John Cornelius Booth – Wikipedia

John Cornelius Booth (* 2. November 1836 in Nienstedten/Elbe; † 5. Februar 1908[1] in Groß-Lichterfelde) war ein deutscher Dendrologe, Baumschulenbesitzer, Unternehmer und Stadtentwickler.

Boothsche Baumschule in Hamburg-Flottbek

John Cornelius Booth wurde am 2. November 1836 in Nienstedten/Elbe, heute Hamburg-Nienstedten, geboren. Sein Vater war der Baumzüchter John Richmond Booth (1799–1847), seine Mutter Maria Elizabeth de la Camp (1805–1868).

John Cornelius Booth verbrachte seine Lehrzeit im Elsass und bei der Gärtnerei und Baumschule Veitch & Sons in London. 1859 trat er in die Baumschule „James Booth & Söhne“ ein, die von seinem Großvater James Booth (1772–1814) in Flottbek gegründet worden war.[2] 1863 übernahm er mit seinem Bruder Joachim Lorenz de la Camp Booth (1832–1887) deren Leitung von seiner Mutter Maria Elisabeth und deren Vater Joachim Lorentz de la Camp (1781–1864). Beide hatten nach dem frühen Tod seines Vaters John Richmond Booth 1847 die Handelsgärtnerei und Baumschule fortgeführt.[3] Per 5. Mai 1868 waren Lorenz und John Cornelius Gesellschafter.[4] Im Januar 1869 löste John Cornelius die Partnerschaft mit seinem Bruder Joachim und wurde alleiniger Eigentümer.[5]

Er vergrößerte die Baumschule, züchtete Waldbäume für den Großanbau und entwickelte die durch seinen Vater eingeführte Douglasie zum wichtigsten Baum der Waldaufforstung. 1877 veröffentlichte Booth seine Erkenntnisse über die Die Douglas-Fichte und einige andere Nadelhölzer. In Friedrichsruh im Sachsenwald legte er Pflanzungen für den Fürsten Bismarck an, der ihn nicht nur beruflich, sondern auch persönlich schätzte und sich ihm gegenüber zwangloser gab als vielen anderen Besuchern, so dass Booths Aufzeichnungen über seine Gespräche mit Bismarck besonders aufschlussreich sind. Seiner Verbindung zu Bismarck ist es zu danken, dass im August 1880 von dem Direktor Königl. Forstakademie Eberswalde Bernhard Danckelmann das Thema „Anbauversuche fremdländischer Baumarten“, um die Anbauwürdigkeit ihres waldbaulichen Verhaltens und ihrer Erträge festzustellen, auf die Tagesordnung des Vereins deutscher forstlicher Versuchsanstalten gesetzt wurde. Booth referierte dazu vor der Versammlung des Vereins im September 1880 in Baden-Baden. 1881 wurde mit den Versuchen begonnen. 1907 wurde per Ministererlaß die Douglasie zum Anbau in den Staatsforsten empfohlen.[6]

Booth war ab 1869 auch gärtnerischer Berater von Johann Anton Wilhelm von Carstenn, dem Gründer der Villenkolonie Lichterfelde-West und einer der Initiatoren zur Gründung der Villenkolonie Grunewald. Vermutlich kannten sie sich bereits aus Hamburg, wo Carstenn ab 1857 die Villenkolonie Hamburg-Marienthal errichtet hatte. Booth kaufte 1864 in Berlin-Charlottenburg im Gebiet zwischen der heutigen Fasanen-, Lietzenburger, Ranke- und Hardenbergstraße 26 Hektar Land, um darauf eine Baumschule zu betreiben.[7] Carstenn kaufte von ihm Eichen, Linden und Kastanien, mit denen er die Straßen von Lichterfelde bepflanzen ließ.[8]

Eine wichtige Rolle spielte er bei der Gründung der Kurfürstendamm-Gesellschaft. 1882 gelang es ihm, ein Konsortium unter Führung der Deutschen Bank für die Finanzierung des Kurfürstendamm-Ausbaus zusammenzustellen. Er schloss mit der Königlichen Regierung in Potsdam einen Vertrag, mit dem er sich zum Ausbau des Kurfürstendamms verpflichtete. Im Gegenzug erhielt er ein Vorkaufsrecht über 234 Hektar Baugelände im Grunewald zur Errichtung einer Villenkolonie. Kurz nach Vertragsabschluss trat Booth seine Rechte an die Deutsche Bank gegen eine Entschädigung ab.

1884 verkaufte Booth seinen Besitz in Flottbek und kam 1885 endgültig nach Berlin.[9] Er beteiligte sich an der Erschließung der Villenkolonien in Lichterfelde und Grunewald und engagierte sich bei der Bepflanzung des Grunewalds.[10] Booth wohnte um 1890 am Kurfürstendamm 114, wo sich laut Adressbuch auch seine Baumschule befand.[11] Um 1900 wohnte er als Privatier in Lankwitz, Mozartstraße 37–39. In Berlin-Lichterfelde ist seit ca. 1879 die Boothstraße nach ihm benannt.[12]

Booth war 1903 Mitglied der Deutsche Dendrologische Gesellschaft geworden.[13]

John Booth war verheiratet mit Anna Friederike von Bergen (1837–1912), mit der er zwei Töchter und den Sohn John Booth (1863–1924), der später Reichskommissar für den deutschen Baumwollanbau in den ostafrikanischen Kolonien Deutschlands wurde, hatte.

Die Glanzzeit des Handelsgärtnerei und Baumschule „James Booth & Söhne“ in Flottbek lag in die fünfziger und sechziger Jahre des neunzehnten Jahrhunderts.[16] Es waren ungefähr 100 Angestellte beschäftigt. Einige machten sich selbständig, weshalb James Booth & Söhne als die Keimzelle des heutigen Schleswig-Holsteiner Baumschulgebietes angesehen werden kann.

  • Johannes von Ehren (1832–1906) hatte 1849 eine Gärtnerlehre begonnen und war 1855 ausgeschieden. 1859 kehrte er noch einmal zurück, schied 1864 aus und machte sich 1865 selbständig.
  • Obergärtner waren Herr Maas für Topf- und Gewächshauspflanzen, Herr Schmidt für die Baumschulen und Herr Rauch für die Stauden. Die Pflege und Zucht der Kultur der Orchideen lag in den Händen des Engländers Goode.[3]
  • Christian Nicolaus Heinrich Petersen (1835–?) war ab 1855 für 1 ½ Jahre bei Booth beschäftigt gewesen. Um 1859 machte er sich in Altona selbständig, 1889 verkaufte er das Gelände an die Stadt Altona.[3]
  • Emil Clausen (?–1891) war 1855 als Gärtnerlehrling zu Booth gekommen, später Obergärtner und Lehrer am Botanischen Garten Nikita.[17]
  • Metaphius Theodor August Langenbuch (1842–1907) war um 1863 Gehilfe.[18] Er wurde Stadtgärtner der Freien und Hansestadt Lübeck.
  • 1868 trat Carl Ansorge (1849–1915) im Alter von 19 Jahren als Gehilfe in die Gärtnerei ein. 1870 ging er für kurze Zeit nach Kristiania (heute: Oslo).[19] 1880 schied er als Obergärtner aus, um sich mit einer eigenen Gärtnerei selbständig zu machen.[20]

Veröffentlichungen in Zeitschriften

  • Arnold Körte: 7 Villa John Booth, Berlin–Lichterfelde publ. 1870. In: Martin Gropius. Leben und Werk eines Berliner Architekten 1824–1880, Lukas Verlag, Berlin 2013, S. 200 ff., ISBN 978-3-86732-080-1, (Bericht über eine Zeichnung eines Neubaus einer Villa im Auftrage von John R. Booth)
  • Hans Walden: Booth, John Cornelius. In: Franklin Kopitzsch, Dirk Brietzke (Hrsg.): Hamburgische Biografie. Band 2. Christians, Hamburg 2003, ISBN 3-7672-1366-4, S. 59–59.
  • Maria Möring: Booth, John Cornelius. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 453 (Digitalisat).
  • Günter Brüggemann: Die holsteinische Baumschulenlandschaft, (Dissertation), Band 14 der Schriften des Geographisches Institut der Universität Kiel, ZDB-ID 5009819, Heft 4, 1953, S. 18 ff.
  • Maria Möring: Die Hamburgische Familie Booth. Dissertation, Hamburg 1950
  • Carl Ansorge:[23] Über die Einführung ausländischer Gehölze und die Beteiligung der Familie Booth daran. In: Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft, Nr. 29, 1920, S. 272 ff.
  • [Adam] Schwappach: Nachrufe. John Booth, in: Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft, Nr. 17, 1908, S. 5–7
  • M.[Max] H.[Hesdörffer]: John Booth (Nachruf). In: Die Gartenwelt, XII. Jg., Paul Parey, Berlin 1908, S. 250–251.
  • Mittheilungen: John Booth (Nachruf). In: Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen. 40. Jg., 1908, S. 257–258
  • Notizen. In: Gartenflora, 34. Jg., 1885, S. 378–379, (Anmerkungen zur Schließung in Klein-Flottbek. Dort: „Alt. N.“ = Altonaer Nachrichten)
  • Feuilleton in: Hamburger Garten- und Blumenzeitung, Norbert Kittler, Hamburg, Nr. 26, 1870, S. 137–139.
  • Die Baumschulen der Herren James Booth und Söhne in Flottbeck, in: Hamburger Garten- und Blumenzeitung, Norbert Kittler, Hamburg, Nr. 19, 1863, S. 290 ff., (Aufgabe der Orchideensammlung)
  • Die Flottbecker Baumschulen, in: Hamburger Garten- und Blumenzeitung, Norbert Kittler, Hamburg, Nr. 18, 1862, S. 433 ff., (Aufgabe der Orchideensammlung)

Einzelnachweise

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  1. Adam Schwappach: Nachrufe. John Booth, in: Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft, Nr. 17, 1908, S. 5–7, abweichend dazu Sterbejahr 1909 und Sterbeort Nienstedten: Maria Möring: Booth, John Cornelius in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 453
  2. Maria Möring: Booth, John Richmond. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 453 (Digitalisat).
  3. a b c Christian Koopmann: Die Senioren der Hamburg-Altonaer Handelsgärtner, in: Max Hesdörffer (Hrsg.): Die Gartenwelt, VII. Jg., Heft 16, Carl Schmidt & Co, Leipzig 1903 S. 186–192
  4. Bekanntmachung: Eintrag im Gesellschafts-Register: Nr. 185, Königliches Kreisgericht, I. Abtheilung, in: Hamburger Nachrichten vom 12. Mai 1868, Seite 3
  5. Nr. 6, Erste Bekanntmachung, In: Allerhöchst priviligierte Schleswig-Holsteinische Anzeigen für das Jahr 1869, Amtlicher Teil, Augustin, Glückstadt, 3. Stück 18. Januar 1869, S. 28–29, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DgrQOAAAAYAAJ~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D%3DRA1-PA28~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D
  6. [Adam] Schwappach: Nachrufe. John Booth
  7. Abweichende Ortsangabe: „.. die von John Booth innerhalb der roten Mauer an der Ecke der Berliner und Wilhelmstrasse angelegte Baumschule.“ Ignaz Urban: Flora von Groß–Lichterfelde und Umgebung. In: Verhandlungen des Botanischen Vereins für die Provinz Brandenburg. 22. Jg., Berlin 1881, S. 27, Digitalisat
  8. Einer kurzen redaktionellen Meldung der Altonaer Nachrichten vom 27. Oktober 1867 (Seite 2) nach hat Booth eine Lieferung großen Quantität an Pflanzen nach „Zahlendorf“ (=Berlin–Zehlendorf) übernommen, deren Beschaffung mehrere Jahre dauere.
  9. Die Einführung ausländischer Holzarten in die preussischen Staatsforsten unter Bismarck. S. 18, Brief von Bismarck
  10. L.[udewig] W.[ittmack]: Die Kulturen des Herrn J. Booth und die Verschönerungen im Grunewald bei Berlin, in: Gartenflora, 38. Jg., Parey Verlag, Berlin 1889, S. 472 f.
  11. Kurfürstendamm 114. In: Berliner Adreßbuch, 1890, Teil 2, S. 249.
  12. Eintrag im Adressbuch Berlin 1880: Lampe, J., Mechanik, Groß-Lichterfelde, Boothstr. 6, S. 533
  13. Mitglieder-Liste 1903, in: Mitteilungen der Deutschen dendrologischen Gesellschaft, Nr. 12, 1903, S. 133 (In den Mitgliederlisten der Vorjahre taucht sein Name nicht auf. Sie wurden jährlich veröffentlicht.)
  14. Königlich Preussische Ordens-Liste 1877, Erster Theil, Berlin o. J., S. 462
  15. Personal- und Vereins-Nachrichten. In: Gartenflora, 40. Jg., Paul Parey, 1891, S. 31
  16. Carl Ansorge: Über die Einführung ausländischer Gehölze .... In Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft, Nr. 29, 1920, S. 276
  17. Emil Clausen †. In: L. Wittmack (Hrsg.): Gartenflora, 41. Jg., Paul Parey, Berlin 1892, S. 13–14
  18. Biographien in den Festschriften der Gärtnerlehranstalt am Wildpark bei Potsdam 1899, 1913 und 1924. PDF. Auszug S. 294–298: Verwaltung und Lehrkörper der Anstalt 1824–1924, Denkschrift zum 100jährigen Bestehen der Höheren Gärtnerlehranstalt Berlin-Dahlem, Frankfurt/O. 1924, Verzeichnis der ehemaligen Hörer und Hospitanten, dort: 1864 S. 18 [150]
  19. C. Widmaier: Carl Ansorge zum Gedächtnis. In: Möllers Deutsche Gärtner-Zeitung, Nr. 18, 1915 S. 148
  20. Woldemar Kein: Carl Ansorge (Nachruf), in: Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft, Nr. 24, 1915, S. 325–326
  21. Rezension: E.[Eduard] R.[Regel]. In: Gartenflora, 27. Jg. (Dezember), Ferdinand Enke, Stuttgart 1878, S. 387
  22. Rezension: Gartenflora, 32. Jg. (Dezember), Ferdinand Enke, Stuttgart 1883 S. 379
  23. Autor Carl Ansorge ist der Sohn (1873–1964) des gleichnamigen Vaters (1849–1915)
Wikisource: Gartenflora – Quellen und Volltexte
Wikisource: Die Gartenwelt – Quellen und Volltexte