Kalvarienberg – Wikipedia

Kalvarienberg der Wallfahrtskirche Maria Lanzendorf (um 1700)
Sacro Monte di Domodossola

Kalvarienberg, auch Stationsberg, ist die Bezeichnung für umfangreiche Nachbildungen der Passion Christi, die als Andachts- und Wallfahrtsstätten dienen.

Begriffsgeschichte

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Der Begriff Kalvarienberg leitet sich aus der lateinischen Übersetzung des aramäischen Toponyms Golgota der Vulgata ab, wo er als Calvariae locus, lateinisch für „des Schädels Ort“[1] wiedergegeben wird,[2] von lateinisch calva Hirnschale.[3]

Ab Ende des 15. Jahrhunderts wurden viele Kalvarienberge in Italien eingerichtet. Besonders eindrucksvoll sind einige Sacri Monti in Norditalien.

Große Bedeutung erlangte die Errichtung von Kalvarienbergen nördlich der Alpen im Barock während der Gegenreformation.

Als Kalvarienberg bezeichnet man heute ungefähr lebensgroße Nachbildungen des Leidens Christi an einem erhöhten Ort, oft nur die Kreuzigungsgruppe, aber auch umfangreichere Skulpturengruppen des Leidensweges. Oft wurden auch Kreuzwegstationen am Anstieg zu Wallfahrts- oder Hausbergen und abgelegeneren Bergkirchen errichtet, wenige Dutzend oder viele hundert Meter in der Ausdehnung. Einzelne Kalvarienberge liegen innerhalb eines dafür gebauten Gebäudeensembles wie jener in Eisenstadt.

Ein besonderer Typus des Kalvarienbergs (Calvaire) entstand während der Renaissance (zwischen 1450 und dem 17. Jahrhundert) in der Bretagne, wo sie besonders im Département Finistère in eigens geschaffenen umfriedeten Pfarrbezirken zu finden sind. Hier sind in einer einzigen, manchmal monumentalen Skulptur unter einer aufragenden Kreuzigungsgruppe vollplastisch Szenen der Heilsgeschichte und des Lebensweges Jesu Christi dargestellt.[4]

  • Atlas der europäischen Heiligen Berge, Kalvarienberge und Devotionsstätten. Direktion für Tourismus, Sport und Gärten der Region Piemont, Turin 2003.
  • Walter Brunner: Steirische Kalvarienberge. Schnider, Graz u. a. 1990, ISBN 3-900993-02-5.
  • Elisabeth Roth: Der volkreiche Kalvarienberg in Literatur und Bildkunst des Spätmittelalters (= Philologische Studien und Quellen. Band 2). 2. überarbeitete Auflage. Erich Schmidt, 1967, ISSN 0554-0674.
  • Elisabeth Roth: Kalvarienberg. II. Kunstgeschichtlich. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996, Sp. 1152 f.
  • Louise-Marie Tillet: Reisewege durch die Bretagne. Calvaires und romanische Kirchen. Echter Verlag, Würzburg 1989, ISBN 3-429-01186-8.
  • Kath. Pfarramt, Maria Himmelfahrt, Johannes Port: Der Kalvarienberg zu Wettenhausen. Gebete und Geschichte einer altehrwürdigen Wallfahrtsstätte. s. n., Kammeltal 1989.

Französisch:

  • Yves-Pascal Castel: Croix et calvaires en Bretagne. = Kroaziou ha kalvarihou or bro. Minihi levenez, Trelevenez 1997, ISBN 2-908230-09-7 (auch in bretonischer Sprache).
  • Marc Déceneux: La Bretagne des enclos et des calvaires (= Mémoires de l’histoire). Ouest-France, Rennes 2001, ISBN 2-7373-2261-8.
  • Yannick Pelletier: Les enclos Paroissiaux de Bretagne (= Les universels Gisserot. Band 13). Gisserot, 1996, ZDB-ID 2216999-4.
Commons: Kalvarienberge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Übersetzung von calvariae von Whitaker’s Words (Memento vom 2. Februar 2014 im Internet Archive)
  2. bibliotheca Augustana. Abgerufen am 12. Februar 2023.
  3. Der kleine Stowasser
  4. Elisabeth Roth: Kalvarienberg. II. Kunstgeschichtlich. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996, Sp. 1152 f.