Heimatmuseum Zehlendorf – Wikipedia
Das Heimatmuseum Zehlendorf ist ein regionales Museum für die Ortsgeschichte des ehemaligen Berliner Bezirks Zehlendorf und der Ortsteile im heutigen Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Es hat seinen Sitz im alten Schulhaus im „Historischen Winkel“ Zehlendorfs an der Clayallee 355. Träger des Museums ist der Heimatverein Zehlendorf e. V. (1886).
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nachdem das Dorf Zehlendorf 1872 eine selbstständig gewordenen Landgemeinde in Preußen geworden war, konnten in Orts- und Museumsvereinen bereits Dokumente und Gegenstände der Heimatgeschichte gesammelt werden. Bemühungen zur Errichtung eines eigenen Heimatmuseums gingen in den Wirren des Zweiten Weltkriegs unter. 1949 wurde der Verein für Heimatkunde und Vorgeschichte Zehlendorfs, der die Sammlungen übernahm und sie 1957 in angemieteten Räumen der Sidonie-Scharfe-Stiftung in der Scharfestraße unterbrachte. Pläne zur Errichtung von auch der Öffentlichkeit zugänglichen Ausstellungsräumen wurden 1973 realisiert, als vom Bezirksamt Zehlendorf das alte Schulhaus an der Clayallee 355 übernommen werden konnte.
Altes Schulhaus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das alte Schulhaus wurde 1828 von Wilhelm Pasewaldt als Ersatz für einen Vorgängerbau errichtet und beherbergte ein Klassenzimmer sowie die Wohnung des Dorflehrers. Erster Bewohner war der Küster, Lehrer und Dorfchronist Ernst Ferdinand Schäde (1772–1861). Zusätzlich zu seinen Tätigkeiten unterhielt dieser in dem Gebäude eine Seidenraupenzucht, was im Heimatmuseum auch dargestellt wird.[1] Nachdem 1876 die neue Gemeindeschule (die spätere Nordschule) eröffnet worden war, zog die Verwaltung der Landgemeinde Zehlendorf in das Gebäude. Umbauten erfolgten 1876 und 1895. Im Dachgeschoss wurde dabei eine Wohnung für den Gemeindediener eingerichtet. Auf der Nordseite entstanden in den Jahren 1900 und 1909 Erweiterungsbauten für die Zehlendorfer Verwaltung. 1924 zog in das alte Schulhaus eine Schuhmacherwerkstatt ein, 1934–1972 wurde das Gebäude vom Tiefbauamt Zehlendorf – seit 1920 ein Bezirk Groß-Berlins – genutzt. 1973 stellte das Bezirksamt das Gebäude – ohne die nördlichen Erweiterungsbauten – dem inzwischen zum Heimatverein Zehlendorf e. V. (1883) umbenannten Heimatverein zur Verfügung. Gemeinsam mit der Alten Dorfkirche, ihrem Kirchhof und der Friedenseiche von 1871 bildet das alte Schulhaus den „Historischen Winkel“ Zehlendorfs.[2] Das Gebäude ist als Baudenkmal unter der Nummer 09075718 in die Denkmaldatenbank des Landesdenkmalamtes des Landes Berlin eingetragen.[3]
Sammlungen und Aktivitäten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dauer- und Sonderausstellungen des Vereins haben im Erdgeschoss des alten Schulhauses ihren Platz. Im Obergeschoss wurden neben Verwaltungsräumen die Bibliothek und das Archiv der umfangreichen Sammlungen an Zeitungen, Fotos, Landkarten, Dokumenten sowie Unterlagen zu Persönlichkeiten und Institutionen des Bezirks eingerichtet. Der Bestand des Archivs wird fortlaufend von ehrenamtlichen Mitarbeitenden mithilfe einer Museumssoftware digitalisiert.[4]
Dauerausstellung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unter der Überschrift „Vom Bauernhof zur Vorortgemeinde“ wird in der Dauerausstellung im Wesentlichen die Geschichte des Ortes bis zur frühen Nachkriegszeit in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gezeigt. Zahlreiche Ausstellungsstücke geben Einblicke in die Entwicklung Zehlendorfs und in das Leben seiner Einwohner. Neben einem Modell des alten Dorfes um 1820 beherbergt die Ausstellung Zeugnisse aus der Geschichte Zehlendorfs bis zur Eingemeindung nach Berlin 1920, Objekte aus der früheren Dorfschule sowie Erinnerungsstücke an den Bezirk und ihrer hier lebenden Berühmtheiten. Eine Aktualisierung der Dauerausstellung, die noch in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg endet (Stand: 2023), ist geplant.[4]
Sonderausstellungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- „Wannsee 1945 – Die letzten Tage“ (1980)
- „150 Jahre Erste preußische Eisenbahn Potsdam – Zehlendorf – Berlin“ (1988)
- „AVUS-Geschichte(n) – Vom Gestellweg zur Autobahn“ (1996)
- „Unsere Amis – Amerikaner in Zehlendorf 1945–1994“ (2000)
- „Schönow – Ein Dorf zwischen Teltow und Zehlendorf“ (2014)
- „Vielfalt im Achteck – 250 Jahre Alte Dorfkirche Zehlendorf“ (2018)
- „100 Jahre Bauhaus in Zehlendorf“ (2019)
- „Zehlendorfer Künstler in den Zwanzigern – Weimarer Kultur in der Peripherie“ (2020)
- „Bruno Taut und die Amsterdamer Schule“ (2021)
- „Hans Söhnker – Leinwaldheld und Lebensretter“ (2021)
- „Verlorengegangen (worden) – Auf Spurensuche jüdischen Lebens in Zehlendorf“ (2022)
Die Themen der Sonderausstellungen werden stets als Titelthema im Zehlendorfer Heimatbrief behandelt oder es wird ihnen ein Sonderheft der Publikation gewidmet.
Öffnungen und Besucher
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei freiem Eintritt werden die Öffnungszeiten des Museums durch ehrenamtliche Mitarbeitende des Heimatvereins gewährleistet. Die Zahl der Museumsbesucher und der Teilnehmer an Veranstaltungen lag 2019 bei 4622.[5] Zusätzlich zu den regelmäßigen Öffnungszeiten ist das Museum auch in den Schulferien sowie zur jährlich stattfindenden Langen Nacht der Museen in Berlin geöffnet.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kurt Trumpa. 1949: Renaissance des Zehlendorfer Heimatvereins (1886). In: Heimatbrief. 42. Jg. Ausg. 2. Heimatverein Zehlendorf (Hrsg.) Berlin 1999, S. 5 f.
- Benno Carus. Das Zehlendorfer Schulhaus von 1828. In: Zehlendorfer Chronik, 5/87. Schriftenreihe des Heimatvereins für den Bezirk Zehlendorf e. V. Berlin 1987, S. 5 ff.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Eckard Siedke: Beschnitt der Maulbeerbäume an Dorfkirche in Zehlendorf Mitte. In: Tagesspiegel Online. 25. November 2015, abgerufen am 10. Juli 2023.
- ↑ Brigitte Grunert: Besuch im Historischen Winkel von Zehlendorf. In: tagesspiegel.de. 7. November 2013, abgerufen am 10. Juli 2023.
- ↑ Eintrag 09075718 in der Berliner Landesdenkmalliste
- ↑ a b Karla Rabe: Regionalgeschichte bewahren: Heimatverein Zehlendorf dokumentiert Vergangenheit und macht sie erlebbar. In: berliner-woche.de. 1. März 2022, abgerufen am 10. Juli 2023.
- ↑ Lother Beckmann: Erfreulicher Rückblick und geschäftiger Ausblick. In: Zehlendorfer Heimatbrief. 63. Jg. Nr. 1 vom 1. April 2020 S. 26.
Koordinaten: 52° 26′ 7,7″ N, 13° 15′ 37,1″ O