Kathedrale St. Jakobus (Görlitz) – Wikipedia

Görlitz, Kathedrale St. Jakobus
St. Jakobus aus südsüdwestlicher Richtung

Die Kathedrale St. Jakobus in Görlitz ist die Bischofskirche des römisch-katholischen Bistums Görlitz.

Innenraum vor der Renovierung
Innenraum nach der Renovierung

Die heutige Kathedrale wurde in den Jahren 1898 bis 1900 nach Plänen des Architekten Joseph Ebers errichtet und am 6. Oktober 1900 geweiht. Ursprünglich war geplant, das neue Gotteshaus als Filialkirche der Pfarrei Hl. Kreuz zu errichten. Der Breslauer Fürstbischof Adolf Kardinal Bertram (damals gehörte Görlitz zum Erzbistum Breslau) erhob die neue Kirche jedoch im Jahr 1918 zur Pfarrkirche der neuen Pfarrei St. Jakobus.

Im März 1947 musste der damalige deutsche Kapitelsvikar Ferdinand Piontek die Bischofsstadt Breslau als Ergebnis des Zweiten Weltkriegs verlassen. Seine Tätigkeit als Breslauer Kapitelsvikar setzte er in Görlitz fort. Görlitz wurde somit Exilsitz des Breslauer Metropolitankapitels sowie des Breslauer Ordinariats und die Pfarrkirche St. Jakobus zusätzlich die Bischofskirche für das Diözesangebiet Görlitz-Cottbus. Dieses wurde 1972 zur Apostolischen Administratur erhoben. Die Kirche St. Jakobus erhielt den Titel einer Prokathedrale. Apostolischer Administrator wurde der bisherige Weihbischof Bernhard Huhn.

Seit der Neuordnung ostdeutscher Bistümer Anfang der 1990er Jahre erfolgte 1994 die Gründung des Bistums Görlitz und die Erhebung der St.-Jakobus-Kirche zur Kathedrale dieses Bistums. Seit 2012 gehört die Jakobuskathedrale zur Pfarrei Hl. Wenzel Görlitz.[1]

Ende November 2019 wurde bekannt, dass die Kathedrale St. Jakobus ab Februar 2020 für rund zwei Jahre für den Publikumsverkehr geschlossen wird. Das geschehe, um den Innenraum zu sanieren und Kriegsschäden zu beseitigen, teilte das Bistum Görlitz der Presse mit. Die zu veranschlagenden Kosten wurden auf bis zu 3,7 Millionen Euro geschätzt.[2] Die Wiedereröffnung erfolgte am 28. November 2021 in einem Festgottesdienst unter Leitung des Görlitzer Bischofs Wolfgang Ipolt mit weiteren deutschen und polnischen Bischöfen.[3]

Die neugotische dreischiffige Hallenkirche in Ziegelbauweise mit dem 68 Meter hohen Turm steht auf einer Anhöhe und ist deshalb von weither sichtbar. Im Innern finden sich Fragmente von bauzeitlichen Ausmalungen und ornamental verwendete Glasurziegel. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges wurde die Kirche durch Artilleriebeschuss stark zerstört, danach mit vereinfachter Turmspitze und ohne die Zwerchhäuser wiederhergestellt. 2004 wurde der Westflügel saniert. Ab 2013 erfolgte eine vollständige grundlegende Außensanierung für 4,5 Millionen Euro – einschließlich einer Erneuerung des Glockenstuhls und der Ergänzung zweier Glocken. Im Jahr 2014 wurden im Rahmen der Fassadensanierung auch die vier kleinen Nebentürmchen am Glockenturm, die Dachaufbauten sowie das Fries aus gelben und roten Dachziegeln rekonstruiert.[4]

Orgel der Jakobuskathedrale

Die Firma Hermann Eule Orgelbau erbaute in der St.-Jakobus-Kathedrale von 1988 bis 1989 als ihr op. 545 eine dreimanualige Orgel mit 47 Registern bei mechanischer Spiel- und elektrischer Registertraktur.[5] Sie wurde zuletzt 2008 von der Erbauerfirma generalüberholt.[6] Die Disposition ist folgende:

I Rückpositiv C–g3
1. Holzgedackt 8′
2. Quintadena 8′
3. Prästant 4′
4. Rohrflöte 4′
5. Oktave 2′
6. Larigot 113
7. Sesquialter II0 223
8. Zimbel III 23
9. Cromorne 8′
Tremulant
II Hauptwerk C–g3
10. Pommer 16′
11. Prinzipal 08′
12. Rohrflöte 08′
13. Trichtergambe 08′
14. Oktave 04′
15. Spitzflöte 04′
16. Quinte 0223
17. Oktave 02′
18. Blockflöte 02′
19. Cornett III–V 08′
20. Mixtur IV 0113
21. Trompete 08′
Tremulant
III Schwellwerk C–g3
22. Stillgedackt 16′
23. Metallflöte 08′
24. Koppelflöte 08′
25. Salizional 08′
26. Schwebung 08′
27. Prinzipal 04′
28. Holzflöte 04′
29. Viola 04′
30. Nasat 0223
31. Spitzoktave 02′
32. Terz 0135
33. Sifflet 01′
34. Scharf IV 01′
35. Fagott 16′
36. Trompette harmonique 08′
37. Clairon 04′
Tremulant
Pedal C–f1
38. Prinzipalbass0 16′
39. Subbass 16′
40. Quintbass 1023
41. Oktavbass 08′
42. Bassflöte 08′
43. Choralbass 04′
44. Dolkan 02′
45. Pedalmixtur IV 04′
46. Posaune 16′
47. Trompetenbass 08′
Tremulant
Blick in die Glockenstube

Im Jahr der Kirchweihe lieferte die Glockengießerei Otto aus Bremen-Hemelingen drei Bronzeglocken an die neu gebaute St.-Jakobus-Kirche. Das Geläut hatte die Disposition: d1–f1–g1. Obwohl im Ersten Weltkrieg schon abgenommen und abtransportiert, kamen die Glocken wieder nach Görlitz zurück und hingen bis zum Zweiten Weltkrieg im Turm. Die beiden größeren Glocken wurde im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen. Nur die kleine g-Glocke blieb der Kirche erhalten und läutete allein bis zum Jahr 1963.[7][8]

Im Jahr 1963 wurde das Geläut um drei Glocken aus der Glockengießerei Schilling in Apolda ergänzt und bestand seitdem aus vier Glocken mit den Namen St. Jakobus, St. Benediktus, St. Maria und St. Bonifatius. Nachdem in den 1963 neuerrichteten Stahljochen Ermüdungsrisse festgestellt worden waren, mussten drei der vier Glocken ab 2011 vorübergehend stillgelegt werden. Nach einer entsprechenden Sanierung waren die Glocken seit Juli 2012 wieder in Dienst.[9][10] Im Jahr 2013 wurde der vorhandene schließlich durch einen Holzglockenstuhl ersetzt und das Geläut um zwei Glocken zu voller Kathedralgröße erweitert.[11]

Nr. Name Gussjahr Gießer, Gussort Durchmesser Gewicht Nominal
1 St. Jakobus 1963 Schilling (Apolda) 1750 mm 2750 kg cis1
2 St. Benediktus 1963 Schilling (Apolda) 1290 mm 1600 kg e1
3 St. Maria 1963 Schilling (Apolda) 1160 mm 1120 kg f1
4 St. Bonifatius 1900 Glockengießerei Otto (Bremen-Hemelingen) 1080 mm 0806 kg g1
5 St. Hedwig 2013 Glockengießerei Lauchhammer (Lauchhammer) 1001 mm 0582 kg gis1
6 Hildegard Burjan 2013 Glockengießerei Lauchhammer (Lauchhammer) 0885 mm 0399 kg ais1
Commons: Kathedrale St. Jakobus (Görlitz) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Raphael Schmidt: Wenzel, wer war das überhaupt? In: Tag des Herrn. Katholische Wochenzeitung für das Erzbistum Berlin und die Bistümer Dresden-Meißen, Erfurt, Görlitz und Magdeburg. Abgerufen am 30. November 2021.
  2. Görlitzer Kathedrale wird zwei Jahre geschlossen. (Memento vom 29. November 2019 im Internet Archive)
  3. Katholische Nachrichten-Agentur: „Kirche sein mit ganzem Herzen“. In: domradio.de. Abgerufen am 30. November 2021.
  4. Ralph Schermann: Die Jakobuskirche putzt sich heraus. In: Sächsische Zeitung. 12. Juni 2013, abgerufen am 30. November 2021.
  5. Informationen der Kirchengemeinde zur Orgel. Abgerufen am 30. November 2021.
  6. Informationen zur Orgel in der Organ database. Abgerufen am 30. November 2021.
  7. Gerhard Reinhold: Otto-Glocken. Familien- und Firmengeschichte der Glockengießerdynastie Otto. Selbstverlag, Essen 2019, ISBN 978-3-00-063109-2, S. 588, insbesondere S. 270, 271, 444, 511.
  8. Gerhard Reinhold: Kirchenglocken – christliches Weltkulturerbe, dargestellt am Beispiel der Glockengießer Otto, Hemelingen/Bremen. Nijmegen 2019, S. 556, insbesondere S. 243–245, 476 (Dissertation an der Radboud Universiteit Nijmegen).
  9. Raphael Schmidt: Wieder mit vollem Geläut. In: Tag des Herrn. Katholische Wochenzeitung für das Erzbistum Berlin und die Bistümer Dresden-Meißen, Erfurt, Görlitz und Magdeburg. Abgerufen am 30. November 2021.
  10. Informationen zu Gewicht und Schlagtönen der Glocken auf YouTube, abgerufen am 30. November 2021.
  11. Glocken der Kathedrale läuten Weihnachten. Abgerufen am 30. November 2021.

Koordinaten: 51° 8′ 41,2″ N, 14° 58′ 45,3″ O