Charietto (Heermeister) – Wikipedia

Charietto war ein Heermeister (magister militum) des spätantiken Römischen Reiches Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr.

Wie viele Heermeister dieser Zeit war Charietto germanischer, genauer westgermanischer Herkunft, wie sein Name verrät.[1] Vielleicht war er Franke und als Teil einer Gruppe fränkischer Offiziere im Heer aufgestiegen.[2] Er wird in den Quellen nur einmal erwähnt, nämlich in einem durch Gregor von Tours überlieferten Zitat aus dem sonst nicht erhaltenen Geschichtswerk des Zeitgenossen Sulpicius Alexander.[3] Darin wird Charietto gemeinsam mit einem Syrus (vielleicht identisch mit Domninos?) als Nachfolger des Nanninus als Befehlshaber der römischen Truppen in Gallien genannt. Nanninus war Befehlshaber der Truppen unter dem Usurpator Magnus Maximus und dessen Sohn Flavius Victor gewesen, die 388 jedoch von Kaiser Theodosius I. und dem General Arbogast besiegt wurden. Den Bürgerkrieg zwischen Maximus und Theodosius hatten die Franken unter Marcomer, Gennobaudes und Sunno zum Anlass genommen, in die römischen Provinzen einzufallen. Charietto und Syrus kämpften in diesem Zusammenhang, wohl im Jahr 389,[4] gegen die Franken; wahrscheinlich hatte Charietto die Stellung eines magister militum per Gallias (Heermeister für Gallien) inne.[5] Charietto diente somit wohl formal unter Kaiser Valentinian II.[6] und faktisch unter dessen mächtigem Heermeister Arbogast, der die eigentliche Macht im Westen des Reiches innehatte. Über Chariettos weiteres Schicksal ist jedoch nichts bekannt.

  1. Moritz Schönfeld: Wörterbuch der altgermanischen Personen- und Völkernamen nach der Überlieferung des klassischen Altertums. Carl Winter, Heidelberg 1911, S. 127.
  2. Dazu Karl Friedrich Stroheker: Zur Rolle der Heermeister fränkischer Abstammung im späten vierten Jahrhundert. In: Historia. Band 4, 1955, S. 314–330, zu Charietto S. 324, Anm. 1.
  3. Gregor von Tours, Decem libri historiarum 2,9.
  4. So Arnold Hugh Martin Jones, John Robert Martindale, John Morris: Charietto 2. In: The Prosopography of the Later Roman Empire (PLRE). Band 1, Cambridge University Press, Cambridge 1971, ISBN 0-521-07233-6, S. 200.
  5. Rekonstruktion nach Alexander Demandt: Magister 5a. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Supplementband XII, Stuttgart 1970, Sp. 553–790, hier Sp. 610 f.
  6. Alexander Demandt: Magister 5a. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Supplementband XII, Stuttgart 1970, Sp. 553–790, hier Sp. 607.