Kreis Crossen (Oder) – Wikipedia

Das Kreisgebiet 1905

Der preußische Kreis Crossen (Oder), ursprünglich Kreis Crossen, bestand von 1816 bis 1945 in der Provinz Brandenburg. Namensgebend war Crossen (Oder), der Sitz des Landratsamts. Der Landkreis umfasste zuletzt auch die Städte Bobersberg und Sommerfeld (Nd. Lausitz) sowie 92 weitere Gemeinden und zwei Forst-Gutsbezirke. Das ehemalige Kreisgebiet liegt heute im Wesentlichen im Powiat Krośnieński in der polnischen Woiwodschaft Lebus.

Verwaltungsgeschichte

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1742 wurde der Krossener Kreis aus dem bisherigen schlesischen Herzogtum Crossen gebildet und der brandenburgischen Neumark eingegliedert.

1816 kam er in den neu gebildeten Regierungsbezirk Frankfurt der Provinz Brandenburg und trat seine Exklaven Baudach und Gablenz an den niederlausitzischen Kreis Sorau ab.[1]

Zum 30. September 1929 fand im Kreis Crossen (Oder) entsprechend der Entwicklung im übrigen Freistaat Preußen eine Gebietsreform statt, bei der nahezu alle Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.

Nach Kriegsende 1945 wurde das Kreisgebiet von der Sowjetunion unter die Verwaltung der Volksrepublik Polen gestellt. In der Folgezeit begann die allmähliche Zuwanderung von Polen. Die deutsche Bevölkerung wurde von den örtlichen polnischen Verwaltungsbehörden vertrieben.

Einwohnerentwicklung

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Jahr Einwohner Quelle
1750 21.161 [2]
1796 32.615 [3]
1816 29.894 [4]
1840 47.281 [5]
1871 60.527 [6]
1890 60.508 [7]
1900 59.407 [7]
1910 59.668 [7]
1925 60.699 [7]
1933 59.067 [7]
1939 59.158 [7]
Landrat in Crossen – Siegelmarke

Kommunalverfassung

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Der Kreis Crossen (Oder) gliederte sich in Städte, Landgemeinden sowie – bis zu deren nahezu vollständiger Auflösung im Jahre 1929 – Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab dem 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle preußischen Gemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 im Deutschen Reich eine einheitliche Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Diese waren zu Amtsbezirken zusammengefasst.

Schon früh durchzogen wichtige Eisenbahnlinien das Kreisgebiet. So wurde der Abschnitt Guben – Sommerfeld – Sagan der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft bereits 1846 eröffnet >121.0<.

Im Jahre 1870 folgte die Märkisch-Posener Eisenbahn-Gesellschaft mit ihren Strecken Guben – Crossen – Bentschen und Frankfurt – Topper – Bentschen >122.b+c<.

Die Breslau-Schweidnitz-Freiburger Eisenbahn-Gesellschaft schloss 1874 mit der Teilstrecke Küstrin – Grünberg die erste Epoche des Bahnbaus ab >122.0<, ohne dass innerhalb des Kreises Querverbindungen entstanden wären. Eine solche stellte erst 1913/14 die Preußische Staatsbahn zwischen Crossen und Sommerfeld her >122.d<. Dieser Bahnhof war schon Knotenpunkt geworden, als 1897 die Lausitzer Eisenbahn-Gesellschaft ihre Strecke nach Teuplitz – Muskau eröffnet hatte >154.d<.

Die Staatsbahnstrecke Topper – Meseritz wurde von der Preußischen Staatsbahn 1909 in Betrieb genommen.

Städte und Gemeinden

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  • Alt Rehfeld
  • Baudach
  • Berloge
  • Beutnitz
  • Bielow
  • Bindow
  • Birkendorf
  • Bobersberg, Stadt
  • Bothendorf
  • Brankow
  • Braschen
  • Briese
  • Briesnitz
  • Chrumow
  • Crossen/Oder, Stadt
  • Dachow
  • Daube
  • Deichow
  • Deutsch Nettkow
  • Deutsch Sagar
  • Dobersaul
  • Drehnow
  • Drewitz
  • Dubrow
  • Eichberg
  • Friedrichswalde
  • Fritschendorf
  • Gersdorf
  • Glembach
  • Göhren
  • Goskar
  • Grabkow
  • Griesel
  • Groß Blumberg
  • Grunow
  • Guhlow
  • Güntersberg
  • Heidenau
  • Hermswalde
  • Hundsbelle
  • Jähnsdorf
  • Kähmen
  • Klebow
  • Klein Blumberg
  • Kossar
  • Krämersborn
  • Kuckädel
  • Kunersdorf
  • Kunow
  • Kurtschow
  • Kuttel
  • Leitersdorf
  • Liebthal
  • Lippen
  • Lochwitz
  • Logau
  • Merzdorf
  • Merzwiese
  • Messow
  • Mühlow
  • Münchsdorf
  • Neu Rehfeld
  • Neuendorf
  • Neumühl
  • Pfeifferhahn
  • Plau
  • Pleiskehammer
  • Pollenzig
  • Pommerzig
  • Preichow
  • Radenickel
  • Rädnitz
  • Riesnitz
  • Rusdorf
  • Sarkow
  • Schegeln
  • Schmachtenhagen
  • Schönfeld
  • Seedorf
  • Siebenbeuthen
  • Skyren
  • Sommerfeld (Nd. Lausitz), Stadt
  • Straube
  • Tammendorf
  • Tamnitz
  • Thiemendorf
  • Topper
  • Tornow
  • Trebichow
  • Treppeln
  • Tschausdorf
  • Weißig
  • Wellmitz
  • Wendisch Sagar
  • Zettitz

Vor 1939 aufgelöste Gemeinden

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  • Alt Beutnitz und Neu Beutnitz, 1929 zur Gemeinde Beutnitz zusammengeschlossen
  • Evengrund, 1929 zu Pleiskehammer
  • Murzig, 1929 zu Kähmen

Namensänderungen

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Am 28. Juli 1934 erhielt die Stadt Sommerfeld die Zusatzbezeichnung „(Nd. Lausitz)“.

Die folgenden Namensänderungen gab es 1937:

  • Deutsch Nettkow → Straßburg (Oder)
  • Deutsch Sagar → Boberhöh
  • Dobersaul → Schönrode (Mark)
  • Dubrow → Eichenhagen
  • Skyren → Teichwalde
  • Wendisch Sagar → Bobertal
  • Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Band 3: Die Neumark Brandenburg enthaltend. Berlin 1809, S. 296–323.; Ortsregister für alle drei Bände, ebenda, Friedrich Maurer, Berlin 1809, S. 357–390.
  • Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. d. Oder. Aus amtlichen Quellen zusammengestellt. Gustav Harnecker, Frankfurt a. d. O. 1844, S. 47–63.
  • Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Nieder-Lausitz, Band 3, Adolph Müller, Brandenburg 1856, S. 734–756.
  • Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafenthum Nieder-Lausitz in ihrer Geschichte und in ihrem gegenwärtigen Bestande. Hrsg. W. Riehl und J. Scheu, Berlin 1861, S. 522–543.
  • Topographisch-statistisches Handbuch des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. O. Verlag von Gustav Harnecker u. Co., Frankfurt a. O. 1867, S. 50–58.
  • Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Teil II: Provinz Brandenburg, Berlin 1873, S. 178–185.
  • Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staates. 2. Auflage. Band 2, Berlin 1874, S. 101–102, Ziffer 10.
  • Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
Commons: Landkreis Crossen (Oder) – Sammlung von Bildern
  • Michael Rademacher: Landkreis Crossen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Deutsche Verwaltungsgeschichte 1871–1990, sehr detailliert
  • Der Landkreis Crossen Brandenburger Landschleicher
  • Landkreis Crossen Verwaltungsgeschichte und Landratsliste auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 16. Juli 2013.

Einzelnachweise

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  1. Amtsblatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Frankfurt a.d. Oder. Nr. 12, 1816, S. 105 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  2. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Band 3. Friedrich Maurer, Berlin 1809, Kap. Kreis Krossen, S. 296 ff. (Digitalisat).
  3. Georg Hassel: Statistischer Umriss der sämtlichen europäischen Staaten. Die statistische Ansicht und Specialstatistik von Mitteleuropa. Vieweg, Braunschweig 1805, S. 42 (Digitalisat).
  4. Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Frankfurt, S. 210 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  5. Topographisch-statistische Übersicht des Regierungsbezirks Frankfurt a. d. O., Harnecker, 1844, S. 30.
  6. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Brandenburg und ihre Bevölkerung 1871
  7. a b c d e f Michael Rademacher: Landkreis Crossen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.