Kryptojuden – Wikipedia

Als Kryptojuden werden gelegentlich Konvertiten (vom Judentum zu einer anderen Religion) und deren Nachkommen bezeichnet, die entgegen ihrer öffentlichen Religionszugehörigkeit sich weiterhin der alten Religion verbunden fühlen und im Geheimen jüdische Kultur und Religion praktizieren.

Das Wort ist abgeleitet von griechisch: κρυπτός, kryptós, „verborgen“. Der Begriff Kryptojudaismus wird in der religionswissenschaftlichen Literatur verwendet.

Erste kryptojüdische Gruppen entstanden im 8. Jahrhundert nach den Zwangsbekehrungen unter den Westgoten und im 12. Jahrhundert unter den Almohaden in Nordafrika und Spanien.

Die bekannteste Gruppe der Kryptojuden sind die Marranen, Juden und deren Nachkommen, die auf der iberischen Halbinsel unter Zwang zum Christentum übertraten. Nach dem Abschluss der Reconquista und dem Erlass des Alhambra-Edikts 1492 wurden zunächst in Spanien, anschließend in Portugal alle Juden vertrieben oder unter Zwang getauft. Ein Teil von ihnen hing weiterhin der alten Religion an, was die ganze Gruppe unter den Generalverdacht des Judaisierens (judaizar / judaisar) brachte. Daher kam es noch nach 1500 immer wieder zu Vertreibungen von Neu-Christen (Conversos), die sich aber als Christen nun auch in der neuen Welt niederlassen durften. Kryptojüdische Gemeinschaften bestehen bis heute in nördlichen Portugal zum Beispiel in Belmonte[1] und ebenfalls in Neumexiko oder Südamerika. Selbst wenn sich keine kryptojüdische Gemeinschaften feststellen lassen, haben sich ihre Gebräuche oft gehalten.[2][3]

Kryptojuden im islamischen Raum

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Für die Kryptojuden im islamischen Raum wird keine einheitliche Gruppenbezeichnung verwendet.[4] Im 19. Jahrhundert wurde in Maschhad (Persien) eine Gruppe zwangsbekehrter Juden unter dem Namen Jadid al-Islam („Neulinge im Islam“) bekannt.

Deutsch
  • Bernard Lewis: Die Juden in der islamischen Welt. Vom frühen Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. (= Beck’sche Reihe. 1572). Beck, München 2004, ISBN 3-406-51074-4.
Englisch
  • Miriam Bodian: Dying in the law of Moses. Crypto-Jewish martyrdom in the Iberian world. (= The modern Jewish experience). Indiana University Press, Bloomington IN 2007, ISBN 978-0-253-34861-6.
  • David Martin Gitlitz: Secrecy and Deceit. The Religion of the Crypto-Jews. Jewish Publication Society, Philadelphia PA 1996, ISBN 0-8276-0562-5. (Auch: University of New Mexico Press, Albuquerque NM 2002, ISBN 0-8263-2813-X, (Jewish Latin America)).
  • Janet Liebman Jacobs: Hidden Heritage. The Legacy of the Crypto-Jews. University of California Press, Berkeley CA u. a. 2002, ISBN 0-520-23346-8.
  • Renée Levine Melammed: Heretics or daughters of Israel? The crypto-Jewish women of Castile. Oxford University Press, New York NY u. a. 1999, ISBN 0-19-509580-4.

Einzelnachweise

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  1. Daniel Cil Brecher: Das Wunder von Belmonte – Die Wiederentdeckung der „geheimen Juden“ Portugals. (mp3-Audio; 40 MB; 43:53 Minuten) In: Deutschlandfunk-Sendung „Feature“. 21. November 2022, abgerufen am 21. November 2022.
  2. Dolores J. Sloan: The Sephardic Jews of Spain and Portugal. Survival of an imperiled culture in the fifteenth and sixteenth centuries. MacFarland, Jefferson (North Carolina) u. a. 2009.
  3. Amy Klein: Auf dem Heimweg: Immer mehr Menschen hispanischer Herkunft entdecken ihre jüdischen Wurzeln. In: Jüdische Allgemeine. 3. Dezember 2009, abgerufen am 21. November 2022.
  4. Maurus Reinkowski: Kryptojuden und Kryptochristen im Islam. In: Saeculum. 54, 2003, S. 13–37, urn:nbn:de:bsz:25-opus-18259 (frei zugänglich), doi:10.7788/saeculum.2003.54.1.13 .