Hans-Jörg Schek – Wikipedia
Hans-Jörg Schek (* 7. März 1940 in Hannover) ist ein deutscher Mathematiker, Informatiker und Professor Emeritus der ETH Zürich.[1][2]
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schek besuchte das Gymnasium Wangen im Allgäu, studierte Mathematik an der Universität Stuttgart (Diplom 1968) und promovierte dort 1972 zum Dr.-Ing. mit einer Dissertation zur Optimierung von Verkehrswegen[3]. Parallel dazu entwickelte er mit seinem Doktorvater Klaus Linkwitz ein neues Verfahren zur Berechnung vorgespannter Seilnetzkonstruktionen[4]. Im Team mit Lothar Gründig und Ulrich Hangleiter wendete er dieses Verfahren zur Berechnung des Gleichgewichtszustandes des Stadions und der Zwischendächer für die Olympischen Sommerspiele 1972 in München an[5]. Für den Entwurf und für die computergestützte Formfindung von Flächentragwerken entwickelte er die Kraftdichtemethode[6]. Diese Methode und Erweiterungen werden in der Praxis vielfach angewendet, beispielsweise bei TechNet[7], Lothar Gründig[8] oder Philippe Block ETHZ[9]. Die Verallgemeinerung und Systematik mathematischer Methoden zur Netzberechnung führte zu seiner Habilitation 1978 mit der Lehrbefugnis für Mathematische Methoden im Bauingenieur- und Vermessungswesen.
Von 1972 bis 1983 arbeitete er am Wissenschaftlichen Zentrum der IBM Heidelberg, wo er sich zunächst mit endbenutzerorientierten Schnittstellen, speziell Suchverfahren für „Partial Match Retrieval“ beschäftigte[10]. Ein Schwerpunkt war dann die Integration von Datenbanken mit Information Retrieval und die Erweiterung des Relationenmodells zum NF2-Modell[11].
Von 1983 bis 1988 war er ordentlicher Professor für Informatik an der TH Darmstadt. Aus dem dort etablierten DASDBS-Projekt[12] sind wichtige weitere Arbeiten zur Datenmodellierung (NF2-Modell, Objekt-Algebra)[13][14], zur Transaktionsverwaltung (Mehrschichtentransaktionen)[15]. und zu erweiterbaren Datenbanksystemen[16] entstanden.
Von 1988 bis 2005 war er Professor für Informatik an der ETH Zürich und Leiter des Instituts für Informationssysteme. Die Arbeiten dort haben wichtige Resultate zur Verwaltung von Informationsräumen und zur Suche in digitalen Bibliotheken und zum Konzept der Hyperdatenbanken[17] hervorgebracht[18]. Eine ausführliche Beschreibung der Forschungsprojekte, Publikationen und alle Mitarbeiter der Forschungsgruppe Datenbanken an der ETH Zürich von 1988 bis 2005 findet man im Archiv der ETH Zürich.
Von 2002 bis 2006 hatte er auch einen Lehrstuhl an der Privaten Universität für Medizinische Informatik und Technik Tirol (UMIT), an der er auch das Amt des Vizerektors bekleidete.
Forschungsschwerpunkte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Erweiterbare, räumliche Datenbanken
- Erweiterte Modelle zur Transaktionsverwaltung in Datenbanken
- Infrastruktur für verteilte Datenverwaltung und Verwaltung heterogener Dienste
- Grundlagen von objektorientierten und objektrelationalen Datenbanken
- Information Retrieval und Ähnlichkeitssuche in Multimedia-Datenbanken
- Infrastruktur für Digitale Bibliotheken
Ausgewählte internationale Aktivitäten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gründungsherausgeber (1990) des VLDB Journals zusammen mit Fred Maryanski[19]
- VLDB Future Directions of Database Systems mit Jim Gray and John Mylopoulos[20]
- Leiter der internationalen Konferenz VLDB in Zürich 1995 zusammen mit Klaus Dittrich[21]
- Mitarbeit in zahlreichen internationalen Workshops über die zukünftige Entwicklung von Datenbanken[22]
- ACM Sigmod Doctoral Dissertation Awards Committee Chair 2006–2008[23]
Ausgewählte Auszeichnungen und Preise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Publikationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Google Scholar, Hans-Jörg Schek
- Hans-Jörg Schek auf Microsoft Academic
- Publikationen auf dblp
- Hans-Jörg Schek in der ACM Digital Library
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Homepage von Hans-Jörg Schek an der ETH Zürich
- Homepage der DBS-Forschungsgruppe der ETH Zürich
- Doktorandinnen und Doktoranden von Hans-Jörg Schek im Mathematik-Genealogie-Projekt
- Hans-Jörg Schek: Von Erweiterbarkeit zu Föderation bei Datenbanksystemen. Einführungsvorlesung. Videoportal der ETH Zürich, 10. Juni 1991.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ ETH Zürich, Emeriti. Abgerufen am 31. Oktober 2019.
- ↑ Personenseite von Hans-Jörg Schek an der ETH Zürich. Abgerufen am 31. Oktober 2019.
- ↑ H.-J. Schek: Optimierungsberechnungen und Sensivitätsanalysen als Hilfsmittelbei der Entwurfsbearbeitung von Strassen. In: Strassenbau und Verkehrstechnik. Abgerufen am 31. Oktober 2019.
- ↑ K. Linkwitz, H.-J. Schek: Einige Bemerkungen zur Berechnung von vorgespannten Seilnetzkonstruktionen. Abgerufen am 31. Oktober 2019.
- ↑ K. Linkwitz, H.-J. Schek: Über eine neue Methode zur Berechnung vorgespannter Seilnetze und ihre praktische Anwendung auf die Olympiadächer München. Abgerufen am 31. Oktober 2019.
- ↑ H.-J. Schek: The force density method for form finding and computation of general networks. Abgerufen am 31. Oktober 2019.
- ↑ technet GmbH. Abgerufen am 31. Oktober 2019.
- ↑ L. Gründig, E. Moncrieff, P. Singer, D. Ströbel: A History of the Principal Developments and Applications of the Force Density Method in Germany 1970-1999. Abgerufen am 31. Oktober 2019.
- ↑ D. Veenendaal, P. Block: An overview and comparison of structural form finding methodsfor general networks. In: International Journal of Solids and Structures 49 (2012) 3741–3753. Abgerufen am 4. November 2019.
- ↑ H.-J. Schek: The Reference String Indexing Method. Abgerufen am 31. Oktober 2019.
- ↑ H.-J. Schek, P. Pistor: Data Structures for an Integrated Data Base Management and Information Retrieval System. Abgerufen am 31. Oktober 2019.
- ↑ H.-N. Paul, H.-J. Schek, M. Scholl, G. Weikum, U. Deppisch: Architecture and implementation of the Darmstadt database kernel system. Abgerufen am 31. Oktober 2019.
- ↑ H.-J. Schek, M. Scholl: Die NF2-Relationenalgebra zur Einheitlichen Manipulation Externer, Konzeptueller und Interner Datenstrukturen. Abgerufen am 31. Oktober 2019.
- ↑ M. Scholl, H.-J. Schek, M. Tresch: Object Algebra and views for multi-objectbases. Abgerufen am 31. Oktober 2019.
- ↑ G. Weikum, H.-J. Schek: Concepts and Applications of Multilevel Transactions and Open Nested Transactions. Abgerufen am 31. Oktober 2019.
- ↑ W. Waterfeld, H.-J. Schek: The DASDBS Geokernel - An Extensible Database System for GIS. Abgerufen am 31. Oktober 2019.
- ↑ H.-J. Schek, H. Schuldt: The Hyperdatabase Project - From Vision to Realizations. Abgerufen am 31. Oktober 2019.
- ↑ Archiv der Forschungsgruppe Datenbanken an der ETH Zürich. Abgerufen am 31. Oktober 2019.
- ↑ VLDB Journal. Abgerufen am 31. Oktober 2019.
- ↑ Future Directions of Database Research. Abgerufen am 31. Oktober 2019.
- ↑ VLDB 1995. Abgerufen am 31. Oktober 2019.
- ↑ Jim Gray, Hans Schek, Michael Stonebraker, Jeff Ullman: The Lowell report. In: Proceedings of the 2003 ACM SIGMOD International Conference on Management of Data. 9. Juni 2003, doi:10.1145/872757.872873 (englisch).
- ↑ Jim Gray Doctoral Dissertation Awards Committee. Abgerufen am 31. Oktober 2019.
- ↑ ACM Fellows 2001. Abgerufen am 19. Oktober 2019.
- ↑ SIGMOD Contributions Award 2007. Abgerufen am 19. Oktober 2019.
- ↑ VLDB 10 years Awards. Abgerufen am 19. Oktober 2019.
Personendaten | |
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NAME | Schek, Hans-Jörg |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Mathematiker und Informatiker |
GEBURTSDATUM | 7. März 1940 |
GEBURTSORT | Hannover |