Höntrop – Wikipedia
Höntrop Stadtteil von Bochum | |
---|---|
Koordinaten | 51° 27′ 50″ N, 7° 9′ 7″ O |
Höhe | 95 m ü. NHN |
Fläche | 4,70 km² |
Einwohner | 16.990 (30. Sep. 2022) |
Bevölkerungsdichte | 3615 Einwohner/km² |
Postleitzahl | 44869 |
Bezirk | Wattenscheid |
Quelle: [1][2] |
Höntrop ist ein Ortsteil von Bochum in Nordrhein-Westfalen. Er ist mit ca. 17.000 Einwohnern einer der größten Stadtteile im Stadtbezirk Wattenscheid.
Höntrop grenzt an die Ortsteile Westenfeld, Sevinghausen und Eppendorf, die gemeinsam mit Höntrop bis Ende 1974 zur eigenständigen Stadt Wattenscheid gehörten[3], und liegt heute im Bochumer Westen. In nächster Umgebung liegen der Essener Stadtteil Freisenbruch sowie die Bochumer Ortsteile Linden und Dahlhausen.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Durch Höntrop verläuft der westfälische Hellweg, auf dem Höhenrücken zwischen Ruhr und Emscher. Er war schon in der Bronzezeit eine wichtige Verbindung zwischen Ost und West.
Die erste urkundliche Erwähnung von Höntrop als Hogingthorp[4] finde sich um das Jahr 900[5][6] im Heberegister des Klosters Werden (Werdener Urbar A), welches viele Bauernschaften (villae) im Borahtron-Gau[7] auflistete. Darin wurden auch schon die Nachbarorte Eppendorf (Abbingthorpe) und Westenfeld (Westanfelda) genannt.
Der Ort erfuhr einen Aufschwung durch den Ruhrbergbau. In dem Ort selber lag die Zeche Maria Anna Steinbank, die von 1850 bis 1904 betrieben wurde. Die Kleinzeche Zeche Zollstraße befand sich von 1949 bis 1963 im Westen von Höntrop, sie gehörte zu den Kleinbergwerken, die nach dem Zweiten Weltkrieg zur Kohleversorgung angelegt wurden. Im Jahre 2000 wurde Höntrop durch einen Bergschaden bekannt, das sogenannte Höntroper Loch. Dieser überraschende Tagebruch, der sich ab dem 2. Januar 2000 infolge eines Hohlraums der Zeche Maria Anna Steinbank entwickelte und in dem eine Garage versank, musste mit Beton verfüllt werden.
Die Station Wattenscheid-Höntrop wurde am 1. März 1869[8] eröffnet. An ihr verkehrt die S-Bahn-Linie S1 des VRR von Dortmund nach Solingen und in die Gegenrichtung.[9] Um 1900 entstand das Alte Höntroper Brauhaus.
Im Osten von Höntrop entstand um 1924 ein Stahlwerk und ein Röhrenwalzwerk des Bochumer Verein, das sogenannte Werk Höntrop, welches die Betriebsflächen des Konzerns erheblich erweiterte. Das Röhrenwalzwerk galt damals sogar als das größte der Welt.[10] Auf der gegenüberliegenden Seite der Essener Straße wurden eine Wohnsiedlung für Werksangehörige und Verwaltungsbauten errichtet.[11]
Die Gemeinde Höntrop wurde durch das Inkrafttreten des Gesetzes über die Neuregelung der kommunalen Grenzen im rheinisch-westfälischen Industriebezirke am 1. April 1926 nach Wattenscheid eingemeindet. Der Teil, auf dem sich das Werk Höntrop und die Arbeitersiedlung befand, wurde nach Bochum umgegliedert.[12] Von der Firmenspitze des Bochumer Vereines und der Stadtspitze Bochums war es der Wunsch, dass alle Betriebe des Bochumer Vereines in Bochum sein sollten.[13] Der südliche Teil dieser Fläche, die Siedlung und die Bereiche der Betriebsfläche Saure Wiesen wurde zu der Gemarkung Weitmar hinzugefügt. Der nördliche Teil, das Werk Höntrop, kam zur Gemarkung Hamme.
Ende der 1920er wurde der Südpark angelegt. Dabei wurde auch die kleine Waldbühne 1927/28 in Eigenhilfe geschaffen.[14] Ein Jahr später wurde Schwimmbad Höntrop eröffnet.[15]
Während der NS-Zeit betrieb der Bochumer Verein das Zwangsarbeiterlager Mariannenplatz in Höntrop. Gegen Ende des Krieges wurden ca. 20 Zwangsarbeiter erschossen.[16] Eine kleine Tafel an der Talstraße erinnert an das Verbrechen.
Höntrop gilt mit mehreren Karnevalsgesellschaften und einem eigenen Umzug neben Linden als eine der Karnevalshochburgen im sonst eher wenig karnevalistischen Bochum, denn in Wattenscheid wiederum spielt der Karneval eine große Rolle: Zum großen Umzug von Wattenscheid-Günnigfeld bis Wattenscheid-Mitte (in geraden Kalenderjahren) kommen unter guten Umständen bis zu 100.000 Besucher. Zum Vergleich: Wattenscheid hat insgesamt etwas mehr als 72.000 Einwohner.
Traditionell findet in Höntrop jährlich zu Karneval das Gänsereiten als Volksfest statt, es hat hier eine über 400-jährige Tradition. Der Überlieferung nach wurde es von spanischen Soldaten übernommen, die während des Achtzigjährigen Krieges (im 17. Jahrhundert) in der Nähe überwinterten. Ab 2018 wird für das Gänsereiten nicht mehr eine echte Gans genutzt, die anschließend gemeinsam verspeist wurde, sondern eine Attrappe.
Höntrop hat zwei Fußballvereine: In der Landesliga spielt der seit 1916 bestehende und traditionsreiche SV Höntrop 1916, welcher zwischen 1933 und 1939 in der Gauliga Westfalen, der damals höchsten deutschen Fußballklasse, spielte, und der junge, erst seit 1980 bestehende FC Höntrop 80. Dieser spielt momentan in der Kreisliga C.
Bevölkerung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 31. Dezember 2023 lebten 17.014 Einwohner in Höntrop.
Strukturdaten der Bevölkerung in Höntrop:
- Minderjährigenquote: 15,9 % [Bochumer Durchschnitt: 15,1 % (2023)]
- Altenquote (60 Jahre und älter): 34,0 % [Bochumer Durchschnitt: 29,1 % (2023)]
- Ausländeranteil: 10,9 % [Bochumer Durchschnitt: 16,7 % (2023)]
- Arbeitslosenquote: 7,6 % [Bochumer Durchschnitt 8,9 % (2017)]
Töchter und Söhne
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wilhelm Karl Geck (* 30. Mai 1923 in Höntrop/Wattenscheid), Jurist, Richter am Verfassungsgerichtshof des Saarlandes, Lehrstuhlinhaber für Staats- und Verfassungsrecht in Saarbrücken.[17]
Feuerwehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit dem 18. Oktober 1902 hat Höntrop eine Freiwillige Feuerwehr, die heute als Löschzug Höntrop bekannt ist. Der Löschzug war maßgeblich an der Sicherung des im Jahre 2000 entstandenen Tagebruchs an der Emilstraße beteiligt.
Anfang Oktober 2012 wurde ein neues Feuerwehrhaus für die Löschzüge Höntrop und Eppendorf eingeweiht. Daneben erhielten die Freiwilligen Feuerwehren Höntrop, Eppendorf, Heide, Dahlhausen und die Feuerwehrschule fünf neue Löschgruppenfahrzeuge LF 10/6, die bei dieser Gelegenheit gesegnet wurden.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Statistisches Jahrbuch der Stadt Bochum 2017 (Archivierte Kopie ( des vom 26. Februar 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ).
- ↑ Die Einwohnerzahlen sind nach statistischen Bezirken und nicht nach den Gemarkungen angegeben, die Zahlen hierfür sind im Artikel Einwohnerentwicklung von Bochum.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 329 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Franz Darpe: Geschichte der Stadt Bochum nebst Urkundenbuch, 6 Bände, 1888-1894. Wilhelm Stumpf, Bochum 1894, S. 11. (Digitalisat online)
- ↑ Franz-Werner Bröker: Wattenscheid, eine illustrierte Stadtgeschichte. Hrsg.: Heimat- und Bürgerverein Wattenscheid. 5. erw. Auflage. Friedrich Pustet, Bochum 1998, S. 15.
- ↑ Heinrich Theodor Grüttner, Patrick Jung, Reinhild Stephan-Maaser (Hrsg.): Werdendes Ruhrgebiet. Spätantike und Frühmittelalter an Rhein und Ruhr. Klartext Verlag, Essen 2015, ISBN 978-3-8375-1394-3, S. 254.
- ↑ Franz Darpe: Geschichte der Stadt Bochum nebst Urkundenbuch, 6 Bände, 1888-1894. Wilhelm Stumpf, Bochum 1894, S. 11. (Digitalisat online)
- ↑ ruhr-bauten.de: Detailauswahl. Abgerufen am 24. August 2022.
- ↑ Online-Fahrplantabelle des VRR (PDF ( des vom 27. Februar 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. )
- ↑ Bericht „City News“, The Times, Thursday, Aug 26, 1926; pg. 16; Issue 44360; col G
- ↑ Bauten des Bochumer Vereins auf www.ruhr-bauten.de
- ↑ Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 247.
- ↑ Franz-Werner Bröker: Wattenscheid – Eine illustrierte Stadtgeschichte. Hrsg.: Heimat- und Bürgerverein Wattenscheid e.V. Bochum 1998, S. 224.
- ↑ Franz-Werner Bröker: Wattenscheider Straßengeschichten. Hrsg.: Heimat- und Bürgerverein Wattenscheid e.V. Ritter-Druck, 1996, S. 72.
- ↑ Bochum entdecken, 25 Spaziergänge, Schäfer, Hanke, Klartext Verlag, 3. Auflage, 2016, S. 182
- ↑ Ende und Anfang, Die Befreiung von Faschismus und Krieg, Günter Gleising, RuhrEcho, 1. Auflage Mai 2005
- ↑ Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 360.