EDU (Hochschule) – Wikipedia

EDU war eine private höhere Bildungseinrichtung, die 2018 in Kalkara (Malta) gegründet wurde, jedoch dort nicht als Universität registriert war, und ein Onlinestudium für internationale Studenten im Fach Medizin anbot. Das Studium sollte zu den Abschlüssen Bachelor of Medicine (B.Med.) und Masters of Medicine (MMed) führen. Die Anerkennung der Abschlüsse als Voraussetzung für die Approbation und damit die Erlaubnis zur Berufsausübung als Arzt war aber weder in Deutschland noch in anderen Ländern einschließlich Malta selbst gewährleistet. Am 23. November 2023 wurde in Malta ein Antrag beim Civil Court (Commercial Section) zur Auflösung und Abwicklung der Trägergesellschaft eingereicht.[1] Die ersten Absolventen des Masterstudiengangs waren für 2025 angekündigt worden.[2]

Die Hochschule wurde 2018 durch Evarist Bartolo, damals Minister für Bildung und Arbeit der Republik Malta, zugelassen.[3] Sie war bis zum 26. Juni 2024 als „Higher Education Institution“ lizenziert.[4][5]

Trägerin war die Digital Education Holdings Ltd.

Durch die MFHEA waren folgende Studiengänge akkreditiert:[6]

Die beiden größten Anteilseigner der Betreiberfirma Digital Education Holdings Ltd. waren die brandenburgischen Beteiligungsgesellschaften Spevde GmbH mit 34,9 % und Panta Rhei GmbH mit 27,8 %. Die restlichen Anteile verteilten sich auf 12 weitere Beteiligungsgesellschaften und Einzelpersonen, die jeweils weniger als 7 % des Unternehmens halten. Sitz des Unternehmens war ein Coworking Space auf Malta.[8] Bei der Panta Rhei GmbH handelt es sich um die Beteiligungsgesellschaft des Geschäftsführers Jürgen Laartz.[9]

Sprecher der Gründungsfakultät war der Bonner Anästhesist Andreas Hoeft, der im November 2020 verstarb. Die laufenden Geschäfte und die Verwaltung des Lehrbetriebs führt der Geschäftsführer Jürgen Laartz. Im Juni 2023 wurde Geertjan Wesseling, ehemaliger Professor und Chefarzt der Universitätsklinik der Universität Maastricht, zum Dekan ernannt.[10]

Die Teilnahme am Studium setzte keinen Wohnsitz in der Republik Malta voraus. Der Studienbeginn wäre in der Regel zu sechs Startterminen pro Jahr möglich gewesen.

Bewerber benötigten die allgemeine Hochschulreife. Ein dreistufiger Aufnahmeprozess beinhaltete ein Motivationsschreiben, einen Online-Test und ein Interview mit Lehrkräften. Insofern war die Zulassung gemäß Definition eines Numerus clausus ebenfalls grundsätzlich begrenzt.[11]

Das Studienjahr war in drei Trimester untergliedert, in denen jeweils 10 Wochen englischsprachiger Online-Fernunterricht für die theoretischen Inhalte und anschließend vier Wochen praktischer Unterricht in einem Lehrkrankenhaus in der Landessprache stattfand.[12]

Deutsche Krankenhäuser der Helios-Gruppe[13] und andere Klinikgruppen vermitteln die zugehörigen praktischen Ausbildungsinhalte, im September 2023 wurden 7 angegeben, die Helios-Kliniken in Gotha, Hildesheim und Wiesbaden; Marien-Haus-Kliniken in Ahrweiler, Bitburg und Neuwied sowie das St. Nikolaus Stifthospital in Andernach.[14]

EDU erhob hierfür jährlich Studiengebühren in Höhe von 19.500 €. Es wurde auf die Möglichkeit von Stipendien und andere Finanzierungshilfen hingewiesen.[15] Die Regelstudienzeit betrug beim Bachelorstudiengang Medizin drei Jahre (9 Trimester) und beim anschließenden Masterstudiengang 2,5 Jahre (6 Trimester). Die Ausbildungsinhalte orientierten sich an den Lernzielkatalogen anderer Staaten.[16]

Im November 2018 begann man mit acht Studierenden.[17] Nach eigenen Angaben waren im Mai 2023 97 Studierende immatrikuliert.[18]

Der „Review Report“ der Universität Maastricht, der im Rahmen der Supervision im November 2022 veröffentlicht wurde, meint, dass sich EDU verglichen mit den meisten anderen Universitäten während der COVID-19-Pandemie als viel besser ausgerüstet erwies, das Programm auf einem höheren Niveau fortzusetzen. Das Master-Programm konnte nur auf Grundlage des Designs bewertet werden, weil die ersten 11 Studierenden erst kurz zuvor damit begonnen hatten. Gleichzeitig wurde das Fehlen von Skills Labs für Studenten vor den ersten Patientenkontakten kritisiert. Weiterhin wurde die fehlende Struktur der Lehrtätigkeit in den Krankenhäusern angemerkt.[19]

Anerkennung des Abschlusses

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Die Bundesärztekammer (BÄK) und die Deutsche Hochschulmedizin (der Zusammenschluss der Universitätskliniken und der Medizinischen Fakultäten in Deutschland) wiesen 2018 darauf hin, dass noch viele Fragen zur Ausgestaltung dieser Form des Medizinstudiums offen seien. Insbesondere die Qualität des Studiums und die Qualifikation der Lehrenden und Prüfenden hielten BÄK und der Medizinische Fakultätentag (MFT) für fraglich. Die „höhere Bildungseinrichtung“ besitze keine Zulassung als Universität. Daher sei eine Anerkennung der Abschlüsse in Deutschland gemäß Berufsanerkennungsrichtlinie, die für den Arztberuf ein Studium an einer Universität oder unter Aufsicht einer Universität vorschreibt, gegenwärtig nicht möglich. Studierwilligen Interessenten wurde empfohlen, angesichts der im Verhältnis hohen Studiengebühren zuzüglich weiterer Kosten „dieses Studienangebot sorgfältig auf seine Tragfähigkeit und vor allem auf die Ermöglichung des angestrebten Studienziels zu prüfen“.[20]

Auch die maltesische Ärztegesellschaft äußerte gegenüber dem maltesischen Bildungsminister Bedenken. Sie befürchtete eine Hintertür für Ärzte mit fragwürdigen Qualifikationen, um in EU-Krankenhäusern zu arbeiten. Der Ruf Maltas als Exzellenzzentrum für die medizinische Ausbildung sei gefährdet.[21]

EDU und ihre Kooperationspartner stellten weiterhin die Approbation und Anstellungsverhältnisse in Aussicht.[22][23]

Als die EDU im April 2019 von der erfolgreichen Akkreditierung des Master-Studienprogramms in Malta berichtete, warnte die BÄK erneut, dass dieser Studiengang die Bedingungen der Berufsanerkennungsrichtlinie möglicherweise nicht erfülle.

2020 stellte die Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen (ZAB) im Sekretariat der Kultusministerkonferenz (KMK) nach detaillierter Prüfung fest, dass der Masterabschluss des EDU-Medizinstudiengangs nicht unter die automatische Berufsanerkennung innerhalb der Europäischen Union (EU) gemäß der EU-Richtlinie fällt und daher auch nicht zur Approbation als Arzt oder Ärztin in Deutschland führt. Auch in Malta werde der Masterabschluss der EDU nicht als ärztliche Qualifikation anerkannt. Darüber hinaus müsse dort im Anschluss an das Medizinstudium ein praktischer Dienst absolviert werden, zu dem EDU-Studierende jedoch nicht zugelassen würden.[24]

Im Februar 2021 stellte die maltesische Akkreditierungsbehörde MFHEA klar, dass die Akkreditierung des Studienprogramms noch nicht bedeute, dass die Absolventen den Beruf als Arzt ausüben dürften. Dies sei erst möglich, wenn der Medical Council Malta oder äquivalente Gesundheitsbehörden in anderen EU-Ländern den Abschluss als ärztliche Berufsqualifikation anerkennen würden. Die MFHEA habe nicht diese Kompetenz. Sie könne und werde daher Behauptungen oder Versprechen von EDU, die Kurse könnten zur Berufserlaubnis als Arzt führen, nicht bestätigen.[25]

Die Bundesärztekammer bekräftigte auf Nachfrage ihre Zweifel, ob das Studium den Anforderungen der Richtlinie 2005/36/EG über die Anerkennung von Berufsqualifikationen genüge, weil die EDU in Malta nicht als Universität, sondern als höhere Bildungseinrichtung registriert sei. Auch habe ihr der Medical Council von Malta zuletzt im November 2021 bestätigt, dass das Studium an der EDU nicht die Anforderungen der EU-Richtlinie erfüllt. Interessenten müssten also abwägen, ob sie ein Studium bei unklarer Anerkennungsfähigkeit in Deutschland „riskieren“ wollen.[26]

Im Februar 2020 wurde zur Qualitätssicherung eine Kooperation der EDU mit der Faculty of Health, Medicine and Life Sciences (FHML), einer Institution der Universität Maastricht vereinbart.[27] Der im November 2022 veröffentlichte „Review Report“ über die Supervision des laufenden Programms vertritt die Meinung, dass das EDU-Programm die Anforderungen von Absatz 24 der Richtlinie 2005/36/EG über die Anerkennung von Berufsqualifikationen vollumfänglich erfüllt.[19]

Im Dezember 2022 leitete EDU ein juristisches Verfahren gegen die Regierung von Malta ein mit dem Vorwurf, dortige Behörden hätten durch jahrelanges Verzögern verhindert, dass die EDU-Absolventen eine Berufsanerkennung als Ärzte bekommen können.[28]

Das Verwaltungsgericht Braunschweig urteilte am 26. Januar 2023, dass Studierende der EDU im Bachelor-Studiengang nach BAföG Leistungen erhalten können, wenn die anderen Kriterien erfüllt sind,[29] da die EDU eine akkreditierte, staatlich anerkannte Hochschule maltesischen Rechts sei, die die Kriterien der institutionellen Gleichwertigkeit erfüllt.[30]

Die Betreibergesellschaft Digital Education Holdings Ltd. wies in ihrem Jahresabschluss zum 31. Dezember 2021 einen Jahresfehlbetrag von EUR 2,8 Mio. und einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag von EUR 1,0 Mio. aus.[31]

Einer im Februar 2023 veröffentlichten Online-Petition von EDU-Studenten auf change.org zufolge hätten die Investoren entschieden, Insolvenz anzumelden. Eine Gruppe von Studierenden überbrachte persönlich Briefe an die Bildungs- und Gesundheitsbehörden und vereinbarte ein Treffen mit dem Medical Council Malta.[32][33] Bis Oktober 2023 wurde kein Insolvenzantrag gestellt[34], jedoch wurde am 24. Oktober 2023 ein Insolvenzantrag für die das deutsche Tochterunternehmen Candena GmbH gestellt und es am 5. Januar 2024 liquidiert.[35] 2024 war das Unternehmen Digital Education Holdings Ltd. in Malta in Auflösung begriffen.[36]

Einzelnachweise

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  1. Dr GeraldineA Spiteri Lucas LL.D.: Document 62.1. In: Malta Business Registry. 30. Dezember 2023, abgerufen am 3. Januar 2024 (englisch).
  2. Anerkennung und Approbation in Europa (Memento vom 30. November 2023 im Internet Archive): „EDU erwartet ihre ersten Absolventinnen mit Bachelor- und Master-Abschluss in Medizin im Jahr 2025.“
  3. Pressemitteilung der EDU: Digitales Medizinstudium: Malta kann Ärzte für Deutschland ausbilden. In: Deutsches Ärzteblatt. 3. Juli 2018, abgerufen am 14. Januar 2021.
  4. Akkreditierung (Memento vom 30. November 2023 im Internet Archive) Abgerufen am 27. Juli 2023: „EDU ist am 27. Juni 2018 als Höhere Bildungseinrichtung (Institute of Higher Education) von der National Commission for Further and Higher Education (NCFHE) der Republik Malta mit der Lizenz-Nummer 2018-10 akkreditiert worden.“
  5. Akkreditierung vom 27. Juni 2018 bis zum 26. Juni 20224 (Memento vom 4. August 2023 im Internet Archive)
  6. qualifications.mfhea.gov.mt: Search | Results. Abgerufen am 28. Juni 2023.
  7. Der Eintrag in der Datenbank der Akkreditierungsagentur (Malta Further & Higher Education Authority/Qualifications and Awards. Abgerufen am 5. Oktober 2024.) lautet wörtlich Philosphical Doctorate (doctor philosophiae) PhD. - wahrscheinlich ist hier der übliche Philosophical Doctor gemeint, wie auch die Abkürzung PhD und die lateinische Schreibung nahelegt.
  8. Company Registration Number C 82123 - DIGITAL EDUCATION HOLDINGS LTD. In: registry.mbr.mt. Abgerufen am 25. Oktober 2022.
  9. PANTA RHEI GMBH, KETZIN/HAVEL. In: northdata.de. Abgerufen am 8. Januar 2022.
  10. Prof. Geertjan Wesseling - Dekan an der EDU. 2. Juni 2023, abgerufen am 9. Juni 2023 (deutsch).
  11. Ausbildung: Privatuni bietet EU-Studienmodell Humanmedizin. In: Ärzte Zeitung. 30. Juni 2018, abgerufen am 14. Januar 2021 (ausgewiesen als Anzeige am rechten Rand).
  12. Digitales Medizinstudium · EDU. A degree smarter. Archiviert vom Original am 25. September 2020; abgerufen am 14. Januar 2021 (deutsch).
  13. Eva Richter-Kuhlmann: Private Hochschule in Malta: Digitales Medizinstudium im Angebot. In: Ärzte Zeitung 2018; 115(48): A-2218 / B-1828 / C-1805. 30. November 2018, abgerufen am 27. August 2024.
  14. Hospital Partner Network (Memento vom 27. September 2023 im Internet Archive), medical.edu.mt
  15. Das Zulassungsverfahren (Memento vom 22. April 2019 im Internet Archive) auf medical.edu.mt
  16. Lehrpläne auf der Website medical.edu.mt (Memento vom 25. September 2020 im Internet Archive) Anmerkung: Das veröffentlichte Schema des Masterstudienganges beinhaltet 2 Jahre und 6 Trimester, im Text wird auf 2,5 Jahre hingewiesen.
  17. Miriam Lenz: Online Arzt werden. In: Der Tagesspiegel. 3. Januar 2020, abgerufen am 14. Januar 2021.
  18. EDU-Self-Assessment-Report-2023 (PDF; 3,3 MB) (Memento vom 29. Juli 2023 im Internet Archive)
  19. a b Review Report | EDU Medical Programme: Maatricht University SHE Colaborates: Faculty of Health, Medicine and Life Sciences, November 2022. (PDF; 1,9 MB) Archiviert vom Original am 2. Dezember 2022; abgerufen am 30. August 2024: „The RT reviewed the way EDU has dealt with these recommendations during the past year and is impressed by the speed and quality of the achievements.“
  20. Bundesärztekammer und Hochschulmedizin sehen digitales Medizinstudium in Malta kritisch. In: Deutsches Ärzteblatt. 2. Oktober 2018, abgerufen am 14. Januar 2021.
  21. Ivan Martin: Doctors meet minister over online medical courses fears. In: The Times of Malta. 28. Januar 2019, abgerufen am 14. Januar 2021 (britisches Englisch).
  22. Studium an der digitalen Medizin-Hochschule EDU, auf helios-gesundheit.de
  23. Marienhaus-Stipendium für Medizinstudierende, auf marienhaus.de
  24. Eva Richter-Kuhlmann: Digitales Medizinstudium in Malta: Keine automatische Anerkennung. In: Deutsches Ärzteblatt 2020, 117(11): A-535 / B-460,. 13. März 2020, abgerufen am 14. Januar 2021.
  25. Announcement on EDU courses published on 15th February 2021 by MFHEA
  26. Ines Engelmohr: Schwerpunkt Medizinstuzdium im Ausland: Wenn der Numerus Clausus den Medizinstudium-Wunsch verhindert, werden Privat-Unis oder das Studium im Ausland interessante Alternatativen, Ärzteblatt Rheinland-Pfalz 06/2022, S. 4 der PDF-Datei, S. 14, laek-rlp.de
  27. EDU und Universität Maastricht: Eine Partnerschaft für das Medizinstudium des 21. Jahrhunderts. In: medical.edu.mt. Archiviert vom Original am 21. September 2020; abgerufen am 30. August 2024.
  28. Malta-based online medical school sues to get its students accredited as doctors. EDU says situation has dragged on for years and is causing significant uncertainty. In: timesofmalta.com. 7. Dezember 2022, abgerufen am 30. August 2024 (englisch).
  29. 3 A 287/19, dejure.org
  30. Förderungsfähigkeit des Studienganges „Bachelor of Medicine“ an der Ausbildungsstätte EDU in Malta, bafög.de, 24. April 2023
  31. Unternehmensregister: Panta Rhei Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2021 bis zum 31.12.2021. In: unternehmensregister.de. 14. August 2022, abgerufen am 16. August 2022. Im Jahresabschluss wird unter 2.2 Finanzanlage der Panta Rhei auf die EDU Betreiberfirma verwiesen und auf deren der Verlust und negatives. EK ausgewiesen
  32. Daniel Amiri: Petition: Die Zukunft von EDU's Medizinstudenten retten! In: change.org. 11. Februar 2023, abgerufen am 12. Februar 2023.
  33. Medical students fly to Malta, seeking answers about their online degrees. In: timesofmalta.com, 13. Februar 2023 (englisch)
  34. Company Registration Number C 82123 - DIGITAL EDUCATION HOLDINGS LTD. In: registry.mbr.mt. Abgerufen am 16. August 2022.
  35. Candena GmbH, Ketzin. In: Northdata. Abgerufen am 26. August 2024: „liquidiert 5. Januar 2024“
  36. Company Registration Number C 82123 - DIGITAL EDUCATION HOLDINGS LTD. In: registry.mbr.mt. Abgerufen am 30. August 2024.