Kreis Bergheim (Erft) – Wikipedia

Wappen Deutschlandkarte
Kreis Bergheim (Erft)
Deutschlandkarte, Position des Kreises Bergheim (Erft) hervorgehoben
Basisdaten (Stand 1974)
Koordinaten: 50° 58′ N, 6° 39′ OKoordinaten: 50° 58′ N, 6° 39′ O
Bestandszeitraum: 1816–1974
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Köln
Landschaftsverband: Rheinland
Verwaltungssitz: Bergheim (Erft)
Fläche: 364,7 km2
Einwohner: 136.700 (31. Dez. 1973)
Bevölkerungsdichte: 375 Einwohner je km2
Kfz-Kennzeichen: BM
Kreisschlüssel: 05 3 31
Kreisgliederung: 26 Gemeinden
Landrat: Richard Kasper (SPD)

Der Kreis Bergheim (Erft) war von 1816 bis 1974 ein Landkreis im Regierungsbezirk Köln. Mit diesem gehörte er zunächst zur preußischen Provinz Jülich-Kleve-Berg, seit 1822 zur Rheinprovinz und seit 1946 zu Nordrhein-Westfalen. Sein Gebiet gehört heute zum Rhein-Erft-Kreis. Sitz der Kreisverwaltung war Bergheim.

Der Kreis Bergheim (Erft) grenzte 1971 im Uhrzeigersinn im Norden beginnend an die Kreise Grevenbroich, Köln, Euskirchen, Düren und Jülich.

Verwaltungsgeschichte

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Der Kreis Bergheim auf einer Karte aus dem Jahr 1905

Der Kreis Bergheim wurde 1816 aus den von 1798 bis 1814 französischen Kantonen Bergheim und Kerpen gebildet, die bis 1813 zum Arrondissement de Cologne im Département de la Roer gehört hatten. Der Kreis gliederte sich zunächst in 14 Bürgermeistereien, die in der Franzosenzeit als Mairien eingerichtet worden waren. Mit der Einführung der Gemeindeordnung für die Rheinprovinz von 1845 wurden einige Bürgermeistereien des Kreises in mehrere Gemeinden untergliedert.[1] Im Kreis Bergheim bestanden seit dieser Zeit 33 Gemeinden:[2]

Verwaltungsgliederung 1885
Bürgermeisterei Gemeinden
Bedburg Bedburg
Bergheim Bergheim, Kenten, Quadrath-Ichendorf, Wiedenfeld, Zieverich
Blatzheim Blatzheim
Buir Buir, Manheim
Esch Angelsdorf, Apartehöfe, Elsdorf, Esch, Niederembt, Oberembt, Tollhausen
Heppendorf Heppendorf
Hüchelhoven Hüchelhoven
Kaster Epprath, Kaster, Lipp
Kerpen Kerpen, Mödrath
Königshoven Königshoven, Morken-Harff
Paffendorf Glesch, Niederaußem, Oberaußem, Paffendorf
Pütz Pütz
Sindorf Hemmersbach, Sindorf
Türnich Türnich

Die Gemeinde Hemmersbach wurde 1907 in Horrem umbenannt.[3] Wie in der gesamten Rheinprovinz wurden 1927 die Bürgermeistereien in Ämter überführt. Am 1. November 1934 wurden alle preußischen Einzelgemeindeämter aufgehoben; die betreffenden Gemeinden im Kreis wurden dadurch amtsfrei.[4] Am 1. April 1937 kam es zu weiteren Änderungen der Ämterstruktur:[5]

  • Das Amt Paffendorf und die amtsfreie Gemeinde Hüchelhoven wurden in das Amt Bergheim eingegliedert.
  • Das Amt Kaster und die amtsfreie Gemeinde Pütz wurde in das Amt Königshoven eingegliedert.
  • Die amtsfreie Gemeinde Heppendorf wurde in das Amt Esch eingegliedert.

Am 5. Januar 1938 wurde das Amt Esch in Amt Elsdorf (Rheinland) umbenannt und am 24. März 1938 das Amt Sindorf in Amt Horrem.[6][7] Am 1. April 1938 wurden außerdem das Amt Buir und die amtsfreie Gemeinde Blatzheim in das Amt Kerpen eingegliedert.[8]

Mehrere Gemeinden des Kreises wurden im Rahmen der Braunkohleförderung abgebaggert, aufgelöst und anderen Gemeinden zugeschlagen:

  • Apartehöfe wurde 1938 in Elsdorf eingegliedert.
  • Kenten und Zieverich wurden 1938 in Bergheim eingegliedert.
  • Tollhausen wurde 1938 in Esch eingegliedert.
  • Wiedenfeld wurde 1958 in Bergheim eingegliedert.
  • Epprath und Morken-Harff wurden 1956 in Kaster eingegliedert.

Die Gemeinde Oberaußem wurde am 29. August 1949 in Oberaußem-Fortuna umbenannt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Gemeinde Lipp von den Besatzungsbehörden aus dem Amt Königshoven ausgegliedert und verwaltungstechnisch der Stadt Bedburg unterstellt. Dieser Zustand wurde seitens der deutschen Behörden 1950 durch die Schaffung des Amtes Bedburg, bestehend aus der Stadt Bedburg und der Gemeinde Lipp, formalisiert.[9] Das 1938 aufgelöste Amt Buir mit den beiden Gemeinden Buir und Manheim wurde am 1. April 1954 wiedererrichtet.[10]

Der Kreis war zum Ende seines Bestehens in sieben Ämter und insgesamt 26 Gemeinden gegliedert:

Verwaltungsgliederung 1974
Amt Gemeinden
Bedburg Bedburg (Stadt), Lipp
Bergheim (Erft) Bergheim (Erft) (Stadt), Glesch, Hüchelhoven, Niederaußem, Oberaußem-Fortuna, Paffendorf, Quadrath-Ichendorf
Buir Buir, Manheim
Elsdorf (Rhld.) Angelsdorf, Elsdorf (Rhld.), Esch, Heppendorf, Niederembt, Oberembt
Horrem Horrem, Sindorf
Kerpen Blatzheim, Kerpen (Stadt), Mödrath
Königshoven Kaster (Stadt), Königshoven, Pütz
amtsfrei Türnich

Durch das Köln-Gesetz kam es mit Wirkung vom 1. Januar 1975 zu einer grundlegenden Gemeindereform und zur Auflösung des Kreises Bergheim (Erft):

  • Die Städte Bedburg und Kaster wurden mit allen weiteren Gemeinden der Ämter Bedburg und Königshoven zu einer neuen Stadt Bedburg zusammengeschlossen.
  • Die Stadt Bergheim (Erft) wurde mit allen weiteren Gemeinden des Amtes Bergheim zu einer neuen Stadt Bergheim zusammengeschlossen.
  • Die Stadt Kerpen wurde mit allen weiteren Gemeinden der Ämter Buir, Horrem und Kerpen sowie der Gemeinde Türnich zu einer neuen Stadt Kerpen zusammengeschlossen.
  • Alle Gemeinden des Amtes Elsdorf (Rhld.) wurden zu einer neuen Gemeinde Elsdorf zusammengeschlossen.
  • Der Kreis und alle Ämter wurden aufgelöst. Bedburg, Bergheim, Elsdorf und Kerpen wurden mit Brühl, Frechen, Hürth und Pulheim aus dem ebenfalls aufgelösten Landkreis Köln sowie mit Erftstadt aus dem Kreis Euskirchen zum neuen Erftkreis zusammengefasst.[11]

Der Erftkreis wurde 2003 auf einstimmigen Beschluss des Kreistages in Rhein-Erft-Kreis umbenannt.

Einwohnerentwicklung

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Jahr Einwohner
1816 27.996[12]
1828 31.284[12]
1871 39.940[13]
1880 41.154[13]
1890 42.706[14]
1900 47.518[14]
1910 53.108[14]
1925 64.286[14]
1939 69.504[14]
1950 92.321[14]
1960 103.500[14]
1970 119.400[15]
1973 136.700[16]

Ergebnisse der Kreistagswahlen ab 1946

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In der Liste werden nur Parteien und Wählergemeinschaften aufgeführt, die mindestens zwei Prozent der Stimmen bei der jeweiligen Wahl erhalten haben.[17]

Stimmenanteile der Parteien in Prozent

Jahr SPD CDU FDP KPD
1946 38,0 54,0 7,0
119481 48,2 42,3 5,8
1952 45,9 37,4 13,3
1956 51,7 38,0 10,2
1961 46,1 46,0 07,9
219642 49,4 41,4 06,1
1969 51,5 41,9 0005,002

Fußnoten

1 1948: zusätzlich: DZP: 3,2 %
2 1964: zusätzlich: UWG: 3,1 %

Der Kreis Bergheim war durch den Braunkohleabbau besonders stark geprägt. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges war die örtliche Braunkohle- und Energieindustrie Hauptarbeitgeber. Damit einher ging auch ein Erstarken der SPD im Kreis und seinen Gemeinden.

Der Landkreis setzte vor allen Dingen auf Bildung. Nach 1945 entstanden zahlreiche Schulen, darunter Realschulen und das heutige Adolph-Kolping-Berufskolleg in Horrem.

Auch die Versorgung der Bevölkerung übernahm der Kreis selber. Bis zum Verkauf an RWE betrieb der Landkreis eigene Kreiswerke zur Strom- und Wasserversorgung.

Kfz-Kennzeichen

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Am 1. Juli 1956 wurde dem damaligen Landkreis bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen BM zugewiesen. Es wird im Rhein-Erft-Kreis (zunächst Erftkreis) durchgängig bis heute ausgegeben.

  • 150 Jahre Landkreis Bergheim 1816–1966. Hrsg. Landkreis Bergheim. Bedburg(Erft) 1966.
  • Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815–1945. Reihe A: Preußen. Hrsg. Walther Hubatsch. Band 7: Rheinland. Bearb. Rüdiger Schütz. Marburg (Lahn) 1978, ISBN 3-87969-122-3, S. 353–358.
Commons: Kreis Bergheim – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Gemeindeordnung für die Rheinprovinz 1845, §1
  2. Gemeindelexikon für die Provinz Rheinland (PDF; 1,3 MB), Berlin: Verlag des Königlichen statistischen Bureaus, 1888, Seite 126 ff
  3. gemeindeverzeichnis.de: Kreis Bergheim
  4. Preußische Amtsordnung von 1934
  5. Amtsblatt der Regierung zu Köln 1937, S. 34
  6. Amtsblatt der Regierung zu Köln 1938, S. 13
  7. Amtsblatt der Regierung zu Köln 1938, S. 49
  8. Amtsblatt der Regierung zu Köln 1938, S. 35
  9. Amtsblatt der Regierung zu Köln 1950, S. 375
  10. Amtsblatt der Regierung zu Köln 1954, S. 95
  11. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 300 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  12. a b Beiträge zur Statistik der Königl. Preussischen Rheinlande. 1829, S. 22, abgerufen am 11. November 2014.
  13. a b Gemeindelexikon für das Königreich Preußen 1885, S. 244
  14. a b c d e f g Michael Rademacher: Bergheim. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  15. Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1972
  16. Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1975
  17. Quelle: Jeweiliges Heft des Statistischen Landesamtes (LDS NRW), Mauerstr. 51, Düsseldorf, mit den Wahlergebnissen auf der Kreisebene.