Joost Reinke – Wikipedia

Joost Reinke 2018

Joost Reinke (* 1965 in Lübeck) ist ein deutscher freikirchlicher Theologe, Lehrer, Kommunalpolitiker und Autor.

Reinke wuchs ab 1969 in der niedersächsischen Kreisstadt Rotenburg (Wümme) als erstes Kind des Diplom-Ingenieurs und Berufsschullehrers Hans Reinke (1936–2002) und dessen Ehefrau Inge Reinke (1935–2023) auf. Nach dem Abitur am Rotenburger Ratsgymnasium im Jahr 1984 und seiner Zivildienstzeit in einem Krankenhaus studierte er Theologie an der Universität und am Evangelisch-freikirchlichen Theologischen Seminar in Hamburg (Studienabschluss 1992). Im September 1994 absolvierte er sein Doktoralexamen an der Evangelisch-Theologischen Fakultät Löwen mit magna cum laude.

Insgesamt 14 Jahre war Reinke als Pastor im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland tätig, u. a. in Bremerhaven, im oberbergischen Hückeswagen und in Herne. Anlässlich des 200. Geburtstages des Kirchengründers Johann Gerhard Oncken (1800–1884) konzipierte und erstellte Reinke eine Wanderausstellung zum Thema „Baptismus in Deutschland“.[1] 2001 rief er gemeinsam mit Dieter Rauer die „Islandtafel“ (Tafelarbeit)[2] in Hückeswagen ins Leben.[3]

Von 2008 bis 2023 lebte er im südhessischen Langen und wechselte in den Schuldienst. Seit 2023 wohnt er wieder in Rotenburg (Wümme).

Reinke ist der ältere Bruder der Kunsthistorikerin Frauke Reinke-Wöhl (1966–2022).[4]

Im Sommer 2004 wurde Reinke zum ersten Politikbeauftragten der nordrhein-westfälischen Kirchenverbände des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland ernannt und als solcher bei Landtag und Landesregierung akkreditiert.[5][6][7] In dieser Funktion vertrat er bis Ende 2008 verschiedene Freikirchen gegenüber Landtag und Landesregierung in Nordrhein-Westfalen und setzte sich u. a. erfolgreich dafür ein, dass in den Medien nicht länger nur von „den beiden christlichen Kirchen in Deutschland“ gesprochen wurde.

Von März 2016 bis September 2019 vertrat er die Partei Die Linke im Stadtparlament der südhessischen Stadt Langen, bevor er als fraktionsloser Abgeordneter aktiv war. Bei der Bürgermeisterwahl am 1. März 2020 erhielt Reinke, der als unabhängiger Kandidat angetreten war, sechs Prozent Wählerstimmen.[8][9] Von 2016 bis 2021 war er Mitglied im Jugendhilfeausschuss des Landkreises Offenbach.

Reinke hat die Wählerinitiative Langen (WiLa) initiiert, eine unabhängige, überparteiliche Gruppierung, die am 27. Oktober 2020 gegründet wurde[10] und bei der Kommunalwahl im März 2021 3,8 % und damit zwei von 45 Sitzen in der Stadtverordnetenversammlung errang.[11]

Nach einem Bericht der taz aus dem Jahr 2007 soll Reinke Skeptiker der Evolutionstheorie sein.[12] Kommunalpolitisch macht er sich für mehr Klimaschutz vor Ort, eine bessere soziale Infrastruktur und mehr interkommunale Zusammenarbeit im westlichen Landkreis Offenbach stark. Von der hessischen Landesregierung fordert er eine vollständige Kostenübernahme für die vorschulische Kinderbetreuung.[13]

Veröffentlichungen

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  • Deutsche Pfingstmissionen: Geschichte, Theologie und Praxis. Verlag für Kultur und Wissenschaft, Bonn 1997.
  • Dynamisch leiten – Entwurf eines freikirchlichen Leitungsverständnisses (mit Jürgen Tischler), Verlag für Kultur und Wissenschaft, Bonn 1998.
  • Johann Gerhard Oncken, Broschüre über sein Leben, Hückeswagen 2001.
  • Alles hat seine Zeit. In: Dietmar Lütz (Hrsg.): Die Bibel hat die Schuld daran - 175 Jahre Baptismus auf dem europäischen Kontinent. Hamburg 2009, ISBN 978-3-86682-125-5, S. 37–48.
  • mit Horst Martens: Mit Jesus unterwegs – 100 Jahre Baptisten in Herne. Pro-Literatur-Verlag, Mammendorf 2005. ISBN 978-3-86611-087-8

Radiopredigt

  • Hinter den Horizont sehen. Übertragung aus der Christuskirche der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Herne.[14] Sendung von WDR 5 vom 26. November 2006, abgerufen am 19. August 2019

Kommunalpolitik

Einzelnachweise

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  1. Rainer Timm: Geschichte zum Anfassen, Remscheider Generalanzeiger vom 16. Juli 2001, Ludmilla Hauser: Kirchengeschichte zum Anfassen, Bergische Morgenpost vom 16. Juli 2001 sowie W. Zimmermann: Ausstellung über Baptismus eröffnet, Nordbayerische Nachrichten vom 5. Februar 2002.
  2. Zahlen & Fakten. Abgerufen am 3. August 2019.
  3. rp-online.de
  4. fraukereinkewoehl.de sowie buch-findr.de und view.stern.de › Start › Rubriken › Menschen
  5. Joost Reinke: Scharnier zwischen Kirche und Politik. In: Bergische Morgenpost. 15. Juli 2004 sowie Reinke ist der Mann für NRW, Remscheider Generalanzeiger vom 16. Juli 2004. Das Mandat wurde später erweitert und dann mit einer feierlichen kirchlichen Zeremonie begangen: apd.media
  6. Jörg Podworny: Freikirchlicher Politikbeauftragter in NRW. In: Heilsarmee Aktuell. Die Heilsarmee in Deutschland KdöR, 2. Februar 2007, abgerufen am 29. Mai 2021.
  7. Joost Reinke. Zur Person. (PDF; 99,40 kB) In: Landtag Intern, 36. Jahrgang, Ausgabe 1, S. 24. Präsident des Landtags NRW, 26. Januar 2005, abgerufen am 29. Mai 2021. Textansicht
  8. hessenschau de, Frankfurt am Main: Ergebnisse Bürgermeisterwahl: Langen (01.03.20). 25. Februar 2020, abgerufen am 5. Juni 2021.
  9. Annette Schlegl: "Ein zweiter Bewerber" in: Frankfurter Rundschau vom 28./29.9.2019 und Eberhard Schwarz: "Bislang zwei Bewerber" in: FAZ vom 28. September 2019
  10. Joost Reinke als Vorsitzender: Wählerinitiative Langen (WiLa) formiert sich OP online vom 17. November 2020, abgerufen am 22. November 2020.
  11. hessenschau de, Frankfurt am Main: Kommunalwahl 2021: Alle Ergebnisse für Langen (Hessen). 14. März 2021, abgerufen am 5. Juni 2021.
  12. Miriam Bunjes: Der fromme Flüsterer. In: taz. 26. April 2007 (taz.de [abgerufen am 18. August 2019]).
  13. Markus Schaible: Links, aber unabhängig – Joost Reinke tritt als parteiloser Bewerber an. In: op-online.de. 1. Oktober 2019, abgerufen am 20. Oktober 2019.
  14. 12.11.06, 10.00 Uhr, Pfarrerin Viktoria Keil. Am Ende des Textes wird die nächste Sendung angekündigt.