Hotel-Restaurant Anne-Sophie – Wikipedia
Das Hotel-Restaurant Anne-Sophie ist ein integratives Hotel mit zwei Restaurants Anne Sophie und Handicap in Künzelsau.[1][2] Es wurde 2003 vom Unternehmen Würth eröffnet.[3][4] Das Restaurant Handicap wurde 2014 als erstes Lokal, in dem Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten, mit einem Stern des Guide Michelin ausgezeichnet.[5][6][7]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Ziel des Hotels ist berufliche und gesellschaftliche Teilhabe für Menschen mit Beeinträchtigung.[8][9] Von rund 100 Mitarbeitern haben etwa 30 ein Handicap.[6][10] Mit diesem Konzept wurde das Hotel 2003 auf Betreiben von Carmen Würth gegründet.[11][12] Die Hotelanlage besteht nach zwei Erweiterungen 2006 um den Würzburger Bau und 2013 um den Komburger Bau heute aus insgesamt fünf Gebäuden, deren älteste, denkmalgeschützte Teile aus dem 16. Jahrhundert stammen.[13][14]
Das Hotel hat 54 Zimmer, zwei Restaurants, 6 Tagungsräume, eine Vinothek, ein Café, eine Konditorei, ein Ladengeschäft und einen eigenen Hotelchor.[15][16]
Die Restaurants bieten gehobene Küche.[5][6][17] Das 2003 eröffnete Restaurant Anne-Sophie wird 2012 erstmals im Guide Michelin mit einem Bib Gourmand ausgezeichnet.[17][18] Auch aktuell ist es dort mit einem Bib Gourmand gelistet (2023).[19] Das zweite Restaurant Handicap wurde im Mai 2013 eröffnet.[13] Das Küchenteam erkochte sich 2014 und 2015 als weltweit erstes Team bestehend aus Mitarbeitern mit und ohne Behinderung einen Michelin-Stern.[5][7][6] 2016 verlor es ihn wieder.[20]
Bauwerke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von den fünf Gebäuden des Hotelkomplexes stehen drei unter Denkmalschutz.[12][13][21]
Anne-Sophie-Haus, ehemals Haus am Burghof
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Anne-Sophie-Haus ist ein Fachwerkhaus gegenüber dem Künzelsauer Schloss, früher im Volksmund Haus am Burghof genannt.[22][23] Es ist ein Renaissance-Gebäude[24], das später barockisiert wurde.[22] Seyfried von Leubelfingen war im Jahr 1583 der erste nachgewiesene Eigentümer.[22] Im Jahr 1588 kaufte es die Witwe von Balthasar von Stetten, ab 1614 kam es in bürgerlichen Besitz.[22] Herausragende Miteigentümer waren von 1642 bis 1785 Mitglieder der Künstlerfamilie Sommer, die hier zahlreiche Werke für Kirchen und Schlösser schufen.[25][22] Im Jahr 1920 kam das Haus in Besitz des Landes und diente bis 1996 als Dienstsitz der Polizei in Künzelsau.[22] Danach stand das Haus leer, bis das Unternehmen Würth es 1998 kaufte.[6][22] Ab 2000 wurde das denkmalgeschützte Gebäude umfassend saniert und 2003 als Hotel-Restaurant Anne-Sophie eröffnet und 2013 um einen Anbau erweitert.[13][22][26]
Würzburger Bau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Würzburger Bau in der Scharfengasse 6 in der Künzelsauer Innenstadt und damit in fußläufiger Nähe zum Schlossplatz wurde im Jahr 1710 errichtet und war Sitz der Beamten des Bistums Würzburg.[13][22] Im Jahr 1797 wurde es an den wohlhabenden Kaufmann Georg Friedrich Bauer verkauft.[27] Nach mehreren Besitzerwechseln erwarb Friedrich Hachtel das Gebäude 1921 und gab es aber 1929 bereits wieder ab, als Konsul Otto Uebele den Würzburger Bau der Stadt Künzelsau schenkte.[22] Von 1933 bis zum Jahre 2005 wurde der Würzburger Bau dann als Finanzamt genutzt.[22] Im Mai 2005 wurde das Finanzamt nach Öhringen verlegt und das Gebäude von der Adolf Würth GmbH & Co. KG gekauft und umgebaut.[23] 2006 wurde der Würzburger Bau als Anbau des Hotels Anne-Sophie mit weiteren Zimmern, einem Konferenz- und einem Frühstücksraum eröffnet.[13][18] Die Fassade befindet sich weiter im historischen Originalzustand.[16]
Komburger Bau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Komburger Bau ist ein ebenfalls als Kulturdenkmal geschütztes Bauwerk in der Hauptstraße 28 in Künzelsau.[13] Der Kaufmann Georg Heinrich Faust ließ es 1683 errichten.[13][22] Nach vielen Besitzerwechseln wurde das Gebäude 1905 vom Kaufmann Georg Münch ersteigert, der 1906 Schaufenster einbauen und 1963 vergrößern ließ.[22] Die Familie Münch betrieb das Geschäft über vier Generationen. Ab 2010 wurde der Komburger Bau saniert und 2013 zusammen mit dem Würzburger Bau und Neubauten in das Hotel Anne-Sophie der Würth-Gruppe einbezogen.[13] Heute ist darin im Erdgeschoss das Ladengeschäft Lindele, darüber Hotelzimmer.[22][26]
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2007 „Ausgewählter Ort“ im „Land der Ideen“ für das Hotel-Restaurant Anne-Sophie[28]
- Seit 2012 Bib Gourmand im Guide Michelin für das Restaurant Anne-Sophie[19]
- 2014 Warsteiner Preis für das Lebenswerk für Carmen Würth, Begründung: Sie setze „nachhaltig Maßstäbe zur Integration in der gastgebenden Branche“.[29]
- 2014 und 2015 Michelin-Stern für das Restaurant Handicap.[5][6][7][20]
- 2019 Sieg in der Kategorie „Die spannendste Konstellation“ für den Mitarbeiter-Chor des Hotel-Restaurants Anne-Sophie beim Wettbewerb „Klingt nach Teamwork“ des Bundesforschungsministeriums.[30]
- 2024 Hotelier des Jahres Special Award der ahgz Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung[31][32]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gottfried Knapp/Andi Schmid: Bauen für die Welt – Architektur bei Würth. Swiridoff. 2020 ISBN 978-3-89929-407-1
- Stefan Kraut: Belebte Zimmer. Eine Dokumentation über das Anne-Sophie-Haus und den Würzburger Bau in Künzelsau. Swiridoff. 2006. 208 Seiten. ISBN 978-3-89929-110-0
Filmografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Fünf Sterne für Leo. Doku und Reportage. Deutschland 2023, zweimal 45 Min. Autorin: Kathi Liesenfeld. Erstsendung am 31. Mai 2023 im SWR Fernsehen, online verfügbar in der ARD Mediathek
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Britta Beeger: „Wir kommen von ganz unten“. In: faz.net. 18. Juli 2017 (faz.net [abgerufen am 22. September 2023]).
- ↑ Doku & Reportage: 5 Sterne für Leo - Aufbruch in ein eigenständiges Leben (1/2) | ARD Mediathek. Abgerufen am 22. September 2023.
- ↑ Staatsanzeiger Baden-Württemberg: „Es wird viel gelacht bei uns“. Hrsg.: Land Baden-Württemberg. 23. Mai 2014.
- ↑ Wieland Schmid: Hotelrestaurant bietet Behinderten gute Jobs. In: Stuttgarter Zeitung. 15. März 2003.
- ↑ a b c d Kathleen Hildebrand: Sterneküche mit Handicaps. In: Süddeutsche Zeitung. 13. November 2016, abgerufen am 25. September 2023.
- ↑ a b c d e f Florian Felix Weyh: "Ich bin anders als du bist anders als er ist anders als sie" - Das Restaurant Handicap. In: Deutschlandfunk. Abgerufen am 25. September 2023.
- ↑ a b c Tanja Kurz: Der Triumph des Hauptschülers. Stuttgarter Zeitung, 29. November 2014.
- ↑ Monika Everling: „Ich bin dankbar für das, was ich nicht hatte“. In: Haller Tagblatt. 18. Juli 2017, abgerufen am 25. September 2023.
- ↑ Stephan Eisner: „Alle lernen voneinander“. In: Mannheimer Morgen. 28. März 2015.
- ↑ Küche mit Pfiff trifft Service mit Herz: Das Restaurant Anne-Sophie in Künzelsau - STIMME.de. 11. Oktober 2022, abgerufen am 25. September 2023.
- ↑ Bernhard Bok: Carmen Würth. Mit dem Herzen sehen. Swiridoff, 2012, ISBN 978-3-89929-254-1.
- ↑ a b Bernadette Schoog: Dem Herzen Raum geben: Die sozialen Projekte der Carmen Würth. Swiridoff, 2017, ISBN 978-3-89929-330-2.
- ↑ a b c d e f g h i Gottfried Knapp/Andi Schmid: Bauen für die Welt – Architektur bei Würth. Swiridoff, 2020, ISBN 978-3-89929-407-1.
- ↑ Wendelin Schmidt: Anne-Sophie erweitert. In: Heilbronner Stimme. 15. März 2005.
- ↑ Hotel-Restaurant Anne-Sophie. In: Website Hotel-Restaurant Anne-Sophie. 25. September 2023, abgerufen am 25. September 2023.
- ↑ a b Henry Doll: Richtungsweisendes in historischem Gebäude. In: Hohenloher Zeitung. 6. November 2006, abgerufen am 10. Oktober 2023.
- ↑ a b Glanzlicht mit Profil. In: Fränkische Nachrichten. 29. Mai 2013.
- ↑ a b Thomas Zimmermann: Das etwas andere Hotel. In: Pro Magazin. Juni 2013.
- ↑ a b Jürgen Koch: Sterne und Hauben auf der Pfanne. In: Heilbronner Stimme. 7. Oktober 2023.
- ↑ a b Sternekoch verlässt das Restaurant "Handicap" - STIMME.de. 9. September 2016, abgerufen am 27. September 2023.
- ↑ Wendelin Schmidt: Amtshäuser für Hotel Anne-Sophie. Würth kauft Gebäude von Münch in Künzelsau. In: Heilbronner Stimme. 28. Januar 2006, abgerufen am 22. September 2023.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n Stefan Kraut: Belebte Zimmer. Eine Dokumentation über das Anne-Sophie-Haus und den Würzburger Bau in Künzelsau. Swiridoff, 2006, ISBN 3-89929-110-7, S. 208.
- ↑ a b Annette Wenk: Lebendige Erzählungen in belebten Räumen. In Hohenloher Zeitung vom 28. Februar 2007
- ↑ Ehrenfried Bihal: Haus am Burghof - Anne-Sophie-Haus. In: Stadtgeschichte Künzelsau. (stadtgeschichtekuenzelsau.de [PDF]).
- ↑ Fritz Kellermann: Die Künstlerfamilie Sommer. Neue Beiträge zu Leben und Werk. Hrsg.: im Auftrag des Fördervereins Künstlerfamilie Sommer e.V. Thorbecke, Sigmaringen 1988.
- ↑ a b Barbara Griesinger: Schmuckstück für die Hauptstraße. In: Hohenloher Zeitung. 29. Mai 2013.
- ↑ Ehrenfried Bihal: Würzburger Bau. (PDF) In: Stadtgeschichte Künzelsau. Abgerufen am 11. Oktober 2023.
- ↑ Hotel-Restaurant Anne-Sophie. In: Deutschland - Land der Ideen. 2007, abgerufen am 25. September 2023.
- ↑ Carmen Würth erhält den Warsteiner Preis für ihr Lebenswerk. In: Moritz. 24. Februar 2015, abgerufen am 25. September 2023.
- ↑ Mitarbeiter-Chor gewinnt Wettbewerb - STIMME.de. 8. Januar 2019, abgerufen am 25. September 2023.
- ↑ Frank Schwaibold: Inklusives Hotel in Künzelsau wird ausgezeichnet - Land Baden-Württemberg - Reutlinger General-Anzeiger. In: Reutlinger General-Anzeiger. 9. April 2024, abgerufen am 18. April 2024.
- ↑ Rolf Westermann: "Hier wird dem Herzen Raum gegeben". In: Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung. dfv Mediengruppe, Frankfurt am Main 13. April 2024.