach, Timo Lommatzsch: Influencer Relations: Marketing und PR mit digitalen Meinungsführern. Springer-Verlag, 2018, ISBN 978-3-658-21188-2, S. 81 (google.de [abgerufen am 23. August 2022]).