Braunschweig-Klasse (1953) – Wikipedia

Braunschweig-Klasse
Die Dortmund auf einer ihrer letzten Reisen vor dem Verkauf
Die Dortmund auf einer ihrer letzten Reisen vor dem Verkauf
Schiffsdaten
Schiffsart Turbinenfrachter
Frachtmotorschiff
Reederei Hamburg-Amerika Linie, Hamburg
Bauwerft Deutsche Werft, Hamburg
Howaldtswerke, Hamburg
Flenderwerke, Lübeck
Bauzeitraum 1952 bis 1954
Gebaute Einheiten 9
Fahrtgebiete Weltweite Fahrt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 159,06-161,51 m (Lüa)
Breite 19,16-19,27 m
Vermessung 6717-6998 BRT
 
Besatzung 44-47
Maschinenanlage
Maschine 1 × Getriebeturbinensatz
Maschinen­leistung 9.000 PS (6.619 kW)
Höchst­geschwindigkeit 17 kn (31 km/h)
Propeller 1 × Festpropeller
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 8325-10.433 tdw
Zugelassene Passagierzahl 9-12
Düsseldorf 1969 im Hamburger Hafen

Die Braunschweig-Klasse war eine Baureihe von Frachtschiffen der Hamburg-Amerika-Linie (HAPAG). Mit den neun Schnellfrachtern knüpfte die HAPAG an den vor dem Zweiten Weltkrieg unterhaltenen Ostasien-Dienst an.

Nach der weitgehenden Lockerung der Schiffbaubeschränkungen des Potsdamer Abkommens baute die Hamburg-Amerika Linie ab 1950 ihre Frachtschiffsflotte erneut auf. 1952 bestellten HAPAG und Norddeutscher Lloyd gemeinsam größere und schnelle Turbinenschiffe für den Dienst nach Fernost. Neun Einheiten gingen an die HAPAG, von denen sechs, die Darmstadt, Dortmund, Düsseldorf, Braunschweig, Essen und Hoechst ausschließlich im Indonesien-Dienst eingesetzt wurden, die übrigen im Fernost-Dienst. Die Klasse wurde mit der im Zweiten Weltkrieg nicht zu Ende gebauten Mannheim komplettiert. Der Lloyd erhielt acht Schiffe. Die Schiffsklasse bestand aus drei verschiedenen Schiffstypen. Die ähnlich konzipierten aber in den Abmessungen etwas unterschiedlichen Frachtschiffe entstanden auf drei Werften. Am 1. Juni 1953 konnte die Reederei das erste Schiff, die Braunschweig von der Werft übernehmen, die somit auch Namensgeber der Klasse wurde. Gut ein Jahr darauf, am 21. Juni 1954 war die Baureihe komplett. Die Weserstein-Klasse des Norddeutschen Lloyd bestand aus Schwesterschiffen der Braunschweig-Klasse.

Einsatz bei der HAPAG

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Wie geplant, wurden die Schiffe auf den zwei längsten Routen der HAPAG, dem Ostasien-Dienst und der Indonesien-Fahrt, eingesetzt. Parallel dazu kamen die Schwesterschiffe der Weserstein-Klasse des Norddeutschen Lloyd im gemeinsam betriebenen Ostasien-Dienst zum Einsatz. Indonesien wurde vom Lloyd nicht bedient. Die Heidelberg wurde als Ausbildungsschiff der HAPAG genutzt und 1968 als erstes der Turbinenfrachtschiffe nach Griechenland veräußert. Ein Jahr darauf wurde die Ludwigshafen bei einer Kollision in der Straße von Singapur mit dem Shell-Tanker Hindisia so schwer beschädigt, dass sie in Singapur verschrottet wurde. Die restlichen Schiffe gingen 1970 bei der Fusion der HAPAG mit dem NDL in das gemeinsame Eigentum der neuen Hapag-Lloyd über und waren dort nur noch kurze Zeit in deren Dienste eingegliedert.

Spätere Karriere

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In den Jahren nach der Fusion veräußerte Hapag-Lloyd die Schiffe zügig an mehrere Reedereien. Nach dem Verkauf blieb der Großteil der Schiffe nur noch wenige Jahre in Fahrt – sie wurden in den Jahren 1972 bis 1979 abgebrochen.

Alle Schiffe waren als herkömmliche Stückgutfrachter für die Linienfahrt ausgelegt. Sie besaßen ein durchlaufendes Hauptdeck mit Back und mittschiffs angeordnete Aufbauten mit unter dem Deckshaus liegender Maschinenanlage. Alle Schiffe waren als Volldecker vermessen. Drei Laderäume mit zwei bis drei Decks lagen vor dem Deckshaus und drei Laderäume mit zwei Decks achtern. Bemerkenswert waren die vielseitigen Ladungseinrichtungen. So waren die Schiffe mit rund 20 herkömmlichen Ladebäumen ausgestattet. Außerdem waren alle Schiffe mit einem 50-Tonnen-Schwergutbaum zur Übernahme von Schwergut ausgerüstet. Weitere Ladungseinrichtungen waren die im Vor- und Achterschiffsbereich unter den Trockenladeräumen angeordneten Ladetanks, die ausgehend von europäischen Häfen für Flüssig-Chemikalien genutzt wurden, heimkehrend von Indonesien vor allem für Kokos- und Palmöl und flüssiger Latex. Beim Bau waren die leistungsfähigen Antriebsanlagen mit ihren Getriebeturbinen ein herausstechendes Merkmal – sowohl bei der HAPAG, als auch beim NDL wurden die Schiffe oft kurz als "die Turbinenschiffe" bezeichnete. Die bei der Deutschen Werft gebauten Schiffe erhielten AEG-Turbinen, diejenigen der Howaldtswerke BBC-Turbinen und die der Flenderwerke wurden durch Turbinen der Siemens-Schuckertwerke angetrieben.

Jede der drei beteiligten Werften lieferte jeweils drei Schwesterschiffe an die HAPAG (und weitere baugleiche Schiffe an den NDL). Die Deutsche Werft lieferte drei Schiffe des Typ „Essen“, der die Braunschweig als namensgebendes Schiff der gesamten Klasse mit einschloss (drei gleiche Schiffe für den NDL). Dazu kam die schon im Zweiten Weltkrieg begonnene, dann aber zwischenzeitlich aufgelegte Mannheim, die die Deutsche Werft 1953 als Heidelberg fertiggestellte. Diese verfügte bei gleichen Grundabmessungen über etwas weniger Ladegeschirr sowie eine etwas höhere Tragfähigkeit. Von den Hamburger Howaldtswerke kamen drei Schiffe des Typ „Düsseldorf“ (drei gleiche Schiffe für den NDL). Das namensgebende Schiff Düsseldorf besaß einen auffällig schräger nach hinten auslaufenden Schornstein. Die Lübecker Flenderwerke steuerten drei Schiffe des Typ „Leipzig“ bei (zwei gleiche Schiffe für den NDL).

Die Turbinenfrachtschiffe der Braunschweig-Klasse
Name Stapellauf Ablieferung IMO-Nummer Bauwerft / Baunummer Vermessung Umbenennungen und Verbleib
Braunschweig 31. März 1953 1. Juni 1953 5050787 Deutsche Werft/641 6794 BRT 1971 Morias, ab 5. März 1975 Abbruch in Kaohsiung
Essen 27. Juli 1953 26. September 1953 5106598 Deutsche Werft/652 6794 BRT 1971 verkauft, 1977 Alamos, 1978 Essen, 1979 Platon, September 1979 Abbruch in Vinaroz
Hoechst 29. Januar 1954 6. April 1954 5152016 Deutsche Werft/666 6794 BRT 1970 Göttingen, 1972 Salzachtal, 1973 Golden Trinity, ab 27. April 1979 Abbruch in Kaohsiung
Düsseldorf 30. Mai 1953 30. Juli 1953 5095189 Howaldtswerke/877 6973 BRT 1971 Lady Clio, 27. Dezember 1974 Maschinenschaden im Roten Meer, ab 25. März 1975 Abbruch in Gadani
Darmstadt 3. April 1953 20. Mai 1953 5086566 Howaldtswerke/882 6999 BRT 1972 Turbostar, 1973 Panarrange, am 18. Mai 1976 auf der Reise Rotterdam-Tripolis ausgebrannt, in Gibraltar zum Totalverlust erklärt und ab 17. April 1977 in Santander verschrottet
Dortmund 15. Dezember 1953 11. November 1954 5093234 Howaldtswerke/887 6998 BRT 1971 Inntal, 1973 Miguel, 1974 Tosca, 1975 Captain B, ab 25. September 1979 Abbruch in Split
Leverkusen 23. Juni 1953 9. September 1953 5207263 Flenderwerke/434 6769 BRT 1970 Tübingen, 1970 Mainamati, am 17. August 1971 auf der Reise Baltimore-Karachi Maschinenraumbrand, in Bremen zum Totalverlust erklärt und ab 3. Februar 1972 in Bilbao verschrottet
Ludwigshafen 9. Dezember 1953 9. März 1954 Flenderwerke/440 6752 BRT am 2. Februar 1969 mit Shell-Tanker Hindisia kollidiert und ab 2. Mai 1969 in Hongkong verschrottet
Leipzig 16. März 1954 30. Juli 1953 5205669 Flenderwerke/442 6745 BRT 1970 Harappa, ab Februar 1975 in Gadani verschrottet
Mannheim * 19. November 1942 9. März 1953 5145439 Deutsche Werft/656 9185 BRT 1953 Heidelberg, 1968 Eurystheus, 1968 Union Evelyn, 1969 Union Companion, 1973 Abbruch in Kaohsiung
* = Einzelschiff, aber innerhalb der Klasse eingesetzt
  • Witthöft, Hans Jürgen: HAPAG. Hamburg-Amerika-Linie. Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg 1973, ISBN 3-7822-0087-X.
  • Schwadtke, Karl-Heinz: Die neue deutsche Handelsflotte im Bild. 2. Auflage. Gerhard Stalling Verlag, Oldenburg 1966.
  • Haws, Duncan: Merchant Fleets in Profile 4. The ships of the Hamburg America, Adler and Carr lines. Patrick Stephens, Cambridge 1980, ISBN 0-85059-397-2.
  • Turbinendampfer „Düsseldorf“. In: Hansa. Vol. 90, Nr. 34/35. Schiffahrts-Verlag „Hansa“ C. Schroedter & Co., Hamburg August 1953, S. 1416–1422.
  • G. Stark: Turbinenschnellfrachter „Leverkusen“. In: Hansa. Vol. 90, Nr. 46/47. Schiffahrts-Verlag „Hansa“ C. Schroedter & Co., Hamburg November 1953, S. 1897–1903.