Honorararzt – Wikipedia
Ein Honorararzt (auch Leiharzt) ist ein Arzt, der als selbständiger Unternehmer bei wechselnden Auftraggebern (meist Praxen und Kliniken) auf eigene Rechnung gegen Honorar tätig wird.
In nennenswerten Dimensionen werden Honorarärzte in Deutschland seit ca. 2006/2007 eingesetzt. Verlässliche Angaben zum Ausmaß des Einsatzes von Honorarärzten in Deutschland gibt es dabei nicht: Schätzungen sprechen von 2000 bis 5000 honorarärztlich tätigen Ärzten (2010). Die Tendenz ist steigend: mittlerweile gibt es auch bei Ärzten einen Fachkräftemangel.[1]
Das Phänomen Honorararzt wird zweischneidig beurteilt: Einerseits können Ärzte, die kurzfristig und flexibel einsetzbar sind, insbesondere in strukturschwachen Regionen Versorgungsengpässen vorbeugen. Außerdem bedeutet diese Art der Tätigkeit aufgrund der mit ihr verbundenen höheren Eigenständigkeit und Wertschätzung für viele Ärzte eine deutlich höhere Arbeitszufriedenheit.
Andererseits verstärkt der Einsatz von externen Auftragnehmern zu scheinbar besseren Konditionen häufig die Unzufriedenheit der Mitarbeiter beim jeweiligen Auftraggeber: Fälschlicherweise wird häufig der Umsatz eines Honorararztes mit dem Gehalt eines angestellten Arztes verglichen; der Selbständige jedoch muss sich selbst versichern, seine Alters- und andere Vorsorgeleistungen selbst erbringen usw. Dennoch glauben auch Honorarärzte, dass eine Festanstellung viel weniger Bezahlung bei viel mehr Stress bedeutet.[2]
Der Einsatz von Honorarärzten kann dabei allerdings nicht zur Behebung von bestehenden, beispielsweise strukturellen, Defiziten dienen.
Die meisten Honorarärzte lassen sich von spezialisierten Agenturen vermitteln. Mit der Entstehung eines Marktes für Honorarärzte hat die Anzahl der Agenturen seit 2009 deutlich zugenommen.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Alexander Teske: Honorararztstudie: Mehr Geld und mehr Flexibilität. Dtsch Arztebl 2010; 107(22): A-1093 / B-965 / C-953
- Honorarärztliche Tätigkeit in Deutschland - Positionsbestimmung der Bundesärztekammer und Kassenärztlichen Bundesvereinigung, April 2011. Download: www.bundesaerztekammer.de/.../honoraraerzte_26052011.pdf
- Stephan Porten: Handbuch Honorararztrecht, Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-38273-4
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- dradio.de, Deutschlandfunk, Dossier, 6. Mai 2011, Dorothea Brummerloh: “Die freuen sich, wenn man kommt…” Über Honorarärzte an deutschen Kliniken (6. Mai 2011)
- merkur.de: Ein Doktor zum Mieten ( vom 29. November 2010 im Internet Archive) (6. Mai 2011)
- zeit.de, Wirtschaft, 5. November 2010, Silvia Wirth: Medizinermangel - Doktor Leiharbeiter, bitte kommen (6. Mai 2011)
- moz.de, 20. August 2010, Aus der Redaktion, Viola Petersson: Ein Doktor zum Buchen (6. Mai 2011)
- welt.de, Marktplatz, 9. Mai 2010, Philipp Neumann: Frau Doktor auf der Walz (6. Mai 2011)
- spiegel.de, Gesundheit, 28. Dezember 2009, Udo Ludwig, Barbara Schmid: Ärzte auf Montage (6. Mai 2011)
- aerzteblatt.de, Deutsches Ärzteblatt, Politik, 22. November 2013, Jens Flintrop: Honorararztwesen in Deutschland: Zeit für pragmatische Lösungen (16. Januar 2017)
- tagesspiegel.de, Der Tagesspiegel, Wirtschaft, 19. September 2011, Jana Gioia Baurmann: Auf eigene Rechnung im OP (16. Januar 2017)
- welt.de, Die Welt, Finanzen, 10. März 2012, Anne Onken: Heute hier, morgen dort: Honorarärzte sind flexibel (16. Januar 2017)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Die Propaganda vom Fachkräftemangel
- ↑ Nike Laurenz, Swantje Unterberg: Honorarkräfte in Kliniken und Heimen: "Es brennt gewaltig bei mir und den Kollegen". In: Spiegel Online. 13. Juni 2019 (spiegel.de [abgerufen am 17. Juni 2019]).