Karl IV. (Frankreich) – Wikipedia

Karl IV. "der Schöne" von Frankreich

Karl IV. der Schöne (französisch Charles IV le Bel; * 18. Juni 1294; † 1. Februar 1328 im Schloss Vincennes) war von 1322 bis 1328 König von Frankreich und (als Karl I.) König von Navarra.

Karl IV. war der dritte Sohn von Philipp IV. dem Schönen († 1314) und dessen Gemahlin Johanna von Navarra († 1305). Als Prinz erhielt er noch von seinem Vater 1314 die Grafschaft La Marche als Apanage. Er folgte 1322 seinem älteren Bruder Philipp V. dem Langen, der keinen erbberechtigten Sohn hinterlassen hatte, auf dem Thron Frankreichs nach. Als neuer König wurde Karl IV. am 21. Februar 1322 gekrönt.

Seine Regierung war nach außen von dem Konflikt mit seinem Schwager König Eduard II. von England geprägt, der sich weigerte, für die Gascogne den geforderten Lehnseid zu leisten. Daraufhin kam es mehrmals zu militärischen Zusammenstößen in der Gascogne. Die Eintreibung der dafür erforderlichen finanziellen Mittel machte Karls Regierung bei der Bevölkerung unpopulär. Unter Vermittlung seiner Schwester Isabella, der Gemahlin Eduards, kam es 1325 schließlich zur Beilegung des Konfliktes, nachdem deren Sohn Prinz Eduard stellvertretend für seinen Vater huldigte. Zusätzlich bekam Karl 1327 von seiner Schwester das Agénois und 50.000 Pfund Sterling ausgezahlt, was Eduard III. später als Anlass für einen lang andauernden Konflikt mit Frankreich dienen sollte.

Zu Weihnachten 1327 erkrankte Karl plötzlich und starb wenig später. Seine letzte Amtshandlung war die Übertragung der Grafschaft La Marche im Tausch für die Grafschaft Clermont-en-Beauvaisis an Louis I. de Bourbon, der zusätzlich für die Seigneurie Bourbon den Herzogstitel und die Würde eines Pairs erhielt.

Am Hofe Karls lebte zeitweise der junge luxemburgische Prinz Wenzel zur Erziehung. Anlässlich seiner Firmung 1323 fungierte König Karl als Firmpate, wodurch Wenzel später als Kaiser Karl IV. in die Geschichte eingehen sollte.

Karl IV. von Frankreich starb am 1. Februar 1328 im Schloss Vincennes und wurde in der Grablege der französischen Könige, der Kathedrale von Saint-Denis, beigesetzt. Bei der Plünderung der Königsgräber von Saint-Denis während der Französischen Revolution wurde sein Grab am 24. Oktober 1793 geöffnet und geplündert, seine Überreste wurden in einem Massengrab außerhalb der Kirche beerdigt.

 
 
 
 
 
Ludwig IX. Kg. Von Frankreich (1214–1270)
 
 
 
 
Philipp III., Kg. von Frankreich (1245–1285)
 
 
 
 
 
Margarete von der Provence (1221–1295)
 
 
 
Philipp IV. Kg. von Frankreich (1268–1314),
 
 
 
 
 
 
Jakob I. von Aragón (1208–1276)
 
 
 
Isabella von Aragón (um 1243–1271)
 
 
 
 
 
Yolanda von Ungarn (1219–1251)
 
 
 
Karl IV. König von Frankreich
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Theobald I. von Navarra (1201–1253)
 
 
 
Heinrich I. von Navarra (um 1244–1274)
 
 
 
 
 
Margarete von Bourbon-Dampierre (gest. 1256)
 
 
 
Johanna I. von Navarra (1273–1305)
 
 
 
 
 
 
 
 
Robert I. von Artois (1216–1250)
 
 
 
Blanche d’Artois (1248–1302)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Mathilde von Brabant (1224–1288)
 
 
Grab von König Karl IV. in Saint-Denis

In erster Ehe heiratete er Blanka von Burgund. Folgende Nachkommen zeugten sie:

  • Philipp (* 5. Januar 1314; † 24. März 1322)
  • Johanna (* 1315; † 17. Mai 1321)

Mit Maria von Luxemburg, seiner zweiten Gattin, hatte er die Kinder:

  • Marguerite (1323–?)
  • Ludwig (*/† März 1324) Ludwig starb als Frühgeburt bereits wenige Stunden nach der Geburt

Am 5. Juli 1324 vermählte er sich in dritter Ehe mit Johanna von Évreux. Aus dieser Verbindung entstammten die Kinder:

  • Johanna (* vor dem 21. Juli 1325; † vor dem 16. Januar 1327)
  • Marie (* nach dem 18. Oktober 1326; † 6. Oktober 1341)
  • Blanche (* 1. April 1328; † 8. Februar 1393), ⚭ 18. Januar 1344 mit Philipp von Valois (* 1336; † 1375), Herzog von Orléans

König Karl IV. hinterließ bei seinem Tode lediglich Töchter und eine schwangere Witwe, weshalb die Pairs und Prälaten den Grafen Philipp von Valois zum Regenten des Reiches wählten. Nachdem die Königinwitwe jedoch mit einer Tochter niederkam, trat eine problematische Erbfolgesituation ein, da die Hauptlinie der Kapetinger-Dynastie damit erlosch.

Diesmal war die Frage, wer jetzt König werden sollte, noch schwieriger zu entscheiden als nach dem Tode Ludwigs X. 1316. Wenn man sich für den Grundsatz entschied, dass Frauen prinzipiell nicht Träger des Erbrechts sein könnten, auch wenn inzwischen männliche Nachkommen einer solchen Frau lebten, kämen nur Prätendenten eines Seitenzweiges der Kapetinger-Dynastie als Nachfolger in Frage. Die Grafen Philipp von Valois und Philipp von Évreux standen demnach dem Thron am nächsten. Erkannte man aber ein durch Frauen auf ihre Söhne übertragenes Erbrecht an, dann war der englische König Eduard III., Sohn einer Tochter Philipps IV., der nächste Anwärter.

König Philipp V. aber hatte 1317 durch die Anerkennung der Lex Salica die Erbfolge durch Frauen ausgeschlossen. Der Regent übernahm deshalb sofort als Philipp VI. den Königstitel (Krönung im Mai 1328) und begründete damit das Haus Valois. Der englische König Eduard III. erkannte den neuen König im Juni 1329 in Amiens an. Doch im Jahr 1337 sollte aufgrund von Streitigkeiten um das Herzogtum Guyenne ein offener Konflikt ausbrechen, in dem der englische König seine Anerkennung zurückzog und selbst einen Anspruch auf den französischen Thron erhob. Dies bedeutete den Auftakt des Hundertjährigen Krieges.

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VorgängerAmtNachfolger
JolandaGraf von La Marche
1314–1322
Ludwig von Bourbon
Philipp V. der Lange
(Philipp II. von Navarra)
König von Frankreich

1322–1328
Philipp VI.
Philipp V. der Lange
(Philipp II. von Navarra)
König von Navarra

1322–1328
Johanna II.
und
Philipp III.