Johanneskirche (Chemnitz-Reichenbrand) – Wikipedia
Die evangelisch-lutherische Johanneskirche des Stadtteils Reichenbrand der Großstadt Chemnitz ist 1810 an der Kreuzung Zwickauer- und Hohensteiner Straße nach Abriss der alten Kirche (1802) neu geweiht worden. Sie wurde nach Plänen von Johann Traugott Lohse als klassizistische Saalkirche erbaut. Sie ein geschütztes Kulturdenkmal mit der Aktennummer 09203584 in der Denkmalliste. Darin wird sie beschrieben als klassizistischer Kirchenbau in platzbeherrschender Lage an einer Straßengabelung im Zentrum Reichenbrands, mit markanter Kolossalgliederung insbesondere an der östlichen Schaufassade. Auch im Inneren ist es das hervorragend erhaltene Beispiel einer Predigtkirche im Übergang vom Barock zum Klassizismus.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wie jedes Kirchdorf, das aus dem Mittelalter stammt, haben auch Reichenbrand und seine Pfarrkirche eine bewegte Geschichte hinter sich. Nur einige wichtige Stationen sind belegbar.[1][2]
Johanneskirche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schon 1346 wurde ausdrücklich Reichenbrand als Kirchdorf erwähnt. Während des Dreißigjährigen Krieges 1632 brannten schwedische Soldaten „aus mutwilliger Verwahrlosung“ die Schule und die Pfarre ab. Es war ein Verdienst des Schulmeisters David Nikolai, dass die Kirche vor den Flammen bewahrt wurde. Erst 1656 bis 1659 war es dann möglich, das Pfarrhaus wieder aufzubauen. 1699 bis 1701 erfolgte der Neubau der Kirche, der Turm der alten Kirche blieb erhalten. 1723 wurde ein neues Pfarrhaus fertiggestellt.
Im Januar 1802 erfolgte der Abriss der alten Kirche von 1701, und im März 1802 legte man den Grundstein für die jetzige Kirche. Als Baumeister wurde Johann Traugott Lohse von Pleißa verpflichtet. Der Zimmermann war David Matyas aus Grüna. Am 27. Juni 1810 wurde das im „Empire-Stil“ errichtete Gotteshaus geweiht. Typisch ist ein mächtiger Portikus mit dreieckigem Giebelfeld, das von monumentalen Säulen getragen wird. Ebensolche Säulen sind an die Ecken des Gebäudes gesetzt.
Im Herbst 1818 wurden aus Anlass einer Jubelfeier zur 50-jährigen Regierungszeit König Friedrich Augusts die beiden Eichen an der Ostseite der Kirche gepflanzt. Im Jahre 1894 erfolgte der Einbau einer Niederdruck-Dampfheizung in die Kirche. Im Sommer 1917 wurden kriegsbedingt die Glocken abgenommen und für Kriegszwecke eingeschmolzen. Erst am 7. Februar 1921 erfolgte die Weihe der neuen Glocken.
- Mächtige Säulen
- Der Turm darüber
- Eingangstür am Turm
- Das Kriegerdenkmal für 1870/71 und die Erinnerung an die Wende
- Verblasste Schrift am Denkmal
- Pfarrhaus, Kirchnerhaus und Kriegerdenkmal
- Kirche und Kriegerdenkmal
- Inschrift über dem Portal
Instandhaltung der Kirche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1963 wurde der Kirchturme neu gedeckt. 1980–1982 erfolgte die Neudeckung des Kirchendaches mit dem gebrauchten Dachschiefer. 1993 konnte die fast 100-jährige Heizungsanlage der Kirche nicht mehr repariert werden, es erfolgte 1994 der Einbau einer Elektro-Bankheizung. Im gleichen Jahr wurde das Kirchenschiff innen, unter den Emporen, neu verputzt. 2002 wurde der hintere Teil des Kirchenschiffes durch eine Glaswand abgeteilt, Fußbodenfliesen, Balken und Heizung erneuert, Schränke eingebaut und vieles malermäßig erneuert.
2006 wurden drei neue Glocken aus Bronze gegossen, der Glockenstuhl erneuert und der Turm außen saniert, also Putz, Turmkreuz und Turmdach erneuert. 2009 erfolgte die Außensanierung des Kirchenschiffes, also die Erneuerung des Daches und der Natursteine am Sockel, verbunden mit Putz- und Malerarbeiten.
Pfarrhof und Kirchnerhaus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit der Kirche eng verbunden war schon immer der Pfarrhof, der ebenfalls heute als Kulturdenkmal mit der Nummer 09203642 unter Schutz gestellt ist. Er wird in der Denkmalliste wie folgt beschrieben:
Stattliches Wohnhaus mit Fachwerkobergeschoss sowie eine später als Kirchnerhaus genutzte Stallscheune in dominanter Lage neben der Kirche, Gebäudegruppe erhaltenswert aufgrund der ortsgeschichtlichen Bedeutung als Pfarrhof sowie aufgrund der städtebaulichen Situation
Das Wohnhaus und das Seitengebäude (Stallscheune) des Pfarrhofes Reichenbrand mit umgebendem Garten bilden also ebenfalls ein erhaltenswertes Ensemble, das denkmalgeschützt ist.
Dieses Baudenkmal wurde erst in der Nachwendezeit gründlich renoviert. Nach Baubeginn am Pfarrhaus (1991–1992) wurden nämlich große Mängel an der Bausubstanz (Fachwerk) sichtbar. Durch die große Spendenbereitschaft der Kirchgemeinde, durch die Beihilfe der Landeskirche Sachsens und des Denkmalamtes wurde es möglich, das Pfarrhaus denkmalgerecht zu rekonstruieren.
1997 musste die erste Etage des Kirchnerhauses – das ja zum Kulturdenkmal Pfarrhaus dazugehört – komplett neu gemauert werden. Das Kirchnerhaus wurde ebenfalls denkmalgerecht rekonstruiert.
Pfarrer der Kirchgemeinde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1539–1550: Johannes Müller
- 1550–1554: Johannes Hayn
- 1554–1567: Johannes Jacobi
- 1567–1568: Lorenz Göbel
- 1568–1619: Johannes Hendel
- 1619–1661: Christoph Kretzschmar
- 1661–1714: Samuel Teucher
- 1714–1743: Samuel Teucher (Sohn des Vorgängers)
- 1743–1760: Johann Christoph Tipner
- 1761–1769: Johann Sigismund Silbermann
- 1770–1789: Karl Friedrich Wilhelmi
- 1789–1800: Karl Heinrich Schmidt
- 1800–1809: Christian Friedrich Zschörner
- 1810–1814: Johann Friedrich Regel
- 1814–1829: Johann Heinrich Winter
- 1829–1843: Gottlob Küchenmeister
- 1843–1861: Karl Gottfried Merz
- 1861–1874: Christian Friedrich Reichel
- 1875–1893: Robert Friedrich Otto Koch
- 1894–1928: Max Karl Rein
- 1929–1952: Walter Hugo Krause
- 1952–1955: Bruno Georg Weilbach
- 1955–1970: Arthur Dölling
- 1971–1990: Rudolf Heimann
- 1992–2010: Bertram Viertel[3]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen II. Regierungsbezirke Leipzig und Chemnitz. Bearbeitet von Barbara Bechter, Wiebke Fastenrath, Heinrich Magirius u. a. München, Berlin 1998.
- Informationen zur Kirche und zur Gemeinde auf den Druckseiten 71–77 in: Reichenbrand – historische Entwicklung und Darstellung von über 730 Jahren Orts- und Stadtteilgeschichte sowie das gemeinsame Wirken mit Siegmar, Schönau und Grüna, Berichte von Heimatfreunden, veröffentlicht vom Heimatverein Reichenbrand e. V., Reichenbrand 1994, pdf, abgerufen am 9. Mai 2021
- „Siegmar-Schönau – Die Stadt vor der Stadt.“ – Eine Chemnitzer Stadtteilgeschichte zu Siegmar, Schönau, Reichenbrand und Stelzendorf; Verlag Heimatverlag Sachsen GmbH, Chemnitz 2004
- "Beiträge zur Heimatgeschichte, Heft 8", Chemnitz 2010: R. Geßner, 200 Jahre Johanneskirche Reichenbrand
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gemeindechronik der Kirchgemeinde, abgerufen am 9. Mai 2021
- Informationen zur Kirche und zur Gemeinde auf den Druckseiten 71–77 in: Reichenbrand – historische Entwicklung und Darstellung von über 730 Jahren Orts- und Stadtteilgeschichte sowie das gemeinsame Wirken mit Siegmar, Schönau und Grüna, Reichenbrand 1994, pdf, abgerufen am 9. Mai 2021
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ https://web.archive.org/web/20180118014330/http://reichenbrand.kirchgemeinden-chemnitz-west.de/gemeinde/gemeindechronik, abgerufen am 9. Mai 2021
- ↑ https://www.heimatverein-reichenbrand.de/fileadmin/user_upload/pdf/veroeffentlichungen/Heft0Chronik.pdf, pdf, Druckseiten 71–77, abgerufen am 9. Mai 2021
- ↑ https://www.heimatverein-reichenbrand.de/fileadmin/user_upload/pdf/veroeffentlichungen/Heft0Chronik.pdf, Druckseite 73, abgerufen am 9. Mai 2021
Koordinaten: 50° 48′ 33,6″ N, 12° 49′ 28,3″ O