Sabolotnoje (Kaliningrad) – Wikipedia
Untergegangener Ort
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Sabolotnoje (russisch Заболотное, deutsch Groß Warningken, 1938 bis 1945: Steinkirch, litauisch Varninkai) ist ein verlassener Ort im Rajon Krasnosnamensk der russischen Oblast Kaliningrad. Der südliche Teil des ehemaligen Gemeindegebietes von Groß Warningken/Steinkirch mit zwei ehemaligen Hofstellen gehört zum Rajon Nesterow.
Die Ortsstelle befindet sich am Flüsschen Lobenka (dt. Lobinnis, 1938 bis 1945: Kuhfließ) fünf Kilometer östlich von Wyssokoje (Schilleningken/Hainau) und ist von dort über eine Nebenstraße zu erreichen.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seine erste Erwähnung erfuhr der zunächst mit Groß Warningcken bezeichnete Ort im Jahre 1517.[1] Um 1780 war Groß Warnincken ein königliches Bauerndorf.[2] 1874 wurde die Landgemeinde Groß Warningken namensgebend für einen neu gebildeten Amtsbezirk im Kreis Pillkallen.[3] 1938 wurde Groß Warningken in Steinkirch umbenannt.
1945 kam der Ort in Folge des Zweiten Weltkrieges mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion. 1950 erhielt er den russischen Namen Sabolotnoje und wurde dem Dorfsowjet Lugowski selski Sowet im Rajon Nesterow zugeordnet.[4] Später gehörte der Ort zum Prigorodni selski sowjet.[5] Sabolotnoje wurde vor 1975 aus dem Ortsregister gestrichen.[6]
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | Einwohner | Bemerkungen |
---|---|---|
1867[7] | 277 | |
1871[7] | 277 | davon auf dem Vorwerk Neuhof 26 |
1885[8] | 283 | davon in Neuhof 24 |
1905[9] | 273 | davon in Neuhof 33 |
1910[10] | 308 | |
1933[11] | 232 | |
1939[12] | 217 |
Amtsbezirk Warningken/Steinkirch (1874–1945)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Amtsbezirk Warningken (1939 bis 1945 „Amtsbezirk Steinkirch“) bestand zwischen 1874 und 1945 und gliederte sich in acht Landgemeinden:[3]
Name | Änderungsname von 1938 | Russischer Name nach 1945 |
---|---|---|
Bartschkühnen | Kühnen | |
Dagutschen | Tegnerskrug | |
Groß Daguthelen | Streuhöfen | |
Groß Warningken | Steinkirch | Sabolotnoje |
Klein Daguthelen | Dorotheendorf (Ostpr.) | |
Klein Warningken | Seidlershöhe | |
Kybarten | Tiefenfelde | Kirsanowka |
Werskepchen | Schwarzwiesen |
Kirche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kirchengebäude
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Kirche erhielt Groß Warningken im Jahre 1895.[13] Sie wurde in neuromanischem Stil erbaut – als Ziegelbau mit gerade geschlossener Altarnische. Der quadratische Turm, der in eine achteckige Spitze auslief, war vorgesetzt. Nur fünfzig Jahre durfte das Gotteshaus existieren. Der Zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit ließen das Gebäude nicht überstehen. Heute verlieren sich seine Spuren im wahrsten Sinne des Wortes „im Sand“.
Kirchengemeinde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die evangelische Kirchengemeinde in Groß Warningken wurde 1863 gegründet.[14] Bis zum Bau der Kirche jedoch vergingen immerhin 32 Jahre. Auch die Pfarrstelle wurde erst dann besetzt. Das zur Pfarrkirche gehörige Kirchspiel bestand aus 22 Dörfern, Ortschaften und Wohnplätzen, von denen neun im Kreis Stallupönen (Ebenrode) lagen, die übrigen im Kreis Pillkallen (Schloßberg). Die Kirchengemeinde war patronatslos. Sie zählte 1925 insgesamt 3120 Gemeindeglieder und gehörte bis 1945 zum Kirchenkreis Pillkallen innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.
Kirchspielorte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In das Kirchspiel der Kirche Groß Warningken (Steinkirch) waren Orte aus den beiden Kreisen Pillkallen (Schloßberg) und Stallupönen (Ebenrode) eingepfarrt:[14][15]
Name | Änderungsname 1938 bis 1946 | Russischer Name | Name | Änderungsname 1938 bis 1946 | Russischer Name | |
---|---|---|---|---|---|---|
Abracken | Kornfelde | Wassilkowo | Klein Tarpupönen | Sommerkrug | Rasdolnoje | |
Ambraskehmen | Krebsfließ | *Klein Warningken | Seidlershöhe | |||
Bartschkühnen | Kühnen | *Kummehlupchen | Ebenfelde | |||
Bartschkehlen | Bussardwalde | Kybarten | Tiefenfelde | Kirsanowka | ||
Batschken | Bussardhorst | Peterlauken | Petersort | Majakowskoje | ||
*Dagutschen | Tegnerskrug | Petzingken | Petzingen | |||
Groß Daguthelen | Streuhöfen | *Schilleningken | Hainau | Wyssokoje | ||
Groß Kubilehlen | Schillingen | |||||
*Groß Warningken | Steinkirch | Sabolotnoje | *Sodargen | Tretjakowo | ||
*Jucknischken | Föhrenhorst | Bolschoje Mostowoje | *Szillen 1936–38: Schillen | Schellendorf | Tschuikowo | |
Klein Daguthelen | Dorotheendorf (Ostpr.) | Wertimlauken | Kleinföhrenhorst |
Pfarrer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]An der Kirche Groß Warningken amtierten bis 1945 als evangelische Pfarrer:[16]
- Eduard Hermann Rohman, 1893–1910
- Alfred Schulz, 1910–1915
- Rudolf Erich Sack, 1916–1923
- Ernst Müller, 1924–1927
- Erich Hein, 1928–1930
- Martin Köppel, 1931–1934
- Max Reich, 1936
- Heinrich Petereit, 1936–1944
Kirchenbücher
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von den Kirchenbüchern der Pfarrei Groß Warningken (Steinkirch) haben sich erhalten und werden im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin-Kreuzberg aufbewahrt:[17]
- Taufen (1893 bis 1944)
- Trauungen (1893 bis 1944),
dazu die entsprechenden Namensregister.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aus Groß Warningken gebürtig
- Karl Plenzat (* 22. Juli 1882 in Groß Warningken; † 1945), deutscher Pädagoge und Volkskundler
Mit dem Ort verbunden
- Erich Rudolf Sack (1887–1943), deutscher Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und Häftling im KZ Dachau, war von 1916 bis 1924 Pfarrer an der Kirche in Groß Warningken
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Dietrich Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Steinkirch
- ↑ Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil I, Königsberg/Leipzig 1785, Volständige Topographie vom Litthauischen Cammer-Departement, S. 177.
- ↑ a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Steinkirch
- ↑ Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 5 июля 1950 г., № 745/3, «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung 745/3 des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR „Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad“ vom 5. Juli 1950)
- ↑ Laut dem in Kaliningrad erschienenen russisch-deutschen Ortsverzeichnis Населенные пункты Калининградской области: краткий справочник. / Ред. В.П. Ассоров, В.В. Гаврилова, Н.Е. Макаренко, Э.М. Медведева, Н.Н. Семушина. - Калининград: Калининградское книжное издательство, 1976
- ↑ In der Административно-территориальное деление Калининградской области 1975 (Die administrativ-territoriale Einteilung der Oblast Kaliningrad 1975, herausgegeben vom Sowjet der Oblast Kaliningrad) auf soldat.ru/ (rar-Datei), taucht der Ort nicht mehr auf.
- ↑ a b Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung, I. Die Provinz Preussen, Berlin 1874
- ↑ Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, I. Provinz Ostpreußen, Berlin 1888
- ↑ >Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, Heft 1, Provinz Ostpreußen, Berlin 1907
- ↑ Uli Schubert: Gemeindeverzeichnis, Landkreis Pillkallen
- ↑ Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich, Teil I: Altreich und Land Österreich. Herausgegeben vom Statistischen Reichsamt, Vierte Auflage, 1939
- ↑ Michael Rademacher: Landkreis Pillkallen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2: Bilder ostpreußischer Kirchen, Göttingen, 1968, S. 110, Abb. 489.
- ↑ a b Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens. Band 3: Dokumente. Göttingen, 1968, S. 485.
- ↑ Ein * kennzeichnet einen Schulort
- ↑ Friedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945. Hamburg, 1968, S. 48.
- ↑ Christa Stache: Verzeichnis der Kirchenbücher im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin, Teil 2: Die östlichen Kirchenprovinzen der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union. Berlin 1992³, S. 51.