RAF Bomber Command – Wikipedia

RAF Bomber Command

Aktiv 14.07.1936 bis 30.04.1968
Staat Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Streitkräfte Royal Air Force
Truppengattung Bomber
Typ Funktionalkommando
Gliederung No. 1 Bomber Group
No. 2 Bomber Group
No. 3 Bomber Group
No. 4 Bomber Group
No. 5 Bomber Group
No. 6 Bomber Group (RCAF)
No. 7 Bomber Group (Training)
No. 8 Bomber Group (Pfadfinder)
No. 91 Group
No. 92 Group
No. 93 Group
No. 100 Group[1]
Sitz des Hauptquartiers 1936–40: Uxbridge
ab 1940: High Wycombe
Motto Strike Hard Strike Sure
Führung
Oberbefehlshaber siehe Liste
Ehemalige
Kommandeure

Air Chief Marshal Arthur Harris

Luftfahrzeuge
Bomber Fairey Battle, Bristol Blenheim, Handley Page Hampden, Vickers Wellesley, Vickers Wellington, Armstrong Whitworth Whitley, Avro Manchester, Short Stirling, Handley Page Halifax, Avro Lancaster, De Havilland DH.98 Mosquito, Avro Lincoln, Boeing B-29 Superfortress (Washington B.1), English Electric Canberra, Vickers Valiant, Avro Vulcan, Handley Page Victor

Das RAF Bomber Command war von 1936 bis 1968 das Oberkommando über die Bomberflotte der Royal Air Force. Bomber Command stand auch für die britische Bomberflotte als solche. Seine Aufgabe war die Planung und Führung von strategischen Bombenangriffen.

Liegenschaften und Inventar

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Das Hauptquartier des RAF Bomber Command war in den Jahren 1936 bis 1940 in Uxbridge im Westen Londons, ab 1940 in High Wycombe, Buckinghamshire.

Schwere Bomber im Vergleich: Stirling (gelb), Halifax (pink) und Lancester (blau)

Die wichtigsten leichten und mittelschweren Bombertypen des RAF Bomber Command waren:

Die folgenden viermotorigen schweren Bomber-Typen kamen (teils ergänzend) während des Zweiten Weltkrieges zum Einsatz:

Zweiter Weltkrieg

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Während des Zweiten Weltkrieges führte das Bomber Command eine Vielzahl von Bombenangriffen auf Ziele in Deutschland, im deutsch besetzten Europa sowie im faschistischen Italien durch. Das Bomber Command setzte während des Krieges rund 125.000 Mann an fliegenden Besatzungen ein, von denen 55.573 ums Leben kamen (entspricht fast 45 %). Weitere 8403 wurden verwundet und 9838 gerieten in Kriegsgefangenschaft.[2]

Vor dem Hintergrund statistischer Untersuchungen des britischen Air Ministry über die Effektivität bereits erfolgter britischer Luftangriffe kam es zur Entscheidung, verstärkt Brandbomben und Luftminen über dicht bebauten Stadtgebieten Deutschlands abzuwerfen. Diese Strategie wurde am 14. Februar 1942 in der Area Bombing Directive („Anweisung zum Flächenbombardement“) festgelegt. Premierminister Winston Churchill in seiner Rolle als Vorsitzender des Kriegskabinetts beauftragte den interimistischen Oberbefehlshaber (Commander-in-chief) des RAF Bomber Command, Luftmarschall John Baldwin mit der Umsetzung dieses „morale bombing“. Das Ende März 1942 herausgegebene „Dehousing Paper“ des britischen Kabinetts sah vor, durch gezielte Zerstörung von Wohngebieten der Industriearbeiter den Widerstandswillen in der deutschen Zivilbevölkerung zu brechen und diese dazu zu bringen, sich gegen das Regime der Nationalsozialisten zu stellen.

Der Luftkrieg der Royal Air Force gegen deutsche Städte begann am 11. Mai 1940 mit einem Angriff von 35 Bombern auf München-Gladbach (heute: Mönchengladbach). Besonders präsent im kollektiven Gedächtnis der Deutschen blieben die verheerenden Luftangriffe auf Hamburg im Sommer 1943 und die Zerstörung Dresdens Mitte Februar 1945. Über 20 weitere Flächenbombardements auch kleinerer Städte hatten Feuerstürme zur Folge, in denen sehr viele Zivilisten ums Leben kamen und große Teile des Gebäudebestandes vernichtet wurden. Mit dem Luftangriff auf Potsdam in der Nacht zum 15. April 1945 beendete die RAF ihren Bombenkrieg gegen deutsche Städte; am 16. April 1945 erklärte das Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force (SHAEF) in Europa den strategischen Luftkrieg für gewonnen.[3]

Gegen Italien flog Bomber Command von 1940 bis 1942 nur spärlich Angriffe. Ab Oktober 1942 startete dann eine Luftoffensive gegen Italien mit der Bombardierung oberitalienischer Städte.[4] Die Krise, die dadurch ausgelöst wurde, war so schwer, dass es den Alliierten möglich erschien, Italien aus dem Krieg herauszubomben.[5] Die Angriffe auf Italien wurden gemeinsam mit der 9. US-Luftflotte 1943 intensiviert, um die Opposition gegen Mussolini zu stärken.[6] Die Angriffe trafen einen versagenden Staat und eine kriegsmüde Bevölkerung und leisteten einen Beitrag, dass Benito Mussolini abgesetzt wurde und sein Nachfolger Pietro Badoglio mit dem Waffenstillstand von Cassibile den Krieg Italiens gegen die Alliierten am 3. September 1943 beendete.[7]

Etwa fünf Prozent der Einsätze wurden zur Verlegung von Seeminen aus der Luft geflogen. Das Codewort dafür war Gardening, da man die Minen aussäte. Die Zahl der ausgelegten Minen stieg bis 1942 auf Tausend im Monat. Zielgebiete waren die norwegische Küste, die Ostsee mit ihren Übungsgebieten für U-Boote, die Helgoländer Bucht, der Golf von Biskaya, das Mittelmeer und während der Operation Overlord die Flanken der Landungsflotte. Insgesamt legte Bomber Command 47.307 Minen aus. Die Royal Air Force gibt an, insgesamt 762 Schiffe der Achsenmächte versenkt und 196 beschädigt zu haben.[8]

Stärke im Vereinigten Königreich, 1939–1945[9]
Jahr Staffeln Personalstärke Standorte
leichte Bomber Mittlere Bomber Schwere Bomber Piloten Fliegend Boden WAAF
1939 (Sept) 6 17 N/A N/A N/A N/A 20
1940 6 17 1.110 6.702 49.685 2.408 N/A
1941 9 32 3 2.133 20.633 99.515 10.169 N/A
1942 9 33 15 1.468 23.003 115.570 22.092 45
1943 10 16 36 2.403 45.330 127.914 34.080 60
1944 5 0,5 60,5 3.747 52.476 134.834 38.157 81
1945 10 0 73 3.501 49.418 136.629 37.292 71

Spätere Kampfeinsätze

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Ab 1947 waren Lancesterbomber in Nairobi stationiert. Sie beteiligten sich von 1953 bis 1956 an Offensivaktionen gegen die Aufständischen im postkolonialen Mau-Mau-Krieg.[10]

Ab 1950 wurden Avro Lincoln in Singapur stationiert, die 1955 durch Canberra ersetzt wurden. Die strategischen Bomber wurden gegen die Unabhängigkeitsbewegung während der Malayan Emergency eingesetzt.[11]

Während der Suezkrise 1956 wurden strategische Bomber nach Malta und Zypern verlegt. Sie griffen ägyptische Luftwaffenbasen an.[12]

Nach dem Zweiten Weltkrieg bildeten die kernwaffenfähigen strategischen V-Bomber (Valiant, Victor und Vulcan) die Hauptschlagkraft des Bomber Command.

Das Ende des Bomber Command kam im Jahr 1968, als es mit dem Fighter Command zum RAF Strike Command zusammengefasst wurde. Die Rolle als Trägersysteme für die britischen Nuklearwaffen übernahmen die U-Boote der Royal Navy.

  • Das Bomber Command Museum of Canada wurde 1986 in Nanton, Alberta eröffnet.[13]
  • Das Bomber Command Memorial wurde am 28. Juni 2012 durch Queen Elizabeth II. im Londoner Green Park in der Nähe von Hyde Park Corner eröffnet. Es wurde zum Gedenken an die 55.573 Angehörigen der Royal Air Force, die im Zweiten Weltkrieg bei Bomber-Einsätzen starben (fast die Hälfte des Personalbestands; das Durchschnittsalter war 22 Jahre) errichtet.[14][15] Das Monument zeigt sieben Soldaten als überlebensgroße Bronzestatuen.
  • Im Jahr 2018 eröffnete das International Bomber Command Centre in Lincoln (Lincolnshire), England.[16]

Oberbefehlshaber

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Befehlshaber
Nr. Bild Commander in Chief Rang von bis
1 John Miles Steel
(1877–1965)
Air Chief Marshal 14. Juli 1936 12. September 1937
2 Edgar Ludlow-Hewitt
(1886–1973)
Air Chief Marshal 12. September 1937 3. April 1940
3 Charles Portal
(1893–1971)
Air Marshal 3. April 1940 5. Oktober 1940
4 Richard Peirse
(1892–1970)
Air Marshal 5. Oktober 1940 8. Januar 1942
kommissarisch John Eustace Arthur Baldwin
(1892–1975)
Air Vice Marshal 8. Januar 1942 22. Februar 1942
5 Arthur Harris
(1892–1984)
Air Chief Marshal 22. Februar 1942 15. September 1945
6 Norman Bottomley
(1891–1970)
Air Marshal 15. September 1945 16. Januar 1947
7 Hugh William Lumsden Saunders
(1894–1987)
Air Marshal 16. Januar 1947 8. Oktober 1947
8 Aubrey Ellwood
(1897–1992)
Air Marshal 8. Oktober 1947 2. Februar 1950
9 Hugh Lloyd
(1894–1981)
Air Marshal 2. Februar 1950 9. April 1953
10 George Holroyd Mills
(1902–1971)
Air Marshal 9. April 1953 22. Januar 1956
11 Harry Broadhurst
(1905–1995)
Air Marshal 22. Januar 1956 20. Mai 1959
12 Kenneth Brian Boyd Cross
(1911–2003)
Air Marshal 20. Mai 1959 1. September 1963
13 John Grandy
(1913–2004)
Air Marshal 1. September 1963 19. Februar 1965
14 Wallace Kyle
(1910–1988)
Air Marshal 19. Februar 1965 30. April 1968

Die folgende unvollständige Liste von Stützpunkten umfasst diejenigen, über die es bereits einen Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia gibt:

  • Ken Delve: Bomber Command 1936-1968: An Operational & Historical Record. Pen & Sword Aviation, 2005, ISBN 1-84415-183-2
  • Max Hastings: Bomber Command. Michael Jones, London 1979, ISBN 0-7181-1603-8
  • J. R. Moyes, James Goulding: RAF Bomber Command and it's Aircraft 1936 - 1940. Ian Allen Ltd 1975
  • Charles Messenger: ‘Bomber’ Harris and the Strategic Bomber Offensive, 1939–1945. Arms and Armour, 1984, ISBN 0-85368-677-7
  • Richard Overy, The Bombing War. Europe 1939–1945. Penguin, London 2014, ISBN 978-0-14-100321-4
Commons: Royal Air Force Bomber Command – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Charles Messenger: ‘Bomber’ Harris and the Strategic Bomber Offensive, 1939–1945. Arms and Armour, 1984, ISBN 0-85368-677-7, S. 183.
  2. W. R. Chorley: Royal Air Force Bomber Command Losses of the Second World War: Aircraft and crew losses: 1945. Midland Counties Publications, 1992, S. 182.
  3. Seite 324 unten
  4. Richard Overy: Der Bombenkrieg – Europa 1939–1945. Rowohlt 2014, ISBN 978-3-87134-782-5, S. 737 f.
  5. Richard Overy: Der Bombenkrieg – Europa 1939–1945. Rowohlt 2014, ISBN 978-3-87134-782-5, S. 737 f. und S. 749
  6. Richard Overy: Der Bombenkrieg – Europa 1939–1945. Rowohlt 2014, ISBN 978-3-87134-782-5, S. 749 f.
  7. Richard Overy: Der Bombenkrieg – Europa 1939–1945. Rowohlt 2014, ISBN 978-3-87134-782-5, S. 756 und S. 758 f.
  8. John S. Shilstom: “World War II Aerial Minelaying in Europe.” Mines Away!: The Significance of U.S. Army Air Forces Minelaying in World War II Air University Press, Mai 1992, S. 7–9.
  9. Richard Overy: Der Bombenkrieg – Europa 1939–1945. Rowohlt 2014, ISBN 978-3-87134-782-5, S. 450.
  10. Ken Delve: Bomber Command 1936-1968: An Operational & Historical Record. Pen & Sword Aviation, 2005, ISBN 1-84415-183-2, S. 144.
  11. Ken Delve: Bomber Command 1936-1968: An Operational & Historical Record. S. 142 f.
  12. Ken Delve: Bomber Command 1936-1968: An Operational & Historical Record. S. 144–146.
  13. Bomber Command Museum of Canada. Homepage, abgerufen am 19. August 2024.
  14. tagesspiegel.de
  15. spiegel.de: [1]
  16. About the Project. Homepage des International Bomber Command Centre, aufgerufen am 19. August 2024.