Festung Philippsburg – Wikipedia

Kupferstich von Matthäus Merian und Martin Häiller von Grundriss und Belagerung

Die Festung Philippsburg war in der Zeit von 1623 bis 1801 eine bisweilen hart umkämpfte Festung in der nordbadischen Stadt Philippsburg im heutigen Landkreis Karlsruhe.

Udenheim-Philippsburg mit Schloss der Bischöfe von Speyer, 1590
Kupferstich der Belagerung 1676 von Romanus de Hooghe
Kupferstich der Belagerung 1676 von Johann Georg Walther

1615, am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges, entschloss sich der Speyrer Bischof Philipp Christoph von Sötern, seine Residenzstadt Udenheim zu einer modernen Festung auszubauen. Er ließ riesige Bollwerke errichten, die den Abriss einiger Gebäude am Stadtrand nötig machten. Durch diese Baumaßnahmen wollte sich Philipp vor Angriffen aus den umliegenden protestantischen Territorien schützen sowie seine Hauptresidenz ausbauen und aufwerten.

Am 1. Mai 1623 wurde die Festung eingeweiht, und es erfolgte die Umbenennung der Stadt von Udenheim in Philippsburg. Seit dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges war die neugebaute Festung häufig Kriegsschauplatz und wurde von verschiedenen Parteien umkämpft. So wurde die Stadt 1634 von den protestantischen Schweden belagert und erobert und im Januar 1635 von kaiserlichen Truppen unter Caspar von Baumberger zurückerobert.[1]

1644 eroberte ein französisches Heer unter Turenne Philippsburg nach drei Wochen Belagerung.[2] Die Stadt blieb 32 Jahre lang französisch. In dieser Zeit wurde die Festung von dem bekannten Festungsbaumeister Sébastien Le Prestre de Vauban stark ausgebaut.

1676 belagerte die Reichsarmee die Stadt und konnte sie nach schweren Kämpfen zurückgewinnen; daran nahm der Festungsbauer und Mineur Georg Rimpler teil. Die meisten baulichen Maßnahmen zur stärkeren Befestigung der Städte gehen auf Rimpler zurück. Bereits 1688 wurde die Festung unter dem damaligen Kommandanten Maximilian Lorenz von Starhemberg erneut von Frankreich belagert und erobert (Belagerung von Philippsburg (1688)). Die Franzosen errichteten hier ihre Basis, von der aus sie im Pfälzischen Erbfolgekrieg Heidelberg zerstörten.

Erst im Frieden von Rijswijk 1697 wurde die Stadt wieder deutsch und zur Reichsfestung erklärt. Bis zum polnischen Erbfolgekrieg 1734 herrschte unter dem Kommandanten Hans Karl I. Graf von Thüngen und unter seinen Nachfolgern Wohlstand und Frieden in der Stadt. 1734 begann eine Belagerung, die die schlimmste von allen werden sollte. Erfolglos versuchte der Heeresführer Prinz Eugen den französischen Belagerungsring zu sprengen und zu den Soldaten des Generals Wuttgenau durchzudringen. Zeitgenössischen Berichten zufolge waren infolge der Kämpfe 30.000 Todesopfer zu beklagen, darunter der französische Oberbefehlshaber Marschall Berwick (Belagerung von Philippsburg (1734)).

Erst durch die Regelungen des Friedens von Wien im Jahre 1737 waren die Franzosen gezwungen, die Stadt zu räumen.

1799 erfolgte die letzte Belagerung der Festung durch französische Revolutionstruppen. Nach einem sechstägigen Bombardement war die gesamte Stadt zerstört. In der Schlacht bei Wiesloch wurden die Franzosen aus Philippsburg verjagt. Nach dem Frieden von Lunéville 1801 wurde die Festung auf Befehl Napoleons geschleift.

Carl von Clausewitz ätzte in seinem Hauptwerk Vom Kriege über die Lage der Festung Philippsburg am Rhein: „Philippsburg war das Muster einer schlecht gelegenen Festung. Es gleicht einem blödsinnigen Menschen, der sich mit der Nase dicht an die Wand stellt.“[3]

Besatzung der Festung während der Belagerung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während der Belagerung im Jahre 1799 war die Festung mit den folgenden Truppenteilen belegt:

Insgesamt 4519 Mann und 491 Zivilbewohner[4]

Da die Festungsbauten 1801 komplett zerstört wurden, erinnert heute nur noch wenig an das einstige große Bollwerk am Rhein. Lediglich einige Straßen tragen die Namen von vorgelagerten Teilen der Festung (z. B. Hornwerk, Kronenwerk) oder die Namen der Festungskommandanten (z. B. Thüngen oder der letzte Kommandant der Festung, Rheingraf von Salm). Außerdem erinnert ein Monument mit Original-Kanonenkugeln des Bombardements von 1799 an die Zerstörung der Stadt. Des Weiteren wurde ein Modell der Festung ausgestellt, welches eine originalgetreue Kopie eines Modells im Musée des Plans-Reliefs in Paris[5] ist. Die Stadt Philippsburg ließ 1998 eine Kopie anfertigen, da die französischen Gesetze eine Verbringung außer Landes auch zu Ausstellungen nicht zulassen.[6] Auch der seit 1996 in einer privaten Initiative (Verein für Festungskasematten) renovierte Felsenkeller erinnert an die einst gewaltige Festung.

  • Engelbert Strobel: Die ehemalige Reichsfestung Philippsburg. Ein Streifzug durch ihre Geschichte. In: Badische Heimat, Band 52 (1972), S. 219–225 (Digitalisat (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive)).
  • Heinz Musall: Grundriss der Reichsfestung Philippsburg 1745. Historischer Atlas von Baden-Württemberg. 10. Lieferung 1985 (Digitalisat bei leo-bw.de).
  • Egon Fuchs: Das Verhältnis des fränkischen Reichskreises zur kaiserlichen und Reichsfestung Philippsburg 1698 bis 1734. Acheron, Achern, o. J. (ca. 1995), ISBN 3-928207-10-5.
  • Heinz Musall: Die Reichsfestung Philippsburg im Jahr 1736: I. Denkschrift über Philippsburg am Ort verfaßt von Le Chevalier de Clairac ... im Jahr MDCCXXXVI. II. Zur Denkschrift des Chevalier de Clairac über die Reichsfestung Philippsburg vom Jahre 1736. Verlag Heinz W. Holler, Karlsruhe 1999, ISBN 3-929431-00-9.
Commons: Festung Philippsburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Ray von Saint Genies: Kriegskunst: Oder: Der Dienst im Felde, für den General, Staabs-Officier, Hauptmann und Subalternen-Officiers : Zwey Theile. Mit Kupfern. Zwote verbesserte und von Druckfehlern gereinigte Auflage. Verlegts Christian Friedrich Günther, Buchhändler in Glogau, 1772 (google.de [abgerufen am 18. Februar 2019]).
  2. Christian Pantle: Der Dreissigjährige Krieg. Als Deutschland in Flammen stand. Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2017, ISBN 978-3-549-07443-5, S. 272 f.
  3. Carl von Clausewitz: Vom Kriege (Edition der Erstauflage von 1832/1834) Ullstein, Berlin 2008, S. 431.
  4. Adam Ignazius Bachsteller: Treffliche Broschüre über die ploqierung und Eroberung der teutschen Festung Phillipsburg durch die Frantzosen im Jahre 1799, Frankfurt am Main 1806 (ein Exemplar befindet sich im Stadtarchiv Koblenz).
  5. Collections des maquettes du Musée des plans-reliefs: Philippsbourg (Philippsburg). Musée des Plans-Reliefs, abgerufen am 28. April 2020 (französisch).
  6. 20 Jahre Philippsburger Festungsmodell. Stadt Philippsburg / Musée des Plans-Reliefs, abgerufen am 28. August 2023.

Koordinaten: 49° 14′ 11,8″ N, 8° 27′ 14,9″ O