Gusen (Gemeinde Langenstein) – Wikipedia

Gusen (Dorf)
Ortschaft (Hauptort der Gemeinde)
Gusen (Gemeinde Langenstein) (Österreich)
Gusen (Gemeinde Langenstein) (Österreich)
Basisdaten
Pol. Bezirk, Bundesland Perg (PE), Oberösterreich
Gerichtsbezirk Perg
Pol. Gemeinde Langenstein
Koordinaten 48° 15′ 30″ N, 14° 27′ 49″ OKoordinaten: 48° 15′ 30″ N, 14° 27′ 49″ O
Höhe 250 m ü. A.
Einwohner der Ortschaft 864 (1. Jän. 2024)
Gebäudestand 265 (2001f1)
Postleitzahl 4222 St. Georgen an der Gusen
Statistische Kennzeichnung
Ortschaftskennziffer 10095
Zählsprengel/ -bezirk Gusen, Langenstein-Umgebung (41109 X[000,002])
ZSP Gusen 1024 EW, 296 Geb. mit Stacherlsiedlung (davon 88 EW/26 Geb. in Gusen); 4 Geb. auch ZSP Langenstein (alles 2001)
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; DORIS
864

BW

Gusen ist ein Ort am Mühlviertler Donauufer im Linzer Becken in Oberösterreich wie auch Hauptort und Ortschaft der Gemeinde Langenstein im Bezirk Perg.

Das Dorf Gusen befindet sich gut 14 Kilometer südöstlich des Stadtzentrums von Linz, 13 Kilometer westlich von Perg, unweit St. Georgen an der Gusen. Es liegt etwa 3 Kilometer oberhalb der Gusen-Mündung, gut 2 Kilometer ab von der Donau, am Fuß des Frankenbergs auf um die 250 m ü. A. Höhe.

Die Ortschaft Gusen umfasst gut 260 Gebäude mit 864 Einwohnern. Es liegt an der L569 Pleschinger Straße, der alten Donauuferstraße nach Linz, die neuere B3 passiert südlich. Eine bis heute eigenständige Ortslage ist Gusen-Dorf südlich der L569 mit etwa 30 Adressen.

Nachbarorte und -ortschaften

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Stacherlsiedlung Kirchberg (O Frankenberg)

Hart
Abwinden (O, Gem. Luftenberg a. d. D.) Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Langenstein (O)
Donau: Kwk. Abwinden-Asten (Gem. Luftenberg a. d. D.)

Kronau (O, Gem. Enns, Bez. Linz-Land)

Donau

Enghagen (O, Gem. Enns, Bez. Linz-Land)

Spielberg, G.M. Vischer 1672; hinten die Orte Dorf Guʃn[1] und Langenʃtain, darüber Ruine Frankenberg

Den alten Siedlungsraum dokumentiert der Berglitzl, der bis in das Aurignacien (vor um 120.000–40.000 Jahren) zurückgeht, und damit zu den ältesten kulturellen Zeugnisse Europas gehört. Nordwestlich vom Dorf Gusen wurde in den Jahren 1941–43 ein Gräberfeld aus der späten Bronzezeit (1300–800 v. Chr.), mit etwa 200 urnenfelderzeitlichen Bestattungen freigelegt.[2]

Der eigentliche Stammort ist das heutige Gusen-Dorf direkt an der damaligen Mündung der Gusen in die Donau. Der Name ist also ganz traditionell als ‚Ort an der Mündung der Gusenflusses‘ zu verstehen, deren Name zu althochdeutsch gussi „Guß, Flut, Überschwemmung“ steht.[3] Der Ort erscheint schon zwischen 1220 und 1230 im Urbar des Herzogs Leopold VI. von Österreich und Steiermark als De urbor Stein et Gusen und ist mit 6 Häusern landesfürstlich.[4] Der Ansitz des Geschlechtes der Gusner, die von 1342 bis 1437 aufscheinen, wird auf der Felskuppe beim Haus Nr. 15 vermutet.[5] Zwischen Gusen–Frankenberg und fränkisch-bairischen und slawisch-awarischen Siedlungszonen war.[6][7] Letzteres wird vermutlich auch durch das Kuriosum unterstrichen, dass die Flur- und Hofformen des Dorfes Langenstein bis heute dem Typus des Waldviertler Dreiseithofes entsprechen, während in den weiter westlich gelegenen Ortsteilen Gusen und Frankenberg der Traunviertler Vierkanthof überwiegt.

Noch im Franziszäischen Kataster (um 1830) erscheinen die Häuser Gusen-Dorf 23–23 direkt am Donauufer gelegen, nördlich am Fuß des Langenbergs erscheint nur der Mayrhof im Grubhof (Mayrhausstraße/Kapellenstraße, heute Heimathaus).[1] Matthias Koch beschreibt 1854 das Dorf „am Fuße der Berge anmuthig gelegen.“[8] Der Ort gehörte zur Herrschaft Steyregg, und gehört bis heute zur Pfarre St. Georgen. Die heutige L569 ist die alte Hauderer-Straße des Donaunordufers.

Nördlich des Orts befinden sich bedeutende Granitsteinbrüche (Dirnbergerbruch für Mauthausner Granit, ab 1840), heute Firma Poschacher (1878 als Aktiengesellschaft für Straßen- und Brückenbauten gegründet). Dort wurde 1938 das KZ Gusen, eine Erweiterung des KZs Mauthausen, angelegt (Lager I), und 1944 westlich das KZ Lager II. Von hier führte auch die Schleppbahn nach St. Georgen, zu den dortigen Anlagen (Granitwerke, Werk Bergkristall). Insgesamt starben 1940–45 hier an die 45.000 Menschen. Auf diesem Areal befindet sich heute der eigentliche Ort Gusen, der erst nach 1955 entstand, als das Areal an die Republik fiel und dann aufgeschlossen und verkauft wurde. Anlagenteile (auf dem Areal Poschacher) stehen unter Denkmalschutz, im Ortskern das 1961–65 erbaute Memorial Gusen, und vom Besucherzentrum[9] führt der Audioweg Gusen nach St. Georgen.

Bevölkerung und Gebäudestand[4]
Hzgt. Bayern EHzgt. Österr. Krld. Österr. o.d.Enns
(Kthm. Österr. / Österr.-Ugrn.)
Bld. Ober-
österr.

([1.] Rep. Österr.)
Gau Ober­donau (Dt. Reich) Bld. Oberösterreich
([2.] Rep. Österr.)
1230 1539 1825 1869 1880 1890 1900 1910 1923 1934 1939 1951 1961 1971 1981 1991 2001 2011
246 268 305 298 353 312 303 378 673 1016 1080 1238
1131
917

849
6 22 35 36 36 39 39 44 44 44 257 54 114 181 237 294 326
265

Alliierte Luftaufnahme, 14. April 1945: Untere Bildhälfte Gusen-Dorf, obere das seinerzeitige KZ-Areal.
 
unscharfe Angabe des Jahres

bis 1951: hauptsächlich Gusen-Dorf
1991/2001: mit, dann ohne neuer O Stacherlsiedlung

Sehenswürdigkeiten

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Einzelnachweise

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  1. a b Die dargestellte Kirche erscheint fraglich: Dass sich in Gusen-Dorf ein Kirchenbau befand, ist nicht überliefert. Vielleicht die Kapelle beim Mayrhof.
  2. Gerhard Trnka, Herta Ladenbauer-Orel: Das urnenfelderzeitliche Gräberfeld von Gusen in Oberösterreich. In: Archaeologia Austriaca. Band 76. Franz Deuticke Verlagsgesellschaft mbH. Wien, 1992. S. 47–112. ISBN 3-7005-4639-4;
    Vlasta Tovornik: Gräberfelder von Gusen und Auhof bei Perg in Oberösterreich. Teil 1. Gusen. In: Archaeologia Austriaca. 69, 1985 (1986), S. 165–250.
  3. Skriptum VO Orts- u. Gewässernamen Österreichs. (Memento des Originals vom 6. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.univie.ac.at (PDF) Mitschrift o.n.A., dort Bsp. 5.1.2: Gusen. S. 65 (univie.ac.at, abgerufen am 2. April 2015).
  4. a b Kurt Klein (Bearb.): Historisches Ortslexikon. Statistische Dokumentation zur Bevölkerungs- und Siedlungsgeschichte. Hrsg.: Vienna Institute of Demography [VID] d. Österreichische Akademie der Wissenschaften. Oberösterreich Teil 2, Langenstein: Gusen , S. 6 (Onlinedokument, Erläuterungen. Suppl.; beide PDF – o.D. [aktual.]).
    Spezielle Quellenangaben: 1260: Landesfürstliches Urbar; Angabe nach Alfons Dopsch (Hrsg.): Die landesfürstlichen Urbare Nieder- und Oberösterreichs aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Reihe Österr. Urbare I/1, 1904. • 1539: Urbar Spielberg, OÖLA, Herrschaft Steyregg, Hs. 10. • 1825: Johann Prinz: Langensteiner Heimatbuch. 757 Jahre Langenstein 1230-1997. 1997. • 1869: Statistische Central-Commission (Hrsg.): Orts-Repertorien der im österreichischen Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder. (1871 ff.). • 1880, 1890: Statistische Central-Commission: Spezial-Orts-Repertorien der im österreichischen Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder. 1883 resp. 1892 ff. • 1900: Statistische Central-Commission: Gemeinde-Lexikon der im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder. 1903 ff. • 1910: Statistische Central-Commission: Spezial-Repertorien. 1915 ff. • 1923 und später: Bundesamt für Statistik/Österreichisches Statistisches Zentralamt/Statistik Austria (Hrsg.): Ortsverzeichnis. (Ergebnisse der Volkszählungen). 1934: Bundesamt für Statistik (Bearb.): Ergebnisse der Volkszählung. 1935. • 1939: Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich auf Grund der Volkszählung 1939. Hg. vom Statistischen Reichsamt, 2. Auflage, 1941; Umrechnung auf die heutigen Gebietsstände: Volkszählung 1991 – Wohnbevölkerung nach Gemeinden mit der Bevölkerungsentwicklung seit 1869. In: Beiträge zur österreichischen Statistik 1030/0, 1992. • 1951 und später: Österreichisches Statistisches Zentralamt/Statistik Austria (Hrsg.): Ortsverzeichnis. (Ergebnisse der Volkszählungen; ab 2011 Registerzählungen s. o.).
  5. Nach Alfred Höllhuber und Leopold Josef Mayböck, Angabe bei Christian K. Steingruber: Turm@1@2Vorlage:Toter Link/doris.ooe.gv.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.. Digitaler Oberösterreichischer Kulturatlas (DOKA).
  6. Vlasta Tovornik: Die frühmittelalterlichen Gräberfelder von Gusen und Auhof bei Perg in Oberösterreich. Teil 2: Auhof bei Perg. In: Archaeologia Austriaca. Band 70. Franz Deuticke Verlagsgesellschaft mbH, Wien 1986. S. 413–483, ISBN 3-7005-4580-0.
  7. Erik Szameit: Zu frühmittelalterlichen Funden aus Gusen und Langenstein, Oberösterreich. Mit Exkursen zur Datierung des slawischen Gräberfeldes von Gusen und zur frühmittelalterlichen Graphittontechnik. In: Archaeologia Austriaca. Band 76. Franz Deuticke Verlagsgesellschaft mbH, Wien 1992, S. 113–196, ISBN 3-7005-4639-4.
  8. Matthias Koch: Die Donaureise von Linz bis Wien. Verlag Hölzl, 1838, 3. Auflage 1854, dort S. 36 (Google eBook, vollständige Ansicht).
  9. Besucherzentrum Gusen auf gusen-memorial.at.