Heiligers Brunnen – Wikipedia

Die denkmalgeschützte Einfassung aus dem 18. Jahrhundert von Heiligers Brunnen, einer Heilquelle in der Eilenriede

Heiligers Brunnen (auch: Heiligers-Brunnen) in Hannover ist eine denkmalgeschützte Anlage einer schwefelhaltigen Quelle.[1] Das Wasser tritt heute aus einem Rohr zwischen Steinen als kleiner Quell in Höhe eines Fußweges zutage[2] und speist unter anderem das nahegelegene historische Naturbad Kopperloch.[3] Standort des nach dem hannoverschen Bürgermeister Ernst Anton Heiliger benannten und im 18. Jahrhundert errichteten Baudenkmals[1] ist der Waldweg Brunnenstieg in der Eilenriede im Gebiet des Stadtteils Kleefeld.[4]

Der Überlieferung nach soll Bürgermeister Heiliger bei einem sommerlichen Spaziergang vom Pferdeturm zum Kirchröder Turm durch Waldarbeiter einen Trunk aus der Quelle angeboten bekommen haben. Nach der Verkostung soll Heiliger seinen Hausarzt, den seinerzeit berühmten Leibarzt Johann Georg Zimmermann, informiert haben, der wiederum den Hofbotaniker Friedrich Ehrhart über die Entdeckung in Kenntnis setzte.[2]

In jedem Fall analysierte und beschrieb Erhard, der neben anderen Mineralquellen auch die Salzquellen von Badenstedt oder etwa die Schwefelquelle von Limmer fand,[5] auch den in der Eilenriede aufgefundenen Born. Er schrieb: „Die Quelle ist sehr wasserreich und springt mit Gewalt aus der Erde hervor. Das Wasser ist ungemein klar, dabei kalt, und überaus angenehm zu trinken. Seine Bestandtheile sind ein wenig in Gas gelöstes Eisen, neben etwas Kalk und Kochsalz.“[6] Auf Veranlassung von Bürgermeister Ernst Anton Heiliger wurde die Quelle daraufhin in eine quadratisches Sandsteinbecken gefasst, das an drei Seiten mit lateinischen Inschriften versehen wurde.[7] Ehrhart war davon ausgegangen, dass die Quelle als Heilbad genutzt werden könne, was nicht geschah; Anfang des 20. Jahrhunderts war die Quelle fast versiegt.[6] 1953 wurde an der vierten Seite der Steineinfassung eine Inschrift in deutscher Sprache ergänzt,[7] die die drei lateinischen Sprüche übersetzt zusammenfasst:[3]

„Komm / Siehe / Trinke / Gottheit wohnt inne dem Born / O Gast verehre die Quelle / Trinkend schöpfte daraus die Flüssigkeit Heiliger einstmals 1794.[7]

Nach den Erinnerungen des hannoverschen Fabrikanten und Kunstsammlers Bernhard Hausmann war Heiligers Brunnen insbesondere in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts „ein beliebtes Ziel der lustwandelnden Hannoveraner“.[8]

1963 wurde das abgeflachte Pyramiddach über dem Brunnen vollständig erneuert,[2] 2007 das Brunnenbecken restauriert.[7]

  • Arnold Nöldeke: Heiligers Brunnen. In: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover. Bd. 1, H. 2, Teil 1: Denkmäler des "alten" Stadtgebietes Hannover. Selbstverlag der Provinzialverwaltung, Schulzes Buchhandlung, Hannover 1932, S. 739 (Digitalisat im Internet Archive; Neudruck: Wenner, Osnabrück 1979, ISBN 3-87898-151-1).
  • Rainer Ertel, Ernst-Friedrich Roesener: Heilkräftige Brunnen. In: Hannoversches Brunnenbuch. Wasserspiele und Brunnen in Hannover. Exemplarisches und Dokumentarisches. Fackelträger, Hannover 1988, ISBN 3-7716-1497-X, S. 58ff.
  • Rainer Ertel: Heiligers Brunnen. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 279f (Digitalisat bei Google Bücher).
  • Silke Beck, Klaus Helmer (Red.): Stadtwälder in Hannover. Die Eilenriede, mit Texten von Gerhard Dirscherl, Gerd Garnatz, Gudrun Seth und Carl Ferdinand Ernst, hrsg. von der Landeshauptstadt Hannover, Der Oberbürgermeister, Fachbereich Umwelt und Stadtgrün, Bereich Forsten, Landschaftsräume und Naturschutz, Hannover: Januar 2016, S. 32 f.; herunterladbar als PDF-Dokument.
  • Silke Beck (Red.): Eilenriedekarte, mit Texten von Carl-Ferdinand Ernst und Gerd Garnatz, Landeshauptstadt Hannover, Der Oberbürgermeister, Fachbereich Umwelt und Stadtgrün, Hannover: September 2012; herunterladbar als PDF-Dokument.
Commons: Heiligers Brunnen (Hannover) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Gerd Weiß: Kleefeld. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 2, Bd. 10.2. Hrsg. von Hans-Herbert Möller, ISBN 3-528-06208-8, S. 78f.; sowie Kleefeld im Addendum Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand: 1. Juli 1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt - Institut für Denkmalpflege, S. 17ff.
  2. a b c Rainer Ertel, Ernst-Friedrich Roesener: Heilkräftige Brunnen (siehe Literatur).
  3. a b Silke Beck, Klaus Helmer (Red.): Stadtwälder in Hannover ... (siehe Literatur).
  4. Vergleiche die Ortskarte 4 / 26 Kleefeld. In: Gerd Weiß: Kleefeld. In: Denkmaltopographie ..., S. 43.
  5. Dirk Böttcher: Ehrhardt, Jacob Friedrich. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 106 u.ö.; online über Google-Bücher.
  6. a b Ehrhart als Entdecker von Salz- und Schwefelquellen. In: Ferdinand Alpers (Hrsg.): Friedrich Ehrhart. Mitteilungen aus seinem Leben und seinen Schriften. Unter Benutzung von bislang nicht veröffentlichten Urkunden sowie von Briefen Ehrharts und seiner Witwe (= Separate Schriften des Vereins für Naturkunde an der Unterweser. Bd. 2). Engelmann, Leipzig 1905, S. 110–115, hier S. 112.
  7. a b c d Rainer Ertel: Heiligers Brunnen (siehe Literatur).
  8. Bernhard Hausmann: Erinnerungen aus dem achtzigjährigen Leben eines hannoverschen Bürgers. Hahn, Hannover 1873, S. 22; Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf

Koordinaten: 52° 22′ 0,3″ N, 9° 48′ 3,9″ O