Charlotte Piepenhagen – Wikipedia
Charlotte Karolina Ludmilla Piepenhagen, verheiratete Weyrother, verheiratete Mohr von Ehrenfeld (* 19. Oktober 1821 in Prag; † 3. Januar 1902 ebenda), war eine böhmische Landschaftsmalerin.
Familie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Charlotte Piepenhagen war die zweitälteste von vier Töchtern des Landschaftsmalers August Piepenhagen und dessen Ehefrau Kateřina († 1850). Zu ihren Schwestern gehörte die Malerin Louise Piepenhagen (1825–1893).
Um 1852/1853 heiratete Charlotte Piepenhagen den Schriftsteller Klemens von Weyrother (1809–1876) und 1879/1880 den Oberst Karl Mohr von Ehrenfeld (1812–1885). Die Ehen blieben kinderlos.[1]
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Charlotte Piepenhagen erhielt ihre künstlerische Ausbildung beim Vater. Ab 1840 nahm sie regelmäßig an den jährlichen Ausstellungen des Kunstvereins für Böhmen (tschechisch Krasoumná jednota) in Prag teil.[1] Sie beschickte auch die Weihnachtsausstellungen von Concordia,[2] einem Verein deutscher Schriftsteller und Künstler in Böhmen.
1853/1854 reiste sie mit ihrem verwitweten Vater und ihrer Schwester Louise nach Deutschland, Frankreich und Belgien. 1866 unternahm die Familie erneut eine Reise nach Deutschland. Weitere Studienreisen führten Charlotte Piepenhagen in die Alpen und nach Italien (1881, 1884).[1] Von dem Wiener Maler Heinrich Hollpein wurde sie porträtiert.[3]
Zwischen 1872 und 1886 stellte Charlotte Piepenhagen regelmäßig im Wiener Künstlerhaus aus.[1] Bei der Weltausstellung 1873 in Wien präsentierte sie in der österreichischen Abteilung eine kärntnerische Landschaft in Öl.[4] Auch an der 1. Impressionisten-Ausstellung in Paris 1874 nahm sie teil.[1] Bei der Weltausstellung Paris 1878 zeigte sie das düster-romantische Gemälde Wasserfall.[5]
1888 kaufte Charlotte Piepenhagen ein Haus in Prag, wo sie eine Privatschule eröffnete und den Rest ihres Lebens wohnte. Sie starb 1902 im Alter von 80 Jahren in Prag und wurde im Familiengrab in Olšany bestattet. Aus ihrem Nachlass wurde eine nach ihr benannte Stiftung zur Förderung von Landschaftsmalern finanziert.[1]
2009/2010 fand in der Nationalgalerie Prag eine katalogbegleitete Ausstellung zu den Künstlern August, Charlotte und Louise Piepenhagen statt.[6]
Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Charlotte Piepenhagen war fast ausschließlich als Landschaftsmalerin tätig. Dabei knüpfte sie thematisch und stilistisch an das Werk von August Piepenhagen an.[7] Sie malte bevorzugt romantische Szenen wie Ausblicke von den Alpen auf Wälder, Bergpfade und Wasserfälle, meist bei stürmischem Wetter. Während andere zeitgenössische Künstler völlig realistische Landschaftsbilder malten, blieb sie ihrem mittlerweile anachronistischen Stil treu. Trotzdem waren ihre Gemälde sehr gefragt und erzielten überdurchschnittliche Preise.[6]
Werke von Charlotte Piepenhagen befinden sich unter anderem in der Sammlung der Nationalgalerie Prag.[8]
- Werke (Auswahl)
- Landscape with a Footbridge at Moonlight, 1850er Jahre, Öl auf Leinwand, Signatur unten links „Ch. W. Piepenhagen“, Nationalgalerie Prag[9]
- Waldpartie bei Sturm, Öl, Ausstellung 1867 des Österreichischen Kunstvereins[10]
- Mondlandschaft, Öl, Ausstellung 1876 des Österreichischen Kunstvereins[11]
- Partie aus dem Salzkammergute, 1867 Ausstellung der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde, Prag
- Der Obermannhardtsee in Kärnthen, Öl, Weltausstellung 1873
- The Motif from Tyrol (Waterfall, By the Mountain Stream), 1879, Nationalgalerie Prag
- Wasserfall, 1879 Ausstellung Münchner Glaspalast
- Waldidyll. Zwei Kühe am Bach, signiert „Ch. v. M.-Piepenhagen“, 1886 Berliner Jubiläumsausstellung[12]
- Gebirgssee, zwischenzeitlicher Eigentümer Maler Robert Krausse, Dresden, durch den sächsischen Kunstverein 1893 (Gewinn vom Kunstverein für Böhmen in Prag)
- Inneres eines Hofes in Taormina
- Aus Tivoli bei Rom
- Villa Hadriana in Tivoli bei Rom und Wildbach bei Strom, Ausstellung Prag 1893[2]
- Winterlandschaft mit Holzsammlern, Öl auf Leinwand, 48,5 × 70 cm, signiert „Ch. M. Piepenhagen“[13]
Ausstellungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1856: Kunstverein Bremen
- 1867, 1868, 1871, 1876: Österreichischer Kunstverein, Wien
- 1867: Kunstausstellung der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde, Prag
- 1873: Weltausstellung Wien
- 1874: 1. Impressionisten-Ausstellung in Paris
- 1878: Weltausstellung Paris
- 1879: Internationale Kunstausstellung München, Glaspalast
- 2004: August Bedřich, Charlotta a Louisa Piepenhagenovi, Stadtmuseum und Galerie Hlinsko v Čechách
- 2009: August Bedřich, Charlotta a Louisa Piepenhagenovi, Nationalgalerie Prag
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Constantin von Wurzbach: Weyrother, Charlotte. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 55. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1887, S. 213 (Digitalisat).
- August Bedřich, Charlotta a Louisa Piepenhagenovi. 45. výtvarné Hlinecko. Ausstellungskatalog. Městské muzeum a galerie v Hlinsku, Hlinsko 2004, ISBN 80-239-3120-2.
- Piepenhagen-Mohr, Charlotte. In: Jochen Schmidt-Liebich: Lexikon der Künstlerinnen 1700–1900. Saur, München 2005, ISBN 3-598-11694-2, S. 357 (online).
- Naděžda Blažíčková-Horová (Hrsg.), Šárka Leubnerová: August Bedřich, Charlotta a Louisa Piepenhagenovi. [Národní Galerie v Praze, Sbírka Umění 19. Století, klášter sv. Jiří na Pražském hradě, 6. listopadu 2009 – 30. dubna 2010]. Ausstellungskatalog. Národní Galerie, Prag 2009, ISBN 978-80-7035-431-5.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f August Bedřich, Charlotta a Louisa Piepenhagenovi. Begleitende Informationen zur Ausstellung in der Nationalgalerie Prag 2009/2010. ( vom 29. März 2014 im Internet Archive)
- ↑ a b Übersicht über die Leistungen der Deutschen Böhmens auf dem Gebiete der Wissenschaft, Kunst und Literatur im Jahre 1892. Gesellschaft zur Förderung von deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen. Prag 1894, S. 117 (online).
- ↑ Manfred Knedlik: Hollpein, Heinrich. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 74, De Gruyter, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-023179-3, S. 284.
- ↑ Einlaufbuch 1873 „Verzeichnis der im Jahre 1873 von der Wiener Künstlergenossenschaft bei der Weltausstellung sowohl wie im Künstlerhause ausgestellten Kunstwerke“. In: wladimir-aichelburg.at. Abgerufen am 16. September 2023.
- ↑ Pariser Weltausstellungsbriefe. In: Epoche, 3. Juli 1878, S. 2 (online bei ANNO).
- ↑ a b Die angenehm düsteren Landschaftsmalereien: Familie Piepenhagen in der Nationalgalerie. In: Radio Prague International. 2. Januar 2010. Abgerufen am 16. September 2023.
- ↑ V. Kratinová: Piepenhagen, August. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 8, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1983, ISBN 3-7001-0187-2, S. 66.
- ↑ Charlotte Piepenhagen. In: sbirky.ngprague.cz. Abgerufen am 16. September 2023.
- ↑ Landscape with a Footbridge at Moonlight ( vom 21. Januar 2021 im Internet Archive)
- ↑ Constantin von Wurzbach: Piepenhagen, August. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 22. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1870, S. 269 (Digitalisat).
- ↑ 268. Ausstellung – Oesterreichischer Kunst-Verein in Wien – Juni 1876. In: digitale-bibliothek.belvedere.at. Abgerufen am 16. September 2023.
- ↑ Mohr-Piepenhagen, Charlotte von. In: Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts, Beitrag zur Kunstgeschichte. Band 2. Dresden 1898, S. 65.
- ↑ Winterlandschaft mit Holzsammlern. In: dorotheum.com. Abgerufen am 16. September 2023.
Personendaten | |
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NAME | Piepenhagen, Charlotte |
ALTERNATIVNAMEN | Karolina Ludmilla Piepenhagen, Charlotte (vollständiger Name); Piepenhagen-Mohr von Ehrenfeld, Charlotte; Weyrother, Charlotte; Piepenhagen-Weyhrother, Charlotte |
KURZBESCHREIBUNG | böhmische Malerin |
GEBURTSDATUM | 19. Oktober 1821 |
GEBURTSORT | Prag |
STERBEDATUM | 3. Januar 1902 |
STERBEORT | Prag |