Karl Gebauer – Wikipedia

Karl Gebauer (* 14. November 1931 in Wiesbaden; † 17. August 2002 in Dresden) war ein Agent der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) der DDR-Staatssicherheit (MfS). Von 1975 bis 1985 spionierte er als Sicherheitsbeauftragter der Firma IBM-Sondersysteme in Wilhelmshaven.

Gebauer wuchs in Wiesbaden auf. Dort lernte er auch Buchbinder und Buchdrucker und wurde Mitglied der SPD.

Während seiner Tätigkeit als Sicherheitsbeauftragter im Geheimschutz bei der Firma IBM-Sondersysteme hatte er Einblick in die Entwicklung von elektronischen Systemen insbesondere für die Bundesmarine. 1975 kontaktierte er als. sog, Selbstanbieter in Ost-Berlin einen Vertreter der MfS-Spionageabwehr (Abteilung IX). Nach eigener Darstellung wollte er eine militärstrategische Parität zwischen NATO und Warschauer Pakt wahren.

Der inoffizielle Mitarbeiter mit dem Decknamen „Klaus Reuter“ wurde bei der HV A als Sondervorgang geführt, da Gebauer als Sicherheitsbeauftragter bei IBM Zugang zu allen Verschlusssachen sämtlicher Sicherheitsstufen hatte und über zahlreiche gute Kontakte zu den Nachrichtendiensten der Bundesrepublik verfügte. Dadurch erhielt er auch Kenntnis eines „Tenne“ genannten Projekts, welches die Planungen von Operationen der Marinestreitkräfte der NATO-Verbündeten im Ostseeraum beinhaltete.

In den folgenden Jahren lieferte er der DDR-Staatssicherheit rund 35.000 Blatt Informationen. Im Jahr 1985 beendete Gebauer auf eigenen Wunsch, und vorab auch vereinbart, seine Tätigkeit für das MfS; dort wurde die Vorgangsakte geschlossen.

Verurteilung und Haft

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Im Mai 1992 wurde er, nach den Aussagen des ehemaligen HV A-Oberst Karl-Christoph Großmann, festgenommen und 1994 in einem nichtöffentlichen Verfahren vom Kammergericht Berlin wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit bzw. Landesverrat zu zwölf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.[1] Nach Einschätzungen des Gerichts führten die Informationen Gebauers an das MfS dazu, dass die NATO einen Seekrieg in der Ostsee verloren hätte.

Am 15. Mai 1998 wurde er durch Bundespräsident Roman Herzog wegen seines angeschlagenen Gesundheitszustandes und öffentlicher Intervention begnadigt und versuchte danach in seinen Memoiren diese Tätigkeit als Doppelagententätigkeit darzustellen,[2] wonach er zeitgleich auch für den Bundesnachrichtendienst (BND), den Militärischen Abschirmdienst (MAD) und den Verfassungsschutz gearbeitet habe. Nach seiner Haftentlassung und bis zu seinem Tod lebte er in Dresden.

  • Horst Vogel, Horst Müller, Manfred Süß: Die Industriespionage der DDR: Die wissenschaftlich-technische Aufklärung der HVA. 1. Auflage. Verlag Das Neue Berlin, 2008, ISBN 978-3-360-01099-5.
  • Georg Herbstritt, Helmut Müller-Enbergs: Das Gesicht dem Westen zu...: DDR Spionage gegen die Bundesrepublik Deutschland. Edition Temmen, 2003, ISBN 3-86108-388-4.

Einzelnachweise

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  1. Karl Gebauer. In: Der Spiegel. 38/2002.
  2. Karl Gebauer: Doppelagent. Autobiographie. Edition Ost, Berlin 1999, ISBN 3-932180-46-1.