Das Ziel einer Regression ist es, eine abhängige Variable durch eine oder mehrere unabhängige Variablen zu erklären. Bei der einfachen linearen Regression wird eine abhängige Variable durch lediglich eine unabhängige Variable erklärt. Das Modell der linearen Einfachregression geht daher von zwei metrischen Größen aus: einer Einflussgröße (erklärende Variable, unabhängige Variable, Regressor) und einer Zielgröße (abhängige Variable, erklärte Variable, Regressand). Des Weiteren liegen Paare von Messwerten vor (die Darstellung der Messwerte im --Diagramm wird im Folgenden Streudiagramm bezeichnet), die in einem funktionalen Zusammenhang stehen, der sich aus einem systematischen und einem stochastischen Teil zusammensetzt:
Die stochastische Komponente beschreibt nur noch zufällige Einflüsse (z. B. zufällige Abweichungen wie Messfehler), alle systematischen Einflüsse sind in der systematischen Komponente enthalten. Die lineare Einfachregression stellt den Zusammenhang zwischen der Einfluss- und der Zielgröße mithilfe von zwei festen, unbekannten, reellen Parametern und auf lineare Weise her, d. h. die Regressionsfunktion wird wie folgt spezifiziert:
Dadurch ergibt sich das Modell der linearen Einfachregression wie folgt: . Hierbei ist die abhängige Variable und stellt eine Zufallsvariable dar. Die -Werte sind beobachtbare, nicht zufällige Messwerte der bekannten erklärenden Variablen ; die Parameter und sind unbekannte skalare Regressionsparameter und ist eine zufällige und unbeobachtbare Störgröße. Bei der einfachen linearen Regression wird also eine Gerade so durch das Streudiagramm gelegt, dass der lineare Zusammenhang zwischen und möglichst gut beschrieben wird.
Das Bestimmtheitsmaß misst, wie gut die Messwerte zu einem Regressionsmodell passen (Anpassungsgüte). Es ist definiert als der Anteil der „erklärten Variation“ an der „Gesamtvariation“ und liegt daher zwischen:
(oder ): kein linearer Zusammenhang und
(oder ): perfekter linearer Zusammenhang.
Je näher das Bestimmtheitsmaß am Wert Eins liegt, desto höher ist die „Bestimmtheit“ bzw. „Güte“ der Anpassung. Ist , dann besteht das „beste“ lineare Regressionsmodell nur aus dem Achsenabschnitt , während ist. Je näher der Wert des Bestimmtheitsmaß an liegt, desto besser erklärt die Regressionsgerade das wahre Modell. Ist , dann lässt sich die abhängige Variable vollständig durch das lineare Regressionsmodell erklären. Anschaulich liegen dann die Messpunkte alle auf der nichthorizontalen Regressionsgeraden. Somit liegt bei diesem Fall kein stochastischer Zusammenhang vor, sondern ein deterministischer.
Eine häufige Fehlinterpretation eines niedrigen Bestimmtheitsmaßes ist es, dass es keinen Zusammenhang zwischen den Variablen gibt. Tatsächlich wird nur der lineare Zusammenhang gemessen, d. h. obwohl klein ist, kann es trotzdem einen starken nichtlinearen Zusammenhang geben. Umgekehrt muss ein hoher Wert des Bestimmtheitsmaßes nicht bedeuten, dass ein nichtlineares Regressionsmodell nicht noch besser als ein lineares Modell ist.
Im Regressionsmodell werden die Zufallskomponenten mit Hilfe von Zufallsvariablen modelliert. Wenn eine Zufallsvariable ist, dann ist es auch . Die beobachteten Werte werden als Realisierungen der Zufallsvariablen aufgefasst.
Daraus ergibt sich das einfache lineare Regressionsmodell:[1]
Bildlich gesprochen wird eine Gerade durch das Streudiagramm der Messung gelegt. In der gängigen Literatur wird die Gerade oft durch den Achsenabschnitt und den Regressions- bzw. Steigungsparameter beschrieben. Die abhängige Variable wird in diesem Kontext oft auch endogene Variable genannt. Dabei ist eine additive stochastische Störgröße, die Abweichungen vom idealen Zusammenhang – also der Geraden – achsenparallel misst.
Anhand der Messwerte werden die Regressionsparameter und die geschätzt. So erhält man die Stichproben-Regressionsfunktion. Im Gegensatz zur unabhängigen und abhängigen Variablen sind die Zufallskomponenten und deren Realisierungen nicht direkt beobachtbar. Ihre geschätzten Realisierungen sind nur indirekt beobachtbar und heißen Residuen. Sie sind berechnete Größen und messen den vertikalen Abstand zwischen Beobachtungspunkt und der geschätzten Regressionsgerade.
Um die Zerlegung von in eine systematische und zufällige Komponente zu sichern sowie gute Schätzeigenschaften für die Schätzung und der Regressionsparameter und zu haben, sind einige Annahmen bezüglich der Störgrößen sowie der unabhängigen Variable nötig.
In Bezug auf die unabhängige Variable werden folgende Annahmen getroffen:[2]
Die Werte der unabhängigen Variablen sind deterministisch, d. h. sie sind fest gegeben
Sie können also wie in einem Experiment kontrolliert werden und sind damit keine Zufallsvariablen (Exogenität der Regressoren). Wären die Zufallsvariablen, z. B. wenn die auch nur fehlerbehaftet gemessen werden können, dann wäre und die Verteilung von sowie die Verteilungsparameter (Erwartungswert und Varianz) würden nicht nur von abhängen
Stichprobenvariation in der unabhängigen Variablen
Die Realisierungen der unabhängigen Variablen sind nicht alle gleich.[3] Man schließt also den unwahrscheinlichen Fall aus, dass die unabhängige Variable keinerlei Variabilität aufweist, d. h. . Dies impliziert, dass die Quadratsumme der unabhängigen Variablen positiv sein muss.[4] Diese Annahme wird im Schätzprozess benötigt.
Annahmen über die unabhängige und abhängige Variable
Der wahre Zusammenhang zwischen den Variablen und ist linear
Die Regressionsgleichung der einfachen linearen Regression muss linear in den Parametern und sein, kann aber nichtlineare Transformationen der unabhängigen und der abhängigen Variablen beinhalten. Beispielsweise sind die Transformationen
und
zulässig, da sie ebenfalls lineare Modelle darstellen. Bei transformierten Daten ist zu beachten, dass sie die Interpretation der Regressionsparameter ändert.
Vorliegen einer Zufallsstichprobe
Es liegt eine Zufallsstichprobe des Umfangs mit Realisierungen vor, die dem wahren Modell folgt.[3]
In Bezug auf die Störgrößen werden folgende Annahmen getroffen:[2]
Der Erwartungswert der Störgrößen ist Null:
Wenn das Modell einen – von Null verschiedenen – Achsenabschnitt enthält, ist es vernünftig, dass man zumindest fordert, dass der Mittelwert von in der Grundgesamtheit Null ist und sich die Schwankungen der einzelnen Störgrößen über die Gesamtheit der Beobachtungen ausgleichen. Mathematisch bedeutet das, dass der Erwartungswert der Störgrößen Null ist . Diese Annahme macht keine Aussage über den Zusammenhang zwischen und , sondern gibt lediglich eine Aussage über die Verteilung der unsystematischen Komponente in der Grundgesamtheit.[5] Dies bedeutet, dass das betrachte Modell im Mittel dem wahren Zusammenhang entspricht. Wäre der Erwartungswert nicht Null, dann würde man im Mittel einen falschen Zusammenhang schätzen. Zur Verletzung dieser Annahme kann es kommen, wenn eine relevante Variable im Regressionsmodell nicht berücksichtigt wurde (siehe Verzerrung durch ausgelassene Variablen).
Die Störgrößen sind voneinander unabhängige Zufallsvariablen
Wären die Störgrößen nicht unabhängig, dann könnte man einen systematischen Zusammenhang zwischen ihnen formulieren. Das würde der Zerlegung von in eine eindeutige systematische und zufällige Komponente widersprechen. Es wird in der Zeitreihenanalyse z. B. oft ein Zusammenhang der Form betrachtet.
Oft wird auch nur die Unkorreliertheit der Störgrößen gefordert: oder äquivalent .
Unabhängige Zufallsvariablen sind immer auch unkorreliert. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Abwesenheit von Autokorrelation.
Wäre die Varianz nicht konstant, ließe sich evtl. die Varianz systematisch modellieren, d. h. dies widerspräche Zerlegung von in eine eindeutige systematische und zufällige Komponente. Zudem lässt sich zeigen, dass sich die Schätzeigenschaften der Regressionsparameter verbessern lassen, wenn die Varianz nicht konstant ist.
Alle oben genannten Annahmen über die Störgrößen lassen sich so zusammenfassen:
Optionale Annahme: Die Störgrößen sind normalverteilt, also
Diese Annahme wird nur benötigt um z. B. Konfidenzintervalle zu berechnen bzw. um Tests für die Regressionsparameter durchzuführen.
Wird die Normalverteilung der Störgrößen angenommen, so folgt, dass auch normalverteilt ist:
Die Verteilung der hängt also von der Verteilung der Störgrößen ab. Der Erwartungswert der abhängigen Variablen lautet:
Da die einzige zufällige Komponente in die Störgröße ist, gilt für die Varianz der abhängigen Variablen, dass sie gleich der Varianz der Störgrößen entspricht:
.
Die Varianz der Störgrößen spiegelt somit die Variabilität der abhängigen Variablen um ihren Mittelwert wider. Damit ergibt sich für die Verteilung der abhängigen Variablen:
.
Aufgrund der Annahme, dass die Störgrößen im Mittel Null sein müssen, muss der Erwartungswert von der Regressionsfunktion der Grundgesamtheit
entsprechen. D. h. mit der Annahme über die Störgrößen schlussfolgert man, dass das Modell im Mittel korrekt sein muss. Wenn zusätzlich zu den anderen Annahmen auch die Annahme der Normalverteiltheit gefordert wird spricht man auch vom klassischen linearen Modell (siehe auch #Klassisches lineares Modell der Normalregression).
Im Rahmen der Regressionsdiagnostik sollen die Voraussetzungen des Regressionsmodells, soweit möglich, geprüft werden. Dazu zählen die Überprüfung, ob die Störgrößen keine Struktur (die dann nicht zufällig wäre) haben.
Schätzung der Regressionsparameter und der Störgrößen
Die Schätzung der Regressionsparameter und und der Störgrößen geschieht in zwei Schritten:
Zunächst werden mit Hilfe der Kleinste-Quadrate-Schätzung die unbekannten Regressionsparameter und geschätzt. Dabei wird die Summe der quadrierten Abweichungen zwischen dem geschätzten Regressionswert und dem beobachteten Wert minimiert.[6] Dabei ergeben sich folgende Formeln:
Sind und berechnet, so kann das Residuum geschätzt werden als .
Herleitung der Formeln für die Regressionsparameter
wobei und die empirischen Standardabweichungen von und darstellen. Die letztere Darstellung impliziert, dass der Kleinste-Quadrate-Schätzer für den Anstieg proportional zum Bravais-Pearson-Korrelationskoeffizienten ist, d. h. .
Die jeweiligen Kleinste-Quadrate-Schätzwerte von und werden als und abgekürzt.
Algebraische Eigenschaften der Kleinste-Quadrate-Schätzer
Aus den Formeln sind drei Eigenschaften ableitbar:
1.) Die Regressiongerade verläuft durch den Schwerpunkt bzw. durch das „Gravitationszentrum“ der Daten , was direkt aus der obigen Definition von folgt. Man sollte beachten, dass dies nur gilt, wenn ein Achsenabschnitt für die Regression verwendet wird, wie man leicht an dem Beispiel mit den zwei Datenpunkten sieht.
2.) Die KQ-Regressionsgerade wird so bestimmt, dass die Residuenquadratsumme zu einem Minimum wird. Äquivalent dazu bedeutet das, dass sich positive und negative Abweichungen von der Regressionsgeraden ausgleichen. Wenn das Modell der linearen Einfachregression einen – von Null verschiedenen – Achsenabschnitt enthält, dann muss also gelten, dass die Summe der Residuen Null ist (dies ist äquivalent zu der Eigenschaft, dass die gemittelten Residuen Null ergeben)[10]
3.) Die Residuen und die unabhängigen Variablen sind (unabhängig davon, ob ein Achsenabschnitt mit einbezogen wurde oder nicht) unkorreliert, d. h.
, was direkt aus der zweiten Optimalitätsbedingung von oben folgt.
Die Residuen und die geschätzten Werten sind unkorreliert, d. h.
.
Diese Unkorreliertheit der prognostizierten Werte mit den Residuen kann so interpretiert werden, dass in der Vorhersage bereits alle relevante Information der erklärenden Variablen bezüglich der abhängigen Variablen steckt.[11]
Aus der Regressionsgleichung lassen sich die Schätzfunktionen für und für ableiten.
mit der Gewichtsfunktion
.
Die Formeln zeigen auch, dass die Schätzfunktionen der Regressionsparameter linear von abhängen. Unter der Annahme der Normalverteilung der Residuen (oder wenn für der zentrale Grenzwertsatz erfüllt ist) folgt, dass auch die Schätzfunktionen der Regressionsparameter und zumindest approximativ normalverteilt sind:
und .
Statistische Eigenschaften der Kleinste-Quadrate-Schätzer
Die Schätzfunktionen der Regressionsparameter und sind erwartungstreu für und , d. h., es gilt und . Der Kleinste-Quadrate-Schätzer liefert also „im Mittel“ die wahren Werte der Koeffizienten.
Mit der Linearität des Erwartungswerts und der Voraussetzung folgt nämlich und . Als Erwartungswert von ergibt sich daher:[12]
Für den Erwartungswert von erhält man schließlich:[6]
Die Varianzen des Achsenabschnittes und des Steigungsparameters sind gegeben durch:[13]
und
.
Dabei stellt die empirische Varianz dar. Je größer die Streuung in der erklärenden Variablen (d. h. je größer ), desto größer ist die Präzision von und . Da die Anzahl der Terme in dem Ausdruck umso größer ist, je größer die Stichprobengröße ist, führen größere Stichproben immer zu einer größeren Präzision. Außerdem kann man sehen: Je kleiner die Varianz der Störgrößen ist, desto präziser sind die Schätzer.[14]
Die Kovarianz von und ist gegeben durch
.
Falls für die Konsistenzbedingung
gilt, sind die Kleinste-Quadrate-Schätzer und konsistent für und . Dies bedeutet, dass mit zunehmender Stichprobengröße der wahre Wert immer genauer geschätzt wird und die Varianz letztendlich verschwindet. Die Konsistenzbedingung besagt, dass die Werte hinreichend stark um ihr arithmetisches Mittel variieren. Nur auf diese Art und Weise kommt zusätzliche Information zur Schätzung von und hinzu.[15] Das Problem an den beiden Varianzformeln ist jedoch, dass die wahre Varianz der Störgrößen unbekannt ist und somit geschätzt werden muss. Die positiven Quadratwurzeln der geschätzten Varianzen werden als (geschätzte) Standardfehler der Regressionskoeffizienten und bezeichnet und sind wichtig für die Beurteilung der Anpassungsgüte (siehe auch Standardfehler der Regressionsparameter im einfachen Regressionsmodell).
Es lässt sich zeigen, dass der Kleinste-Quadrate-Schätzer die beste lineare erwartungstreue Schätzfunktion darstellt. Eine erwartungstreue Schätzfunktion ist „besser“ als eine andere, wenn sie eine kleinere Varianz aufweist, da die Varianz ein Maß für die Unsicherheit ist. Somit ist die beste Schätzfunktion dadurch gekennzeichnet, dass sie eine minimale Varianz und somit die geringste Unsicherheit aufweist. Diejenige Schätzfunktion, die unter den linearen erwartungstreuen Schätzfunktionen die kleinste Varianz aufweist, wird auch als bester linearer erwartungstreuer Schätzer, kurz BLES (englischBest Linear Unbiased Estimator, kurz: BLUE) bezeichnet. Für alle anderen linearen erwartungstreuen Schätzer und gilt somit
und .
Auch ohne Normalverteilungsannahme ist der Kleinste-Quadrate-Schätzer ein bester linearer erwartungstreuer Schätzer.
Wenn man zusätzlich zu den klassischen Annahmen annimmt, dass die Störgrößen normalverteilt sind (), dann ist es möglich statistische Inferenz (Schätzen und Testen) durchzuführen. Ein Modell das zusätzlich die Normalverteilungsannahme erfüllt, wird Klassisches lineares Modell der Normalregression genannt. Bei solch einem Modell können dann Konfidenzintervalle und Tests für die Regressionsparameter konstruiert werden. Insbesondere wird bei t-Tests diese Normalverteilungsannahme benötigt, da eine t-Verteilung als Prüfgrößenverteilung herangezogen wird, die man erhält wenn man eine standardnormalverteilte Zufallsvariable durch die Quadratwurzel einer (um die Anzahl ihrer Freiheitsgrade korrigierten) Chi-Quadrat-verteilten Zufallsvariablen dividiert.
Um Konfidenzintervalle für den Fall der linearen Einfachregression herzuleiten benötigt man die Normalverteilungsannahme für die Störgrößen. Als -Konfidenzintervalle für die unbekannten Parameter und erhält man:
Oft ist man daran interessiert für einen neuen Wert die (Realisierung) der abhängigen Variablen zu schätzen. Beispielsweise könnte der geplante Preis eines Produktes sein und der Absatz sein. In diesem Fall nimmt man das gleiche einfache Regressionsmodell wie oben dargestellt an. Für eine neue Beobachtung mit dem Wert der unabhängigen Variablen ist die Vorhersage basierend auf der einfachen linearen Regression gegeben durch
Da man den Wert der abhängigen Variablen nie genau vorhersehen kann, ergibt sich immer ein Schätzfehler. Dieser Fehler wird als Vorhersagefehler bezeichnet und ergibt sich aus
Im Fall der einfachen linearen Regression ergibt sich für den Erwartungswert und die Varianz des Vorhersagefehlers:
und .
Bei Punktvorhersagen dient die Angabe eines Vorhersageintervalls dazu, die Vorhersagepräzision und -sicherheit auszudrücken. Mit Wahrscheinlichkeit wird die Variable an der Stelle einen Wert annehmen, der in folgendem -Vorhersageintervall liegt[19][20]
.
Aus dieser Form des Konfidenzintervalls erkennt man sofort, dass das Konfidenzintervall breiter wird, wenn sich die unabhängige Vorhersagevariable vom „Gravitationszentrum“ der Daten entfernt. Schätzungen der abhängigen Variablen sollten also im Beobachtungsraum der Daten liegen, sonst werden sie sehr unzuverlässig.
Wie in der statistischen Literatur immer wieder betont wird, ist ein hoher Wert des Korrelationskoeffizienten zweier Variablen und allein noch kein hinreichender Beleg für den kausalen (d. h. ursächlichen) Zusammenhang von und , ebenso wenig für dessen mögliche Richtung. Es ist hier nämlich ein Fehlschluss der Art cum hoc ergo propter hoc möglich.
Anders als gemeinhin beschrieben, sollte man es daher bei der linearen Regression zweier Variablen und stets mit nicht nur einer, sondern zwei voneinander unabhängigen Regressionsgeraden zu tun haben: der ersten für die vermutete lineare Abhängigkeit (Regression von auf ), der zweiten für die nicht minder mögliche Abhängigkeit (Regression von auf ).[21]
Bezeichnet man die Richtung der -Achse als Horizontale und die der -Achse als Vertikale, läuft die Berechnung des Regressionsparameter also im ersten Fall auf das üblicherweise bestimmte Minimum der vertikalen quadratischen Abweichungen hinaus, im zweiten Fall dagegen auf das Minimum der horizontalen quadratischen Abweichungen.
Rein äußerlich betrachtet bilden die beiden Regressionsgeraden und eine Schere, deren Schnitt- und Angelpunkt der Schwerpunkt der Daten ist. Je weiter sich diese Schere öffnet, desto geringer ist die Korrelation beider Variablen, bis hin zur Orthogonalität beider Regressionsgeraden, zahlenmäßig ausgedrückt durch den Korrelationskoeffizienten bzw. Schnittwinkel.
Umgekehrt nimmt die Korrelation beider Variablen umso mehr zu, je mehr sich die Schere schließt – bei Kollinearität der Richtungsvektoren beider Regressionsgeraden schließlich, also dann, wenn beide bildlich übereinander liegen, nimmt je nach Vorzeichen der Kovarianz den Maximalwert oder an, was bedeutet, dass zwischen und ein streng linearer Zusammenhang besteht und sich (wohlgemerkt nur in diesem einen einzigen Fall) die Berechnung einer zweiten Regressionsgeraden erübrigt.
Wie der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen, haben die Gleichungen der beiden Regressionsgeraden große formale Ähnlichkeit, etwa, was ihre Anstiege bzw. angeht, die gleich den jeweiligen Regressionsparameter sind und sich nur durch ihre Nenner unterscheiden: im ersten Fall die Varianz von , im zweiten die von :