Ernst Elfeld – Wikipedia

Ernst Elfeld

Ernst Georg Anton Elfeld (* 6. Dezember 1829 in Ratzeburg; † 19. Mai 1912 in Lübeck) war ein hamburgischer Kaufmann, der in der Wirtschaftskrise von 1857 Konkurs anmelden musste. Die verunglimpfende Charakterisierung seiner Person in dem Brief einer Schwester Thomas Manns sollte als Grundlage der Figur des Bendix Grünlich in dem Roman Die Buddenbrooks dienen.

Elfeld wurde als Sohn eines Rektors in Ratzeburg geboren. Nachdem er eine kaufmännische Lehre in Kiel absolviert hatte, wurde er 1854 Bürger von Hamburg, wo er Kommissions- und Versicherungsgeschäfte betrieb. 1857 machte sein Geschäft in der Weltwirtschaftskrise Bankrott.[1]

Bis etwa 1890 arbeitete er in Wien und siedelte 1891 nach Lübeck über, wo er noch kaufmännisch tätig war.

Im Anschluss an den von Elfeld vor Mitgliedern des Industrie-Vereins gehaltenen Vortrag über „Die Förderung des Ausfuhrhandels und der Industrie durch die Exportvereine als gemeinnützige Unternehmungen“ am Abend des 8. Februar 1894 äußerte Heinrich Thiel die Idee zur Durchführung einer Handels- und Industrieausstellung in Lübeck. Auf der Deutsch-Nordischen Handels- und Industrie-Ausstellung fungierte Elfeld als Sekretär und übernahm den Posten für die darauffolgenden drei Jahre im Lübecker Industrie-Verein. Der Kaufmann Paul Alfred Mann (1860–1930),[2] ein Vetter von Thomas Mann, war 1895 Mitglied des Vergnügungsausschusses gewesen.

Am 9. Januar 1905 hielt Elfeld einen Vortrag über die Notwendigkeit einer vergrößerten Industrie.[3]

Am 7. Mai 1857 heiratete Elfeld die Lübecker Kaufmannstochter Marie Elisabeth Amalia Hippolite Mann und Schwester des späteren Senators Thomas Johann Heinrich Mann. Deren Mitgift in Höhe von 80.000 Mark ging bei dem Bankrott verloren, und die ohnehin unglückliche Ehe scheiterte kurz darauf. Bereits 1862 kehrte seine Frau in ihr Elternhaus zurück, und die Ehe wurde am 24. Juni 1864 geschieden.[4]

Aus der Ehe gingen der Sohn Siegmund und die Tochter Olga hervor; Olga verstarb jedoch schon während des Scheidungsprozesses. Siegmund, der die Buddenbrooks gelesen hatte, hatte zu Thomas Mann Kontakt. Elfeld heiratete 1867 die Tochter eines Gymnasialprofessors.

Nach dem Tod von Senator Mann am 13. Oktober 1891 wurden Konsul Fehling und der Weinhändler Krafft Tesdorpf zu Vormündern seiner fünf hinterlassenen Kinder bestellt.

Thomas Mann war zu diesem Zeitpunkt 16 Jahre alt. In seinem Roman Die Buddenbrooks (1901), für den er später den Nobelpreis erhielt, erscheinen Elfeld als Bendix Grünlich, der Name ging auf die Farbe des Umschlages von Elfelds damaligem Orderbuch[5] zurück, und seine Tante als Tony Buddenbrook.[6] Die in dem Buch geschilderten familiären Hintergründe (Grünlich war langweilig, geziert, sauertöpfisch und sogar kriminell) hatte Thomas Mann aus einem Brief seiner Schwester vom 8. September 1897, in dem sie Elfeld abwertend beschrieb, entnommen.

Die Darstellung, wonach Bendix Grünlich als Kartenabreißer im Stadttheater gearbeitet hätte, ist eine literarische Erfindung, die mit dem gesellschaftlichen Status eines Kaufmanns unvereinbar gewesen wäre.

  • Franklin Kopitzsch und Dirk Brietzke (Hrsg.): Hamburgische Biographie. Personenlexikon. Band 3, Wallstein Verlag 2002, ISBN 3-835-30081-4, S. 112.
  • Stübbe, Michael: Die Manns. Genealogie einer deutschen Schriftstellerfamilie. Degener & Co, 2004. ISBN 3-7686-5189-4
  • Oliver Korn (Hrsg.): Hanseatische Gewerbeausstellungen im 19. Jahrhundert: Republikanische Selbstdarstellung, Regionale Wirtschaftsförderung Und Bürgerliches Vergnügen (Sozialwissenschaftliche Studien) (German Edition). Leske + Budrich Verlag, 1999, ISBN 978-3-8100-2348-3.

Einzelnachweise und Anmerkungen

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  1. Gerhard Ahrens: Krisenmanagement 1857. Staat und Kaufmannschaft in Hamburg während der ersten Weltwirtschaftskrise. Hamburg, 1986, S. 42–43.
  2. P. Alfred Mann war Seniorteilhaber der Firmen Wm. Maaß und P. Alfred Mann. Ebenfalls war er kgl. niederländischer Konsul.
  3. Wochen-Chronik aus Lübeck und Umgegend. In: Vaterstädtische Blätter, Jahrgang 1905, Nr. 3, Ausgabe vom 14. Januar 1905, S. 14.
  4. Heinz J. Armbrust und Gert Heine: Wer ist wer im Leben von Thomas Mann? Klostermann 2008, ISBN 3-465-03558-5, S. 171.
  5. Elfelds grünes Buch samt Umschlag sind Bestandteil der Ausstellungsstücke im Buddenbrookhaus.
  6. Buddenbrooks – Klarnamenverzeichnis