Ernst Buchalik – Wikipedia
Ernst Buchalik (* 21. Februar 1905 in Rybnik; † 20. Jahrhundert) war ein deutscher Psychiater, der als Direktor der Heil- und Pflegeanstalt Loben an NS-Krankenmorden im Rahmen der „Kinder-Euthanasie“ beteiligt war.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Buchalik absolvierte nach dem bestandenen Abitur ab 1925 ein Studium der Medizin an den Universitäten München und Breslau, das er 1930 mit Staatsexamen beendete. Nach dem Medizinalpraktikum in Hindenburg/Zabrze promovierte er 1931 in Breslau zum Dr. med. Ab 1931 war Buchalik an der Heil- und Pflegeanstalt Tost tätig.[1]
Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten trat er zum 1. Mai 1933 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 3.532.445).[2] Des Weiteren wurde er Mitglied bei der SA, wo er den Rang eines Sanitätssturmführers innehatte. Er war zudem NSDAP-Kreisleiter und Mitarbeiter beim Rassenpolitischen Amt der NSDAP.[3] Ende 1938 wurde er zum Medizinalrat und im Juni 1940 zum Obermedizinalrat befördert.
Von Mitte September 1939 bis Mitte Januar 1945 war er Direktor der Heil- und Pflegeanstalt Loben.[1] Ab 1942 begannen die Morde im Rahmen der „Kindereuthanasie“. Die Ärztin Elisabeth Hecker selektierte auf der von ihr geleiteten Aufnahmestation die eingewiesenen Kinder nach „sozialer Brauchbarkeit“. Jene Kinder, die nicht in Besserungsanstalten verlegt wurden, kamen mit Diagnosen wie „Schwachsinn“ oder Epilepsie auf die von Buchalik geleitete Abteilung B – die euphemistisch genannte „Kinderfachabteilung“, wo mittels tödlich wirkender Luminalgaben mindestens 221 Kinder ermordet wurden. Von den Toten wurden die Gehirne samt Befund an den Neurologieprofessor Viktor von Weizsäcker nach Breslau geschickt.[4]
Zum Ende des Zweiten Weltkrieges setzte er sich vor der Einnahme Lobens durch die Rote Armee Mitte Januar 1945 in Richtung Westen ab und wurde in der Flüchtlingsbetreuung tätig. Ab Anfang September 1945 praktizierte er als niedergelassener Nervenarzt im thüringischen Greiz. Seinen Angaben zufolge wurde er zu dieser Zeit in der Sowjetischen Besatzungszone entnazifiziert und war in Polen ein gesuchter Kriegsverbrecher.[1] Buchalik übernahm 1950 die Leitung des Greizer Cäcilienchors.[5] Mitte Mai 1957 siedelte er in die Bundesrepublik über und war ab Mitte Juli 1957 als leitender Arzt an der Westfälischen Klinik Marsberg tätig.[1]
Von 1965 bis 1974 wurde durch die Staatsanwaltschaft Dortmund gegen ehemalige Ärzte und Pfleger der Heil- u. Pflegeanstalt Lublinitz ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Die Ermittlungen wurden 1974 eingestellt.[1]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Udo Benzenhöfer: Der Arztphilosoph Viktor von Weizsäcker. Leben und Werk im Überblick. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, ISBN 978-3-525-49172-0. (Seiten 154–159 über Buchalik, Hecker und die Kinderfachabteilung in Loben/Lubliniec)
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Ernst Buchalik im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Heil- und Pflegeanstalt Loben (engl. Sprache)
- Kathleen Haack und Ekkehardt Kumbier: Verbrechen an Kindern und Jugendlichen in der NS-Zeit In: Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Heft 41, Verlag Hans Huber (Hogrefe) Bern, 2013, S. 12–19 mit Schreiben Richard von Hegeners, des Leiters des Reichsausschusses zur wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden in der Kanzlei des Führers an den Leiter der Kinderfachabteilung Loben - Ernst Buchalik - (BArch R96I Anh. 6: Bl.94)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e Udo Benzenhöfer: Der Arztphilosoph Viktor von Weizsäcker. Leben und Werk im Überblick.,Göttingen 2007, S. 155
- ↑ Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/4860606
- ↑ Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 80
- ↑ Castell, R., Nedoschill, J., Rupps, M., Bussiek, D.: Geschichte der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Deutschland in den Jahren 1937 bis 1961, Vandenhoeck & Ruprecht: Göttingen 2003, 584 S., ISBN 3-525-46174-7, S. 515f.
- ↑ Archivlink ( vom 7. März 2013 im Internet Archive), abgerufen am 11. Mai 2024.
Personendaten | |
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NAME | Buchalik, Ernst |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Arzt und NS-Euthanasietäter |
GEBURTSDATUM | 21. Februar 1905 |
GEBURTSORT | Rybnik |
STERBEDATUM | 20. Jahrhundert |