Ferdinand Heinke – Wikipedia

Ferdinand Heinke im Jahr 1813

Ferdinand Wilhelm Heinke (* 8. November 1782 in Breslau; † 14. März 1857 ebenda) war Jurist und preußischer Beamter.

Ferdinand Heinke wurde als Sohn eines Kürschnermeisters und Pelzhändlers geboren. Nach dem Abitur im Jahr 1802 am Elisabet-Gymnasium in Breslau studierte er Jura in Halle (Saale).[1] In Breslau folgte er dem Aufruf „An Mein Volk“ des Preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. und nahm als Premierleutnant des 8. Schlesischen-Landwehr-Kavallerie-Regiment[2] an den Befreiungskriegen gegen Napoleon in der Schlesischen Armee unter den Generälen Gneisenau und Friedrich von Kleist Graf von Nollendorf teil.

In den Jahren 1813 und 1814 weilte er als Adjutant von Major Friedrich Anton Ulrich Carl Leopold von Kleist in Weimar. Kleist war als Stadtkommandant von Weimar eingesetzt und Ferdinand Heinke hatte als sein Stellvertreter weitgehende Vollmachten. Er kannte die Ehefrau Johann Wolfgang von Goethes aus seiner Studienzeit in Halle (Saale). Schnell machte er Bekanntschaft mit Goethe persönlich und war bei ihm oft ein gern gesehener Gast, wie auch im Hause der Schopenhauer und am Hofe des Weimarer Herzogs (ab 1815 Großherzog) Karl August. Mit Ottilie von Pogwisch, der späteren Ehefrau August von Goethes und deren Freundin Adele Schopenhauer verbrachte er viele kulturelle Höhepunkte in Weimar.

Belege dafür gibt es in Weimar (Briefwechsel der Ottilie von Goethe). Ein vorhandenes Tagebuch von Ferdinand Heinke gilt als wertvolles Zeitdokument.[3] Es wurde von Thomas Mann in „Lotte in Weimar“ verwendet, allerdings in „dichterischer Freiheit“.

Nach Breslau zurückgekehrt machte er Karriere als Mitdirektor des Breslauer Aktientheaters, wo er etwa im Mai 1819 Maria Stuart dramaturgisch[4] leitete, Polizeipräsident ab 1824, Ehrenbürger ab 1831, Kurator der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität ab 1832 und Geheimbevollmächtigter derselben ab 1835.

Am 23. August 1841, am selben Tag an dem Hoffmann von Fallersleben auf Helgoland das Deutschlandlied niederschrieb, zeigte Heinke diesen bei Kultusminister Johann Albrecht Friedrich von Eichhorn an. Damit kam er der Anweisung nach, Professoren zu melden, die sich kritisch zu den staatlichen Verhältnissen äußerten.[5] Grund waren die „Unpolitischen Lieder“ Fallerslebens. Am 3. November 1841 führte Heinke die erste Vernehmung Fallerslebens durch. Dies war der Beginn eines Verfahrens gegen Fallersleben. Am 28. Januar 1842 legte Heinke dem preußischen Staatsministerium ein Gutachten im Fall Fallersleben vor.[6] Am Ende des Verfahrens stand die Entlassung Fallerslebens als ordentlicher Professor.[7] Im März 1850 zeigte Ferdinand Heinke Christian Gottfried Daniel Nees von Esenbeck beim preußischen Kultusminister Adalbert von Ladenberg an. Er hatte berichtet, dass Esenbeck sich an der Arbeiterverbrüderung beteiligt hatte. Der Minister ordnete eine Hausdurchsuchung an und zwang Esenbeck zum Austritt. Im September 1850 forderte Friedrich Wilhelm IV. weitere Untersuchungen gegen Esenbeck.[8]

Ferdinand Heinke starb 1857 an den Folgen eines Schlagflusses.[9]

Im Jahr 1815 schloss Ferdinand Heinke die Ehe mit Charlotte „Lottina“ Werner (* um Januar 1787, † 29. Januar 1868 in Berlin; bestattet in Breslau)[10] Aus der Verbindung gingen sieben Kinder hervor:

Auszeichnungen und Mitgliedschaften

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Einzelnachweise

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  1. Max Hecker: Ferdinand Heinke in Weimar. In: Goethejahrbuch. 47, 1927, S. 251–306.
  2. Herbert Zeman (Hg.): Jahrbuch des Wiener Goethe-Vereins; Band 94; Wiener Goethe-Verein, Verlag Fassbaender, Wien, 1990, S. 158
  3. Beschreibung des Tagebuchs im Goethemuseum Kippenberg (Memento des Originals vom 2. April 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.goethe-museum-kippenberg-stiftung.de
  4. Michael Sachs: ‘Fürstbischof und Vagabund’. Geschichte einer Freundschaft zwischen dem Fürstbischof von Breslau Heinrich Förster (1799–1881) und dem Schriftsteller und Schauspieler Karl von Holtei (1798–1880). Nach dem Originalmanuskript Holteis textkritisch herausgegeben. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 35, 2016 (2018), S. 223–291, hier: S. 280.
  5. Deutschlandlied auf fallersleben.de
  6. Sitzung des Staatsministeriums vom 8. März 1842 in: acta borussica Bd.3 (PDF; 3,1 MB)
  7. Lebensdaten Fallerslebens
  8. Günther Höpfner: Nees von Esenbeck (1776-1858) - ein Deutscher Gelehrter an der Seite der Arbeiter. In: Beiträge zur Nachmärz-Forschung. Christian Gottfried Nees von Esenbeck, Carl Georg Allhusen. Dokumentation zur Bibliothek von Wilhelm Wolff. Trier 1994. (Schriften aus dem Karl-Marx-Haus Nr. 47.) ISBN 3-86077-206-6, S. 80 ff.
  9. Zur Tagesgeschichte. In: Salzburger Landes-Zeitung, 24. März 1857, S. 268 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/sza
    In Breslau starb am 14. d. M. an den Folgen eines Schlagflusses der königl. geh. Ober-Regierungsrath Dr. jur. et phil., Herr Ferdinand Wilhelm Heinke, Kurator der königl. Universität, Ritter mehrerer hoher Orden ec. im 75. Lebensjahre.
    (Zur Krankheitsbezeichnung: siehe Liste historischer Krankheitsbezeichnungen)
  10. Kirchenbuch der Kirchgemeinde Sankt Lucas Berlin, Sterberegister 1868, S. 97, Nr. 14.
  11. Sterberegister der Berliner Standesämter 1874–1920, Standesamt Berlin IV a, Erstregister 1892, Nr. 38.
  12. Max Hecker: Ferdinand Heinke in Weimar. In: Goethejahrbuch. 47, 1927, S. 306.
  13. Landesarchiv Berlin, Deutschland; Personenstandsregister 1876–1945; laufende Nummer: 25580; Zivilstandsregister Hirschberg Kreis Hirschberg 1890, Sterberegister Nr. 2.
  14. Sterberegister der Berliner Standesämter 1874–1920. Landesarchiv, Berlin, Deutschland; Berlin-Schöneberg I; zurückgeführtes Erstregister 1888, Nr. 368.
  15. Sterberegister der Berliner Standesämter 1874–1920. Landesarchiv, Berlin, Deutschland; Berlin-Schöneberg I; zurückgeführtes Erstregister 1892 Nr. 13
  16. Eintrag im Archiv des Vereins der Berliner Künstlerinnen, abgerufen am 29. Januar 2023
  17. Sterberegister der Evangelischen Dreifaltigkeitskirche (Berlin), 1866 S. 3 Nr. 15.
  18. Kirchenbuch der Kirchgemeinde Sankt Lucas Berlin 1866, S. 29, Nr. 13.
  19. Max Hecker: Ferdinand Heinke in Weimar. In: Goethejahrbuch. 47, 1927, S. 306.
  20. Sterberegister der Berliner Standesämter 1874–1920. Landesarchiv, Berlin, Deutschland; Berlin III; Zum Erstregister erklärtes Zweitregister 1909; Nr. 1166.
  21. Geschichte der Kaiserlichen Leopoldino-Carolinischen deutschen Akademie der Naturforscher während des zweiten Jahrhunderts ihres Bestehens. Jena 1860, S. 280.