Hannah Whitall Smith – Wikipedia

Hannah Whitall Smith

Hannah Whitall Smith (* 7. Februar 1832 in Woodbury, New Jersey; † 1. Mai 1911 in London) war eine US-amerikanische, einflussreiche Vertreterin der Heiligungsbewegung und Frauenrechtlerin. Sie schrieb 1870 den Bestseller The Christian’s Secret of a Happy Life (deutsch: Das Geheimnis eines glücklichen Christenlebens), der in viele Sprachen übersetzt und etwa 2 Millionen Mal gedruckt wurde.

Whitall Smith stammte aus einer Glasfabrikantenfamilie in der Tradition der Quäker. 1851 heiratete sie den Unternehmer Robert Pearsall Smith (1827–1898), sie wohnten zuerst in Germantown und Philadelphia, bevor sie 1865 nach Millville in New Jersey umzogen. Am 30. August 1858 Hannah Smith traf eine Entscheidung für Christus, und sie begann die Versammlungen der Plymouth Brethren zu besuchen.[1] Das Ehepaar verließ die Quäkergemeischaft, Hannah ließ sich 1859 in der First Baptist Church in Pottsville taufen. Diese Ereignisse führten zu einer Dissonanz mit ihrem Vater.[2] Als Ehepaar wurden sie um 1867 für die methodistisch geprägte Heiligungsbewegung gewonnen. Daraufhin veröffentlichte sie 1870 den Bestseller The Christian's Secret of a Happy Life (deutsch: Das Geheimnis eines glücklichen Christenlebens). Das Ehepaar Smith schloss sich William Edwin Boardman (1810–1886) an, dessen Buch The Higher Christian Life von 1858 als Standardwerk der Heiligungsbewegung galt.

1874 siedelte Whitall Smith mit ihrer Familie nach England über, wo sie ihren Mann auf großen Konferenzen in Oxford und Brighton unterstützte. Für Aufsehen sorgten dabei ihre Auftritte als glänzende Rednerin, nicht nur vor Frauen, sondern auch vor Männern, was bis dahin im Christentum kaum vorgekommen war. Hannah Whitall Smith setzte sich in der Folgezeit für die öffentliche Lehrtätigkeit von Frauen ebenso ein wie für das Frauenwahlrecht. Ebenfalls im Jahr 1874 wurde sie Mitbegründerin der Woman’s Christian Temperance Union, die gegen Alkoholmissbrauch kämpfte. 1883 wurde sie Superintendentin der Abteilung Evangelisation.

1875 kehrte das Ehepaar Smith nach den gut besuchten und erfolgreichen Heiligungskonferenzen in England, Deutschland und in der Schweiz wegen eines Skandals ihres Mannes wieder in die USA zurück. 1876 vermittelte ein Freund namens Charles Cullis ihnen einen erneuten Predigtauftritt an einem Heiligungstreffen in Massachusetts, um sie zu rehabilitieren. Obwohl die Veranstaltung ein Erfolg war, verstärkten sich die Zweifel vor allem bei ihm, weil er ohne inneres Mitgehen gepredigt hatte. Hannah und er zogen sich danach endgültig von der Heiligungsbewegung zurück. 1877 starb ihr Vater, das Erbe an der Firma Whitall-Tatum ermöglichte dem Ehepaar ein materiell sorgenfreies Leben, aber die Ehe mit Robert war durch seine psychische Erkrankung und den Skandal zerrüttet worden, sie wurde aus finanziellen Gründen aufrechterhalten. Angeblich hatte er 1882 eine Affäre. Hannah wandte sich 1886 wieder den Quäkern zu und vertrat zunehmend einen Universalismus und einen religiösen Pluralismus.[3]

In den Jahren 1888 oder 1889 siedelte die Familie dann endgültig nach London über, wo ihre Tochter Mary (1864–1945) den irischen Anwalt Frank Costelloe geheiratet hatte. 1889 gab Robert in Philadelphia die Zeitschrift Christian’s Pathway to Power heraus, und sie unterstützte ihn dabei. Ihre Tochter Mary ließ sich später scheiden und heiratete den Kunsthistoriker Bernard Berenson. Die andere Tochter Alys (1867–1951) wurde die erste Ehefrau des englischen Mathematikers und Philosophen Bertrand Russell. Der Sohn Logan Pearsall Smith (1865–1946) wurde ein bekannter Literaturkritiker. Hannah Whitall Smiths Nichte Martha Carey Thomas wurde 1884 die erste weibliche Dekanin des Bryn Mawr College und eine aktive Frauenrechtlerin.

Auch Hannah Whitall Smith engagierte sich in den 1890er Jahren für die Frauenrechtsbewegung, sie blieb aber ebenso eine gefragte Rednerin in christlichen Kreisen. Ihr Mann Robert starb nach einer längeren Influenza-Erkrankung am 17. April 1898.[4] Im Jahr 1903 veröffentlichte sie ihre Autobiographie The Unselfishness of God And How I Discovered It. Darin legt sie unter anderem dar, wie sie zu der Überzeugung einer Allaussöhnung gekommen ist. Seit Herbst 1904 trat sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr öffentlich auf. Sie starb am 1. Mai 1911 in London.[5]

Schriften (Auswahl)

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  • The Christian’s Secret of a Happy Life, 1870 und 1916.
  • The record of a happy life: being memorials of Franklin Whitall Smith, a student of Princeton college. By his mother, H. W. S., Philadelphia 1873.
  • John M. Whitall. The story of his Life, Philadelphia 1879.
  • Every-day Religion.
  • The Common-sense Teaching of the Bible, 1893.
  • The Unselfishness of God and How I Discovered It: A Spiritual Autobiography, 1903 und Princeton 1987.
  • The God of all Comfort, Kingdom Impact; mit The Christian's Secret of a Happy Life, Chump Change, 1906, ISBN 978-1-64032-255-4.
  • God is enough, Zondervan, Grand Rapids 1986, ISBN 978-0-310-46260-6.
  • Debra Campbell: Hannah Whitall Smith (1832-1911): Theology of the Mother-Hearted God, Vol. 15, No. 1, The University of Chicago Press, Chicago 1989, S. 79–101.[6]
  • Rudolf Dellsperger u. a.: Auf Dein Wort, Bern 1981.
  • Melvin E. Dieter, Hg.: The Christian’s secret of a holy life. The unpublished personal writings of Hannah Whitall Smith, Grand Rapids 1994.
  • Melvin E. Dieter: Smith, Hannah Whitall and Robert Pearsall, in: Timothy Larsen, David William Bebbington und Mark Allan Noll: Biographical Dictionary of Evangelicals, Intervarsity Press, Downers Grove 2003, S. 616–618.
  • Paul Fleisch: Die Heiligungsbewegung, TVG Brunnen, Giessen 2003 (Nachdruck).
  • Warren Dunham Foster: Heroines of Modern religion, Sturgis und Walton, New York 1913.
  • David Hazard: Safe Within Your Love: A 40-Day Journey in the Company of Hannah W. Smith, Bethany House, 1992, ISBN 978-1-55661-301-2.
  • Marie Henry: The Secret Life of Hannah Whitall Smith, Chosen Books Pub Co, 1984, ISBN 978-0-310-60790-8.
  • Johannes Jüngst: Amerikanischer Methodismus in Deutschland: und Robert Pearsall Smith – Skizze aus der neuesten Kirchengeschichte, Gotha 1875; hansebooks, 2017, ISBN 978-3-7436-2187-9.
  • Markus Krause: Heiligungsverständnis und Verkündigung bei Robert Pearsall Smith, Masterarbeit, 2012.
  • Dieter Lange: Eine Bewegung bricht sich Bahn, TVG Brunnen, Gießen 1990.
  • Mary Agnes Rittenhouse Maddox: Jesus Saves Me Now: Sanctification in the Writings of Hannah Whitall Smith, Southern Baptist Theological Seminary, 2003, Dissertation PhD.
  • Andrew David Naselli: Let Go and Let God? A Survey and Analysis of Keswick Theology, Logos Bible Software, Bellingham 2010, S. 102–116.
  • Logan Pearsall Smith: A Religious Rebel: The Letters of "H.W.S."(Mrs. Pearsall Smith), London 1949.
  • Barbara Strachey: Remarkable Relations: The Story of the Pearsall Smith Women, Universe, New York 1980.
  • Ray Strachey: Religious fanaticism: extracts from the papers of Hannah Whitall Smith, 1928.
  • Karl Heinz Voigt: Die Heiligungsbewegung zwischen Methodistischer Kirche und Landeskirchlicher Gemeinschaft, TVG Brockhaus/Brunnen, Gießen 1996.

Einzelnachweise

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  1. Dan Graves: Hannah Whitall Smith's Secret of Happiness, Website christianity.com 28. April 2010 (englisch, abgerufen am 10. September 2023)
  2. Markus Krause: Heiligungsverständnis und Verkündigung bei Robert Pearsall Smith, Masterarbeit, 2012, S. 8
  3. Kevin DeYoung: Andy Naselli on Hannah Whitall Smith’s Unhappy Life, Website thegospelcoalition.org 22. Juli 2010 (englisch, abgerufen am 10. September 2023)
  4. Markus Krause: Heiligungsverständnis und Verkündigung bei Robert Pearsall Smith, Masterarbeit, 2012, S. 32–34: Leben zwischen zwei Kontinenten
  5. Hannah Whitall Smith, American evangelist and reformer, Britannica (englisch, abgerufen am 28. Dezember 2022)
  6. https://www.jstor.org/stable/3174707