Flowerdown – Wikipedia
Flowerdown (auch: HMS Flowerdown und RAF Flowerdown) ist ein ehemaliger Militärstützpunkt der britischen Royal Navy (RN) (Königliche Kriegsmarine) und der der Royal Air Force (RAF) (Königliche Luftstreitkräfte). Er lag 100 km südwestlich von London in der englischen Grafschaft Hampshire unweit des Stadtzentrums von Winchester. Im Zweiten Weltkrieg befand sich dort eine wichtige Funkabhörstelle des britischen Geheimdienstes.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gelände wurde zu Beginn des Ersten Weltkriegs durch das Royal Flying Corps (RFC) (britische Heeres-Luftwaffe und Vorläufer der RAF) erworben.[2] Kurz nach dem Krieg zog die Wireless School (Funktruppe) des RFC vom 50 km nordöstlich gelegenen Stützpunkt in Farnborough hierhin. Später, in den 1930er-Jahren übernahm die Royal Navy (Kriegsmarine des Vereinigten Königreichs) die Einrichtung und nannte sie HMS Flowerdown.
Während des Zweiten Weltkriegs war Flowerdown eine der wichtigsten Funkabhörstellen (Y station) der britischen Government Code and Cypher School (G.C.& C.S.) (deutsch etwa „Staatliche Code- und Chiffrenschule“). Hier war eine der britischen War Office Y Groups (W.O.Y.G.) (Funkabhörgruppen des Kriegsministeriums) stationiert, deren Aufgabe es war, den feindlichen, insbesondere den italienischen und deutschen Funkverkehr abzufangen und aufzuzeichnen. Beispielsweise die mit der deutschen Enigma-Maschine verschlüsselten und im Morsecode gesendeten Geheimtexte und die mithilfe der Lorenz-Schlüsselmaschine verschlüsselten geheimen deutschen Funkfernschreiben (britischer Deckname Fish) wurden in Flowerdown aufgefangen, aufgezeichnet und per Dispatch rider (Kraftradmelder) über die knapp 120 km lange Strecke nach Bletchley gebracht. Dort gelang den britischen Codebreakers die erfolgreiche Entzifferung und nachrichtendienstliche Auswertung. Die deutschen Funksprüche enthielten nicht selten kriegswichtige Informationen, die die Briten unter dem Decknamen Ultra zusammenfassten und für ihre eigenen Planungen nutzten.
Nach dem Krieg wurde die Station noch über dreißig Jahre durch die Government Communications Headquarters (GCHQ), der Nachfolgeorganisation der G.C.& C.S., weiter als Horchposten genutzt, bevor sie 1977 geschlossen wurde.[3]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jack Copeland: Colossus: Breaking the German ‘Tunny’ Code at Bletchley Park. The Rutherford Journal (englisch). Abgerufen am 21. März 2017.
- Nigel West: Historical Dictionary of Signals Intelligence. Scarecrow Press, 2012, ISBN 978-0-8108-7187-8.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Foto des Horchpostens Flowerdown. Abgerufen am 21. März 2017.
- Luftaufnahme des Geländes Flowerdown. Abgerufen am 21. März 2017.
- Foto des Inneren einer Baracke von Flowerdown. Abgerufen am 21. März 2017.
- RAF Flowerdown (englisch). Abgerufen am 21. März 2017.
- A child on Naval Shore Wireless Station HMS Flowerdown (englisch). Abgerufen am 21. März 2017.
- Flowerdown R.N. Wireless Station (englisch). Abgerufen am 21. März 2017.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ RAF Flowerdown (englisch). Abgerufen am 21. März 2017.
- ↑ Military Units Winchester Garrison (englisch). Abgerufen am 21. März 2017.
- ↑ Nigel West: Historical Dictionary of Signals Intelligence. Scarecrow Press, 2012, S. 95, ISBN 978-0-8108-7187-8.
Koordinaten: 51° 5′ 23″ N, 1° 20′ 24″ W