Bismutchloridoxid – Wikipedia

Kristallstruktur
Kristallstruktur von BiClO
_ Bi3+ 0 _ Cl0 _ O2−
Allgemeines
Name Bismutchloridoxid
Andere Namen
  • Bismutylchlorid
  • Bismutoxidchlorid
  • Bismutoxychlorid
  • basisches Bismutchlorid
  • Pigment Weiß 14
  • CI 7716 (INCI)[1]
Verhältnisformel BiOCl
Kurzbeschreibung

geruchloser weißer Feststoff[2]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 7787-59-9
EG-Nummer 232-122-7
ECHA-InfoCard 100.029.202
PubChem 9859996
ChemSpider 8035695
Wikidata Q418042
Eigenschaften
Molare Masse 260,48 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

7,72 g·cm−3[2]

Löslichkeit

nahezu unlöslich in Wasser, leicht löslich in Säuren[3]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[4]
Gefahrensymbol

Achtung

H- und P-Sätze H: 315​‐​319​‐​335
P: 261​‐​305+351+338[4]
Thermodynamische Eigenschaften
ΔHf0

−366,9 kJ/mol[5]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Bismutchloridoxid ist eine chemische Verbindung aus Bismut, Chlor und Sauerstoff, die in der Kosmetikindustrie eingesetzt wird.

Gewinnung und Darstellung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beim Eintröpfeln einer mit salzsäurehaltigem Wasser bereiteten Lösung von Bismut(III)-chlorid in viel Wasser scheidet sich Bismutchloridoxid (basisches Bismutchlorid) in glänzenden Schüppchen oder als blendend weißes Pulver aus.

Ebenfalls möglich ist die Darstellung durch Reaktion von Bismut(III)-chlorid mit Cadmium(II)-oxid bei 400 °C.[6]

BiCl4O4-Einheit in BiClO

Bismutchloridoxid ist ein farbloses kristallines Pulver, das in Wasser nur sehr wenig löslich ist und tetragonal kristallisiert. Neben dem Anhydrat existiert auch noch ein Hydrat BiOCl·H2O. Über den Wassergehalt der durch Hydrolyse von Bismut(III)-chlorid erhältlichen Präparate liegen widersprüchliche Literaturangaben vor, sie können aber durch Erhitzen auf > 260 °C zu BiOCl entwässert werden.[6] Bismutchloridoxid (BiClO) kristallisiert tetragonal im PbFCl-Typ in der Raumgruppe P4/nmm (Raumgruppen-Nr. 129)Vorlage:Raumgruppe/129 mit den Gitterparametern a = 3,887 Å und c = 7,354 Å. Die Struktur besteht aus Bi3+-Ionen, die von jeweils vier Chlorid- und Oxidionen koordiniert werden. Das Koordinationspolyeder ist dabei ein quadratisches Antiprisma. Jedes Chlorid- und Oxidion koordiniert weitere drei Bismutionen, so dass eine Schichtstruktur resultiert.[7] Außer BiClO sind auch die Bismutchloridoxide Bi3ClO4[8] und Bi24Cl10O31[9] bekannt.

Bismutchloridoxid wurde früher in der Medizin verwendet und als Schminke benutzt (Wismutweiß, Perlweiß, Schminkpulver, Blanc d’Espagne)[3]. Es dient heute noch als Farbstoff in Lippenstiften, Mascara und ähnlichen kosmetischen Produkten[10] und wird als Material für Perlglanzeffekte (z. B. für Möbel, Elektronikartikel und Haushaltsgegenstände) eingesetzt.[11][12] Auf Grund der Eigenschaft der BiOCl-Pigmente bereits unter Sonnenlicht, teils irreversibel, zu vergrauen wird es i. d. R. aber nicht mehr als unstabilisiertes Pigment für dedizierte Außenanwendungen (z. B. in Automobillackierungen) verwendet[13]. Auch in Kombination mit Prednisolonacetat findet es in Salben oder Suppositorien bei Hämorrhoidalleiden Verwendung.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Eintrag zu CI 7716 in der CosIng-Datenbank der EU-Kommission, abgerufen am 18. September 2021.
  2. a b Datenblatt Bismutchloridoxid bei Alfa Aesar, abgerufen am 3. Februar 2010 (Seite nicht mehr abrufbar)..
  3. a b Wismutchlorid. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 16, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 696.
  4. a b Datenblatt Bismutchloridoxid bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 13. März 2011 (PDF).Vorlage:Sigma-Aldrich/Name nicht angegeben
  5. David R. Lide (Hrsg.): CRC Handbook of Chemistry and Physics. 90. Auflage. (Internet-Version: 2010), CRC Press / Taylor and Francis, Boca Raton FL, Standard Thermodynamic Properties of Chemical Substances, S. 5-6.
  6. a b Georg Brauer (Hrsg.), unter Mitarbeit von Marianne Baudler u. a.: Handbuch der Präparativen Anorganischen Chemie. 3., umgearbeitete Auflage. Band I, Ferdinand Enke, Stuttgart 1975, ISBN 3-432-02328-6, S. 598.
  7. K.G. Keramidas, G.P.Voutsas, P.I. Rentzeperis: The crystal structure of BiOCl. In: Zeitschrift für Kristallographie, 205, 1993, S. 35–40, doi:10.1524/zkri.1993.205.Part-1.35.
  8. U. Eggenweiler, E. Keller, V. Krämer, C.A. Meyer, J. Ketterer: Crystal structure of tribismuth tetraoxide chloride, Bi3ClO4. In: Zeitschrift für Kristallographie – New Crystal Structures, 213, 1998, S. 695.
  9. U. Eggenweiler, E. Keller, V. Krämer: Redetermination of the crystal structures of the ‘Arppe compound’ Bi24O31Cl10 and the isomorphous Bi24O31Br10. In: Acta Crystallographica, B56, 2000, S. 431–437, doi:10.1107/S0108768100000550.
  10. pvsoap.com: How to Make Your Own Mineral Makeup (Memento vom 8. Mai 2015 im Internet Archive)
  11. BBS II Celle: Bunt und Effektpigmente (Memento vom 8. Oktober 2007 im Internet Archive) (MS Word; 171 kB)
  12. Gerhard Pfaff: Spezielle Effektpigmente: Grundlagen und Anwendungen. Vincentz Network & Co KG, 2007, ISBN 978-3-86630-895-4, S. 37–39.
  13. Ralf Glausch, Manfred Kieser, Roman Maisch, Gerhard Pfaff, Joachim Weitzel: Perlglanzpigmente. Hrsg.: Ulrich Zorll. Vincentz Verlag, Hannover 1996, ISBN 3-87870-429-1, S. 29 - 31.