James W. Hall – Wikipedia

James W. Hall (* ca. 1959) ist ein ehemaliger US-Heeresunteroffizier, der in den 1980er Jahren Militärgeheimnisse an die DDR und die Sowjetunion verkaufte.

Hall hat 1975 die High School in Sharon Springs, Bundesstaat New York, abgeschlossen und trat der US-Armee im September 1976 bei. Er war von 1982 bis 1985 in der Field Station Berlin der fernmeldeelektronischen Aufklärung der USA gegen die DDR in West-Berlin tätig.

Ab Ende 1982 übergab Hall (Deckname Paul) gegen Entgelt dem DDR-Spion Hüseyin Yıldırım streng geheime Unterlagen. Später hatte er auch direkt mit sowjetischen Agenten Kontakt. Von 1985 bis 1987 war Hall an einer Dienststelle bei Frankfurt stationiert, wo abgefangene Nachrichten ausgewertet wurden. Dort hat er auch geheime Unterlagen weitergegeben. Im Mai 1987 kehrte er zur weiteren Ausbildung in die USA zurück.

Von einem Überläufer des DDR-Geheimdienstes wurde Hall für Geld verraten und am 20. Dezember 1988 in den USA verhaftet. Hall hat angeblich von den Geheimdiensten der DDR und UdSSR während sechs Jahren insgesamt 300.000 USD für 30 bis 60 Lieferungen bekommen. Er wurde am 20. Juli 1989 zu 40 Jahren Haft und 50.000 USD Strafe verurteilt. Im September 2011 wurde er aus dem Militärgefängnis Fort Leavenworth entlassen.[1]

Fast alle von ihm für die Stasi kopierten NSA-Akten (insgesamt 13.088 Seiten) wurden am 24. Juli 1992 auf Anordnung des Innenministeriums von der Stasi-Unterlagenbehörde an die US-Regierung zurückgegeben – ohne Zustimmung des Parlamentarischen Kontrollgremiums, wie es das Stasi-Unterlagengesetz bei einer solchen ersatzlosen Herausgabe zwingend vorschreibt.[2] Zu diesen Akten gehörte die National SIGINT Requirements List (NSRL), eine 4000 Seiten lange Liste der Spionageziele der NSA. Diese Bestell-Liste der NSA umfasste rund 30.000 Einzelposten. Davon waren 50 Seiten „Bestellungen“ auf Frankreich bezogen und 35 Seiten auf Deutschland.[3] Diese Fassung der NSRL wurde später verglichen mit der vom NSA-Untersuchungsausschuss angeforderten Selektorenliste.[4]

Einzelnachweise

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  1. Karin Assmann: Verschwundener Ex-Spion James Hall. Jagd nach dem "Stasi Superstar". In: Spiegel Online. Abgerufen am 20. Januar 2014.
  2. Georg Mascolo: Spurenvernichtung im Amt in Der Spiegel, 30/1999
  3. Detlef Borchers: NSA-Ausspähung: Die DDR wusste frühzeitig Bescheid. Heise Online News, 16. Mai 2014, abgerufen am 27. Mai 2015.
  4. Detlef Borchers: Überwachung nach Snowden: Stasi und NSA nicht in einem Topf. Heise Online News, 27. Mai 2015, abgerufen am 27. Mai 2015.