Hylates – Wikipedia
Hylates (altgriechisch Ὑλάτης Hylátēs) war der Stadtgott von Kurion im Südwesten Zyperns. Er wurde ausschließlich auf Zypern als lokaler Gott verehrt und wird von den Funktionen her mit Apollon gleichgesetzt. Hylates wird dabei als Epitheton neben Apollon gesetzt.
Der Name lässt sich vielleicht von ὑλακτέειν hylaktéein, deutsch ‚bellen‘ oder ὕλη hýlē, deutsch ‚Wald‘ ableiten, daher nennt ihn Wolfgang Dieter Lebek „Waldapoll“.[1] Die Verehrung des Hylates ist vom 3. Jahrhundert v. Chr. bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. nachgewiesen.[1] In Kourion wurde die älteste Erwähnung des Namens „Hylates“ auf einer Widmung aus der Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. gefunden.
Heiligtum des Apollon Hylates in Kourion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Grabungsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein wichtiges Heiligtum des Apollon Hylates befand sich vier Kilometer westlich vom zyprischen Kourion. Die Funktion des Heiligtums war nie ganz aus dem Gedächtnis geschwunden, als Ludwig Ross den Ort 1845 aufsuchte, kannten die Anwohner den Tempel des Apollo.[2] Erste Grabungen führte Luigi Palma di Cesnola 1876 durch und fand eine Inschrift, die Apollo Hylos erwähnte.[3] In den 1930er-Jahren unternahm George McFadden Ausgrabungen, ab 1978 erforschten Diana Buitron-Oliver und David Soren das Tempelgelände.
Architektur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neuere Grabungen wiesen mehrere Tempelbauten nach: Neben einem großen Altar aus dem späten 6. oder frühen 7. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung wurde recht bald ein archaischer Tempel gebaut. Weitere Bauten folgten, sodass ein ganzes Heiligtum entstand.[4] Der archaische Tempel wurde im 4. Jahrhundert v. Chr. wohl unter Ptolemaios I. mit hellenistischen Umbauten erweitert. In römischer Zeit wurde unter Nero und Trajan neben einer Stoa, Thermen und einer Palaistra ein Steintempel gebaut, der am 21. Juli 365 durch ein Erdbeben zerstört wurde. Der trajanische Tempel war wohl ein Tetrastylos mit nabatäischen Kapitellen und Anten und 18 Stufen. Die Ausgrabungsstätte kann besichtigt werden.[5]
Funde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neben Töpfereierzeugnissen wurden bei Grabungen in Kourion 1980 große, auf Töpferscheiben hergestellte Stierfiguren aus Terrakotta bzw. am archaischen Altar jeweils eine Figur aus Gold und Silber gefunden. Möglicherweise gab es also einen Stierkult für den Gott Hylates, der im Nebenraum – einem Rundmonument mit 18 m Durchmesser – stattgefunden haben könnte.[6] Wie Knochenfunde belegen, wurden dem Gott in archaischer Zeit Tiere geopfert.[7]
Altar
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Strabon[8] nennt einen „unberührbaren“ Altar des Apoll, den Lebek dem Hylates zuweisen will[9]. Auf diesen Altar bezieht sich vielleicht auch ein Preisgedicht auf Antinoos, das im Tempelbezirk von Kourion gefunden wurde.[10] Lebek vermutet diesen Altar in dem ausgegrabenen östlichen Bereich des Heiligtums, zwischen dem später entstandenen Tempel selbst und dem Kurion-Tor.[9]
Andere Heiligtümer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Neu-Paphos war ein zum Teil unterirdisches Ptolemaion dem Hylates geweiht,[11] in Dhrymou und Chytroi Heiligtümer.[12] In Dhrymou und Chrytoi ist dabei auffällig, dass nur das Epitheton Hylates und nicht Apollon erwähnt wird; auch wurden in Chytroi Reste von Stierfiguren gefunden.
Inschriften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aus Nikoklia, 2 km nördlich von Palaipaphos (Kouklia), stammt eine Marmorplatte mit einem Treueid an den römischen Kaiser Tiberius, der eine Reihe zyprischer Götter erwähnt:[13]
- Aphrodite Akraia
- unsere Kore
- unser Hylates Apollon
- unser Apollo von Kerynia
- unsere rettenden Dioskuren
- die Hestia Boulaia (der Versammlung) von ganz Zypern
- alle Götter und Göttinnen unserer Väter
Apollon Hylates ist hier also unter den männlichen Göttern der bedeutendste. Er wird auch auf zahlreichen weiteren Inschriften von Kurion erwähnt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Terence Bruce Mitford: A Cypriot oath of allegiance to Tiberius. In: Journal of Roman Studies. Band 50, 1960, S. 75–79.
- Robert Scranton: The Architecture of the Sanctuary of Apollo Hylates at Kourion. In: Transactions of the American Philosophical Society. New Series. Band 57, Nr. 5, 1967, S. 3–85.
- Diana Buitron, Darice Birge: Sanctuary of Apollo Hylates, Kourion, 1980. Excavations; the Cult. In: American Journal of Archaeology. Band 85, Nr. 2, Boston 1981, S. 187–188.
- Stephen C. Glover: Sanctuaries of Apollo Hylates at Dhrymou and Chytroi. In: American Journal of Archaeology. Band 86, Nr. 2, 1982, S. 265–266.
- David Soren (Hrsg.): The Sanctuary of Apollo Hylates at Kourion, Cyprus. University of Arizona Press, Tucson 1987, ISBN 0-8165-1041-5 (nicht ausgewertet).
- Mary B. Hollinshead: Review: The Sanctuary of Apollo Hylates at Kourion by David Soren. In: American Journal of Archaeology. Band 93, Nr. 4, 1989, S. 623–624, doi:10.2307/505354.
- Stephanos Sinos: The Temple of Apollo Hylates at Kourion and the Restoration of its south-west corner. A. G. Leventis Foundation, Athen 1990, ISBN 960-7320-02-6.
- Diana Buitron-Oliver et al.: The sanctuary of Apollo Hylates at Kourion. Excavations in the Archaic precinct (= Studies in Mediterranean Archaeology. Band 109). 1996, ISBN 91-7081-094-X (englisch).
- Reinhard Senff: Kurion. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 6, Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01476-2.
- Gabriele Ambros: Der kyprische Apoll'. Heiligtum und Kult des Apollon Hylates in Kourion. Holzhausen, Wien 2019, ISBN 978-3-902976-66-6.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Wolfgang Dieter Lebek Ein Hymnus auf Antinoos (Mitford, the Inscriptions of Kourion No. 104). In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. 12, 1973, S. 101.
- ↑ Robert Scranton: The Architecture of the Sanctuary of Apollo Hylates at Kourion. In: Transactions of the American Philosophical Society. New Series 57/5, 1967, S. 3.
- ↑ Terence Mitford: Inscriptions of Kourion. In: Memoirs of the American Philosophical Society. 83, 1971, Inscription No. 123.
- ↑ Für einen Überblick über die Bauten vgl. Robert Scranton: The Architecture of the Sanctuary of Apollo Hylates at Kurion. In: Transactions of the American Philosophical Society. New Series, Band 57.5, Philadelphia 1967, S. 3–85.
- ↑ Felix Färber: Zypern. Polyglott-Verlag, München 2001, ISBN 3-493-60411-4, S. 127–128; Zypern. 2., aktualisierte Auflage. Falk, Ostfildern 2004, ISBN 3-8279-0180-4, S. 71–72.
- ↑ Diana Buitron, Darice Birge: Sanctuary of Apollo Hylates, Kourion. 1980. Excavations; the Cult. In: American Journal of Archaeology. Band 85, Nr. 2, 1981, S. 188.
- ↑ S. J. M. Davis: Animal sacrifices. In: Diana Buitron-Olivet (Hrsg.): The Sanctuary of Apollo Hylates at Kourion. Excavations in the Archaic Precinct. Åström, Jonsered, Göteborg, S. 181–182.
- ↑ Strabon, Geographika 14, 6, 3.
- ↑ a b Wolfgang Dieter Lebek: Ein Hymnus auf Antinoos (Mitford, the Inscriptions of Kourion No. 104). In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. 12, 1973, S. 119
- ↑ T. B. Mitford: The Inscriptions of Kourion. In: Memoirs of the American Philosophical Society. 83, Philadelphia 1971, Nr. 104.
- ↑ Reinhard Senff: Paphos II. Neu-Paphos. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 9, Metzler, Stuttgart 2000, ISBN 3-476-01479-7.
- ↑ Stephen C. Glover: Sanctuaries of Apollo Hylates at Dhrymou and Chytroi. In: American Journal of Archaeology. Band 86, Nr. 2, 1982, S. 265–266.
- ↑ Supplementum epigraphicum Graecum 18, 578.