Edmund Bolten – Wikipedia

Edmund Bolten (* 14. August 1882 in Köln;[1]7. April 1949 in Burscheid[2]) war ein deutscher Architekt.

Bolten war der Sohn des aus Mönchengladbach stammenden Architekten Gustav Bolten (1850–1910), der von den 1880er-Jahren bis 1905 als Lehrer und Professor an der Gewerblichen Fachschule bzw. Staatlichen Baugewerkschule in Köln wirkte. Dort absolvierte Edmund Bolten bis 1903 sein Studium der Architektur.[1] Es folgten um 1906 Tätigkeiten als Mitarbeiter in den Architekturbüros von Otto Müller-Jena und Gustav Herbst.[2][3]:57 Etwa 1910 ließ er sich als selbständiger Architekt in Rodenkirchen nieder, wo er bis zu seinem Umzug nach Köln 1912 in einem nach Plänen Müller-Jenas entstandenen Haus (Bismarckstraße 4) lebte. Sein Architekturbüro bestand aus einer Abteilung für Architektur und Kunstgewerbe und einer für Industriebauten.[2]

Boltens Werk umfasst insbesondere zahlreiche Privathäuser in Köln und Umgebung, aber auch öffentliche und Geschäftsbauten sowie außerhalb von Köln wenige Kirchengebäude.[4] Ein besonderer Schwerpunkt seiner Tätigkeit lag in der Gemeinde Rondorf (1975 in „Rodenkirchen“ umbenannt) im heutigen Kölner Süden, in der er von 1910 bis zum Zweiten Weltkrieg an der Planung von über 150 ausgeführten Bauten beteiligt war und somit zu den produktivsten Architekten in diesem Gebiet gehört.[2] Zu seinen Hauptkunden zählte dort die in Sürth ansässige Firma Linde einschließlich ihrer Vorgängerfirmen, die ihn zwischen 1913 und 1943 mit zahlreichen Projekten beauftragte. Aus nicht bekannten Gründen gehört die Stadt Burscheid während seines gesamten Wirkungszeitraums zu den Orten, in denen die meisten der von Bolten entworfenen Gebäude liegen.[2]

„Besonders vielseitig und phantasievoll erwies [Bolten] sich – als ob es seine besondere Leidenschaft sei – bei den exklusiven Wohnhäusern. Sie sind stets erstaunlich schlicht gehalten, sehr in der Tradition der jeweiligen Landschaft verhaftet und ganz im Sinne der damals von vielen Architekten verinnerlichten ‚Zeit um 1800‘, der Zeit von Johann Wolfgang von Goethe, gestaltet.“

Wolfram Hagspiel (2012)[2]

Zu seinen bedeutendsten Projekten gehören die Anfang der 1930er-Jahre im heutigen Kölner Stadtteil Junkersdorf als Teil von Wohnsiedlungen entstandenen Ein- und Zweifamilienhäuser im Stil des Neuen Bauens, darunter die als Wohngebiet für gehobene Ansprüche gedachte und nur in Ansätzen realisierte „Gartenstadt Stadion“[5] (1930–1934), an deren Konzeption er gemeinsam mit den Architekten Ulrich Pohl, Heinrich Reinhardt (1883–1972[6]) und Walter Reitz (1888–1955[7]) beteiligt war.[1] Bolten schloss sich im Rahmen größerer Bauprojekte wiederholt – wie für die „Gartenstadt Stadion“ – mit anderen Architekten zu Arbeitsgemeinschaften zusammen und engagierte sich in verschiedenen Wohnungsbaugesellschaften, darunter der „Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft e.G.m.b.H.“ in Rodenkirchen.[2] Eine solche Zusammenarbeit ging er 1933 mit dem Bad Godesberger Architekten Karl Schwarz in Form der Arbeitsgemeinschaft „Bolten & Schwarz“ ein, die die Gartenstadt „Deichmanns Aue“ konzipierte.[1]

Bolten war ab 1912 Mitglied im örtlichen Architekten- und Ingenieurverein. Für das Jahr 1913 ist eine Mitgliedschaft in der „Vereinigung für Kunst und Handel und Gewerbe Cöln“, die dem Deutschen Werkbund nahestand, bekannt. In den 1920er-Jahren wurde Bolten in den Bund Deutscher Architekten aufgenommen.[2]

Familie

Edmund Bolten heiratete um 1912 Theresia Elfriede Küthe aus Düsseldorf. Die Ehe wurde 1930 geschieden. Ihr gemeinsamer Sohn, Werner Bolten, wurde ebenfalls Architekt und verstarb in den Jahren des Zweiten Weltkriegs in Lüdenscheid.[2]

Bauten in Köln

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Bauzeit Stadtteil Adresse[8] Bild Objekt Maßnahme Anmerkungen
1909 Lindenthal Virchowstraße 19 Villa[1] Neubau[1]
1912–1913 Marienburg Marienburger Straße 48
Lage
Villa („Haus Ispert“) Neubau[9]:494 f. Denkmalschutz
1914 Lindenthal Heinestraße 28 Wohnhaus[1] Neubau[1]
1914 Immendorf Godorfer Straße 2
Lage
Immendorfer Schule[2] Umbau und Erweiterung[2] heute Vereinsheim[10]; Denkmalschutz
um 1914 Rodenkirchen Maternusstraße 39
Lage
Wohn- und Geschäftshaus Neubau[1] Denkmalschutz
1916 Sürth Carl-von-Linde-Straße 4
Lage
Villa[3]:226 Neubau[3]:226 Denkmalschutz
1919 Marienburg Tiberiusstraße 14 Villa (erbaut 1895–86)[9]:712–714 Sanierung[9]:712–714 1932 abgebrochen[9]:712
1919–1921 Rodenkirchen Hombergstraße 7 / Hauptstraße 25 Villa, Garagenhaus[3]:57 Neubau[3]:57 abgebrochen[3]:57
1920 Rodenkirchen Uferstraße 20
Lage
Halbvilla (erbaut 1910–13)[3]:44 f. Umbau[3]:44 f. nur verändert erhalten[3]:45
1921–1925 Rodenkirchen Uferstraße 47
Lage
Villa[3]:57 Neubau[3]:57 Denkmalschutz
1922 Rodenkirchen Sürther Straße / Moselstraße / Weißer Straße Kleinwohnungskolonie der Eigenheim-Baugesellschaft[1]:57 Neubau[1] nur teilweise ausgeführt[1]
um 1923 Rodenkirchen Friedrich-Ebert-Straße Kleinwohnungskolonie der Eigenheim-Baugesellschaft[1]:57 Neubau[1]
1924 Rodenkirchen Brückenstraße 21
Lage
Villa („Albertinenhof“, späteres „Albertinenstift“)[3]:100 Neubau[3]:100 um 2000 stark verändert in den Neubau des „Caritas-Altenzentrums St. Maternus“ integriert[3]:100
1924 Rodenkirchen Brückenstraße 42
Lage
Villa[3]:100 Neubau[3]:100 Denkmalschutz
1924 Mülheim Sachsenbergstraße 3 Werftanlage Gebr. Meyer: Erweiterungsbauten[2][11] Neubau[2] erhalten[2]
1925 Rodenkirchen Maternusstraße 5 Wohn- und Geschäftshaus der AOK[2] Neubau[2] nicht erhalten[2]
um 1925 Rodenkirchen Mönchsgüterweg 4
Lage
Sürther Metallwerk Ludwig Stöckelhuber: Verwaltungsgebäude[3]:226[1] Neubau[3]:226 mit Veränderungen erhalten[3]:226
1927 Sürth Sürther Hauptstraße 178
Lage
Verwaltungsgebäude der Firma Linde[2][1] Neubau[2][1] Denkmalschutz; 1999–2003 zum Wohn- und Bürokomplex umgebaut[12]
1929 Marienburg Lindenallee 62
Lage
Halbvilla (erbaut 1906–07)[13]:440 Umbau: Anbau eines Wintergartens[13]:440 f. Denkmalschutz
1930–1934 Junkersdorf Frankenstraße / Paul-Finger-Straße / Statthalterhofallee
Lage
„Gartenstadt Stadion“[1] Neubau (mit Ulrich Pohl, Heinrich Reinhardt und Walter Reitz)[1][2]
1932–1934 Junkersdorf/Müngersdorf Drosselstraße / Vogelsanger Weg
Lage
Wohnsiedlung „Am Vogelsang“[1] Neubau[1]
1933/1934 Lindenthal Lortzingstraße 44–46
Lage
Wohnhäuser[1] Neubau[1]
1935 Marienburg Tiberiusstraße 8
Lage
Einfamilienhaus[9]:708 f. Neubau (Bauherr: Otto Osterkamp, Erster Staatsanwalt)[9]:708
1939–1941 Altstadt-Nord Domkloster 2a
Lage
Dom-Hotel[2] Umbau[2]
1948 Marienburg Tiberiusstraße 8
Lage
Einfamilienhaus[9]:708 f. Wiederherstellung[9]:708

Bauten außerhalb von Köln

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Planungsbeginn;
Bauzeit
Gemeinde
Ortsteil
Adresse[14] Bild Objekt Maßnahme Anmerkungen
um 1912/1913 Burscheid Bismarckstraße 8
Lage
Villa Dr. Ispert[1] Neubau[1] 1929–1998 Rathaus der Stadt Burscheid[15]
1927;
1929–1930[16]
Übach-Palenberg
Ortsteil Boscheln
Roermonder Straße 130
Lage
Katholische Kirche St. Fidelis (Notkirche)[1][17] Neubau[1]
1929–1930 Burscheid Ewald-Strässer-Weg 6
Lage
Berufs- und Handelsschule[2] („Rhein-Wupper-Handelsschule“[18]) Neubau[2] heute Rathaus der Stadt Burscheid (Altbau)[18][19]
1932 Bonn
Ortsteil Rüngsdorf
Rolandstraße 48
Lage
Villa Neubau (Bauherr: Heinrich Oettinger) Denkmalschutz; bis 2001 Residenz des madagassischen Botschafters

Nicht ausgeführte Entwürfe

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  • um 1914:–9 Köln, Stadtteil Weiß, Wettbewerbsentwurf für eine katholische Kirche[2]
  • um 1925:–9 Marl, Wettbewerbsentwurf für ein Pfarrhaus[1]
  • um 1925:–9 Übach, Wettbewerbsentwurf für eine Volksschule (1. Preis)[1]
  • 1939:–9999 Köln, Stadtteil Rodenkirchen, Wettbewerbsentwurf für eine Schule[2]

Eigene Werkbände

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  • Edmund Bolten, Architekt B.D.A. Köln, Berlin o. J. (um 1923[1]).
  • Edmund Bolten, Architekt B.D.A. Köln, Berlin o. J. (um 1927[1]).
  • Wolfram Hagspiel: Namhafte Architekten und ihre Bauten im Kölner Süden: Edmund Bolten (1882–1949), einer der produktivsten Architekten im Kölner Süden. In: stadtMagazin Köln-Süd, 23. Jahrgang, Juni/Juli 2012, S. 22–25.
  • Wolfram Hagspiel: (Josef) Edmund Bolten. In: ders.: Lexikon der Kölner Architekten vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert. Bd. 1: A-G. Böhlau, Wien, Köln 2022 (Veröffentlichungen des Kölnischen Geschichtsvereins e.V.; 52), ISBN 978-3-412-52446-3, S. 199–204.

Einzelnachweise und Anmerkungen

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  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae Wolfram Hagspiel: Köln. Marienburg. Bauten und Architekten eines Villenvororts. (= Stadtspuren, Denkmäler in Köln, Band 8.) 2 Bände, J. P. Bachem Verlag, Köln 1996, ISBN 3-7616-1147-1, Band 2, S. 802.
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z Wolfram Hagspiel: Namhafte Architekten und ihre Bauten im Kölner Süden: Edmund Bolten (1882–1949), einer der produktivsten Architekten im Kölner Süden
  3. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s Wolfram Hagspiel: Villen im Kölner Süden. Rodenkirchen, Sürth, Weiss und Hahnwald. (mit Fotografien von Hans-Georg Esch) J. P. Bachem Verlag, Köln 2012, ISBN 978-3-7616-2488-3.
  4. Birgit Bernard, Josef-Haubrich-Kunsthalle Köln (Hrsg.): Zeitgenossen: August Sander und die Kunstszene der 20er Jahre im Rheinland, Steidl, 2000, ISBN 3-88243-750-2, S. 232.
  5. Gartenstadt Stadion, Stadt Köln
  6. Wolfram Hagspiel: Köln. Marienburg. Bauten und Architekten eines Villenvororts. (= Stadtspuren, Denkmäler in Köln, Band 8.) 2 Bände, J. P. Bachem Verlag, Köln 1996, ISBN 3-7616-1147-1, Band 2, S. 922.
  7. Wolfram Hagspiel: Köln. Marienburg. Bauten und Architekten eines Villenvororts. (= Stadtspuren, Denkmäler in Köln, Band 8.) 2 Bände, J. P. Bachem Verlag, Köln 1996, ISBN 3-7616-1147-1, Band 2, S. 923.
  8. Bei nicht mehr bestehenden Bauten jeweils die zuletzt bekannte Adresse.
  9. a b c d e f g h Wolfram Hagspiel: Köln. Marienburg. Bauten und Architekten eines Villenvororts. (= Stadtspuren, Denkmäler in Köln, Band 8.) 2 Bände, J. P. Bachem Verlag, Köln 1996, ISBN 3-7616-1147-1, Band 2.
  10. TSV Immendorf 1968 e.V.
  11. Walter Buschmann: Köln Gebr. Mayer, Rheinische Industriekultur
  12. Monument der Industrialisierung, Kölner Stadtanzeiger, 7. April 2003
  13. a b Wolfram Hagspiel: Köln. Marienburg. Bauten und Architekten eines Villenvororts. (= Stadtspuren, Denkmäler in Köln, Band 8.) 2 Bände, J. P. Bachem Verlag, Köln 1996, ISBN 3-7616-1147-1, Band 1.
  14. Bei nicht mehr bestehenden Bauten jeweils die zuletzt bekannte Adresse.
  15. „Villa BIZ“, Stadt Burscheid, 28. Januar 2018
  16. Chronik der Kirche Boscheln (Memento des Originals vom 14. Juli 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/fidelis-boscheln.kibac.de, Katholische Kirchengemeinde St. Fidelis, Übach-Palenberg-Boscheln
  17. Dieter Breuer, Gertrude Cepl-Kaufmann: "Deutscher Rhein, fremder Rosse Tränke?": symbolische Kämpfe um das Rheinland nach dem Ersten Weltkrieg. In: Düsseldorfer Schriften zur neueren Landesgeschichte und zur Geschichte Nordrhein-Westfalens, Band 70, Klartext, 2005, ISBN 3-89861-442-5, S. 233.
  18. a b Raten und Erinnern, Kölner Stadtanzeiger, 18. August 2002
  19. Stadtbild: Letzte Zeugen einer prachtvollen Allee, Westdeutsche Zeitung, 18. September 2007