Laubenheimer-Bodenheimer Ried – Wikipedia

Koordinaten: 49° 56′ 59″ N, 8° 19′ 4″ O

Reliefkarte: Rheinland-Pfalz
marker
Laubenheimer-Bodenheimer Ried
Kleine Seen und Tümpel sind wichtige Lebensräume in der Auenlandschaft des Ried

Das Laubenheimer-Bodenheimer Ried ist ein rheinland-pfälzisches Naturschutzgebiet von heute etwa 180 Hektar Größe. Es liegt in der Nähe des Rheins, auf dem Gebiet der Stadt Mainz und des Landkreises Mainz-Bingen. Im Jahr 1982 wurden zunächst 71 Hektar als Naturschutzgebiet ausgewiesen. 1998 wurde das Gebiet mittels der Rechtsverordnung Erweiterung Laubenheimer-Bodenheimer Ried auf etwa 180 Hektar erweitert. Zur Bedeutung des Gebietes führt die Stadt Mainz aus: „Das Laubenheimer-Bodenheimer Ried unterliegt gleich mehreren Schutzkategorien, bis hin zum höchsten EU-Schutz als FFH-Gebiet. Sie unterstreichen den besonderen Wert und die Unersetzlichkeit für die hier lebenden Tier- und Pflanzenarten.“[1]

Gebietsbeschreibung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die seltene Sumpfwiesen-Schwertlilie (Iris spuria)

Das Laubenheimer-Bodenheimer Ried liegt in der Bodenheimer Aue im Oberrheinischen Tiefland bei Mainz. In ehemaligen Tongruben, verlandeten Flutrinnen des Rheins und auf landwirtschaftlich genutzten Flächen hat sich ein vielfältiges Mosaik auenspezifischer Lebensräume entwickelt.

„Die Unterschutzstellung richtete ihr Augenmerk besonders auf die reichhaltige und bedrohte Vogelwelt der Gewässer und Röhrichte. Gefährdete Arten wie Blaukehlchen, Eisvogel, Rohrsänger, Rohrweihe, Tüpfelsumpfhuhn und Zwergdommel sind auf diese Lebensräume angewiesen und finden sich teilweise landesweit nur noch im Oberrheingraben.“[2]

Von besonderer Bedeutung ist auch die floristische Ausstattung des Gebietes, mehr als 630 Gefäßpflanzenarten wurden festgestellt. In den Flutrinnen befinden sich sehr artenreiche Stromtalwiesen mit zahlreichen Besonderheiten wie Brenndolde (Cnidium dubium), Kantiger Lauch (Allium angulosum), Spießblättriges Helmkraut (Scutellaria hastifolia), Färber-Scharte (Serratula tinctoria) und Sumpf-Wolfsmilch (Euphorbia palustris). Das Auftreten zahlreicher Halophyten (Salzpflanzen), vor allem entlang von Wegrändern, ist einmalig in Rheinland-Pfalz.

Auf den Hochwasserdämmen wachsen Stromtal-Halbtrockenrasen mit Massenvorkommen der blaublühenden Sumpfwiesen-Schwertlilie (Iris spuria), die bundesweit nur in Rheinhessen zu finden ist und hier ihr bedeutendstes Vorkommen hat.[3]

Teilbereich von 1982: Erhaltung der Feuchtwiesen und Röhricht- sowie Wiesenflächen, der Halbtrockenrasen, der Dämme und höherliegenden Geländeteile, der Teiche und Gräben als bedeutsame Standorte bedrohter und seltener Pflanzenarten und Pflanzengesellschaften; Erhaltung der an diese Lebensräume gebundenen Tierarten, insbesondere von Tieren, die sich nicht der ständigen Störung durch den Menschen anpassen können.[4]

Erweiterung von 1998: Schutzzweck ist die Erhaltung und Wiederherstellung der auentypischen Geländeoberfläche und wechselfeuchter Standortverhältnisse, die Erhaltung und Entwicklung von Extensivgrünland auf nassen bis trockenen, wechselfeuchten und zeitweise überschwemmten Standorten insbesondere von Stromtal-, Nass- und Feuchtwiesen, außerdem von naturnahen Fließrinnen und Kleingewässern sowie von einzelnen Sukzessions- und Extensivackerflächen.[5]

Besondere Attraktionen für Besucher sind die hier regelmäßig brütenden Weißstörche, die ihre zahlreichen Nester auf einer Stromtrasse bauen, die durch das Gebiet führt.[6]

  • A. Bitz, H.-J. Dechent: Die Bodenheimer Aue zwischen Mainz-Laubenheim und Nackenheim (Rheinland-Pfalz). Geschichte, Pflanzen- und Tierwelt einer gefährdeten Landschaft. (= Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz. Beiheft 14). 1994, DNB 945001738.
  • R. Kremer, C. Renker: Einblicke in die Molluskenfauna des NSG „Laubenheimer-Bodenheimer Ried“ bei Mainz (Mollusca: Gastropoda & Bivalvia). In: Mainzer naturwissenschaftliches Archiv. Band 51, 2014, S. 237–258.
  • S. Liepelt, R. Suck: Artenschutzprojekt Stromtalwiesen in Rheinland-Pfalz. Im Auftrag des Landesamts für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz, Oppenheim 1987. (212 Seiten)
  • S. Liepelt, R. Suck: Die Stromtalwiesen und ihre charakteristischen Arten in Rheinland-Pfalz – ein Schutz- und Pflegekonzept. In: Beiträge Landespflege Rheinland-Pfalz. Band 12, 1989, S. 77–175.
  • A. Oesau: Moose des Naturschutzgebietes „Laubenheimer-Bodenheimer Ried“ bei Mainz (Rheinland-Pfalz). In: Mainzer naturwissenschaftliches Archiv. Band 51, 2014, S. 221–230.
  • L. Simon: Chirocephalus daphanus Prevost – aktueller Wiederfund für Deutschland (Brachiopoda: Anostraca). In: Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz. Band 5, Nr. 1, 1988, S. 32–35.
Commons: Laubenheimer-Bodenheimer Ried – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Landeshauptstadt Mainz: Laubenheimer-Bodenheimer Ried, abgerufen am 4. April 2018.
  2. Landeshauptstadt Mainz: Laubenheimer-Bodenheimer Ried, abgerufen am 4. April 2018.
  3. Rheinland-Pfalz: Steckbrief zum FFH-Gebiet 6015-301 – NSG Laubenheimer-Bodenheimer Ried, abgerufen am 4. April 2018
  4. Rechtsverordnung über das Naturschutzgebiet „Laubenheimer-Bodenheimer Ried“ Stadt Mainz, Landkreis Mainz-Bingen Vom 29. Januar 1982 abgerufen am 4. April 2018
  5. Rechtsverordnung über das Naturschutzgebiet „Erweiterung Laubenheimer-Bodenheimer Ried“, Stadt Mainz und Landkreis Mainz-Bingen vom 17. Juni 1998 abgerufen am 4. April 2018
  6. Störche im Laubenheimer Ried (Memento des Originals vom 5. April 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.laubenheimer-stoerche.de, abgerufen am 19. April 2018