Dienstgradgruppe – Wikipedia
Eine Dienstgradgruppe fasst mehrere Dienstgrade und meist auch deren Träger zusammen.
Begriffsbestimmung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Dienstgradgruppe fasst mehrere Dienstgrade (Grade, Ränge, Amtsbezeichnungen usw.) zusammen. Alternativ werden diese Gruppen auch als Rangklasse, Ranggruppe oder ähnlich bezeichnet. Der Name der Dienstgradgruppe ist üblicherweise ebenfalls die Sammelbezeichnung für die Träger der Dienstgrade dieser Dienstgradgruppe. Üblich ist das Konzept vor allem in hierarchisch organisierten Organisationen mit einem ausdifferenzierten Dienst- und Beamtenrecht, wie den meisten Streitkräften, bei der Feuerwehr, im Zivilschutz, in der Polizei usw. Sinn und Zweck der Einteilung in die Dienstgradgruppe ist die vereinfachte Behandlung mehrerer Dienstgrade. In einer Dienstgradgruppe werden vor allem Dienstgrade einer ähnlichen Hierarchieebene oder mit einer gewissen Ähnlichkeit hinsichtlich der von Trägern der Dienstgrade dieser Dienstgradgruppe ausgeübten Tätigkeit zusammengefasst. Rechtliche Regelungen zielen häufig auf eine Dienstgradgruppe insgesamt und differenzieren nicht weiter nach Dienstgraden.
Abgegrenzt werden müssen die Dienstgradgruppen von den Laufbahnen, Laufbahngruppen oder Bezeichnungen für einzelne Abschnitte von Laufbahnen. Diese gliedern zwar ebenso wie die Dienstgradgruppen die Dienstgrade und ihre Träger, jedoch umfassen sie meist Dienstgrade mehrerer Dienstgradgruppen und/oder nur jeweils einen Teil der Dienstgrade oder Personen einer Dienstgradgruppe. Häufig wird ein Dienstgrad auch von den Angehörigen verschiedener Laufbahnen durchlaufen.
Bundeswehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dienstgradgruppen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Dienstgrade der Soldaten der Bundeswehr sind gemäß Zentraler Dienstvorschrift A-1420/24 „Dienstgrade und Dienstgradgruppen“ in sieben Dienstgradgruppen gegliedert:[1][A 1]
- Generale
- Stabsoffiziere
- Hauptleute
- Leutnante
- Unteroffiziere mit Portepee
- Unteroffiziere ohne Portepee
- Mannschaften
Die Einteilung in sieben Gruppen entspricht der in der Anordnung des Bundespräsidenten über die Dienstgradbezeichnungen und die Uniform der Soldaten angelegten Gliederung in sieben, dort jedoch unbenannte, Gruppen.[2]
Einteilung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die folgende Übersicht zeigt die Zuordnung jedes Dienstgrades in eine der Dienstgradgruppen gemäß Zentraler Dienstvorschrift A-1420/24.[1] Genannt werden zunächst jeweils die Dienstgrade für Heeres-[A 2] und Luftwaffenuniformträger,[A 2] erst zuletzt ggf. die Dienstgradbezeichnungen der Marineuniformträger.[A 2] Tragen Offizieranwärter besondere Dienstgrade, dann sind sie unmittelbar im Anschluss an die „normale“ Dienstgradbezeichnung des jeweiligen Uniformträgerbereichs genannt. Sind entsprechende Dienstgrade nur für Sanitätsoffiziere ausgewiesen, so werden diese ebenfalls gleich im Anschluss an die „normale“ Dienstgradbezeichnung des jeweiligen Uniformträgerbereichs genannt. Zunächst werden die Dienstgradbezeichnungen für Humanmediziner (entsprechen auch immer denen für Zahnärzte), dann die für Apotheker, zuletzt ggf. die für Veterinäre aufgeführt. Sind die Dienstgradbezeichnungen in allen Uniformträgerbereichen identisch, wird auf eine erneute Aufzählung für Marineuniformträger verzichtet.
Zweck der Dienstgradgruppen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Einteilung der Dienstgrade der Bundeswehr in Dienstgradgruppen erfolgt, um eine einheitliche Ansprache und eine rechtliche Gleichbehandlung aller oder mehrerer Soldaten einer vergleichbareren Hierarchiestufe zu vereinfachen. So betreffen beispielsweise einzelne Vorschriften zur Uniform (insbesondere Zentrale Dienstvorschrift (ZDv) 37/10)[7] oder zur Anrede und zum Gruß (insbesondere Zentralrichtlinie A2-2630/0-0-3 „Militärische Formen und Feiern der Bundeswehr“, ehemals ZDv 10/8)[8] häufig alle Soldaten einer Dienstgradgruppe. Besondere Bedeutung haben die Dienstgradgruppe für die zweckmäßige Organisation der Bundeswehr, weil an die Dienstgradgruppe (bzw. an die Unterschiedlichkeit der Dienstgradgruppen mehrerer Soldaten) im Sinne der Vorgesetztenverordnung in einigen Fällen die Etablierung eines Vorgesetztenverhältnisses gebunden ist. Zwar ist die Vorgesetzteneigenschaft in der Bundeswehr meist an die Dienststellung gebunden, wo aber eine Vorgesetztenverhältnis allein oder maßgeblich aufgrund des Dienstgrades vorliegt (§ 4 „Vorgesetztenverhältnis auf Grund des Dienstgrades“ der Vorgesetztenverordnung), sind meist Dienstgradgruppenhöhere Vorgesetzte der Soldaten niedrigerer Dienstgradgruppen. Außer in den in § 6 der Vorgesetztenverordnung („Vorgesetztenverhältnis auf Grund eigener Erklärung“) beschrieben Fällen können also allein auf Grund des Dienstgrades zwei Soldaten derselben Dienstgradgruppe nicht in einem Vorgesetztenverhältnis stehen.[A 3][9][10]
Alternative Bezeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Dienstgrade der Unteroffiziere mit Portepee werden informell mitunter als „Feldwebeldienstgrade“, deren Träger als „Feldwebel“ oder „Porteepeeunteroffiziere“ bezeichnet. Die Gruppe der Unteroffiziere ohne Portepee informell-kurz entsprechend als „Unteroffizierdienstgrade“ bzw. als „Unteroffiziere“, wobei diese Sammelbezeichnungen häufig auch die beiden letztgenannten Dienstgradgruppen meinen.
Weitere Sammelbezeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Teils basierend auf anderen offiziellen Verordnungen, Gesetzen sowie Erlassen, teils aber auch rein informell werden neben den Dienstgradgruppen im Sinn der Zentralen Dienstvorschrift A-1420/24 weitere Dienstgrade in Gruppen (nicht Dienstgradgruppen im formalen Sinn!) zusammengefasst.
Die Soldaten der Dienstgradgruppen Generale, Stabsoffiziere, Hauptleute, Leutnante werden gemäß Vorgesetztenverordnung und der Anordnung des Bundespräsidenten über die Dienstgradbezeichnungen und die Uniform der Soldaten als „Offiziere“ zusammengefasst.[2][11] In der Anordnung des Bundespräsidenten über die Dienstgradbezeichnungen werden darüber hinaus die Soldaten der beiden Dienstgradgruppen Unteroffiziere mit und ohne Portepee als „Unteroffiziere“ zusammengefasst.[2]
Marineuniformträger[A 2] der Dienstgradgruppe der Generale werden auch als „Admirale“ oder „Flaggoffiziere“ zusammengefasst; als Generale werden in diesem Sinne dann meist nur die Heeres-[A 2] und Luftwaffenuniformträger[A 2] der Dienstgradgruppe verstanden. Marineuniformträger der Unteroffiziere mit Portepee werden informell häufig als „Bootsleute“,[12] vereinzelt auch als „Bootsmänner“[13] bezeichnet, wohingegen dann „Feldwebel“ oder „Feldwebeldienstgrade“ informell nur entsprechende Heeres- und Luftwaffenuniformträger meint.[A 4] Entsprechend werden Marineuniformträger der Dienstgradgruppe der Unteroffiziere ohne Portepee informell als „Maate“ bezeichnet,[14] wohingegen informell die Heeres- und Luftwaffenuniformträger aus dieser Dienstgradgruppe abgrenzend und auch anders als im Sinne der Anordnung des Bundespräsidenten als „Unteroffiziere“ bezeichnet werden.[A 5] Die von den Dienstgraden der übrigen Offiziere abweichenden Dienstgrade der Sanitätsoffiziere werden informell als „Sanitätsoffizierdienstgrade“ oder „Sanitätsdienstgrade“ zusammengefasst.
Nationale Volksarmee
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Soldaten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Soldat (je nach Teilstreitkraft oder Truppengattung verschiedene Bezeichnungen) bis Stabsgefreiter und Unteroffiziersschüler
- Matrose bis Stabsmatrose und Unteroffiziersschüler
Unteroffiziere
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Unteroffizier bis Stabsfeldwebel und Offiziersschüler bzw. Fähnrichschüler
- Maat bis Stabsobermeister und Offiziersschüler bzw. Fähnrichschüler
Fähnriche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Offiziere
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Generalmajor bis Armeegeneral (Eigentlich bis Marschall der DDR, der Dienstgrad wurde jedoch nie vergeben.)
- Konteradmiral bis Flottenadmiral
Bei den Dienstgradgruppen der Offiziere, Offiziere und Generale sowie Admirale sind die jeweiligen Dienstgrade im Sanitätswesen entsprechend eingeschlossen.
Bundesheer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Beim Bundesheer gibt es folgende Dienstgradgruppen:[15]
Personen ohne Chargengrad
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gefreiter bis Zugsführer
Unteroffiziere
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Offiziere
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Fähnrich bis General
Schweizer Armee
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Schweizer Armee werden nach Art. 102 MG folgende Grade (Dienstgradgruppen) verwendet:
Mannschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unteroffiziere
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Höhere Unteroffiziere
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Offiziere
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fachoffiziere
- Fachoffizier
- Leutnant
- Oberleutnant
Hauptleute
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hauptmann
Stabsoffiziere
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Major
- Oberstleutnant
- Oberst
Höhere Stabsoffiziere
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Brigadier
- Divisionär
- Korpskommandant
Oberbefehlshaber der Armee
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- General
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Die Zentrale Dienstvorschrift A-1420/24 „Dienstgrade und Dienstgradgruppen“ ersetzt die Abschnitte B 185 der Zentralen Dienstvorschrift 14/5 „Soldatengesetz“, wo die Dienstgradgruppen bisher festgelegt wurden. Der Text aus B 185 ZDv 14/5 wurde unverändert in die ZDv A-1420/24 übernommen. Vgl. Der Bundesminister der Verteidigung (Hrsg.): ZDv 14/5. Soldatengesetz. DSK AV110100174, Änderungsstand 17. Juli 2008. Bonn 21. August 1978, Dienstgradbezeichnungen in der Bundeswehr, S. B 185 (Nicht zu verwechseln mit dem Gesetz über die Rechtsstellung der Soldaten (Soldatengesetz)).
- ↑ a b c d e f g h i j Anmerkung: Die Bundeswehr bezeichnet als Heeres- bzw. Luftwaffen- bzw. Marineuniformträger alle Soldaten, die die Uniform der jeweiligen Teilstreitkraft tragen. Der Begriff umfasst also auch Soldaten außerhalb der drei Teilstreitkräfte, also beispielsweise in der Streitkräftebasis, vgl. Ausbildung Reserveoffzieranwärterin/ -anwärter im Wehrdienst. Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr (BAPersBw) – Der Präsident., 13. März 2014, abgerufen am 26. März 2014.
- ↑ Beispiel: Ein Oberstabsgefreiter ist niemals alleine auf Grund seines Dienstgrades Vorgesetzter des rangniedrigeren Gefreiten.
- ↑ Die Bezeichnungen Feldwebel, Feldwebeldienstgrade und Bootsleute werden meist in dem Sinne gebraucht, dass sie auch Fähnriche (zur See) und Oberfähnriche (zur See) umfassen, obwohl ihre Dienstgradbezeichnung nicht der Benennungssystematik folgt, die der Bezeichnung Feldwebel(dienstgrade) und Bootsleute zu Grunde liegt.
- ↑ Die Bezeichnungen Unteroffiziere und Maate werden meist in dem Sinne gebraucht, dass sie auch Fahnenjunker und Seekadetten umfasst, obwohl ihre Dienstgradbezeichnung nicht der Benennungssystematik folgt, die der Bezeichnung Unteroffizier(sdienstgrade) und Maate zu Grunde liegt.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Bundesministerium der Verteidigung, BMVg P II 5 (Hrsg.): A-1420/24. Zentrale Dienstvorschrift. Dienstgrade und Dienstgradgruppen. 19. Januar 2006 (PDF [abgerufen am 10. Februar 2016]).
- ↑ a b c vgl. Art. 1, Der Bundespräsident (Hrsg.): Anordnung des Bundespräsidenten über die Dienstgradbezeichnungen und die Uniform der Soldaten. BPräsUnifAnO. 14. Juli 1978 (PDF – Anordnung des Bundespräsidenten über die Dienstgradbezeichnungen und die Uniform der Soldaten vom 14. Juli 1978 (BGBl. I S. 1067), die zuletzt durch Artikel 1 der Anordnung vom 31. Mai 1996 (BGBl. I S. 746) geändert worden ist).
- ↑ Anlage zu § 3 SLV
- ↑ Einteilung nach BPräsUnifAnO
- ↑ Vgl. dazu bspw. Presse- und Informationszentrum Marine: Unsere Blogger im Profil. Bundesministerium der Verteidigung, der Leiter des Presse- und Informationsstabes, 1. September 2015, abgerufen am 10. Februar 2016.
- ↑ Karl-Heinz Schad: Willkommen im Team Luftwaffe. Bundesministerium der Verteidigung, der Leiter des Presse- und Informationsstabes, 1. September 2015, abgerufen am 2. Dezember 2013.
- ↑ Hartmut Bagger, Führungsstab der Streitkräfte I 3, Bundesministerium der Verteidigung (Hrsg.): ZDv 37/10. Anzugordnung für die Soldaten der Bundeswehr. Juli 1996. Neudruck von Oktober 2008. Bonn 16. Juli 2008, 4 Kennzeichnungen, S. 539 (web.archive.org [PDF; 3,5 MB; abgerufen am 19. August 2021] Neudruck Oktober 2008 ersetzt Erstausgabe von Juli 1996).
- ↑ Der Bundesminister der Verteidigung (Hrsg.): ZDv 10/8 Militärische Formen und Feiern der Bundeswehr. Kap. 6 Gruß und Anrede.
- ↑ Der Bundesminister der Verteidigung (Hrsg.): ZDv 14/5. Soldatengesetz. DSK AV110100174, Änderungsstand 17. Juli 2008. Bonn 21. August 1978, Die Vorgesetztenverordnung, S. A 12 1 (Nicht zu verwechseln mit dem Verordnung über die Regelung des militärischen Vorgesetztenverhältnisses (Vorgesetztenverordnung – VorgV)).
- ↑ Bundesminister für Verteidigung (Hrsg.): Verordnung über die Regelung des militärischen Vorgesetztenverhältnisses (Vorgesetztenverordnung – VorgV). 4. Juni 1956, § 4 (Online [abgerufen am 25. März 2014] Zuletzt geändert durch Art. 1 Nr. 2 V v. 7. Oktober 1981 I 1129).
- ↑ Bundesminister für Verteidigung (Hrsg.): Verordnung über die Regelung des militärischen Vorgesetztenverhältnisses (Vorgesetztenverordnung – VorgV). 4. Juni 1956, § 4 (1) – (Online [abgerufen am 25. März 2014] Zuletzt geändert durch Art. 1 Nr. 2 V v. 7. Oktober 1981 I 1129).
- ↑ vgl. Presse- und Informationszentrum Marine: Karriere als Bootsmann. In: Website der Marine. Bundesministerium der Verteidigung, der Leiter des Presse- und Informationsstabes, 17. Juli 2014, abgerufen am 28. Oktober 2014: „Was ist neu an der Laufbahn der Bootsleute?“
- ↑ vgl. Presse- und Informationszentrum Marine: Karrieremöglichkeiten in der Marine. In: Website der Marine. Bundesministerium der Verteidigung, der Leiter des Presse- und Informationsstabes, 1. April 2014, abgerufen am 28. Oktober 2014: „Die Feldwebellaufbahn ist in der Marine die Laufbahn der Bootsmänner.“
- ↑ vgl. Presse- und Informationszentrum Marine: Marineunteroffizierschule (MUS). In: Website der Marine. Bundesministerium der Verteidigung, der Leiter des Presse- und Informationsstabes, 29. August 2014, abgerufen am 28. Oktober 2014: „Die Marineunteroffizierschule in Plön bildet [...] zukünftige Maate [...] aus.“
- ↑ Verordnung des Bundesministers für Landesverteidigung über die Dienstgrade, BGBl. II Nr. 125/2004 (PDF), S. 46.