La Damoiselle élue – Wikipedia
La Damoiselle élue (Die Erwählte, englisch: The Blessed Damozel), L. 62, ist eine weltliche Kantate von Claude Debussy. Er vertonte 1887 bis 1888 die französische Übersetzung eines Gedichts von Dante Gabriel Rossetti, „The Blessed Damozel“, und setzte die Musik für zwei Solistinnen, Frauenchor und Orchester. Die Uraufführung fand 1893 in Paris statt und war die erste öffentliche Aufführung eines Orchesterwerks von Debussy.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Claude Debussy interessierte sich für den Symbolismus und ließ sich später von einem Gedicht von Stéphane Mallarmé zu seinem Prélude à l’après-midi d’un faune (1894) inspirieren. Er las eine Anthologie englischer Gedichte in der Übersetzung von Gabriel Sarrazin, Poètes modernes d’Angleterre (1883), und entschloss sich, das Gedicht „The Blessed Damozel“ des Präraffaeliten Dante Gabriel Rossetti, der sowohl als Dichter wie als Maler arbeitete, zu vertonen.[1] Debussy hatte zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich Rossettis Gemälde zum gleichen Thema noch nicht gesehen, aber andere präraffaelitische Illustrationen, die ein neues Ideal weiblicher Schönheit zeigten.[1] Debussy vollendete die Kantate 1889.[1] In einem Brief an André Poniatowski vom 9. September 1892 schrieb er, dass er „ein kleines Oratorium mit einer mystischen, leicht heidnischen Note“ komponieren wollte („un petit oratorio dans une note mystique un peu païenne“).[2] Debussy widmete das Werk dem Komponisten Paul Dukas. Er sandte seine Partitur an die Académie des beaux-arts als Bewerbung um den Prix de Rome.[3]
La Damoiselle élue gehört in dieselbe Schaffensphase wie die Cinq poèmes de Charles Baudelaire, in der Debussy von der Musik Richard Wagners beeinflusst war. Später distanzierte er sich von diesem Einfluss, blieb jedoch der symbolistischen Literatur treu, als er seine Oper Pelléas et Mélisande schrieb.
La Damoiselle élue wurde in Paris von der société Nationale de Musique am 8. April 1893 uraufgeführt,[3] gesungen von Julia and Thérèse Robert, und geleitet von Jean Gabriel-Marie.[2][4] Es war das erste Werk Debussys mit Orchester, das öffentlich aufgeführt wurde.[1] Die Premiere war ein Erfolg, und der Musikkritiker Pierre Lalo schrieb in Le Temps dass die Schönheit und Zartheit so groß seien, dass alle Gewagtheiten glücklich machten („telles sont la grâce et la délicatesse de son goût que toutes ses audaces sont heureuses“).[5] Ein anderer Rezensent kritisierte dagegen das Werk als „sehr sinnlich und dekadent“ („très sensuelle et décadente“).[6]
Eine Fassung für Stimme und Klavier wurde 1892 veröffentlicht. Debussy revidierte die Instrumentierung 1902. Eine Aufführung dauert ungefähr zwanzig Minuten.[3]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Siglind Bruhn: Debussys Vokalmusik und ihre poetischen Evokationen. Waldkirch: Edition Gorz, 2018, S. 51–68. ISBN 978-3-938095-24-9. Online.
- Richard Langham: La Genèse de «La Damoiselle élue». In: Cahiers Debussy, 1980–1981, Nr. 4–5, ZDB-ID 432879-6.
Diskografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bidu Sayão und Rosalind Nadell, Philadelphia Orchestra, Eugene Ormandy, 1942 (Columbia).[7][8]
- Madeleine Gorge und Jacqueline Joly, Orchestre national de France, Désiré-Émile Inghelbrecht, 1950.[9]
- Jeanne Deroubaix und Suzanne Danco, WDR Rundfunkchor Köln, WDR Sinfonieorchester, Marcel Couraud, 1957.[10]
- Carol Smith und Victoria de los Ángeles, Boston Symphony Orchestra, Charles Munch, 1976 (RCA Victor).[11]
- Jocelyne Taillon und Barbara Hendricks, Orchestre de Paris, Daniel Barenboim, 1980 (Deutsche Grammophon).[12]
- Glenda Maurice und Ileana Cotrubas, Radio-Sinfonieorchester Stuttgart, Gary Bertini, 1982 (Orfeo).[13]
- Brigitte Balleys und Maria Ewing, London Symphony Orchestra, Claudio Abbado, 1987 (Deutsche Grammophon).[14]
- Paula Rasmussen und Dawn Upshaw, Los Angeles Philharmonic, Esa-Pekka Salonen, 1994 (Sony).[15]
- Sylvie Sullé und Mireille Delunsch, Orchestre national de Lille, Jean-Claude Casadesus, 1995 (Harmonia mundi).[16]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Partition chant et piano Bibliothèque nationale de France
- La Damoiselle élue La Revue Musicale, Band 3, Nr. 1, Januar 1903 PDF
- La Damoiselle élue Text
- La Damoiselle élue Discogs
- Debussy (L') Enfant Prodigue; (La) Damoiselle Elue Gramophone
- 'La damoiselle élue' WorldCat
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Caroline Rae, La Damoiselle élue, Claude Debussy (englisch), London Philharmonic Orchestra, 13. Juni 2016.
- ↑ a b Anne Penesco, Itinéraires de la musique française: théorie, pédagogie et création (französisch), Presses Universitaires de Lyon, 1996, S. 192.
- ↑ a b c La Damoiselle élue. FL 69 (französisch), Bibliothèque nationale de France
- ↑ La Damoiselle élue: Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project
- ↑ Ariane Charton, Debussy, Éditions Gallimard folio biographies, 2012.
- ↑ Eric Frederick Jensen, Debussy, Oxford University Press, 2014, (S. 158).
- ↑ Bidu Sayao - La Damoiselle Elue, Opera Arias ( des vom 27. September 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Arkivmusic
- ↑ OCLC 671658965
- ↑ 9408841 discogs
- ↑ 9408841 Claude Debussy, La damoiselle élue, L 62, Suzanne Danco, Jeanne Deroubaix, Frauen des Kölner Rundfunkchor, Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester, Marcel Couraud, 3.-6.07.1957 renegagnaux.ch
- ↑ OCLC 916463378
- ↑ OCLC 50085203
- ↑ OCLC 785894329
- ↑ OCLC 690137799
- ↑ 1014953 discogs
- ↑ Interview avec Mireille Delunsch / Diskografie (französisch) odb-opera.com