Jakowlew Jak-11 – Wikipedia
Jakowlew Jak-11 | |
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Jak-11 der NVA im Flugplatzmuseum Cottbus | |
Typ | Schuljagdflugzeug |
Entwurfsland | |
Hersteller | OKB Jakowlew |
Erstflug | 10. November 1945 |
Produktionszeit | 1946 bis 1956 |
Stückzahl | 3.859 + 707 (Lizenz) |
Die Jakowlew Jak-11 (russisch Яковлев Як-11, NATO-Codename „Moose“) war ein einmotoriges Flugzeug aus sowjetischer Produktion. Der zweisitzige Tiefdecker wurde speziell für die Fortgeschrittenen-Schulung von Jagdflugzeug-Piloten konstruiert und eingesetzt in allen Mitgliedstaaten des Ostblocks bzw. Warschauer Paktes als auch im Nahen Osten (Ägypten, Jemen), China und Österreich. In der Tschechoslowakei wurde der Typ in größerer Anzahl in Lizenz gebaut.
Entwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Beim Entwurf der Jak-11, der ab 1944 zu Papier gebracht wurde, orientierte sich der Konstrukteur Alexander Jakowlew an der Jak-3, dem letzten Glied in der Kette von Jak-Jagdflugzeugen im Zweiten Weltkrieg. Anders als beim Vorgänger war jedoch statt der bisher verwendeten V-Motoren ein Sternmotor ASch-21 vorgesehen. Wie bei vielen sowjetischen Flugzeugkonstruktionen jener Zeit legte man auch hier Wert auf einfache Produktion und Wartung; es gab verschiedene abnehmbare Verkleidungen und Klappen, die den Zugang zum Triebwerk erleichterten. Die zweiblättrige Verstell-Luftschraube war anfangs sichelförmig gebogen, wurde später aber durch die geraden 3-m-Propeller vom Typ WISch-111-W20 oder WISch-11-D-15 ersetzt.
Am 10. November 1945 startete der erste Prototyp unter der Bezeichnung Jak-3UTI zu seinem Erstflug und absolvierte anschließend die etwa ein Jahr dauernde Erprobung, wobei man noch einige Veränderungen an der Maschine vornahm. Die Serienfertigung begann 1946/47 und endete in der Sowjetunion nach 3859 gebauten Exemplaren. In der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre erschien die Jak-11U (auch: Jak-10) als Reaktion auf die sich als Standardkonfiguration durchsetzende Bugradfahrwerkaustattung von Jagdflugzeugen ebenfalls mit Bugrad.
Von 1951 bis 1954 konnten mit der Jak-11 vier internationale Rekorde aufgestellt werden, die von der FAI anerkannt wurden.
Im Flugzeugwerk Kunovice (Tschechoslowakei) wurden von 1952 bis 1956 707 Jak-11 in Lizenz gebaut. Bezeichnet wurden sie als Let C-11 (wobei teilweise Stringer und Spanten aus Holz durch Metall ersetzt wurden) und im Falle der Bugradausführung C-11U.
Im normalen Flugbetrieb wurde die Jak-11 zur Weiterbildung von Piloten genutzt, die schon einige Flugerfahrung auf dem Anfänger-Schulflugzeug Jak-18 gesammelt hatten. Für Schießversuche besaß die Jak-11 deshalb auch ein im Rumpfbug eingebautes synchronisiertes 12,7-mm-Maschinengewehr UBS sowie ein Foto-MG in der vorderen, vom Flugschüler besetzten Kabine zur Kontrolle der Ergebnisse. Die Jak-11 wurde bis zum Ende der fünfziger Jahre zur aktiven Schulung eingesetzt und bis in die 1960er Jahre hinein für Nebenaufgaben verwendet. So flogen beispielsweise die letzten vier bis fünf der etwa 100 an die Luftstreitkräfte der NVA der DDR gelieferten Jak-11 noch bis 1962 in der ZD-21 (Zieldarstellungsstaffel) als Zielflugzeuge für die Bodenabwehr, der Großteil war bereits 1958/59 ausgesondert worden.[1]
Technische Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Jak-11 war in Gemischtbauweise konstruiert. Der Rumpf bestand aus einem geschweißten Stahlrohrgerüst, das größtenteils mit Sperrholz verkleidet war, nur die Unterseite erhielt eine Stoffbespannung. Der Bug bestand im Bereich der Motoraufhängung aus Metall.
Der Tragflügel in Tiefdecker-Auslegung besaß zwei Hauptholme, zwischen denen sich die Kraftstoffbehälter befanden und war ebenfalls aus Metall gefertigt. Er verfügte je Unterseite über eine Außenaufhängung für eine 25-kg- oder 50-kg-Bombe. Der Fahrwerkschacht war zusätzlich mit einem Hilfsholm aus Dural ausgestattet.
Das Leitwerk war freitragend und in Normalbauweise hergestellt.
In der Heckradausführung ließen sich nur die Haupträder einziehen, in der Bugradauslegung das gesamte Fahrwerk.
Geschwindigkeits- und Streckenrekorde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Klasse C-1-d (Flugzeuge mit 1750–3000 kg Fluggewicht)
- 471,348 km/h auf einer geschlossenen 500-km-Strecke, aufgestellt am 11. Juli 1951 durch J. D. Forestenko
- 442,289 km/h auf einer 1000-km-Strecke, aufgestellt am 26. August 1951 durch N. Golowanow
- 360,032 km/h auf einer 2000-km-Strecke, aufgestellt am 31. Oktober 1953 durch P. Sachudalin
- 1990,183 km auf gerader Wegstrecke, aufgestellt am 11. September 1954 durch I. Tschernow
Militärische Nutzer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ägypten
- Afghanistan: 14 ab 1958
- Albanien: 4
- Algerien
- Bulgarien
- Volksrepublik China
- Deutsche Demokratische Republik: etwa 100 von 1953 bis 1962
- Irak
- Jemen
- Mongolei
- Nordkorea
- Österreich: 4 von 1955 bis 1965[2]
- Polen: 101 Jak-11 und 37 C-11
- Rumänien: 90
- Somalia
- Sowjetunion:
Technische Daten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kenngröße | Daten |
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Besatzung | 1–2 (Flugschüler/Fluglehrer) |
Länge | 8,50 m |
Spannweite | 9,40 m |
Höhe | 3,23 m |
Flügelfläche | 15,40 m² |
Flügelstreckung | 5,7 |
Leermasse | 1.811 kg |
Startmasse | 2.373 kg bis max. 2.480 kg |
Höchstgeschwindigkeit | 475 km/h in 2.250 m Höhe |
Reisegeschwindigkeit | 350–400 km/h |
Landegeschwindigkeit | 127 km/h |
Startrollstrecke | 365 m |
Landerollstrecke | 500 m |
Dienstgipfelhöhe | 7.100 m |
Steigleistung | 9,0 m/s |
Reichweite | 1.280 km |
Triebwerk | ein luftgekühlter 7-Zylinder-Sternmotor Schwezow ASch-21 |
Startleistung | 515 kW (700 PS) bei 2300/min |
Kraftstoffvorrat | 360 l |
Bewaffnung | ein 12,7-mm-MG UBS oder ein 7,7-mm-MG SchKAS zwei 50-kg-Bomben |
Museale Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eine Jak-11 der Luftstreitkräfte der NVA (WNr. 68203) ist im Militärhistorischen Museum auf dem Gelände des Flugplatzes Berlin-Gatow zu besichtigen.
- Eine weitere Jak-11 der NVA (WNr. 68210) befindet sich im Bestand des Flugplatzmuseums Cottbus auf dem Gelände des Flugplatzes Cottbus (siehe Foto Infobox).[3]
- Eine Jak-11 des österreichischen Bundesheeres ist in der Militärluftfahrtausstellung Zeltweg im Hangar 8 des Fliegerhorst Hinterstoisser ausgestellt, einer Außenstelle des Wiener Heeresgeschichtlichen Museums.[4]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Detlef Billig, Manfred Meyer: Flugzeuge der DDR Band 1. TOM Modellbau, Friedland 2001, ISBN 3-613-02197-6, S. 90–95.
- ↑ Militärluftfahrzeuge des Österreichischen Bundesheeres ab 1955. In: www.doppeladler.com. Abgerufen am 6. September 2022.
- ↑ Detlef Billig, Manfred Meyer: Flugzeuge der DDR Band 1. TOM Modellbau, Friedland 2001, ISBN 3-613-02197-6, S. 180.
- ↑ Militärluftfahrt Gestern – Heute – Morgen (Sammlung 2005). In: www.doppeladler.com. Abgerufen am 6. September 2022.