Jutta Gärtner – Wikipedia

Jutta Gärtner (* 14. April 1961 in Rheinhausen) ist eine deutsche Kinder- und Jugendärztin und Hochschullehrerin an der Universität Göttingen.

Gärtner studierte und promovierte in Medizin an der Université Catholique de Louvain in Belgien und der Universität Hamburg. Anschließend verbrachte sie mehrere Jahre an der Johns Hopkins University School of Medicine sowie am Johns Hopkins Hospital in Baltimore in den USA, bevor sie 1993 an die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf wechselte. Im Jahr 1995 habilitierte sie sich dort, erhielt die Venia legendi für Kinderheilkunde und wurde Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin. Von 1995 bis 2000 war sie Universitätsprofessorin für Pädiatrie und Neuropädiatrie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, bevor sie 2000 als Universitätsprofessorin für Pädiatrie und Neuropädiatrie an die Georg-August-Universität Göttingen berufen wurde.

Seit 2002 ist sie Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsmedizin Göttingen. Seit 2008 leitet sie gemeinsam mit Wolfgang Brück das Deutschen Zentrum für Multiple Sklerose im Kindes- und Jugendalter und seit 2017 das Zentrum für Seltene Erkrankungen Göttingen (ZSEG).

Sie ist Mitglied im Präsidium der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina[1], Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Von-Behring-Röntgen-Stiftung[2], Mitglied in der Kommission für Arzneimittel für Kinder und Jugendliche (KAKJ) des Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM)[3] und Mitglied im ärztlichen Beirat der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft.[4]

Der Schwerpunkt von Gärtners Forschungsarbeit sind neurometabolische und neurodegenerative Krankheiten bei Kindern und Jugendlichen, wie zum Beispiel kindliche Demenzerkrankungen. Mit ihrer Forschung will sie die Ursachen dieser seltenen Erkrankungen aufklären und zur Entwicklung neuer Therapieansätze beitragen. Darüber hinaus ist sie Expertin für kindliche Multiple Sklerose und war federführend bei der Erstellung der Leitlinien zu pädiatrischer Multiple Sklerose.[5]

Da der kindliche Organismus anders als der eines Erwachsenen reagiert, untersucht sie in verschiedenen Klinischen Studien mögliche Therapien, wie z. B. die Gabe von Interferon beta-1a, Natalizumab und Fingolimod.[6][7][8]

Gärtner forscht an den genetischen Ursachen für angeborene, neurodegenerative Erkrankungen. So konnte sie für einige Erkrankungen die zugrundeliegenden Genmutationen bestimmen, wie z. B. Mutationen im FOLR1 Gen[9], RNAseT2 Gen[10], Cathepsin D Gen[11], im L1CAM Gen[12] oder im PMP70 Gen.[13] Die genetische Ursache einer Erkrankung, die der Pelizaeus-Merzbacher-Krankheit ähnelt, konnte sie auf verschiedene Mutationen im Connexin 46.6 (GJA12) Gen zurückführen.[14]

Für das Zellweger-Syndrom konnte sie als genetische Ursache Mutationen in Genen, die für die Entstehung von Peroxisomen erforderlich sind, nachweisen.[15]

Einzelnachweise

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  1. Präsidium. Abgerufen am 27. Dezember 2022 (deutsch).
  2. Von Behring-Röntgen-Stiftung: Organisation. Abgerufen am 23. Mai 2020.
  3. BfArM - Kommission für Arzneimittel für Kinder und Jugendliche (KAKJ) - Mitglieder der Kommission für Arzneimittel für Kinder und Jugendliche (KAKJ). Abgerufen am 23. Mai 2020.
  4. Ärztlicher Beirat der DMSG. Abgerufen am 23. Mai 2020.
  5. AWMF: Leitlinien pädiatrische Multiple Sklerose. Abgerufen am 23. Mai 2020.
  6. Daniela Pohl, Kevin Rostasy, Jutta Gärtner, Folker Hanefeld: Treatment of early onset multiple sclerosis with subcutaneous interferon beta-1a. In: Neurology. 64, 2005, S. 888, doi:10.1212/01.WNL.0000153570.33845.6A.
  7. Peter Huppke, Wiebke Stark, Claudia Zürcher, Brenda Huppke, Wolfgang Brück, Jutta Gärtner: Natalizumab Use in Pediatric Multiple Sclerosis. In: Archives of Neurology. 65, 2008, doi:10.1001/archneur.65.12.1655.
  8. Tanuja Chitnis, Douglas L. Arnold, Brenda Banwell, Wolfgang Brück, Angelo Ghezzi, Gavin Giovannoni, Benjamin Greenberg, Lauren Krupp, Kevin Rostásy, Marc Tardieu, Emmanuelle Waubant, Jerry S. Wolinsky, Amit Bar-Or, Tracy Stites, Y. u. Chen, Norman Putzki, Martin Merschhemke, Jutta Gärtner: Trial of Fingolimod versus Interferon Beta-1a in Pediatric Multiple Sclerosis. In: New England Journal of Medicine. 379, 2018, S. 1017, doi:10.1056/NEJMoa1800149.
  9. Robert Steinfeld, Marcel Grapp, Ralph Kraetzner, Steffi Dreha-Kulaczewski, Gunther Helms, Peter Dechent, Ron Wevers, Salvatore Grosso, Jutta Gärtner: Folate Receptor Alpha Defect Causes Cerebral Folate Transport Deficiency: A Treatable Neurodegenerative Disorder Associated with Disturbed Myelin Metabolism. In: The American Journal of Human Genetics. Band 85, Nr. 3, 2009, S. 354–363, doi:10.1016/j.ajhg.2009.08.005, PMID 19732866, PMC 2771535 (freier Volltext) – (elsevier.com [abgerufen am 27. Dezember 2022]).
  10. Marco Henneke, Simone Diekmann, Andreas Ohlenbusch, Jens Kaiser, Volkher Engelbrecht, Alfried Kohlschütter, Ralph Krätzner, Marcos Madruga-Garrido, Michèle Mayer, Lennart Opitz, Diana Rodriguez, Franz Rüschendorf, Johannes Schumacher, Holger Thiele, Sven Thoms, Robert Steinfeld, Peter Nürnberg, Jutta Gärtner: RNASET2-deficient cystic leukoencephalopathy resembles congenital cytomegalovirus brain infection. In: Nature Genetics. Band 41, Nr. 7, Juli 2009, ISSN 1061-4036, S. 773–775, doi:10.1038/ng.398 (nature.com [abgerufen am 27. Dezember 2022]).
  11. Robert Steinfeld, Konstanze Reinhardt, Kathrin Schreiber, Merle Hillebrand, Ralph Kraetzner, Wolfgang Brück, Paul Saftig, Jutta Gärtner: Cathepsin D Deficiency Is Associated with a Human Neurodegenerative Disorder. In: The American Journal of Human Genetics. 78, 2006, S. 988, doi:10.1086/504159.
  12. Sabine Weller, Jutta Gärtner: Genetic and clinical aspects of X-linked hydrocephalus (L1 disease): Mutations in the gene. In: Human Mutation. 18, 2001, S. 1, doi:10.1002/humu.1144.
  13. Jutta Gärtner, Hugo Moser, David Valle: Mutations in the 70K peroxisomal membrane protein gene in Zellweger syndrome. In: Nature Genetics. 1, 1992, S. 16, doi:10.1038/ng0492-16.
  14. Birgit Uhlenberg, Markus Schuelke, Franz Rüschendorf, Nico Ruf, Angela M. Kaindl, Marco Henneke, Holger Thiele, Gisela Stoltenburg-Didinger, Fuat Aksu, Haluk Topaloğlu, Peter Nürnberg, Christoph Hübner, Bernhard Weschke, Jutta Gärtner: Mutations in the Gene Encoding Gap Junction Protein α12 (Connexin 46.6) Cause Pelizaeus-Merzbacher–Like Disease In: AJHG. 75, 2004,doi:10.1086/422763.
  15. Jutta Gärtner, Hugo Moser, David Valle: Mutations in the 70K peroxisomal membrane protein gene in Zellweger syndrome. In: Nature Genetics. 1, 1992, S. 16, doi:10.1038/ng0492-16.
  16. Jutta Gärtner ist für ihre Forschung zu angeborenen seltenen Erkrankungen ausgezeichnet worden. Abgerufen am 23. Mai 2020.
  17. Mitglieder. Abgerufen am 24. März 2020.