Friedrich Cremer – Wikipedia
Friedrich Cremer (* 16. Februar 1920 in Düsseldorf; † 22. September 2010 in Triefenstein) war ein Arzt, deutscher Politiker, bayerischer Landtagsabgeordneter (SPD) und Agent der DDR-Staatssicherheit.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Friedrich Cremer begann 1938 ein Studium der Medizin in Köln, München und Düsseldorf, unterbrochen durch den Wehrdienst im Zweiten Weltkrieg.[1] Nach dem Studium der Medizin ließ sich Fritz Cremer nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Triefenstein-Lengfurt als Arzt nieder. Bekannt wurde er durch sein Engagement in diversen Sozialprojekten.
38 Jahre fungierte er als Bürgermeister bzw. Gemeinderat von Triefenstein. 1960 wurde Cremer Erster Bürgermeister der Gemeinde Lengfurt sowie nach der Kommunalreform ab 1. Mai 1978 Erster Bürgermeister des Marktes Triefenstein. Cremer war von 1966 bis zum 7. April 1981 Abgeordneter im Bayerischen Landtag, darüber hinaus war er 31 Jahre lang im Kreistag Main-Spessart und im Bezirkstag Unterfranken aktiv.
Cremer war in der Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokraten im Gesundheitswesen Landesvorsitzender in Bayern und deren stellvertretender Bundesvorsitzender. Er galt als Graue Eminenz der SPD in Unterfranken und war bis zu seinem 85. Lebensjahr in der Kommunalpolitik aktiv. Im Juli 2010 wurde er für 65 Jahre Parteimitgliedschaft mit der Ehrennadel in Platin geehrt.[2]
Im September 2010 verstarb Cremer im 91. Lebensjahr.
Agent des Staatssicherheitsdiensts der DDR
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Spätestens ab 1975 bis etwa Ende Dezember 1978 hatte Cremer intensive Kontakte zum Ministerium für Staatssicherheit.[3] Am 30. Januar 1979 wurde er festgenommen. Er hatte mindestens 13 Mal in Markt Triefenstein und München, später auch in Stockholm, Besuch eines „Dr. Hans Richter vom Aufbau-Verlag in Berlin“ erhalten. Ende Juni 1978 fuhr Cremer mit seiner Freundin nach Schweden und traf sich dort mit diesem „Dr. Richter“ sowie später mit einem angeblichen Kollegen namens „Dr. Kurt Werner“. Beide stellten sich später als Markus Wolf und Werner Großmann heraus. Fotos dieser Zusammenkünfte und des Aufenthalts Wolfs in Schweden, die der BND anfertigte, wurden später benutzt, um Markus Wolf durch Werner Stiller identifizieren zu lassen. Ein Bild wurde dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel von Seiten des BND lanciert und machte Markus Wolf auch der westdeutschen Öffentlichkeit bekannt.[4] Cremer wurde als inoffizieller Mitarbeiter unter dem Decknamen Bäcker geführt.[5] Cremer wurde am 16. Mai 1980 als feindlicher Agent zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt.[6] Cremer stritt sämtliche Vorwürfe ab bzw. gab nur das zu, was nachweisbar war. Das Gericht sah in der Wichtigkeit der Kontakte im MfS einen „schwerwiegenden Hinweis auf die Ergiebigkeit der Auskunft“ von Cremer, gerade im Hinblick auf seine politische Position in der SPD.[7] Eine Revision beim Bundesgerichtshof und eine Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht blieben erfolglos.[8]
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Friedrich Cremer: Wipp-Raster-Raumbild. Medizinische Akademie Düsseldorf, Dissertation vom 18. Dezember 1946, DNB 481658114.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Friedrich-Wilhelm Schlomann: Operationsgebiet Bundesrepublik. Universitas, München 1984.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Main-Post: Cremer mit 90 Jahren gestorben (abgerufen am 24. September 2010)
- SPD Bayern: Ehemaliger SPD-Abgeordneter Cremer gestorben (abgerufen am 24. September 2010)
- Friedrich Cremer in der Parlamentsdatenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte in der Bavariathek
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hinweis in der Parlamentsdatenbank beim Haus der Bayerischen Geschichte
- ↑ Main Echo - Die Zeitung in Franken: 2000 Jahre für die Sozialdemokraten. In: main-echo.de. 13. Juli 2010, abgerufen am 19. November 2015.
- ↑ Hinweis bei Schlomann: Operationsgebiet Bundesrepublik. S. 154.
- ↑ DDR-Spionage: Das läßt die mächtig wackeln. In: Der Spiegel. Nr. 10, 1979, S. 70 (online – 5. März 1979).
- ↑ Werner Stiller: Der Agent: Mein Leben in drei Geheimdiensten. Links, Ch, 2012.
- ↑ Jefferson Adams: Historical Dictionary of German Intelligence 9, S. 74.
- ↑ Hinweis bei Schlomann, Friedrich-Wilhelm: Operationsgebiet Bundesrepublik. S. 155.
- ↑ Hinweis bei Schlomann: Operationsgebiet Bundesrepublik. S. 155.
Personendaten | |
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NAME | Cremer, Friedrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (SPD), MdL, Agent der DDR-Staatssicherheit |
GEBURTSDATUM | 16. Februar 1920 |
GEBURTSORT | Düsseldorf |
STERBEDATUM | 22. September 2010 |
STERBEORT | Triefenstein |