Grubenwarte – Wikipedia

Als Grubenwarte bezeichnet man im Bergbau eine Leitstelle, die dazu dient, den Betriebsablauf eines Bergwerks zu überwachen.[1] Sie befindet sich an einer zentralen Stelle im Übertagebereich des jeweiligen Bergwerks.[2] In der Grubenwarte werden fast alle Arbeitsvorgänge des Bergwerks überwacht und größtenteils auch gesteuert.[3]

Grundlagen und Geschichte

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Zu Beginn der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stand der Bergbau in Deutschland, insbesondere der Steinkohlenbergbau, aufgrund des hohen Kostendrucks vor der Aufgabe, die Bergwerke sowohl über als auch unter Tage zu rationalisieren. Insbesondere im Untertagebereich gab es große Probleme. Bedingt dadurch, dass die Grubengebäude der einzelnen Bergwerke oftmals große Abmessungen hatten und die Betriebsführung im Falle von Störungen in der Regel nicht zeitnah reagieren konnte, entstanden hier häufig lange Stillstandszeiten.[1] Um Produktionsausfälle zu verringern, wurde eine zentrale Stelle geplant, die sich über Tage auf den jeweiligen Bergwerken befinden sollte.[4] Dazu war es erforderlich, die einzelnen Betriebszustände mittels Nachrichten- und Fernwirktechnik von den jeweiligen Abbaubetrieben nach über Tage zu übertragen.[1] Im Jahr 1960 ging auf der Zeche Jacobi eine der ersten Grubenwarten des Ruhrbergbaus in Betrieb.[4] Neben der Übertragung der Betriebszustände der Abbaubetriebe sollte auch die Schlagwetterkonzentration in den Grubenräumen durch entsprechende Wettermessgeräte zur Grubenwarte übertragen werden. Dadurch konnte die zeitraubende Wettermessung durch Wetterleute entfallen.[1] Die Bedeutung der Grubenwarte und der kontinuierlichen Übertragung der Messwerte wurde bei einem örtlichen Grubenbrand auf der Zeche Schlägel & Eisen deutlich. Durch die kontinuierliche Ablesung der Schreibgeräte durch das Grubenwartenpersonal konnte die Grubenwehr zwar erst relativ spät alarmiert werden, allerdings konnten bis auf einen alle Bergleute gerettet werden.[5] Auch der allgemeine Betriebsablauf konnte durch die Grubenwarten verbessert werden und somit wurden die durch Störungen verursachten Stillstandszeiten deutlich reduziert.[4]

Technische Ausstattung

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In den Anfangsjahren waren die Grubenwarten nur mit wenigen Geräten ausgestattet.[1] Die Betriebszustände der untertägigen Betriebe wurden auf einer Mosaikwand mit Leuchtmeldern angezeigt, der Grubenwart war mittels Telefon mit den Abbaubetrieben verbunden.[4] Im Laufe der Jahre kamen Registriergeräte mit Schreibstreifen hinzu. Zudem wurden Warnmeldungen bei Grenzwertüberschreitungen sowohl optisch als auch akustisch angezeigt.[5] Um alle Messwerte übertragen zu können, wurden diese mittels Tonfrequenzverfahren übertragen. So konnten bis zu 24 Einzelwerte über eine zweiadrige Leitung aus der Grube bis zur Grubenwarte übertragen werden. Auch konnten von der Grubenwarte Steuerbefehle nach unter Tage übertragen werden.[4] Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurden die Grubenwarten mit moderner Computertechnik ausgestattet.[6] Die einzelnen Rechner wurden auf verschiedenen Ebenen untereinander vernetzt.[7] Die Anzeige der Betriebszustände des Bergwerks erfolgt auf Bildschirmen.[8] Dadurch können die Grubenwarte jederzeit nahezu alle Betriebszustände ablesen.[9] Außerdem kann das Personal in der Grubenwarte über Sprechfunk jederzeit mit den Bergleuten unter Tage kommunizieren.[8] Damit die Mitarbeiter optimal arbeiten können, sind moderne Grubenwarten klimatisiert.[3]

Aufgaben der Grubenwarte

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Die Aufgaben der Grubenwarte sind sehr umfangreich.[2] So wird die Zusammensetzung der Wetter im gesamten Grubengebäude überprüft.[8] Hierfür werden alle wettertechnisch relevanten Geräte und Maschinen wie z. B. die Grubenlüfter überwacht.[2] Von nahezu sämtlichen Wettermeßstellen werden die Daten in der Grubenwarte gesammelt und ausgewertet und Über- oder Unterschreitungen vorgegebener Sollwerte, wie z. B. Höhe des Grubengasgehalts in den Wettern oder der Wettermenge, werden bei Bedarf optisch oder akustisch angezeigt.[10] Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Kontrolle der Wasserhaltung.[2] An bestimmten Stellen wird regelmäßig der Stand des Grubenwassers gemessen und in der Grubenwarte angezeigt und kontrolliert.[8] Neben diesen die Grubensicherheit betreffenden Tätigkeiten werden auch die Betriebszustände der Produktion in der Betriebswarte, die ein Teilbereich der Grubenwarte ist, überwacht. Zudem können von über Tage aus Gewinnungsmaschinen wie der Kohlenhobel gesteuert und die komplette Streckenförderung überwacht und bei Bedarf gesteuert werden.[11] Das Bedienpersonal kann den Betriebszustand der Schachtförderung und auch jederzeit die geförderte Kohlenmenge ablesen.[9] Falls erforderlich, werden bei Betriebsstörungen von der Grubenwarte erforderliche Gegenmaßnahmen eingeleitet und das zuständige Führungspersonal des Bergwerks informiert.[2]

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl Hohe Behörde (Hrsg.): Rationalisierungsmaßnahmen im Steinkohlenbergbau. Sammelband der auf der 10. Tagung des Internationalen Fachausschusses für Bergtechnik in Essen erstatteten Berichte, Essen 1960, S. 17, 18, 38, 39.
  2. a b c d e Walter Bischoff, Heinz Bramann, Westfälische Berggewerkschaftskasse Bochum: Das kleine Bergbaulexikon. 7. Auflage, Verlag Glückauf GmbH, Essen 1988, ISBN 3-7739-0501-7.
  3. a b Wirtschaftsvereinigung Bergbau e.V.: Das Bergbau Handbuch. 5. Auflage, Verlag Glückauf GmbH, Essen, 1994, ISBN 3-7739-0567-X
  4. a b c d e Fritz Pamp: Die Zeche Jacobi; Ihre Entwicklung bis zur Einführung des Fraser-Systems 1961. In: Osterfelder Bürgerring. (Hrsg.): Der Kickenberg, Osterfelder Heimatblatt. Nr. 26, Walter Perspektiven GmbH, Oberhausen März 2013, ISSN 1864-7294, S. 4–6
  5. a b Kommission der Europäischen Gemeinschaften (Hrsg.): Untersuchungen und Schlussfolgerungen aus den Grubenunglücken auf den Zechen Merlebach am 30. September 1976 und Schlägel und Eisen am 27. Oktober 1977. Ständiger Ausschuss für die Betriebssicherheit und den Gesundheitsschutz im Steinkohlenbergbau und in den anderen Mineral gewinnenden Industriezweigen, Arbeitsgruppen Grubenrettungswesen und Grubenbrände, Verlag Glückauf GmbH, Luxembemburg 1980, S. 9–17.
  6. Vorstand Deutsche Steinkohle AG (Hrsg.): 150 Jahre Bergbau in Bottrop. Druck Henning & Müller.
  7. Kommission der Europäischen Gemeinschaften, F. W. Kindermann (Hrsg.): Moderne Betriebsführung im Steinkohlenbergbau. Bericht über die Informationstagung „Mehr Leistung durch Technologie“ die von der Kommission der Europäischen Gemeinschaften Generaldirektion für Energie organisiert wurde und in Luxembourg vom 4. bis 6. Mai 1988 stattfand, Arbeitsgruppen Grubenrettungswesen und Grubenbrände, Verlag Glückauf GmbH, Essen 1989, ISBN 3-7739-0544-0, S. 33–34.
  8. a b c d Ein Blick in die Grubenwarte. In: Gesamtverband Steinkohle e.V. (Hrsg.): Unsere Steinkohle und das Revier, 3. Auflage, Druck B.o.s.s. Druck (Goch), Herne 2010, S. 18.
  9. a b Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus (Hrsg.): Steinkohlenbergbau in Deutschland. Glückauf Verlag, Druck IDAG Industriedruck AG, Essen 2006, S. 20.
  10. Ernst-Ulrich Reuther: Lehrbuch der Bergbaukunde. Erster Band, 12. Auflage. VGE Verlag, Essen 2010, ISBN 978-3-86797-076-1, S. 609.
  11. Fehlertolerante Server bei der RAG. In: World of Minig Surface & Underground. Nr. 3, Volume 65, GDMB Verlag GmbH, Clausthal-Zellerfeld 2013, ISSN 1613-2408, S. 143.